Dieses Wiki, das alte(!) Projektwiki (projektwiki.zum.de)
wird demnächst gelöscht.
Bitte sichere Deine Inhalte zeitnah,
wenn Du sie weiter verwenden möchtest.
Gerne kannst Du natürlich weiterarbeiten
im neuen Projektwiki (projekte.zum.de).Korrektur
Korrektur der 2. Klausur
Inhaltsverzeichnis |
Nina
Rechtschreibfehler (R)
1 Georg Büchners Brief „An die Familie“, geschrieben in Straßburg im Juli 1835 in der Epoche des Vormärzes, thematisiert die allgemeine Bedeutung und Aufgaben eines Dramendichters.
2 Im vorliegenden Satz des vorliegenden Briefes greift Büchner die Kritik, eines seiner Bücher sei unsittlich, auf und argumentiert dagegen.
3 Dies bedeutet, dass Dichter nach Büchners Meinung ähnlich wie Historiker sind, sich aber darin unterscheiden, „[…] die Geschichte zum zweiten Mal [zu] erschaff[en] […]“ (Z.5f.).
4 Damit soll ausgesagt werden, dass die Historie bereits geschehen sei und dass ein dramatischer Dichter sich nochmal in seinen Werken aufgreift.
5 Er ist der Meinung, dass der Unterschied zwischen einem Historiker und einem Dichter die Art der Präsentation der Geschichte sei.
6 Dies beinhalte auch „Charaktere“ (Z.8), also einzelne Personen, die in dieser Zeit gelebt haben sollen sowie ihre Gedanken und Gefühle.
7 Die höchste Aufgabe eines Dichters sei, „[…] der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen“ (Z.9ff.).
8 dass Büchner dies als „höchste Aufgabe“ (Z.9) sieht, verdeutlicht, dass er die Nähe zur Realität als eine Art Pflicht des Dichters ansieht und somit auch als die seine.
9/10 Diese Nähe zur Realität sowie die Pflicht diese in Büchners Werk darzustellen, um das Leben während einer bestimmten zeit so nachvollziehbar wie möglich vorzustellen, greift er nun wieder zu Gegenargumentation auf.
11 Dies zeigt, dass Gott der Herrscher der Erde sei und dass er die Geschichte schreibe und somit auch für alles, ob gut oder schlecht, verantwortlich ist.
12/13 Dass dies, in Bezug auf die Kritik an seinem Buch, nicht für Mädchen sei, verdeutlicht ein weiteres Mal, dass er für die Realität nichts könne und dass er beim Niederschreiben der Geschichte nicht Rücksicht auf junge Mädchen, die dafür nicht bereit sind, nehmen könne, weil die Realität nun einmal so ist, wie sie ist.
14/15 Aus „die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht“ (Z.19ff.) ist zu entnehmen, dass nach Büchner jeder Mensch aus allem etwas lernen kann.
16 Ein Argument gegen Georg Büchner ist, dass der Dichter nicht gezwungen ist die manchmal grausame Realität in seinen Werken darzustellen (vgl. Z.27ff.).
17/18 Erstens wird erneut Büchners Glaube an den Sinn erkennbar und zweitens das Vertrauen von Büchner zu Gott.
19 Diese schwierige Zeit mit den benachteiligten Menschen spiegelt sich in Woyzeck und Marie wider.
20/21 Er erwähnt außerdem, dass der Mensch gute und schlechte Dinge tue.
Wortfehler (W)
1 Das Verb „erschaffen“ (Z.6) soll zeige, dass der Dichter die Welt, wie sie in einer bestimmten Zeit war, nochmals auf Papier niederschreibt und den Leser „in das Leben einer Zeit hinein versetzt“ (Z.7f.).
3 Er behauptet hierbei: „Sein Buch darf weder sittlicher noch unsittlicher sein, als die Geschichte selbst […]“ (Z.11f.), was einfach nur bedeutet, dass er sein Buch, bzw. seine Geschichte so geschrieben habe, wie die Realität damals war.
5 Die Metapher „mit verbundenen Augen über die Gasse gehen“ (Z.23f.) verdeutlicht, dass die Menschen, die Büchners Buch als unsittlich bezeichnen, die Augen vor der Wahrheit schließen und in einer fiktiven Welt ohne „Unanständigkeiten“ (Z.25) oder allgemeiner ohne unmoralischer Dinge leben wollen.
6 Aus dem Satzteil „der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll“ (Z.30f.) gehen mehrere Aspekte hervor.
7 Der elementarste Aspekt des Briefes ist die Pflicht eines Dichters, die Geschichte so realitätstreu und lebendig zu schreiben wie möglich.
8 Dies spiegelt sich in der finanziellen Lage des Protagonisten Franz Woyzeck wider.
9 Im Drama erkennbar an z.B. Maries Affäre in der 6. Szene, Woyzecks Mord an Marie (vgl. 20.Szene) oder an der Ausnutzung Woyzecks ausgehend vom Doktor.
Zeichensetzungsfehler (Z)
3/4 Das verdeutlicht, dass Büchner, stellvertretend für alle Dichter, wie aus „der dramatische Dichter“ (Z.2f.), geschrieben in der 3. Person Singular, zu entnehmen ist, den „trock[enen] Erzählungen“ (Z.7) Leben verleihen will.
9 Durch die Erwähnung des „lieben Herrgott[s]“ (Z.13) im Zusammenhang mit Geschichte wird Büchners Stellung zu Gott sichtbar.
11 Zudem verdeutlicht der Satzteil „nicht […] für junge Frauenzimmer“ (Z.13), dass laut Büchner alles von Gott Geleitete auf der Erde einen Sinn habe.
14 im zweiten Absatz (Z.17-38) geht Büchner auf die Bedeutung sowie auf die Aufgaben eines Dichters ein.
15 Büchner bezeichnet sich jedoch als Erschaffer und Erfinder (vgl. Z.17), also als jemanden, der frei ist.
19 Die Geschichtsfiguren, wie beispielsweise Gretchen aus „Faust“, dieser „Idealdichter“ (ebd.) bezeichnet er metaphorisch als „Marionetten mit himmelblauen Nasen und affektiertem Pathos“ (Z.33f.), was zum Ausdruck bringen soll, dass diese Dichter nicht frei sind, die Freiheiten eines Dichters zu nutzen, die er in Zeile 17 aufgreift.
Ausdrucksfehler (A)
4 Ab „[…] aber die Geschichte ist vom lieben Herrgott nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden […]“ (Z.12ff.) berücksichtigt Büchner den Aspekt des Glaubens und den der Religion.
7 Die Kontrastierung der Gegensatzpaare, wie z.B. „Leid und Freunde“ (Z.35) oder „Abscheu oder Bewunderung“ (Z.36) verdeutlicht, dass der Mensch aus guten und schlechten Seiten besteht.
8/9 Für die Gegenargumentation erwähnt er die Unterschiede zwischen einem Historiker und einem Dichter um festzustellen, dass Dichter das Leben während einer bestimmten Zeit so realitätsnah wie möglich darstellen und dass wenn die Zeit unsittlich war, es von Gott so gewollt ist.
10 Zudem greift er auf, dass der Mensch aus allem lernt, auch aus Büchern, der Dichter jedoch dadurch nicht zwangsweise ein Vorbild sein muss.
12 In weitere Werken Büchners kritisiert er die damalige Regierung wegen dieser Schichten.
13 Zusammenfassen lässt sich also sagen, dass Büchners Behauptungen zur dramatischen Dichtung sich teilweise mit dem Drama „Woyzeck“ überschneiden.
Grammatikfehler (Gr)
1 Die eines Historikers sei „trock[en]“ (ebd.), also sachlich, und die eines Dichters lebendig (vgl. Z.7f.), um der Realität, nämlich dem Leben in einer bestimmten Zeit, so nahe wie möglich zu kommen.
2 Wenn also die Zeit damals unsittlich war, so schreibt er dies auch auf.
5 All dies wird unterstützt von Metaphern und Vergleichen und von einer alltägliche, teils für 1835 typischen altdeutschen Sprache.
Lorena
Abschrift der Klausur
Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „An die Familie“ handelt es sich um einen Brief, verfasst von Georg Büchner im Juli 1835 in Straßburg. In seinem Brief thematisiert Büchner die Unterschiede zwischen dramatischen Dichtern, Historikern und Idealdichtern. Der Brief ist in der Literaturepoche des Vormärz entstanden und an die Familie Büchners adressiert. Der zu analysierende Sachtext ist in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Abschnitt thematisiert Büchner die Anforderungen, denen dramatische Dichter gerecht werden sollen. Im zweiten Abschnitt setzt er diese Anforderungen in Kontrast zu seiner Vorstellung eines Idealdichters. Der erste Abschnitt (Z.2-15) setzt mit der Aussage Büchners „Was übrigens die sogenannte Unsittlichkeit meines Buchs angeht, so habe ich folgendes zu antworten“ (Z.2 f.) ein. Dieser Wortlaut bildet die Einleitung in die Thematik des ersten Abschnittes. Laut Büchner sei „der dramatische Dichter […] in meinen Augen nicht als ein Geschichtsschreiber“ (Z.3 f.). Büchner ist dementsprechend der Ansicht, dass die kritisierten Unsittlichkeiten in seinem Buch angebracht gewesen seien, da er als dramatischer Dichter automatisch die Rolle eines Historikers einnimmt und die Geschichte daher neutral wiedergegeben müsse. Er bemerkt zudem, dass der Dichter „aber über Letzterem“ (Z.5) stehe. Der Geschichtsschreiber oder Historiker verfüge demzufolge über einen niedrigeren Stellenwert als ein dramatischer Dichter, da der dramatische Dichter laut Büchner einen Geschichtsschreiber verkörpere. Büchner rechtfertigt seine zuvor erwähnte Ansicht mit der Behauptung, „dass [der dramatische Dichter] uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hinein versetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere, uns statt Beschreibungen Gestalten gibt“ (Z.5 ff.). Büchner führt in dieser Behauptung die Anforderungen auf, die seiner Ansicht nach einen dramatischen Dichter ausmachen. Als einen Aspekt nennt er, dass ein dramatischer Dichter „die Geschichte zum zweiten Mal erschafft“ (Z.5) und diese im Vergleich zu einem Historiker „unmittelbar“ (Z.5) anstatt wie „eine trockene Erzählung“ (Z.6) wiedergebe. Das Adjektiv „trockene“ (ebd.) in Bezug auf die Erzählungen eines Historikers ist abwertend zu verstehen und bildet somit eine Antithese zum folgenden Wortlaut „in das Leben einer Zeit hineinversetzt“ (Z.6 f.), da dies mit Interesse und Spannung assoziiert wird und somit im Kontrast zum oben genannten Adjektiv steht. Des Weiteren führt Büchner in seiner Behauptung den Parallelismus „uns statt Charakteristiken Charaktere, uns statt Beschreibungen Gestalten“ (Z.8 f.) auf. Der Parallelismus veranschaulicht zusätzlich, dass der dramatische Dichter laut Büchner die Geschichte durch Charaktere und Gestalten in lebendiger Verfassung wiedergebe, anstatt dass er wie ein Historiker die Charakteristik und Beschreibungen einer vergangenen Zeit erläutere. Im weiteren Verlauf erklärt Büchner aus der Perspektive eines dramatischen Dichters, „seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen“ (Z.9 ff.), was zum einen den oben erläuterten Parallelismus bestätigt und zum anderen Büchners persönliches Ziel verdeutlicht. Zum Abschluss des ersten Abschnittes greift er die zu Beginn erwähnte Unsittlichkeit seines Buches noch einmal auf und rechtfertigt diese anhand seiner zuvor aufgeführten Anforderungen eines dramatischen Dichters. Zunächst beschreibt er „Sein Buch darf weder sittlicher noch unsittlicher sein, als die Geschichte selbst“ (Z.11 f.), was vor Augen führt, dass Büchner demnach sein Buch neutral verfasst habe und somit die Realität dem entspricht, was in seinem Buch steht. Letzteres greift Büchner daraufhin noch einmal auf, indem er sich rechtfertigt, dass „die Geschichte […] vom lieben Herrgott nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden [ist], und da ist es mir auch nicht übel zu nehmen, wenn mein Drama ebenso wenig dazu geeignet ist“ (Z.12 ff.). Büchner erklärt somit, dass er nur die von Gott geschaffene Realität wiedergebe. Im zweiten Abschnitt (Z.16-38) führt Büchner zunächst die Aufgaben eines Dichters auf. Dementsprechend erklärt er, „Der Dichter ist kein Lehrer der Moral, er erfindet und schafft Gestalten, er macht vergangene Zeiten wieder auflebe, und die Leute mögen dann daraus lernen, so gut, wie es aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht“ (Z.15 ff.). Zusammenfassend knüpft Büchner mit dieser Erklärung an seine Ergebnisse aus dem ersten Abschnitt an und stellt den Dichter als einen neutralen Beobachter dar, der die Menschen auf vorherrschende Missstände aufmerksam machen soll. Im weiteren Verlauf bezieht sich Büchner wieder auf die in seinem Buch kritisierten Unsittlichkeiten. Er legt dar, wie es aussehen würde, wenn die Dichter diese Unsittlichkeiten generell nicht mehr in ihren Texten erwähnen würden. Büchner behauptet daher sie dürften „keine Geschichte studieren, weil sehr viele unmoralische Dinge darin erzählt werden, müsste mit verbundenen Augen über die Gassen gehen, weil man sonst Unanständigkeiten sehen könnte, und müsste über einen Gott Zeter schreien, der eine Welt erschaffen, worauf so viele Liederlichkeiten vorfallen“ (Z.22 f.). Diese Aufzählung wurde von Büchner in einer Klimax angelegt um die Ironie und die Absurdität, die in dieser Klimax angefangen vom Verbot des geschichtlichen Studiums bis hin zur Beschuldigung Gottes, für alle Liederlichkeiten verantwortlich zu sein, darzustellen. Büchner selbst, so äußert er sich im vorliegenden Brief, antworte auf die Behauptung „der Dichter müsse die Welt nicht zeigen wie sie ist, sondern wie sie sein solle“ (Z.28 f.) mit der Aussage, „dass ich es nicht besser machen will als der liebe Gott, der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll“ (Z.29 ff.). Büchners Aussage ist auf die Projektionstheorie des deutschen Philosophen Ludwig von Feuerbach zu beziehen. In Feuerbachs Theorie projiziert der Mensch alle Eigenschaften und moralischen Vorstellungen des Guten auf Gott mit dem Ziel diese Vorstellung eines Tages selbst zu repräsentieren. Büchner stellt daher den dramatischen Dichter als Beobachter dar, der die Mensch auf die vorherrschenden Missstände aufmerksam machen soll, da die Menschen diese sonst nicht bewusst wahrnehmen und verbessern mit dem Ziel vor Augen eines Tages als ihre Idealvorstellung des Guten zu leben. Am Schluss des Textes geht Büchner noch auf die „sogenannten Idealdichter“ (Z.31 f.) ein. Idealdichter sind Dichter, die, wie die Bezeichnung bereits verdeutlicht, ein bestimmtes Ideal vertreten. Büchner steht diesen kritisch gegenüber. Er bezeichnet ihre Figuren als „Marionetten mit himmelblauen Nasen und affektiertem Pathos“ (Z.33 f.). Die Metapher der „Marionetten“ (ebd.) veranschaulicht, dass die Figuren einem Ideal Folgen und von diesem Abhängig sind. Die metaphorische Beschreibung der „himmelblauen Augen“ (ebd.) und der Wortlaut „affektiertem Pathos“ (ebd.) verdeutlichen, dass die Idealdichter die Welt und auch ihre Werke nach dem vertretenen Ideal richten und somit die vorherrschenden Missstände außer Acht lassen. Büchner setzt sie daher in Kontrast zu Figuren von dramatischen Dichtern die als „Menschen von Fleisch und Blut“ (Z.34) dargestellt werden und „deren Leid und Freude mich mitempfinden macht, und deren Tun und Handeln mir Abscheu oder Bewunderung einflößt“ (Z.35 ff.). Büchner sieht die Figuren der Idealdichter demnach nicht als Charaktere mit realitätsnahen Gefühlen und eigenem Antrieb, sondern als von ihrem Ideal gesteuerte Puppen. Am Ende des Briefes fasst er den Inhalt zusammen: „Mit einem Wort, ich halte viel auf Goethe oder Shakespeare, aber sehr wenig auf Schiller“ (Z.37 f.). Goethe und Shakespeare sind dementsprechend dramatische Dichter und Schiller ist Büchners Ansicht nach ein Idealdichter. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Büchner die dramatischen Dichter als Historiker und neutrale Beobachter sieht, die die Menschen auf vorherrschende Missstände aufmerksam machen. Einige zentrale sprachliche Mittel des Textes sind der Parallelismus in Bezug auf den Unterschied zwischen Historikern und dramatischen Dichtern, sowie die Metaphern am Ende des Textes in Bezug auf Büchners Meinung zu den Idealdichtern.
Aufgabe 2:
Büchners Aussagen treffen in folgenden Punkten auf das Drama „Woyzeck“, ebenfalls verfasst von Georg Büchner und veröffentlicht im Jahr 1879, zu. Büchner führt als einen seiner ersten Punkte die Tatsache auf, dass dramatische Dichter die Geschichte zum zweiten Mal erschaffen und somit die Leser in das Leben in einer anderen Zeit hineinversetzt. Dies wird durch Charaktere und Gestalten, die dieser Zeit entsprechen, verdeutlicht. Woyzeck, Marie, der Tambourmajor, der Hauptmann und der Doktor stammen aus einer Zeit, in der zum einen nicht die moralischen Vorstellungen der heutigen Zeit (uneheliches Kind; Szene 5) vertreten werden, noch die Verhaltensweise und Menschenrechte (Erbsendiät Woyzeck, medizinische Forschung; Szene 8 / Mord an Marie; Szene 20, Szene 26) den heutigen Vorstellungen entsprechen. Als nächsten Punkt nennt Büchner, dass die Geschichte die Realität widerspiegeln soll. Das Drama „Woyzeck“ thematisiert die gesellschaftlichen Missstände in der Literaturepoche des Vormärz und stellt somit die Ungerechtigkeit der Ständegesellschaft und die Armut der unteren Bevölkerungsschicht aus Sicht des Protagonisten Woyzeck, der der untersten Schicht angehört, dar. Bemerkbar werden die gesellschaftlichen Missstände daran, dass Woyzeck zahlreiche Zusatzarbeiten verrichten muss (Hauptmann rasieren; Szene 5 / Forschungsobjekt für den Doktor; Szene 8), bei denen sich die höher gestellten Mitglieder der Gesellschaft über ihn lustig machen oder ihn unter unmenschlichen Bedingungen leiden lassen, um für seine Freundin Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind zu sorgen. Marie betrügt ihn jedoch im Laufe der Handlung mit dem gesellschaftlich höher gestellten Tambourmajor, der in der Lage ist ihr teuren Schmuck zu schenken. Als weiteren Punkt ist die Tatsache zu nennen, dass keine der Figuren im Drama ein klar definiertes Ideal verfolgt, sondern dass sie die guten und schlechten Seiten ihrer Welt ungeschönt miterleben und der Leser damit zum Mitempfinden angeregt wird und ihre Taten daher für diesen nachvollziehbar sind. Insgesamt sind die Aussagen Büchners auf Grundlage der zuvor genannten Punkte auf das Drama „Woyzeck“ zutreffen. Diesen Fakt, dass der Mensch genauso viele böse Seiten hat wie gute, legt er ganz offen in „Woyzek“ dar, weil er diesen als Realität und seine Pflicht ansieht.
Sarah
1.Aufgabe:
Der vorliegende „Brief „An die Familie““, welcher im Juli 1835 von Georg Büchner in Straßburg verfasst wurde, thematisiert die Aufgaben eines Dramatikers.
Büchner beginnt sein Schreiben an seine Familie mit den Worten „Was übrigens die sogenannte Unsittlichkeit meines Buchs angeht, so habe ich folgendes zu antworten“(Z. 2 f.). Hierin bezieht er sich auf die Kritik an einem seiner Bücher, was durch das Substantiv „Unsittlichkeit“(ebd.) deutlich wird. Er wird also im Folgenden auf diese Kritik reagieren und sehe seine Meinung dazu als eine Art für ihn verpflichtend an, was in der Verwendung des Verbs „haben“(Z. 3) akzentuiert wird. Besonders wird Büchners Kritik an den Meinungen seiner Kritiker jedoch in der adverbialen Bestimmung „sogenannte“(Z. 1) deutlich. Diese bringt sein Unverständnis von dem Ausdruck der „Unsittlichkeit“(Z. 1) zum Vorschein. Auf diese einleitenden Worte hin beginnt Büchner seine Argumentation, indem er Nutzen von einem hypotaktischen Syntax macht, durch welchen er seine Meinung ausführlich dokumentiert. Direkt zu Beginn nennt er so auch seine Meinung, „der dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts als ein Geschichtsschreiber“(Z. 3 f.). Besonders fällt innerhalb dieser Zeilen der Vergleich eines Dramatikers mit einem Historiker auf, da Büchner so die dramatische, somit erzählerische Art Geschichten zu schildern, mit der faktenorientierten Weise gleichsetzt. Durch die hierin verwendeten vergleichenden Worte „nichts als“(ebd.) wird jedoch auch deutlich, dass Dramen in Büchners Augen letztlich das Gleiche wie eben auch historische Texte wiedergäben, nämlich die Geschichte. Darauf folgend greift Büchner das Drama noch einmal in etwas anderer Weise auf, indem er es über historische Texte setzt, da ein Drama, so Büchner, „uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft“(Z. 5 f.). Mit diesem hyperbolischen Ausdruck, welcher zugleich eine Metapher ist, zeigt Büchner, dass Dichter die alten Geschehnisse neu aufleben und sie uns so mitempfinden ließen. Besonders veranschaulicht die Nutzung des Personalpronomens „uns“(ebd.) innerhalb dieser und auch folgender Zeilen Büchners Volkssouveränität sowie die gesellschaftliche Funktion eines Dichters. Im Folgenden führt Büchner seine Argumentation fort, indem er meint, dass ein Dichter die Welt, „statt eine trockne Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hinein versetzt“(Z. 6 f.). Somit unterstreicht er das Besondere in Dramen noch einmal, indem er einen faktenbasierten, historischen Text metaphorisch als langweilig, in diesem Fall „trocken“(ebd.) darstellt. Außerdem schaffe ein Drama, oder eher „der dramatische Dichter“(Z. 1 f.) „statt Charakteristiken Charaktere, […] statt Beschreibungen Gestalten“(Z. 8 f.). Also lasse ein Dichter, so Büchner, die in dieser Zeit lebenden Charaktere, oder vielmehr die Umstände der damaligen Bevölkerung, lebendig werden und diese nicht nur eine antithetisch dazu stehende Figur oder „Beschreibung“(ebd.) sein.
Carina
Abschrift 2. Klausur:
1. Teil: Analyse Der vorliegende Textauszug aus dem Brief „An meine Familie“, welcher von Georg Büchner im Juli 1835 in Straßburg verfasst wurde, ist der Epoche des Vormärzes zuzuordnen, in welcher soziale Missstände herrschten und thematisiert die Aufgaben eines Dramatikers.
Der Textauszug lässt sich in drei Sinnabschnitte einteilen. Der erste Abschnitt des Textauszuges (Z. 2-15) setzt mit Georg Büchners Anlass zum Verfassen des Briefes ein, nämlich sein kritisiertes Werk zu rechtfertigen (vgl. Z. 1f.). Schon zu Beginn des Briefes wird, mithilfe der adverbialen Bestimmung „sogenannte“ (Z.1), offenbart, dass Georg Büchner diese Kritik als „[u]nsittlich[…]“ (Z.2) empfindet. Er beginnt seine Rechtfertigung mit dem Argument, dass seiner Meinung nach ein Dramatiker mit einem „Geschichtsschreiber“ (Z. 4) vergleichbar sei. Jedoch stellt er den Dramatiker auf eine von ihm höher gestellte Position, da er „uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hineinversetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere, uns statt Beschreibungen Gestalten gibt“ (Z. 6ff.). Durch die repetierende Benutzung des Personalpronomens „uns“ (Z. 5,6,7,8) wird eine vertraute Atmosphäre erzeugt, wie ebenso die Bedeutsamkeit des Dramatikers, gegenüber des Historikers, in der Gesellschaft untermauert. Georg Büchner bedient sich einer hypotaktischen Syntax, um seinen Erläuterungen, zu der Bedeutsamkeit eines Dramatikers, mehr Nachdruck zu verleihen, wie ebenso seine erklärende Rolle zu verdeutlichen (vgl. Z. 1ff.). Er ist der Überzeugung, dass die größte Herausforderung eines Dramatikers ist „der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen“ (Z.9 ff.), um den Lesern ein Identifikationsangebot zu geben und ihnen somit die reale Historie näher zu bringen. Diese Historie, welche zu Zeiten Büchners die Ausbeutung der unteren Gesellschaftsschicht wie die daraus resultierenden sozialen Missstände war, akzentuiert er mit der Ironie „aber die Geschichte ist vom lieben Herrgott nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden“ (Z.12 ff.) und untermauert somit die politischen Missstände seiner Zeit. Er beendet sein Argument mit der Rechtfertigung „und da ist es mir auch nicht übel zu nehmen, wenn mein Drama ebenso wenig dazu geeignet ist“ (Z. 14f.). Dies untermauert, dass er als Dramatiker bestrebt ist, die reale Historie anzusprechen und er die Schuld der „Unsittlichkeit“ (Z.2) der Regierung zuschreibt, um somit seine Werke zu rechtfertigen.
Der zweite Textabschnitt (Z. 17-32) setzt mit dem von ihm angeführten Vergleich „wie aus dem Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht“ (Z. 19ff.) ein. Durch diesen Vergleich offenbart Georg Büchner, welche Bedeutsamkeit ein Dramatiker im Leben des Menschen einnimmt, da er der Überzeugung ist „die Leute mögen dann daraus lernen“ (ebd.). Diese These soll untermauern, dass Georg Büchner meint, er könne die Bürger belehren und ihnen somit die Fehlerhaftigkeit der Regierung vor Augen führen. Des Weiteren vertieft er seine Argumentation mit der Hypotaxe „wenn man so wollte, dürfte man keine Geschichte studieren, weil sehr viele unmoralische Ding darin erzählt werden, müsste mit verbundenen Augen über die Gasse gehen, weil man sonst Unanständigkeiten sehen könnte, und müsste über einen Gott Zeter schreien, der eine Welt erschaffen, worauf so viele Liederlichkeiten vorfallen“ (Z. 21ff.), um Georg Büchners erläuternden Charakter zu untermauern. Durch die Verwendung des Konjunktivs in dieser Textpassage verdeutlicht Georg Büchner die Situation, wie es wäre, wenn die Leute nur die positiven Seiten des Lebens lesen würden, was er, aus seiner Sichtweise heraus, als irreal empfindet. Diese Irrealis belegt er an dem Beispiel „müsste mit verbundenen Augen über die Gassen gehen“ (Z.23), welches hier als Metapher für die Blindheit steht, wie ebenso an dem Beispiel „müsste über einen Gott Zeter schreien“ (Z. 25f.). Des Weiteren zeigt diese Textpassage die weltliche Sichtweise Georg Büchners, nämlich dass er meint, dass die Geschichte von Unanständigkeiten überhäuft sei, was es unmöglich macht über sie hinwegzusehen bzw. sie zu ignorieren (vgl. Z. 22ff.). Der Autor vertieft seine Rechtfertigung seines Werkes mit der Textpassage „Wenn man mir übrigens noch sagen wollte, der Dichter müsse die Welt nicht zeigen wie sie ist, sondern wie sie sein sollte, so antworte ich, dass ich es nicht besser machen will als der liebe Gott, der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll“ (Z.27ff.). Mit dieser Aussage wendet er sich gegen die Religion, indem er die „Theodizee Frage“ aufgreift, in welcher Gott als Angeklagter bezeichnet und die Frage extenzieller Leidender aufgegriffen wird. Das Adjektiv „lieb“ (Z.30) schließt auf von Georg Büchner verwendete Ironie hin, da er die Verantwortung Gottes anfragt. Dadurch sieht er es als gerechtfertigt „die Welt [zu] zeigen wie sie ist“ (Z.28).
Der dritte Textabschnitt (Z. 32-38) befasst sich mit anderen von ihm angeführten Literaten, die er ironisch als „Idealdichter“ (Z. 32) anführt. Georg Büchner meint, dass die Figuren von diesen den Lesern keine Möglichkeit der Identifikation anbieten was nicht seinen Vorstellungen entspricht, da er es als notwendig empfindet mit den Charakteren mitzufühlen bzw. sich über sie eine Meinung zu bilden, welche hier als „Abscheu oder Bewunderung“ (Z.36) dargestellt ist. Des Weiteren untermauert der letzte Textabschnitt die Kritik Georg Büchners an zum Idealischen verpflichteten Autoren und deren Charakteren, was durch die adverbiale Bestimmung „sogenannte […]“ (Z. 31) offenbart wird. Der Textauszug endet mit Georg Büchners Aussage „Mit einem Wort, ich halte viel auf Goethe oder Shakespeare, aber sehr wenig auf Schiller“ (Z. 37). Mit dieser Meinungsäußerung vertieft er seine Kritik an den „Idealdichter[n]“ (Z.32), da er Schiller diesen als zugehörig betrachtet und lässt sein Urteil besonders negativ bei diesem ausfallen. Georg Büchner bevorzugt die Werke Goethes und Schillers, da diese wie er selbst dramatische Dichter sind und diese seinen Standpunkt zu den Aufgaben eines Dramatikers vertreten.
Auf der Basis der hier vorliegenden Analyse kommt man zu dem Ergebnis, dass Georg Büchner, durch eine vielschichtige Argumentation wie ebenso durch die hypotaktische Syntax, sein kritisiertes Werk rechtfertigt und zum Überdenken literarischer Positionen anregt. Die allgemeine Aussage des Briefes ist, dass die Aufgabe der Dichtung das Darstellen historischer Umstände sein sollte und diese so abgebildet werden müsse wie das wirkliche Leben ebenfalls ist.
2. Teil: Parallelen
Einige von Georg Büchners angeführten Aussagen zur dramatischen Dichtung treffen auf das Drama „Woyzeck“ zu. Eine treffende Aussage ist die von Georg Büchner angeführte Einforderung von Charakteren und Gestalten (vgl. Z. 9f.). Im Drama „Woyzeck“ sind diese von ihm als notwendig empfundenen Charaktere Woyzeck, Marie, Christian, Doctor, Hauptmann etc. (vgl. <Personen). Ebenso steht das Drama als fiktional im Vergleich zu der Realität (Z.5-11). Eine weitere auf das Drama zutreffende Aussage ist, dass es sich „in das Leben einer Zeit hineinversetzt“ (Z.7f.), da der Protagonist Woyzeck ausweglos erscheint, was auf den Determinismus und die sozialen Missstände in der damaligen Gesellschaft zurückzuführen ist (vgl. Szene 1). Die in seinem Buch angeführte Aussage „Seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen“ (Z. 9ff.) trifft ebenfalls auf sein Drama zu, da dieses die Unterschiedlichkeit der Gesellschaftsschichten und der daraus resultierenden Ausbeutung des unteren Standes thematisiert, welche der, zu Zeiten des Vormärzes, realen Historie betraf. Des Weiteren wird im Drama die fehlerhafte politische Situation untermauert, welche seinen lehrenden Charakter im Brief mithilfe von Hypotaxen akzentuiert (vgl. Z.18ff.). In dieser Textpassage (ebd.) meint Georg Büchner er könne mit seinen Werken die Menschen belehren. Seine Belehrungen sind im Drama „Woyzeck“ sozialkritische Intentionen. Eine weitere zutreffende Aussage Büchners zur dramatischen Dichtung auf das Drama „Woyzeck“ ist die von ihm angeführte Religionskritik, welche sich in der Szene 12 des Dramas auffinden lässt. Jedoch steht diese Szene wie ebenfalls die angeführte Religionskritik, im Kontrast zu der Szene 17, da in dieser Woyzecks Freundin Marie Trost in der Bibel sucht und die Geschichte einer Ehebrecherin durchblättert, um ihre Affäre mit dem Tambourmajor zu rechtfertigen. Die Affäre mit dem Tambourmajor führt auf seine Aussage zurück, dass die Historie „weder sittlicher noch unsittlicher“ (Z.11) dargestellt werden dürfe, welche ebenfalls in Szene 12 bei der Ermordung Maries aufgegriffen wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass viele von Georg Büchners angeführten Aussagen zum Thema der dramatischen Dichtung auf sein Drama „Woyzeck“ übereinstimmen, was darauf schließen lässt, dass er selbst von seiner Arbeit überzeugt war.
Nina H.
1. Aufgabe (Analyse):
Der vorliegende Brief „An die Eltern“, welcher in Straßburg im Juli 1835, zur Zeit des Vormärzes, von Georg Büchner verfasst wurde, thematisiert die Aufgaben des Dramatikers.
Der Auszug des Briefes lässt sich in drei Sinnabschnitte einteilen. Im ersten Sinnabschnitt (Z. 2-21) geht der Autor besonders auf die Bedeutungen eines Dramatikers ein, was sich durch den hypotaktischen Satzbau, welcher den erläuternden Charakter dieses Textes hervorhebt, widerspiegelt. Der zu analysierende Textauszug setzt damit ein, dass Büchner auf die „sogenannte Unsittlichkeit“ (Z. 2) seines Buches eingeht. Er kritisiert dadurch die Haltung der Gesellschaft, die Inhalte seines Buches seien unmoralisch, denn seiner Meinung nach wird sein Buch nur als unsittlich bezeichnet, ist es jedoch nicht, da er die Welt darin nicht so darstellt, wie die Menschen sie gerne haben würden, sondern wie sie ist. Seiner Meinung nach ist der „dramatische Dichter […] nichts als ein Geschichtsschreiber“ (Z. 3 f.). Dies bringt zum Ausdruck, dass er Dichter, wie er es selbst ist, prinzipiell mit Historikern gleichsetzt, welche die Geschichte dokumentieren und von Ereignissen berichten. Der Unterschied zwischen Dichtern und Historikern ist für Büchner jedoch, dass der dramatische Dichter „die Geschichte zum zweiten Mal erschafft“ (Z. 5 f.), was darauf hindeutet, dass Büchner Dichter als solche ansieht, die von der Geschichte berichten und sie dennoch neu erfinden. Für ihn ist die Dichtung daher eine hohe Kunst, da durch sie auf eine Art und Weise von den Geschehnissen der Geschichte erzählt wird, die sie den Menschen näher bringt. Die Dichtung zeichnet seiner Meinung nach ebenfalls aus, dass sie „statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hineinversetzt“ (Z. 6 ff.). Dadurch wird vor Augen geführt, dass die Geschichte durch die Dichtung nicht nur von Historikern dokumentiert und berichtet, sondern auf eine andere Weise lebendig gemacht werden kann. Durch das Drama können sich die Menschen in die beschriebene Zeit hineinversetzen und hautnah miterleben, wie die geschilderte Situation zu dieser Zeit gewesen ist. Die Geschichte wirkt somit nicht mehr leblos, sondern lebendig und nachvollziehbar. Die in der Dichtung dargestellte Lebendigkeit eines Geschehnisses wird außerdem im Drama betont, da „statt Charakteristiken Charaktere“ (Z. 8) und „statt Beschreibungen Gestalten“ (Z. 8 f.) aufgeführt werden. Während einfache Geschichtsschreiber die Ereignisse einer Zeit nur dokumentieren und mit Hilfe von Kennzeichnungen oder Merkmalen schildern, kann die Dichtung diese Zeit durch das Erschaffen von Charakteren lebendig machen und den Menschen die Ereignisse näher bringen. Besonders durch die an dieser Stelle vorliegende Anapher „statt“ (Z. 6 / Z. 8 / Z. 8) wird die Gegensätzlichkeit der Dichtung und der Geschichtsschreibung dargestellt und die antithetischen Merkmale der Dichtung und Geschichtsschreibung bezüglich der Lebendigkeit im Drama und der Leblosigkeit in der Geschichtsschreibung betont. Daraufhin erklärt Büchner, es sei die „höchste Aufgabe“ (Z. 9) eines Dichters, „der Geschichte, wie sie sich begeben, so nahe als möglich zu kommen“ (Z. 9 ff.). Besonders der Superlativ „höchste“ (ebd.) deutet an, dass es bei der Dichtung am wichtigsten ist, die Geschehnisse dieser Zeit wahrheitsgemäß zu erzählen und sie dennoch neu aufzugreifen. Die Dichtung darf nach Büchner nicht von der Geschichte abschweifen. Dies wird ebenfalls deutlich, wenn er daraufhin meint, das Buch des Dichters dürfe „weder sittlicher noch unsittlicher“ (Z. 11) als die Geschichte selbst sein. Zudem wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Dichtung der Realität entspricht und die Geschichte so darstellen muss, wie sie ist. Anschließend geht Büchner darauf ein, dass die Geschichte „vom lieben Herrgott nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen“ (Z. 12 ff.) worden ist. Durch diese Ironie wird dargestellt, dass Büchner die politischen Missstände jener Zeiten in seinen Werken aufführt und dabei die Realität, wie sie von Gott geschaffen sei, wiedergibt. Besonders der Ausdruck „junge Frauenzimmer“ (ebd.) bringt verstärkt zum Ausdruck, dass die Welt nicht nur sittlich ist und das Drama nicht nur das Gute in der Welt aufgreift, sondern das Wirkliche. Nach Büchner wird im Drama nicht nur dargestellt, was die Menschen Schönes und Gutes von der Welt hören möchten, denn es greift auch die Schattenseiten der Menschheit auf. Dadurch begründet Büchner, dass sein Drama „ebenso wenig dazu geeignet“ (Z. 15) sei, eine Lektüre für junge Frauenzimmer zu sein, da auch in diesem die Realität und nicht nur die Idealvorstellung der Menschen aufgegriffen wird. Im Anschluss daran meint Büchner, der Dichter sei kein Lehrer der Moral“ (Z. 17), sondern „er erfindet und schafft Gestalten (Z. 17 f.) und „er macht vergangene Zeiten wieder aufleben“ (Z. 18). Dies bezieht sich erneut darauf, dass der Dichter die Realität, wie sie ist, in seinem Drama verwirklicht und diese durch Charaktere wieder neu erschafft, statt die Welt und den Menschen so darzustellen, wie es sein soll. Daraus können die Menschen seiner Meinung nach genau so viel lernen, wie aus dem „Studium der Geschichte und der Beobachtung dessen, was im menschlichen Leben um sie herum vorgeht“ (Z. 20 f.). Dadurch wird wieder darauf hingewiesen, dass sich im Drama sowohl die Geschehnisse der Geschichte in der Vergangenheit, als auch die Ereignisse im alltäglichen Leben wiederfinden.
Anschließend setzt der zweite Sinnabschnitt (Z. 21-31) ein, welcher sich mit der politischen Situation zu jener Zeit und der Religionskritik Büchners auseinandersetzt. Büchner erklärt, man dürfe „keine Geschichte studieren, weil sehr viele unmoralische Ding darin erzählt werden“ (Z. 22 f.) und „müsste mit verbundenen Augen über die Gasse gehen, weil man sonst Unanständigkeiten sehen könnte“ (Z. 23 ff.). Durch diese Metapher macht Büchner deutlich, dass wenn das Drama unsittlich und unmoralisch ist, auch das alltägliche Leben unsittlich ist, denn das Drama greift wahrheitsgemäß das auf, was in der Realität geschieht. Auch im wirklichen Leben geschehen schlimme Dinge, die im Drama aufgegriffen werden und jemand, der das Drama kritisiert, kritisiert somit auch die Wirklichkeit. Dem fügt Büchner hinzu, man „müsste über einen Gott Zeter schreien, der eine Welt erschaffen, worauf viele Liederlichkeiten vorfallen“ (Z. 25 ff.). Dadurch wird die Kritik Büchners an der Religion angedeutet. Dieser Aussage nach müsste man Gott dafür anklagen, dass er die Welt so erschaffen hat, dass es Ungerechtigkeiten gibt. Des Weiteren erklärt Büchner, wenn man ihm sagen wolle, „der Dichter müsse die Welt nicht zeigen wie sie ist, sondern wie sie sein soll“ (Z. 28 f.), antworte er, er wolle es nicht besser machen, „als der liebe Gott“ (Z. 30). Diese Ironie spiegelt erneut die Religionskritik Büchners wider, da er an dieser Stelle die Verantwortung Gottes anfragt und somit rechtfertigt, die Welt in seinem Drama darzustellen, wie sie ist.
Der dritte Sinnabschnitt (Z. 31-38) befasst sich mit Büchners Meinung gegenüber den „sogenannten Idealdichter[n]“ (Z. 31 f.). Damit sind jene Dichter gemeint, die die Ideale der Gesellschaft in ihren Dichtungen vertreten und den Menschen und die ganze Welt so darstellen, wie es sein soll und nicht, wie die Situation der Menschen wirklich ist. Dies hält Büchner jedoch für eine Vision, denn seiner Meinung nach sind die Charaktere in ihren Dichtungen „nichts als Marionetten mit himmelblauen Nasen und affektiertem Pathos“ (Z. 32 ff.). Zudem wird durch diese Metapher zum Ausdruck gebracht, dass die Charaktere in den Dichtungen jener Idealdichter ausschließlich den Idealen der Gesellschaft entsprechen und so sind, wie sie sein sollen. Insbesondere das Substantiv „Marionetten“ (ebd.) hebt hervor, dass die Charaktere, die von den Idealdichtern erschaffen werden so handeln, wie die Gesellschaft es vorgibt und somit von jener gelenkt werden, denn sie handeln nur so, wie es sein soll. Ihr „affektierte[r] Pathos“ (ebd.) steht für die aufgesetzte Leidenschaft, welche die Charaktere verkörpern, denn diese Charaktere handeln nicht, wie es der Wirklichkeit entspricht. Für Büchner stellen sie keine „Menschen von Fleisch und Blut“ (Z. 34) dar, wodurch sie nicht der Realität entsprechen und nicht die wirkliche Geschichte erzählen. Aus diesem Grund kann er deren „Leid und Freude“ (Z. 35) nicht mitempfinden und deren „Tun und Handeln“ (Z. 36) weckt bei ihm weder „Abscheu“ (Z. 36) noch „Bewunderung“ (Z. 36). Bei Büchner lösen diese Charaktere keine Gefühle aus und lassen seiner Meinung nach die wirkliche Geschichte nicht lebendig werden. Der zu analysierende Textauszug endet mit der Aussage Büchners, er „halte viel auf Goethe oder Shakespeare, aber sehr wenig auf Schiller“ (Z. 37 f.). Dies bringt zum Ausdruck, dass er Schillers Dichtung stark kritisiert, da diese stark von den idealisierten Charakteren geprägt ist und seine Charaktere wie Marionetten handeln, was Büchner als wirklichkeitsfremd ansieht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Büchner in diesem Brief die sogenannten Idealdichter, welche ausschließlich Charaktere schaffen, die den Vorstellungen der Gesellschaft entsprechen und eine Welt verkörpern, die vollständig sittlich ist, kritisiert. Stattdessen ist er beeindruckt davon, wenn ein Dichter die Geschichte neu auffassen kann und mit seinen erschaffenen Charakteren die Wirklichkeit dennoch wahrheitsgemäß zum Ausdruck bringen kann. Sprachlich hebt Büchner dies mit Hilfe von einigen Metaphern hervor und benutzt seiner Familie gegenüber einen einfachen, nicht fachsprachlichen Wortgebrauch.