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Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! | Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! | ||
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Es war getan fast eh’ gedacht; | Es war getan fast eh’ gedacht; | ||
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Der Abend wiegte schon die Erde | Der Abend wiegte schon die Erde | ||
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Und an den Bergen hing die Nacht: | Und an den Bergen hing die Nacht: | ||
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Schon stand im Nebelkleid die Eiche, 5 | Schon stand im Nebelkleid die Eiche, 5 | ||
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Ein aufgetürmter Riese, da, | Ein aufgetürmter Riese, da, | ||
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Wo Finsternis aus dem Gesträuche | Wo Finsternis aus dem Gesträuche | ||
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Mit hundert schwarzen Augen sah. | Mit hundert schwarzen Augen sah. | ||
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Der Mond von einem Wolkenhügel | Der Mond von einem Wolkenhügel | ||
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Sah kläglich aus dem Duft hervor, 10 | Sah kläglich aus dem Duft hervor, 10 | ||
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Die Winde schwangen leise Flügel, | Die Winde schwangen leise Flügel, | ||
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Umsausten schauerlich mein Ohr; | Umsausten schauerlich mein Ohr; | ||
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Die Nacht schuf tausend Ungeheuer; | Die Nacht schuf tausend Ungeheuer; | ||
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Doch frisch und fröhlich war mein Mut: | Doch frisch und fröhlich war mein Mut: | ||
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In meinen Adern, welches Feuer! 15 | In meinen Adern, welches Feuer! 15 | ||
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In meinem Herzen, welche Glut! | In meinem Herzen, welche Glut! | ||
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Dich sah ich, und die milde Freude | Dich sah ich, und die milde Freude | ||
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Floss von dem süßen Blick auf mich; | Floss von dem süßen Blick auf mich; | ||
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Ganz war mein Herz an deiner Seite | Ganz war mein Herz an deiner Seite | ||
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Und jeder Atemzug für dich. 20 | Und jeder Atemzug für dich. 20 | ||
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Ein rosenfarbnes Frühlingswetter | Ein rosenfarbnes Frühlingswetter | ||
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Umgab das liebliche Gesicht, | Umgab das liebliche Gesicht, | ||
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Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! | Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! | ||
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Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht! | Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht! | ||
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Doch ach! schon mit der Morgensonne 25 | Doch ach! schon mit der Morgensonne 25 | ||
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Verengt der Abschied mir das Herz: | Verengt der Abschied mir das Herz: | ||
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In deinen Küssen, welche Wonne! | In deinen Küssen, welche Wonne! | ||
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In deinem Auge, welcher Schmerz! | In deinem Auge, welcher Schmerz! | ||
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Ich ging, du standst und sahst zur Erden | Ich ging, du standst und sahst zur Erden | ||
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Und sahst mir nach mit nassem Blick: 30 | Und sahst mir nach mit nassem Blick: 30 | ||
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Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! | Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! | ||
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Und lieben, Götter, welch ein Glück! | Und lieben, Götter, welch ein Glück! |
Version vom 30. April 2018, 15:26 Uhr
Goethe: Willkommen und Abschied (1771)
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh’ gedacht;
Der Abend wiegte schon die Erde
Und an den Bergen hing die Nacht:
Schon stand im Nebelkleid die Eiche, 5
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor, 10
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern, welches Feuer! 15
In meinem Herzen, welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floss von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich. 20
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!
Doch ach! schon mit der Morgensonne 25
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen, welche Wonne!
In deinem Auge, welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden
Und sahst mir nach mit nassem Blick: 30
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!