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+ | - Erschaffung einer Scheinwelt, Flucht vor Realität, subjektive Realität | ||
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+ | Schöne Junitage von Detlev von Liliencron, 1892 | ||
+ | Mitternacht, die Gärten lauschen, | ||
+ | Flüsterwort und Liebeskuß, | ||
+ | Bis der letzte Klang verklungen, | ||
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+ | Flußüberwärts singt eine Nachtigall. | ||
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+ | Sonnenweiße Stromesflut, | ||
+ | Sonnenstiller Morgenfriede, | ||
+ | Der auf Baum und Beeten ruht – | ||
+ | Flußüberwärts singt eine Nachtigall. | ||
+ | Straßentreiben, fern, verworren, | ||
+ | Reicher Mann und Bettelkind, | ||
+ | Myrtenkränze, Leichenzüge, | ||
+ | Tausendfältig Leben rinnt – | ||
+ | Flußüberwärts singt eine Nachtigall. | ||
+ | Langsam graut der Abend nieder, | ||
+ | Milde wird die harte Welt, | ||
+ | Und das Herz macht seinen Frieden, | ||
+ | Und zum Kinde wird der Held – | ||
+ | Flußüberwärts singt eine Nachtigall. | ||
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Version vom 22. März 2016, 15:16 Uhr
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Naturlyrik der Jahrhundertwende (1890 – 1940)
Symbolismus (1860 – 1925)
Gegenbewegung zum Naturalismus. Absolute Ablehnung antinaturalistischer Ideen
Hauptgattung
Lyrik
Wesentliche Merkmale
L’art pour l’art (Kunst um der Kunst Willen), Poesie Pur Keine belehrenden Tendenzen (Lösung der Literatur aus zweckrationalen Zusammenhängen) Dinggedicht (Rilke): poetische, distanzierte und unpersönliche Darstellung eines Gegenstands, der symbolisch erhöht wird Eine ästhetische oder mystische Kunstwelt Endzeitstimmung, Todesstimmung, Bohemien etc.
Besonderheiten
Bildbrüche (Katachresen), Verfremdung, Lautmalerei, Kleinschreibung, Chiffren Betonung der sprachlichen Mittel Reim, Satz-Rhythmus, Satz-Melodie (Synästhesie), sprachkünstlerische Durchgestaltung des (lyrischen) Textes Ineinanderfließen und Überlagerung von Metaphern zur Konzentration der wesentlichen Aussage im Wort
Hauptvertreter
Stefan George: Algabal Karl Gustav Vollmoeller : Catherina, Gräfin von Armagnac Hugo von Hoffmannsthal: Der Tor und der Tod Rainer Maria Rilke
Impressionismus 1890 – 1910
Prägendes Geschehen
Urbanisierung, Bevölkerungswachstum
Autoren
Stefan George Stefan Zweig Rainer Maria Rilke Detlev von Liliencron
Merkmale/Begriffe
- „Augenblickskunst“ - Impressionen einfangen, möglichst genaue Erfassung eines Sinneseindrucks - Vergängliche Momentaufnahme - Subjektive Wiedergabe, Schilderung der eigenen Wahrnehmung, weniger Realität - Seelische Stimmungen, flüchtige Augenblicke - Erschaffung einer Scheinwelt, Flucht vor Realität, subjektive Realität - Onomatopoesie - Verzicht auf Reim und durchgängiges Metrum
Beispiel
Schöne Junitage von Detlev von Liliencron, 1892
Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuß, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muß –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten, Sonnenweiße Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren, Reicher Mann und Bettelkind, Myrtenkränze, Leichenzüge, Tausendfältig Leben rinnt –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder, Milde wird die harte Welt, Und das Herz macht seinen Frieden, Und zum Kinde wird der Held –
Flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Expressionismus
Wesentliche Merkmale
- die Natur erscheint in einem negativen Zusammenhang (bedrohlich, zerstörerisch), oder zumindest desillusionierend-realistisch - die Natur wird teils als von der Industrialisierung vergewaltigt dargestellt - an die Stelle der Natur rückt die Stadt (Großstadtproblematik, Ich-Zerfall durch Leben in Großstädten, sozialkritische Arbeiterdichtung) - Verlust des Individuums in der Umwelt
Besonderheiten
- Apokalyptik - Groteske
Beispiele
1. Alfred Lichtenstein (1889 - 1914): Angst
siehe: http://gedichte.xbib.de/Lichtenstein_gedicht_Angst.htm
2. Jakob van Hoddis (1887 - 1942): Weltende
siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weltende_(Jakob_van_Hoddis)
3. Franz Werfel (1890 - 1945): Sterben im Walde
siehe: http://gedichte.xbib.de/Werfel%2C+Franz_gedicht_0016.+Sterben+im+Walde.htm