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Der darauffolgende Vers „Und sehe, dass wir nichts wissen können!“ (V.364) ist eine Feststellung die den Wendepunkt seines Monologs darstellt. Das Pronomen „wir“ (ebd) steht hierbei für die ganze Menschheit und das Verb „können“ (ebd) für die nicht vorhandene Fähigkeit alles im Universum zu wissen. Die Gewissheit, dass der Mensch nicht alles wissen kann, entsetzt Faust, was man am Ausrufezeichen am Ende des Verses erkennen kann. Außerdem bezeichnet er das Wissen, beispielsweise aus dem Bereich der Medizin als „nichts“ (ebd), sodass in seinen Augen das wahrhaft Wichtige das, „[…] was die Welt/Im Innersten zusammenhält“ (V.382f.). Dass ihm das unbekannt ist und immer bleiben wird, „Das will [ihm] schier das Herz verbrennen“ (V.365). | Der darauffolgende Vers „Und sehe, dass wir nichts wissen können!“ (V.364) ist eine Feststellung die den Wendepunkt seines Monologs darstellt. Das Pronomen „wir“ (ebd) steht hierbei für die ganze Menschheit und das Verb „können“ (ebd) für die nicht vorhandene Fähigkeit alles im Universum zu wissen. Die Gewissheit, dass der Mensch nicht alles wissen kann, entsetzt Faust, was man am Ausrufezeichen am Ende des Verses erkennen kann. Außerdem bezeichnet er das Wissen, beispielsweise aus dem Bereich der Medizin als „nichts“ (ebd), sodass in seinen Augen das wahrhaft Wichtige das, „[…] was die Welt/Im Innersten zusammenhält“ (V.382f.). Dass ihm das unbekannt ist und immer bleiben wird, „Das will [ihm] schier das Herz verbrennen“ (V.365). | ||
Faust sieht in sich selbst einen sehr schlauen, wenn nicht sogar den schlausten Menschen der Erde. Das verdeutlichen die folgenden Verse: „Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen, /Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen“ (V.366f), wobei er die Mehrheit der Menschen als Narren bezeichnet, weil er nichts von ihnen hält. Zudem stellt er sich nicht nur über die Leute aus der Wissenschaft, sondern auch über die aus der Religion, zum Beispiel Pastore. Doch „Dafür ist [ihm] auch alle Freud entrissen“ (V.370) bedeutet, dass er sich daran nicht erfreuen kann, da er erst glücklich ist, wenn er alles weiß. | Faust sieht in sich selbst einen sehr schlauen, wenn nicht sogar den schlausten Menschen der Erde. Das verdeutlichen die folgenden Verse: „Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen, /Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen“ (V.366f), wobei er die Mehrheit der Menschen als Narren bezeichnet, weil er nichts von ihnen hält. Zudem stellt er sich nicht nur über die Leute aus der Wissenschaft, sondern auch über die aus der Religion, zum Beispiel Pastore. Doch „Dafür ist [ihm] auch alle Freud entrissen“ (V.370) bedeutet, dass er sich daran nicht erfreuen kann, da er erst glücklich ist, wenn er alles weiß. | ||
− | + | Außerdem wird eine Andeutung für den weiteren Verlauf der Tragödie gemacht, im Vers „Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-“ (V.369), untermauert mit dem Gedankenstrich, der ein Hinweis darauf ist, dass „der Teufel“ (ebd) Mephistopheles vom Anfang des Dramas noch eine Rolle spielen wird. Diese Andeutung baut eine gewisse Spannung auf und verrät, dass die Textstelle noch wichtig für die weitere Handlung sein wird. | |
Im Folgenden sagt Faust „Bilde mir nicht ein was Rechtes zu wissen, / Bilde mir nicht ein ich könnte was lehren“ (V.371f.). Er hat somit festgestellt, dass es keinen Weg mehr gibt sein Ziel zu erreichen und dass er sich nichts mehr vormachen kann. Dies wird verstärkt in Form einer Anapher, wobei er „Bilde mir nicht ein […]“ (ebd) wiederholt, als würde er versuchen sich selbst einreden aufzugeben. Zudem stellt er auch fest, dass er dieses Wissen niemals weitergeben wird, um „Die Menschen zu bessern und zu bekehren“ (V.373). Dass der Mensch nicht die Fähigkeit hat, alles Erdenkliche im Universum zu wissen sieht Faust als fehlerhafte Eigenschaft an, die behoben oder verbessert werden muss. Davon hatte er sich neben seiner Befriedigung „[…] Gut und Geld“ (V.374) und „[…] Ehr und Herrlichkeit der Welt“ (V. 375) versprochen, wobei ihm alles Wissen des Universums weitaus wichtiger ist. Da er aber noch nicht einmal Gut, Geld, Ehre und Herrlichkeit der Welt hat (vgl. ebd) erfasst er einen Entschluss: „Es möchte kein Hund so länger leben!“ (V.376). Die durch das Ausrufezeichen verdeutlichte Entschlossenheit zeigt, dass er so nicht mehr leben will. Hinter seinem Vergleich mit einem Hund, steckt unter anderem seine Empörung über die nicht vorhandene Anerkennung, aber vor allem auch die niedrige Position eines Tieres, mit dem er sich identifizieren kann und dessen kaum vorhandene Chance Wissen erlangen zu können. | Im Folgenden sagt Faust „Bilde mir nicht ein was Rechtes zu wissen, / Bilde mir nicht ein ich könnte was lehren“ (V.371f.). Er hat somit festgestellt, dass es keinen Weg mehr gibt sein Ziel zu erreichen und dass er sich nichts mehr vormachen kann. Dies wird verstärkt in Form einer Anapher, wobei er „Bilde mir nicht ein […]“ (ebd) wiederholt, als würde er versuchen sich selbst einreden aufzugeben. Zudem stellt er auch fest, dass er dieses Wissen niemals weitergeben wird, um „Die Menschen zu bessern und zu bekehren“ (V.373). Dass der Mensch nicht die Fähigkeit hat, alles Erdenkliche im Universum zu wissen sieht Faust als fehlerhafte Eigenschaft an, die behoben oder verbessert werden muss. Davon hatte er sich neben seiner Befriedigung „[…] Gut und Geld“ (V.374) und „[…] Ehr und Herrlichkeit der Welt“ (V. 375) versprochen, wobei ihm alles Wissen des Universums weitaus wichtiger ist. Da er aber noch nicht einmal Gut, Geld, Ehre und Herrlichkeit der Welt hat (vgl. ebd) erfasst er einen Entschluss: „Es möchte kein Hund so länger leben!“ (V.376). Die durch das Ausrufezeichen verdeutlichte Entschlossenheit zeigt, dass er so nicht mehr leben will. Hinter seinem Vergleich mit einem Hund, steckt unter anderem seine Empörung über die nicht vorhandene Anerkennung, aber vor allem auch die niedrige Position eines Tieres, mit dem er sich identifizieren kann und dessen kaum vorhandene Chance Wissen erlangen zu können. | ||
Im letzten Teil des Textauszugs sagt Faust, dass er sich der Magie ergeben hat (vgl. V.377), was er als eine Art Notlösung ansieht. Wenn man sich ansieht, was er in der Vergangenheit studiert hat, zum Beispiel „[…] Juristerei […]“ (V.355) erkennt man, dass er ein Anhänger und Vertreter der Wissenschaft ist und dass er so verzweifelt ist, dass er sie aufgibt und alle seine Hoffnung auf die Notlösung Magie setzt. Unterstützt wird dies durch den weiteren Ausdruck der Verzweiflung „[…] sau[rer] Schweiß“ aus den Versen „Dass ich nicht mehr, mit sauerm Schweiß, / Zu sagen brauch was ich nicht weiß“ (V.380f.). Zudem wird hier wieder deutlich, dass er der Meinung ist, dass er nichts weiß und dass das Alles viel wichtiger ist. | Im letzten Teil des Textauszugs sagt Faust, dass er sich der Magie ergeben hat (vgl. V.377), was er als eine Art Notlösung ansieht. Wenn man sich ansieht, was er in der Vergangenheit studiert hat, zum Beispiel „[…] Juristerei […]“ (V.355) erkennt man, dass er ein Anhänger und Vertreter der Wissenschaft ist und dass er so verzweifelt ist, dass er sie aufgibt und alle seine Hoffnung auf die Notlösung Magie setzt. Unterstützt wird dies durch den weiteren Ausdruck der Verzweiflung „[…] sau[rer] Schweiß“ aus den Versen „Dass ich nicht mehr, mit sauerm Schweiß, / Zu sagen brauch was ich nicht weiß“ (V.380f.). Zudem wird hier wieder deutlich, dass er der Meinung ist, dass er nichts weiß und dass das Alles viel wichtiger ist. |
Version vom 2. Januar 2019, 12:31 Uhr
1.0 Faust
1.1 Faustmonolog 1.2 Gretchens Stube
2.0 Woyzeck
2.1 Inhaltsgabe Woyzeck 2.2 Parallelen zwischen Woyzeck und dem Hessischen Landboten 2.3 Hessischer Landbote 2.4 Brief Büchners an die Eltern 2.5 Vergleich Woyzeck und Innstetten
Inhaltsverzeichnis |
1.1 Faustmonolog
Johann Wolfgang Goethes Tragödie „Faust“, über mehrere Epochen hinweg geschrieben und erschienen im Jahr 1808, thematisiert den Durst eines Menschen nach Wissen über das Übersinnliche und den Sinn des Lebens.
Der Teufel Mephistopheles und Gott schließen eine Wette ab, bei der Mephistopheles Heinrich Faust zum Bösen bekehren muss. Dieser sagt am Anfang der vorliegenden Szene, genannt den Faustmonolog, dass er Medizin, Juristerei, Philosophie und Theologie studiert hat, akademische Titel besitzt und Professor ist. Zudem stellt er fest, dass er trotz seines angereicherten Wissens unzufrieden ist, weil er mehr wissen will, nämlich was die Welt im Innersten zusammenhält. Diese Frustration ist das Fundament der darauffolgenden Handlung. Mephistopheles erscheint und ist bereit ihm zu helfen. Daraufhin verliebt sich Faust in das junge Mädchen Magarete, genannt Gretchen und erobert sie mit Hilfe von Mephisto für sich. Für eine Nacht zu zweit gibt Gretchen ihrer Mutter einen Schlaftrank, der jedoch tödlich für sie endet. Nach einem Duell tötet Faust Gretchens Bruder und flieht zusammen mit Mephisto, der Faust Gretchens Schwangerschaft verheimlicht. Faust hat eine Eingebung, dass Gretchen in Gefahr ist und kehrt zurück um sie zu retten. Gretchen sitzt wegen Mordes an ihrem eigenen Kind im Kerker und will aus Schuldgefühlen nicht mit ihm fliehen. Schlussendlich geht Gretchen mit Gott und Faust bleibt, sodass Gott die anfängliche Wette gewonnen hat.
Es ist Nacht und Faust befindet sich am Anfang des Faustmonologs in einem Zimmer. Die Szene wird mit der Interjektion „ach!“ (V. 354) eingeleitet, die im Zusammenhang mit den darauffolgenden Versen als Ausdruck der Unzufriedenheit interpretiert werden kann. Zudem steht sie im Gegensatz mit den Versen „Habe nun ach! Philosophie, / Juristerei und Medizin, /Und leider auch Theologie [studiert]!“ (V. 354f.) die verraten, dass er mehr als nur viel studiert hat. Denn im 16. Jahrhundert, während der Entstehungszeit von „Faust“ war es üblich, dass Fakultäten vier Studiengänge angeboten haben: Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie. Menschen wir Faust, die alles gelernt haben waren die höchst möglichen Gebildeten. Der Vers „Und leider auch Theologie!“ (ebd) verrät, dass er bei der Wissenschaft Theologie gehofft hat, dass er mehr über das Übersinnliche, über das, „[…] was die Welt/Im Innersten zusammenhält“ (V.382f.) erfährt. Dass sein Wunsch seinem Ziel durch die Wissenschaft des Glaubens und der Religion ein paar Antworten auf seine Fragen zu kriegen, nicht in Erfüllung geht, macht das Adverb „leider“(ebd) deutlich. Die Größe seiner Begierde wird im Vers „Durchaus studiert mit heißem Bemühn“ (V.357) deutlich, da die Synästhesie „heißes Bemühn“ (ebd) zeigt, dass Faust sich nicht nur geistlich, sondern auch körperlich, also mit allem was er hat, mit dem neuen Wissen beschäftigt hat. Das verdeutlicht, das sich Fausts Leben nur um die Begierde nach neuem Wissen dreht. Im Kontrast zu diesem Aspekt, steht der nächste Vers „Da steh ich nun, ich armer Tor!“ (V.358), da er trotz seines bereits erlangtem Wissen unzufrieden ist und sich als „Tor“ (ebd) bezeichnet. Dieser Gegensatz hebt seine Frustration hervor und deutet an, was ihm sein bisheriges Wissen bedeutet. Die Anapher „Heiße Magister, heiße Doktor gar“ (V.360) wirkt als Verstärkung seines bereits erlangten Wissens und seiner Intelligenz und „Und ziehe schon an die zehen Jahr, /Herauf, herab und quer und krumm, / Meine Schüler an der Nase herum“ (V.361f.) zeigt, dass er sein Wissen weitergeben möchte.
Der darauffolgende Vers „Und sehe, dass wir nichts wissen können!“ (V.364) ist eine Feststellung die den Wendepunkt seines Monologs darstellt. Das Pronomen „wir“ (ebd) steht hierbei für die ganze Menschheit und das Verb „können“ (ebd) für die nicht vorhandene Fähigkeit alles im Universum zu wissen. Die Gewissheit, dass der Mensch nicht alles wissen kann, entsetzt Faust, was man am Ausrufezeichen am Ende des Verses erkennen kann. Außerdem bezeichnet er das Wissen, beispielsweise aus dem Bereich der Medizin als „nichts“ (ebd), sodass in seinen Augen das wahrhaft Wichtige das, „[…] was die Welt/Im Innersten zusammenhält“ (V.382f.). Dass ihm das unbekannt ist und immer bleiben wird, „Das will [ihm] schier das Herz verbrennen“ (V.365). Faust sieht in sich selbst einen sehr schlauen, wenn nicht sogar den schlausten Menschen der Erde. Das verdeutlichen die folgenden Verse: „Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen, /Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen“ (V.366f), wobei er die Mehrheit der Menschen als Narren bezeichnet, weil er nichts von ihnen hält. Zudem stellt er sich nicht nur über die Leute aus der Wissenschaft, sondern auch über die aus der Religion, zum Beispiel Pastore. Doch „Dafür ist [ihm] auch alle Freud entrissen“ (V.370) bedeutet, dass er sich daran nicht erfreuen kann, da er erst glücklich ist, wenn er alles weiß. Außerdem wird eine Andeutung für den weiteren Verlauf der Tragödie gemacht, im Vers „Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel-“ (V.369), untermauert mit dem Gedankenstrich, der ein Hinweis darauf ist, dass „der Teufel“ (ebd) Mephistopheles vom Anfang des Dramas noch eine Rolle spielen wird. Diese Andeutung baut eine gewisse Spannung auf und verrät, dass die Textstelle noch wichtig für die weitere Handlung sein wird. Im Folgenden sagt Faust „Bilde mir nicht ein was Rechtes zu wissen, / Bilde mir nicht ein ich könnte was lehren“ (V.371f.). Er hat somit festgestellt, dass es keinen Weg mehr gibt sein Ziel zu erreichen und dass er sich nichts mehr vormachen kann. Dies wird verstärkt in Form einer Anapher, wobei er „Bilde mir nicht ein […]“ (ebd) wiederholt, als würde er versuchen sich selbst einreden aufzugeben. Zudem stellt er auch fest, dass er dieses Wissen niemals weitergeben wird, um „Die Menschen zu bessern und zu bekehren“ (V.373). Dass der Mensch nicht die Fähigkeit hat, alles Erdenkliche im Universum zu wissen sieht Faust als fehlerhafte Eigenschaft an, die behoben oder verbessert werden muss. Davon hatte er sich neben seiner Befriedigung „[…] Gut und Geld“ (V.374) und „[…] Ehr und Herrlichkeit der Welt“ (V. 375) versprochen, wobei ihm alles Wissen des Universums weitaus wichtiger ist. Da er aber noch nicht einmal Gut, Geld, Ehre und Herrlichkeit der Welt hat (vgl. ebd) erfasst er einen Entschluss: „Es möchte kein Hund so länger leben!“ (V.376). Die durch das Ausrufezeichen verdeutlichte Entschlossenheit zeigt, dass er so nicht mehr leben will. Hinter seinem Vergleich mit einem Hund, steckt unter anderem seine Empörung über die nicht vorhandene Anerkennung, aber vor allem auch die niedrige Position eines Tieres, mit dem er sich identifizieren kann und dessen kaum vorhandene Chance Wissen erlangen zu können. Im letzten Teil des Textauszugs sagt Faust, dass er sich der Magie ergeben hat (vgl. V.377), was er als eine Art Notlösung ansieht. Wenn man sich ansieht, was er in der Vergangenheit studiert hat, zum Beispiel „[…] Juristerei […]“ (V.355) erkennt man, dass er ein Anhänger und Vertreter der Wissenschaft ist und dass er so verzweifelt ist, dass er sie aufgibt und alle seine Hoffnung auf die Notlösung Magie setzt. Unterstützt wird dies durch den weiteren Ausdruck der Verzweiflung „[…] sau[rer] Schweiß“ aus den Versen „Dass ich nicht mehr, mit sauerm Schweiß, / Zu sagen brauch was ich nicht weiß“ (V.380f.). Zudem wird hier wieder deutlich, dass er der Meinung ist, dass er nichts weiß und dass das Alles viel wichtiger ist. „Dass ich erkenne was die Welt/ Im Innersten zusammenhält“ (V.382f.) ist eine klare Formulierung seines Ziels, die als Andeutung für den Sinn des Lebens interpretiert werden kann. Genauer erläutert er das jedoch in „Schau alle Wirkenskraft und Samen“ (V.384). Damit meint er was die Welt und alle ihre Lebewesen antreibt das zu tun, was sie tun. Zusammen mit dem letzten sind beide Verse wie eine Aufforderung, erkennbar an dem Verb „schauen“ (vgl. V.384), die sich Faust vorstellt. Er träumt davon, wie er sein Ziel erreicht hat, nämlich an sein Wissen zu erlangen und davon dass seine lebenslange Suche und das damit verbundene Leid ein Ende hat. Die allgemeine Frustration und Verzweiflung die sich durch den ganzen Textausschnitt zieht, spiegelt sich auch in einigen anderen Aspekten wider. Der in altdeutsch verfasste Textauszug wechselt ohne Regelmäßigkeit zwischen verschiedenen Versformen, Rhythmen und Metren in Kombination mit einigen Knittelversen, was für den verwirrten Faust steht.
Schlussendlich ist zu sagen, dass Fausts Begierde nach allem Wissen des Universums sehr groß ist. Außerdem wird das, durch sein Entsetzen bei der Feststellung der Unmöglichkeit seines Ziels deutlich. Da er das aber nicht akzeptieren kann gibt er die Wissenschaft auf und gibt sich der Magie hin.
1.2 Gretchens Stube
Die 1808 veröffentliche Tragödie „Faust“, geschrieben in mehreren Epochen, wie der Klassik, von Johann Wolfgang Goethe, thematisiert den Wunsch alles über den Sinn des Lebens und das Universum wissen zu wollen.
Der Teufel Mephistopheles und Gott schließen eine Wette ab, bei der Mephistopheles wettet er könne den Professor Heinrich Faust zum Bösen bekennen. Dieser ist ein Mensch mit Durst nach Wissen, der kurz darauf Mephistopheles Hilfe annimmt um dem Wissen über das Leben näher zu kommen. Faust begegnet Gretchen in die er sich verliebt. In der vorliegenden Szene „Gretchens Stube“ gibt Gretchen zu, dass sie sich auch in Faust verliebt hat und sich sorgt, weil sie erst vierzehn Jahre alt ist und Faust trotz eines Tranks der ihn jünger machte viel älter ist als sie. Trotzdem möchte sie mit ihm zusammen sein. Dieser Textauszug ist der Schlüssel für die folgende Handlung des Dramas, da Gretchen sich ihrer Liebe zu ihm und ihrer Konsequenzen bewusst wird und sich im Folgenden auf ihn einlässt. Für eine Nacht zu zweit gibt Gretchen ihrer Mutter einen Schlaftrank, der jedoch tödlich für sie endet. Außerdem wird nach einem Duell Gretchens Bruder von Faust getötet, woraufhin Faust und Mephistopheles fliehen müssen. Auf dem Blocksberg hat Faust jedoch die Eingebung, dass Gretchen in Gefahr ist und kehrt zu ihr zurück. Er findet sie in einem Kerker vor, in dem sie auf ihre Todesstrafe wartet, weil sie ihr gemeinsames Kind umgebracht hat. Aus Schuldgefühlen weigert sie sich mit Faust zu fliehen und wird von Gott erlöst, sodass Gott die anfängliche Wette gewonnen hat und Faust gerettet ist. Die Szene „Gretchens Stube“ (V. 3375-V.3413) besteht aus zehn Strophen und einem Refrain mit jeweils vier Versen. Sie beginnt mit dem immer wiederkehrendem Refrain, und dem ersten Vers: „Meine Ruh ist hin“ (V.3374). Das Nomen „Ruh“ (ebd) ist hierbei ein Synonym für die Unschuld des vierzehnjährigen Kindes Gretchen. Der Grund dafür, dass ihre ruhige, unschuldige Kindheit nun vorbei ist, verrät das Symbol „Herz“ (V.3375) aus dem zweiten Vers: „Mein Herz ist schwer;“ (V.3375), der wiederrum eine Metapher ist. Das Herz steht charakteristisch für die Liebe und als Ort für die Gefühle eines Menschen. Gretchens Herz ist „schwer“ (ebd), weil es Liebe in sich trägt und die Liebe normalerweise das größte und somit auch schwerste Gefühl ist, das ein Mensch empfinden kann. Durch die Liebe hat sie also ihre Unschuld, die auch für ihre Kindheit steht, verloren und „[…] finde[t] sie nimmer/ Und nimmermehr“ (V.3376 f.). Diese Epipher verstärkt die Endgültigkeit dieses Gedankens. In dieser Strophe stellt Gretchen fest, dass ihre Kindheit vorbei ist und dass sie erwachsen wird. Ihre negative Einstellung zum Erwachsenwerden wird durch mehrere Anzeichen des Refrains deutlich, zum Beispiel durch das negativ konnotierte Adjektiv „schwer“ (V.3375), womit sie die Liebe als eine Art Last sieht. Zudem trauert sie ihrer „Ruh“ (V.3374), also ihrer Unschuld nach und stellt fest, dass sie sie „nimmermehr“ (V.3377) wiederkriegt, also dass sie es nicht rückgängig machen kann. Daneben haben die Verse einen unterbrochenen Kreuzreim, der für das Ende ihrer regelmäßigen und einfachen Kindheit steht und das verwirrende und schwierige Erwachsensein ankündigt. Dass sie das belastet wird zusätzlich verstärkt, durch drei Wiederholungen des Refrains im gesamten Textauszug. Im Kontrast dazu steht die zweite Strophe (V.3377-V.3381), in der Gretchen durch die Verse „Wo ich ihn nicht hab/ Ist mir das Grab“ (V.3377 f.) andeutet, dass sie die Abwesenheit von Faust mit dem Tod verbindet. Verstärkt wird das durch: „Die ganze Welt/ Ist mir vergällt“ (V.3380 f.). Somit wird klar, dass Faust Gretchens Welt, also alles wofür es sich zu leben lohnt, ist und dass sie ohne ihn nicht leben kann. Auch in dieser Strophe werden negativ konnotierte Wörter wie das Nomen „Grab“ (V.3380) und das Verb „vergällt“ (V.3381) benutzt, um zu verdeutlichen, wie sie gezwungenermaßen ohne ihn fühlen würde. Untermalt wird diese These durch den Paarreim, der für die Unentschlossenheit Gretchens steht, was sie denken soll. Zusätzlich wird das klar durch die Enjambements „Wo ich ihn nicht/Ist mir das Grab“ (ebd) und „Die ganze Welt/Ist mir vergällt“ (ebd), die die innerliche Unsicherheit und Zerrissenheit von ihr verdeutlichen. Deutlich hervorgehoben wird dies in der dritten Strophe (V.3382-V.3385). Gretchen sagt: „Mein armer Kopf/Ist mir verrückt“ (V.3382 f.), dadurch wird untermauert, dass sie verwirrt über die zwei Seiten ist. Außerdem lässt sich durch die vorherige Erwähnung des Herzens (vgl. V.3375) erahnen, dass ihr Kopf und ihr Herz einen inneren Konflikt austragen. Ihr Verstand steht gegenüber ihren Gefühlen, und er spielt „verrückt“ (V.3383), weil ihr Kopf denkt, dass es klüger ist ihn zu vergessen. Argumente dafür sind, dass viele Schwierigkeiten auftreten könnten, wegen des Altersunterschieds, oder wegen ihrer Familie. Außerdem beklagt sie sich, dass ihr „[…] armer Sinn/ Ist [ihr] zerstückt“ (V.3385). Die Nomen „Kopf“ (ebd) und „Sinn“ (ebd) sind Wörter des Oberbegriffes Körper und deuten an, dass sie dieser Konflikt nicht nur psychisch, sondern auch physisch, also mit allem was sie hat beschäftigt. Im Folgenden kommt eine Wiederholung des Refrains, dass Gretchen an die Schattenseiten der Liebe erinnert. Der Wendepunkt kommt ab der fünften Strophe (V.3390-V.3393). Obwohl Gretchen in den anderen Strophen nur über die negativen Punkte und Folgen ihrer Liebe zu Faust geredet hat, fängt sie nun an die positiven Seiten zu sehen. Ihre Sehnsucht zu ihm wird in den Versen „Nach ihm nur schau ich/ Zum Fenster hinaus“ (V. 3390 f.) deutlich. Gretchen liebt nur Faust, was man an dem Adverb „nur“ (V.3390, V.3392) erkennen kann. Das „Fenster“ (ebd) und das „Haus“ aus den Versen „Nach ihm nur geh ich/ Aus dem Haus“ (V.3392 f.) stehen metaphorisch für ihre Kindheit und Unschuld. Für Faust würde Gretchen nicht nur darüber nachdenken ihre Kindheit hinter sich zulassen, sie würde sogar den Schritt wagen und das Haus ihrer Kindheit, die Zeit des Lebens die sorglos und unbeschwert ist, für ihn aufzugeben. Daraus kann man entnehmen, dass Gretchen zwar die dunklen und schwierigen Seiten ihrer Liebe zu Faust kennt, es ihr jedoch für die guten und schönen Seiten und vor allem für ihn wert ist. Verdeutlicht wird dies durch die Anapher „Nach ihm nur schau ich“ (V.3390) und „Nach ihm nur geh ich“ (V.3392) die bestätigt, dass Faust für Gretchen im Zentrum ihres Lebens steht. Zusätzlich lässt sich der Vers mit dem Fenster und dem Haus (vgl. V.3390, V.3392) folgendermaßen interpretieren: Gretchens Liebe zu Faust ermöglicht ihr eine neue Art auf die Welt zu gucken, metaphorisch genannt: „zum Fenster hinausschauen“, und bringt sie dazu in die große weite Welt zu gehen. In Strophe sechs (V.3394-V.3397) schwärmt Gretchen von Fausts „Gang“ (V.3394), „Gestalt“ (V.3395), „Lächeln“ (V.3396) und „Augen“ (V.3397). Sie beschreibt sein äußerliches Erscheinungsbild in den ersten drei Versen als sehr positiv mit Adjektiven wie „edel“ (V.3395), was ihre Zuneigung zu ihm verdeutlicht. Außerdem wird ihre Schwärmerei durch die Anapher „Sein“ (V.3394 f.) am Satzanfang hervorgehoben, sodass Faust im Fokus steht, genau wie in Gretchens Leben. Der letzte Vers „Seiner Augen Gewalt“ (V.3397) bildet einen Kontrast zu den vorherigen Versen, da das negativ konnotierte Nomen „Gewalt“ (ebd) komplett aus dem Rahmen gerissen und unerwartet kommt und nicht zum Rest der Schwärmerei passt. Mit Gewalt ist hierbei nicht die körperliche Gewalt gemeint, sondern die seelische, beziehungsweise mentale. Ausschlaggebend hierbei ist das „Auge[…]“ (ebd), dass oft auch als Spiegel der Seele bezeichnet wird. Das bedeutet also, dass Faust Gretchen zwar nicht physisch, aber psychisch im Griff hat. Die nächste Strophe (V.3398-V.3401) besteht nur aus Ellipsen, beispielsweise wie „Und seiner Rede/ Zauberfluss“ (V.3398 f.). Hierbei wird Gretchens Liebe für Faust sehr hervorgehoben, da sie nicht in Worte fassen kann wie toll sie ihn findet und den Rest des Satz in der Luft hängen lässt. Außerdem findet sie ihn sogar überirdisch toll, was durch das Nomen „Zauberfluss“ (V.3399) deutlich wird. Sie findet ihn so toll dass sie es erstmal nicht in Worte fassen kann und es sich selbst nur mit Magie erklären kann. Zudem ist das eine ironische Andeutung auf den Verlauf des Dramas, da Faust tatsächlich mithilfe eines Zaubertranks um viele Jahre jünger wurde und weil er Hilfe vom Teufel Mephistopheles bekommt, der ebenfalls nicht von der Erde ist. Dieses unbeschreiblich Überirdische benutzt Gretchen jedoch um ihre Liebe zu Faust auszudrücken, durch beispielsweise die Interjektion „Und ach sein Kuss!“ (V.3401).
Nach diesen drei Strophen in denen Gretchen ausschließlich nur über Faust geschwärmt hat, und die positiven Seiten der Liebe erkannt hat, kommt ein letztes Mal die Wiederholung des Refrains, der abermals als Erinnerung an die negative Seite der Liebe zu Faust dient und als Erinnerung an ihre verlorene Unschuld dient, weil diese in der zweitletzten Strophe (V.3406-V.3409) thematisiert wird. „Mein Busen drängt/ Sich nach ihm hin“ (V.3406 f.) zeigt, dass Gretchen sich körperlich zu Faust hingezogen fühlt. Das Nomen „Busen“ (V.3406) untermalt auch, dass Gretchen ihre Unschuld und Kindheit nun endgültig verloren hat und Erwachsen wird. Zudem ist das Nomen ein Ausdruck der Weiblichkeit. Dass sie ihm nahe sein will, verdeutlichen die Verse „Ach dürft ich fassen/ Und halten ihn!“ (V.3408 f.). Ihr Wille danach ihn zu berühren ist sehr groß, sodass sie ziemlich verzweifelt ist, dass sie das nicht darf. Die Interjektion „ach“ (ebd) und das Ausrufezeichen am Ende des Verses sind also insofern ein Ausdruck der Verzweiflung. Die letzte Strophe (V.3410.-V.3413) ist die Fortführung ihrer Verzweiflung und somit auch ihrer Zuneigung zu Faust. Sie wünscht sich, dass ihrer Liebe keine Grenzen gesetzt sind und dass sie jederzeit bei ihm sein kann. Wie groß ihr Wille danach ist, drücken die Verse „An seine Küssen/ Vergehen sollt!“ (V.3412 f.) aus, denn es ist ihr egal was passiert, solange sie ihn bei sich hat. Diese entschlossene Endgültigkeit wird durch das Ausrufezeichen am Ende deutlich, was nur ein weiteres Zeichen für die Liebe zu Faust ist.
Allgemein ist zu sagen, dass Gretchen in der Szene „Gretchens Stube“ einen inneren Konflikt führt. Dieser Konflikt findet zwischen ihrem Herzen und ihrem Verstand statt. Einerseits ist sie sich bewusst, dass mit der Liebe ihre Kindheit, und somit die ruhige Zeit ihres Lebens vorbei ist und trauert dieser Zeit auch hinterher. Zudem weiß sie auch was für eine Macht die Liebe über sie hat. Aber andererseits hat Faust ihr einen neuen Blick auf die Welt ermöglicht und sie liebt ihn sehr und fühlt sich körperlich zu ihm hingezogen, sodass ihr die negativen Seiten egal sind und Faust es wert ist. Am Ende siegt Gretchens Herz.
2.1 Inhaltsangabe Woyzeck
Die Tragödie „Woyzeck“, geschrieben und veröffentlicht im Jahr 1879 von Georg Büchner, thematisiert die Macht der Gesellschaft und des Geldes.
Das Drama handelt von Friedrich Johann Franz Woyzeck der 30 Jahre alt ist und mit seiner Freundin Marie ein uneheliches Kind hat. Da Woyzeck sehr arm ist muss er unter anderem den Hauptmann rasieren um Geld zu verdienen. Aus demselben Grund macht Woyzeck bei einem Experiment des Doktors mit. Er ernährt sich ausschließlich von Erbsen, was jedoch Folgen wie Fieber und Halluzinationen mit sich bringen. Eines Tages trifft Marie den Tambourmajor und hat später eine Affäre mit ihm. Da Woyzeck neue Ohrringe bei ihr findet und der Hauptmann die Untreue Maries andeutet, hat er eine Vorahnung, folgt ihr und entdeckt Marie vertraut tanzend mit dem Tambourmajor. Er findet keine Ruhe und es kommt zu einem Kampf zwischen dem Tambourmajor und ihm den Woyzeck jedoch verliert. Er kauft sich ein Messer und ersticht Marie bei einem Spaziergang und lässt das Beweisstück verschwinden. Schlussendlich wendet sich sei Kind von ihm ab.
2.2 Parallelen zwischen Woyzeck und dem Hessischen Landboten
Parallelen zwischen Woyzeck und Dem Hessischen Landboten
Die Tragödie „Woyzeck“ aus dem Jahr 1879 und das Flugblatt „Der Hessische Landbote“ von 1834, sind beide geschrieben von Georg Büchner in der Epoche des Vormärzes. Da sie beide denselben Autor haben, weisen beide Werke einige Parallelen auf.
Während dieser Zeit waren soziale Missstände und die daraus resultierenden Gesellschaftsschichten ein großes Thema, das Büchner in „Der Hessische Landbote“ stark kritisiert. Diese Gesellschaftskritik ist der Grundbaustein von „Woyzeck“. Der Protagonist und das Paradebeispiel eines Lebenden in den ärmeren Schichten ist Franz Woyzeck, an dem man die Folgen dieser schweren Lebensumstände erkennen kann. Er arbeitet für den Hauptmann und erledigt Aufgaben wie das Rasieren für ihn (vgl. 5.Szene). Diese Art von Behandlung wird auch im hessischen Landboten sehr stark kritisiert. Darüber hinaus wird Woyzecks Freundin Marie, vom Tambourmajor für seine Zwecke verführt (vgl. 6.Szene). Ein weiteres Beispiel für herablassende Behandlungen von den oberen Schichten ist der Arzt, der Woyzeck dafür bezahlt Teil eins gefährlichen Forschungsexperiments zu sein. Diese Wertlosigkeit der Armen wird daneben in Szene 26 deutlich, in der ein Polizist den Mord an Marie als „schön“ bezeichnet. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Art des Wehrens die im Flugblatt unterstützt wird. Mit dem Satz „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ setzt Georg Büchner eine eindeutige Botschaft für das Herzogtum Hessen des 20. Jahrhunderts. Er fordert Gerechtigkeit die mit Gewalt erreicht wird. Dass Gewalt eine Lösung ist, ist manchmal auch in der Tragödie wieder zu erkennen. Beispielsweise in Szene 15, in der Woyzeck sich mit dem Tambourmajor prügelt. Eine Folge dieser Gewalt ist auch, dass Woyzeck schlussendlich Marie ersticht.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass „Woyzeck“ und „Der Hessische Landbote“ einige elementar wichtige Parallelen haben, vor allem mit Blick auf die gesellschaftlichen Zustände des 20.Jahrhunderts.
2.3 Hessischer Landbote
Georg Büchners illegales Pamphlet „Der Hessische Landbote“, überarbeitet von Friedrich Ludwig Weidig und veröffentlicht im Jahr 1834 in der Epoche Vormärz, in der Gleichberechtigung für alle Menschen gefordert wurde, thematisiert die sozialen Ungerechtigkeiten dieser Zeit.
Der vorliegende Textauszug (Z.70-128) beginnt mit dem ersten Sinnabschnitt (Z.70-77) und dem Satz „Seht nun, was man in dem Großherzogtum aus dem Staat gemacht hat;“ (Z.70f.). Das Verb „sehen“ (ebd) in der zweiten Person Plural, dient dazu den Leser direkt anzusprechen und ihm zu zeigen, dass er ein Teil der sozialen Missstände im Großherzogtum Hessen ist. Außerdem ist es gleichzeitig eine Aufforderung zu sehen, was der Staat gemacht hat. Die Anapher „seht“ (Z.71) ist ein Ausdruck der Dringlichkeit und verstärkt den Leser genauer hin zu gucken. „[…] [S]eht, was es heißt: die Ordnung im Staate erhalten!“ (Z.71f.) ist ein weiterer Aufruf, untermalt durch die Interjektion, der den Sinn der vielen Zahlungen an den Staat anzweifeln soll. Im vorherigen Textauszug wird eine Liste der Gulden die die Bürger an die Regierung abgeben müssen aufgezeigt, mit der Erklärung die Regierung brauche das Geld um die Ordnung des Staates zu garantieren. Diese Notwendigkeit der Gulden wird in diesem Satz angezweifelt und durch eine Erklärung im darauffolgendem Satz mit unwiderlegbaren Fakten untermalt: „700 000 Menschen bezahlen dafür 6 Millionen […]“. Dieser Vergleich soll die Absurdität und Ungerechtigkeit der Abgaben verdeutlichen. Daraufhin wird mit „[…] sie werden zu Ackergäulen und Pflugstieren gemacht, damit sie in Ordnung leben“ (Z.73ff.) die Widersprüchlichkeit dieses Systems widergespiegelt, denn die Idee des Staates ist, dass die Bauern und Bürger des Landes bezahlen damit sie im Gegenzug in Ordnung leben können. Da die einfachen Bürger, für das Geld, dass sie abgeben hart arbeiten müssen, fehlt die im Gegenzug versprochene Ordnung in ihrem Leben. Durch den Vergleich mit „Pflugstieren“(ebd) und „Ackergäulen“(ebd) soll die Situation der Bauern verdeutlicht werden, in der sie sich so minderwertig behandelt fühlen, wie Arbeitstiere. Im darauffolgendem Satz heißt es „In Ordnung leben heißt hungern und geschunden werden“ (Z.75ff.), der wie eine neue Definition des Wortes „Ordnung“ (ebd) formuliert ist. Dadurch werden noch einmal zusammenfassend die Prinzipien des Staates in Frage gestellt.
Der zweite Sinnabschnitt (Z.78-90) behandelt die genauen Personen die an den schlechten Lebensständen des Volkes beteiligt sind. Der Abschnitt beginnt mit den vorher belegten Widersprüchen und der daraus resultierenden Schuldfrage „Wer sind denn die, welche diese Ordnung gemacht haben und die wachen, diese Ordnung zu erhalten?“ (Z.78ff.). Die Antwort lautet: „Das ist die Großherzogliche Regierung“ (Z.80f.). Mit dieser ziemlich direkten Antwort nennt Georg Büchner den Namen des Schuldigen und zeigt praktisch mit dem Finger auf sie. Dadurch lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Regierung und stachelt das Volk, beziehungsweise die Leute die diese Schmähschrift gelesen haben gegen die Regierung an. Er geht noch weiter und zählt die Menschen auf, die hinter dem Großherzogtum stecken: „Die Regierung wird gebildet von dem Großherzog und seinen obersten Beamten. Die anderen Beamten sind Männer, die von der Regierung berufen werden, um jene Ordnung in Kraft zu erhalten“ (Z.81ff.). Hierbei wird der Aspekt mit der Ordnung aufgegriffen, um abermals an die Ungerechtigkeit zu erinnern. Mit dem Satz „Ihre Anzahl ist Legion: […]“ (Z.85) soll die Vielzahl dieser Menschen verdeutlicht werden, die bei der Regierung arbeiten. Der Vergleich mit dem römischen Heer, soll abermals die Größe und vor allem die Macht aufgreifen, das das römische Reich in der Vergangenheit eine Supermacht war. Im Folgenden wird dies durch eine lange Aufzählung verschiedener Räte, wie zum Beispiel „Staatsräte“ (Z.86), „Kreisräte“ (Z.87) oder „Forsträte“ (Z.8) untermalt. Dieses Gegenargument, dass die Vielzahl und Größe der Regierung, sowie die Macht betont, wird zusammenfassend mit dem Satzteil „[…] mit allem ihrem Heer von Sekretären usw.“ (Z.89f.) entkräftet, denn Georg Büchner vergleicht deren Arbeit mit der ihren und stellt fest „Das Volk ist ihre Herde […]“(Z.89f.). Da dieses Pamphlet das Volk zu einem Aufstand gegen das Großherzogtum Hessen überzeugen soll, entkräftet er das Gegenargument der Macht mit der Erklärung, dass die Regierung auf das Volk angewiesen sei.
Im dritten Sinnabschnitt (Z.90-99) wird abermals gezeigt, wie ungerecht das Volk vom Staat behandelt wird, beispielsweise durch die Aufzählung „[…] sie sind seine Hirten, Melker und Schinder […]“ (Z.90f.), wobei ausschließlich Wörter aus dem Leben eines Bauern benutzt werden um die reale Situation der Bauern und Bürger darzustellen. Weitere Aufzählungen wie „[…] sie haben die Häute der Bauern an […]“ (Z.91) und „[…] sie herrschen frei und ermahnen das Volk zur Knechtschaft“ (Z.94f.) verdeutlichen wieder die Ungerechtigkeit und den Kontrast zwischen Reichtum und Armut, der minimiert werden soll. Zudem wird der Leser wieder direkt angesprochen mit dem Personalpronomen „ihr“ (Z.96) um zu zeigen, wie widersprüchlich und ungerecht dieses System ist. „Ihnen gebt ihr 6 000 000 Fl. Abgaben; sie haben dafür die Mühe, euch zu regieren; d.h. sich von euch füttern zu lassen und euch eure Menschen- und Bürgerrechte zu rauben“ (Z.96ff.) ist eine Ironie, erkennbar am Ausdruck „sich Mühe zu geben“. Das, und die Erwähnung der Menschenrechte die verletzt werden sollen ein letztes Mal die Ungerechtigkeiten auf politischer und sozialer Ebene gegenüber dem Volk untermauern.
Im letzten Abschnitt (Z.100-128) wird eine neue Seite von einem zweiten Autor aufgegriffen, nämlich von dem Pastor Friedrich Ludwig Weidig, der den Text Büchners durch die religiösen Aspekte erweitert hat. Diese haben ebenfalls eine sehr hohe Bedeutung in der Zeit um 1834 da der Glaube noch ein großer Teil des Lebens war. Der erste Satz dieses neuen Teils knüpft an den letzten Satz an und lautet: „Das alles duldet ihr, weil euch Schurken sagen: diese Regierung sei von Gott“ (Z.100f.), wobei er die Regierung mit dem wertenden Nomen „Schurken“ (ebd) als Verbrecher bezeichnet und mit etwas Negativem verknüpft, um das Vertrauen zum Staat zu zerstören. Zudem steht es metaphorisch für ihr Verhalten, denn der Staat raubt das Volk aus und gibt ihnen nichts wieder zurück. Danach stellt Friedrich Ludwig Weidig die Behauptung auf, diese Regierung sei nicht von Gott, sondern vom Vater der Lügen (vgl.101ff.). Das Wort „Vater“ (ebd) wird in diesem Kontext benutzt, um nicht den Namen Gottes mit Lügen, also etwas Negativem in Verbindung zu bringen. Zudem wird daran erinnert, dass der Fürst keine rechtmäßige Obrigkeit ist (vgl. Z.104), sondern dass allein Gott der größte ist. Dies dient als ein Appell bzw. Erinnerung an das Volk, dass Gott derjenige ist zu dem man aufschauen soll, und nicht der Fürst. Zusätzlich wird erklärt, weshalb der Fürst verflucht sei, nämlich weil er nicht aus der Wahl des Volkes, sondern aus Verrat und Meineid hervorgegangen sei (vgl.108ff.). Dies erklärt er, um zum einen zu zeigen, dass jeder Unterstützer des Großherzogtums Gott lästert (vgl.Z.115) und sich gegen Gott stellt und zum anderen, dass Gott auf der Seite des Volkes ist und bei ihnen steht. Dies soll den Menschen Mut machen sich zu wehren und sie ein weiteres Mal von einer Revolution zu überzeugen. Dies bestätigt der Teil „[…] d.h. Gott habe die Teufel gesalbt […]“ (Z.117) in dem die Regierung mit dem Teufel verglichen wird, der das Gegenteil zu Gott ist.
In Zeile 119 wird der Bezug zu Deutschland hergestellt, das das „[…] liebe […] Vaterland […]“ (ebd) genannt. Das geliebte Vaterland ist so etwas wie das Zuhause des Volkes, und durch das Nomen „Vater“ (ebd) wird wieder daran erinnert, dass es die von Gott behütete Heimat ist. Durch diese Formulierung wird daran gezeigt, dass die Menschen eine Bindung mit Deutschland haben, nämlich dass das ihre Heimat ist und, dass diese Fürsten es zerrissen haben (vgl. Z.119f.). Zusammen mit der darauffolgenden Erwähnung der „Voreltern“ (Z.121) wird vor Augen geführt, dass die Regierung nicht nur die Menschenrechte untergräbt und das Heimatland zerstört, sondern auch die Heimat der früheren Generationen. Zudem erinnert der Satz „[…] den Kaiser, den unsere freien Voreltern wählten […]“ (Z.120f.) das Volk daran, dass ein Leben in Freiheit in der Vergangenheit schonmal möglich war und dass es nun auch möglich sein kann. Nach der letzten Kritik am Staat, besonders deutlich gemacht durch die Interjektion (vgl. Z.124), folgt ein Gedankenstrich in Zeile 124. Dieser verdeutlicht zusammen mit dem Adverb „doch“ (Z.124) einen Wendepunkt an. Der Schluss beinhaltet die Prophezeiung „Doch das Reich der Finsternis neiget sich zum Ende“ (Z.124f.). Da eine Prophezeiung eine Verkündigung von Gott ist, sollen die Leute ermutigt werden für Gleichberechtigung u kämpfen, weil Gott an ihrer Seite sei. Schlussendlich wird mit „Über ein Kleines, und Deutschland, das jetzt die Fürsten schinden, wird als ein Freistaat mit einer vom Volk gewählten Obrigkeit wieder auferstehn“ (Z.125ff.) ein Versprechen abgegeben für alle Menschen im Großherzogtum Hessen die benachteiligt werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass „Der Hessische Landbote“ die Regierung als sehr fehlerhaft, ungerecht, widersprüchlich und unvertretbar ansieht, auf politisch-sozialer Ebene, als auch auf religiöser Ebene. Der Text soll auf die Missstände und Ungerechtigkeiten dieser Zeit aufmerksam machen und Mut zur Revolution geben, damit im Großherzogtum Hessen Gleichberechtigung und Gerechtigkeit herrschen.
2.4 Brief Büchners an die Eltern
Georg Büchners Brief, adressiert an seine Eltern und geschrieben am 5. April 1833 in Straßburg, in der Epoche des Vormärzes, thematisiert die Gesetze und Missstände der damaligen Zeit in Deutschland.
Der Brief setzt ein mit dem Satz „Heute erhielt ich Euren Brief mit den Erzählungen aus Frankfurt“ (Z.1), der verrät, dass Georg Büchner trotz seiner Abwesenheit über die Vorgänge in Frankfurt informiert ist. Der Fokus liegt hierbei auf einer politisch gescheiterten Aktion demokratischer Gesinnter in Frankfurt. Allgemein wurde Deutschland während dieser Zeit ohne Gleichberechtigung und Gerechtigkeit regiert, was vor allem in den unteren Schichten der Gesellschaft sichtbar wurde. Dies wurde auch in den folgenden Jahren nach 1833 stark von Büchner kritisiert. Seine Meinung dazu ist sehr direkt: „Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt“ (Z.2f.). Zudem wird mit dem Personalpronomen „unserer“ (Z.3) verdeutlicht, dass Büchner ein Teil der von der Regierung benachteiligten Gesellschaft ist und dass er weiß wovon er spricht, weil er auch mit dazu gehört. So wirkt seine Behauptung, Gewalt sei die Lösung, vertrauenswürdig und überzeugend und vermittelt Verbundenheit. Diese erläuterte Verbundenheit wird wieder im nächsten Satz mit dem Pronomen „wir“ (Z.3) aufgegriffen. Durch „Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben“ (Z.3) wird deutlich, dass die Regierung den ärmeren Schichten etwas schuldig ist, da das Leben in einem Staat wie ein Vertrag ist. Im Gegenzug zu Arbeit und Steuern bekommt das Volk ein gutes Leben, zum Beispiel durch eine Arbeit, oder durch Gesetze. „Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen“ (Z.4f.) sagt aus, dass die Regierung nur das Nötigste für das Volk mache und das nur nach Nachfrage und weil sie es muss. „Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen, wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen“ (Z.5ff.) ist eine Metapher. Das was dem Volk gegeben wurde, sei unbrauchbar und wie eine „erbettelte Gnade“ (ebd.), was verdeutlicht, dass es unter Druck gegeben wurde. Außerdem sei es wie ein „Kinderspielzeug“ (ebd.), also etwas unbrauchbares, wobei das Volk mit etwas Kleinem vergleicht wird, nämlich einem Kind, um die Spanne zwischen Reich und Arm, oder Regierung und Volk und deren Macht zu verdeutlichen. Der „ewige […] Maulaffe […] Volk “ (Z.6) eine Metapher für die Beschwerden seitens des Volkes, und die „[…] zu eng geschnürte Wickelschnur […]“ (Z.7) steht für die Grenzen die die Regierung dem Staat setzt, durch die es unmöglich sei ein gutes Leben zu führen. Zudem bedeutet das, dass der Staat das Volk unter Kontrolle habe und dass man als Bürger keinen Freiraum zur Gestaltung sein eigenes Leben hat, da man zum Beispiel viele Steuern zahlen muss und dadurch arm wird. Die Kernaussage dieses Satzes ist, dass die Regierung seine Macht gegenüber dem Volk ausspiele und nur das Nötigste für es tue. Der Satz „Es ist eine blecherne Flinte und ein hölzerner Säbel, womit nur ein Deutscher die Abgeschmacktheit begehen konnte, Soldatchens zu spielen“ (Z.8ff.) ist eine weitere Metapher um besser zu veranschaulichen, dass der Staat sein Volk mit schlechten bis unmöglichen Voraussetzungen für das Leben ausstattet. Das soll vor allem herausheben, dass es nicht reiche, was die Regierung Deutschlands für sein Volk tue, und dass es abgeschmackt sei, also unverschämt oder lächerlich zu erwarten, dass das Nötigste reiche. Im zweiten Abschnitt (Z.11-30) erwähnt Büchner den Aspekt der Gewalt vom Anfang wieder. Er rechtfertigt die Gewalt und beginnt mit der Aussage: „Man wirft den jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt vor“ (Z.10) und stellt die Frage „Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand?“ (Z.11f.) und mit der er versucht die Gewalt als etwas Alltägliches und somit auch Normales darzustellen um sie zu verharmlosen. „Weil wir im Keller geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, dass wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde“ (Z.12ff.) bringt zum Ausdruck, dass das Volk seit seiner Geburt ganz unten in der Gesellschaftsschicht lebt. Zudem sei es eingesperrt, also nicht frei. Zudem dürfe das Volk seine Meinung nicht sagen, was aus der Metapher „Knebel im Munde“ (Z.15) hervorgeht. Darüber hinaus ist an der Metapher „mit angeschmiedeten Händen und Füßen“ (Z.14) erkennbar, dass die Regierung das Volk zu seinen Gunsten forme und dass sie weder Handlungs- noch Meinungsfreiheit hätten.
Nach der ironischen Frage an die Regierung „Was nennt ihr denn gesetzlichen Zustand?“ (Z.15) folgt „Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden Vieh macht […]“ (Z.15ff.). Diese Metapher bringt zum Ausdruck, dass die bisher bestehenden Gesetze den einzigen Zweck verfolgen die Bürger Hessens wie Arbeitstiere zu behandeln, die also der Regierung unter gestellt sind und die für Arbeit missbraucht werden. All dies tue der Staat, um seine „unnatürlichen Bedürfnisse“ (Z.17) zu befriedigen. Damit soll ausgedrückt werden, dass der Staat nicht natürliche Bedürfnisse hat, wie das Bedürfnis nach Essen, sondern welche wie nach Luxus. Dies veranschaulicht, dass es der Regierung sehr gut geht. Für diesen Wohlstand müsse das Volk schuften und ein Leben in Armut leben. Die Gegenüberstellung der „große[n] Masse der Staatsbürger“ (Z.16) und der „unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl“ (Z.17f.) soll zudem vor Augen führen, dass nur eine kleine Minderheit von dieser Armut profitiert und dass die Mehrheit ein schlechtes Leben führt. Dies soll die Ungerechtigkeit der Gesetze, sowie des Staates verdeutlichen. Darauf heißt es, dass dieses Vorgehen des Staates mit „rohe[r] Militärgewalt“ (Z.19) durchgesetzt werde, sodass das Volk keine andere Wahl habe. Die Antithese „dumme Pfiffigkeit“ (Z.19) soll aussagen, dass die Regierung nicht schlau sei. Dies soll verdeutlichen, dass die Regierung egoistisch sei und für ihr eigenes Wohl immer einen Weg finde. Durch „dies Gesetz ist eine ewige, rohe Gewalt“ (Z.20) wird der vorher erwähnte „ewige[…] Gewaltzustand“ (Z.12) erklärt, denn damit soll ausgesagt werden, dass die Gesetze die über das Volk herrschen und gewaltsam umgesetzt werden ein einschränkender Dauerzustand im Leben der Bürger ist und ebenfalls nur mit Gewalt bekämpft werden kann. Abschließend schreibt Büchner, dass er diese Ungerechtigkeit „mit Mund und Hand“ (Z.21) bekämpfen will. Dies bedeutet, dass er sich nicht nur körperlich dagegen aufbäumen will, sondern auch mit Worten in Form von Schriften ans Volk. Dies verdeutlicht seine Entschlossenheit.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Georg Büchner mithilfe von Metaphern und wertenden Aussagen scharfe Kritik an den Gesetzen, die Art wie sie umgesetzt werden und der Ausbeutung der unteren Gesellschaftsschichten ausübt.
2.5 Vergleich Woyzeck und Innstetten
Der Protagonist Woyzeck aus dem gleichnamigen Drama und der Ehemann Innstetten von Effi aus dem Roman „Effi Briest“ haben einige Parallelen und Unterschiede.
In beiden Werken spielt die Gesellschaft eine große Rolle, so auch in Innstettens und Woyzecks Leben. Woyzeck ist ein armer Soldat mit wenig Geld, der der unteren Gesellschaftsschicht angehört, wo hingegen Innstetten zum oberen Stand gehört. Als Landrat ist Innstetten höher angesehen und in einer Position, in der er Macht besitzt. Woyzecks Situation ist hingegen das Gegenteil, er muss dem Hauptmann in der 5. Szene rasieren und ihm dienen, was zeigt dass er Macht über Woyzeck hat. Eines verbindet jedoch die beiden, nämlich die Abhängigkeit von der Gesellschaft. Woyzecks Geldnot bringt ihn dazu dem Hauptmann zu dienen und sich auf das Erbsenexperiment mit dem Doktor einzulassen (8. Szene). Darüber hinaus ist er abhängig von dem Geld was er vom Doktor und Hauptmann bekommt um zu überleben. Innstetten wiederrum hat zwar einen Beruf und Erfolg, jedoch kann durch die Verachtung der Gesellschaft ihm alles wieder entzogen werden, weswegen er auch Crampas erschießt. Dies beweist aber auch, dass das gesellschaftliche Ansehen für Innstetten noch wichtiger ist als für Woyzeck, da Woyzeck sowieso schon zur unteren Schicht der Gesellschaft gehört. Das spielt auch im nächsten Aspekt eine Rolle. Beide hatten Liebschaften, die fremdgegangen sind. Innstetten war mit Effi verheiratet und Woyzeck war mit Marie zusammen und hatte mit ihr ein uneheliches Kind. Beide schenkten ihren Frauen zu wenig Aufmerksamkeit, beide weil sie arbeiten mussten. Ihre Motive waren jedoch unterschiedlich, da Woyzeck arbeitete um zu Überleben und um seiner Familie ein gutes Leben bieten zu können, Innstetten jedoch nur für sein gesellschaftliches Ansehen. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Woyzeck wegen seiner gesellschaftlichen Stellung betrogen wurde, da Marie sich von dem angesehen Tambourmajor verführen ließ. Innstetten jedoch wurde betrogen, weil er sich zu viel um seine gesellschaftliche Stellung gekümmert hat statt sich um Effi zu kümmern. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass sich beide mit Mord an der Affäre rächen, Innstetten an Crampas, weil es die Gesellschaft so fordert, Woyzeck hingegen an Marie, weil er verletzt war.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Woyzeck und Innstetten einige Gemeinsamkeiten haben. Innstetten jedoch ist ein Mann der der Erwartungen der Gesellschaft folgt und sie über seine Gefühle stellt und dass Woyzeck überleben will und aus Liebe handelt.