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Besuch der alten Dame

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Autor: Friedrich Dürrenmatt (* 5. Januar 1921 in Konolfingen; † 14. Dezember 1990 in Neuenburg)
Erscheinungsjahr: 1956
Gattung: Drama (Tragikkomödie)


Inhaltsverzeichnis

Abstrakt

Die vom Leben verbitterte Millionärin Claire Zachanassian kehrt nach 45 Jahren in ihre Heimatstadt Güllen zurück, um späte Rache an ihrem ehemaligen Liebhaber, Alfred Ill zu üben, indem sie den Güllnern eine Milliarde für dessen Tod anbietet.

Inhaltsangabe

45 Jahre nachdem Klara Wäscher ihre Heimatstadt verlassen hat, kehrt sie als reichgewordene Witwe des Öl-Milliardärs Zachanassian in das verarmte Güllen zurück. Die Güllner erhoffen sich von ihrer ehemaligen Mitbürgerin Spenden im Millionenbereich, um Güllen wieder zu alter Größe zu verhelfen. Als Claire Zachanassian zusammen mit ihrem Gefolge aus ihrem Gatten XII, ihrem Butler Boby, ihren Dienern Roby und Toby, sowie zwei blinden Eunuchen Loby und Koby auf dem Bahnhof in Güllen ankommt, soll ihr ehemaliger Liebhaber Alfred Ill die Million aus ihr herauskitzeln. Dieser gilt als Kramer als die beliebteste Person im gesamten Städtchen und ist der festen Überzeugung, Claire um den Finger wickeln zu können. Dass dem nicht so ist, stellt sich beim Abendessen im Goldenen Apostel heraus, als Claire der Gemeinde Güllens das Angebot macht, ihnen eine Milliarde zu spenden, wenn diese im Gegenzug Alfred Ill ermorden. So erhofft sie sich Rache dafür, dass Ill sie geschwängert und die Vaterschaft abgestritten hat. Dieser Vorschlag wird voller Empörung einstimmig abgelehnt. Bald schont zeigt sich jedoch der Verfall der Moral in ganz Güllen. Nicht nur die Kunden in Ills Laden kaufen teurere Konsumgüter, sondern sogar seine Familie distanziert sich von ihm. Der Verrat an Ill wird auch bei den Repräsentanten der öffentlichen Ämter deutlich. Als Ill bei ihnen nach Hilfe sucht, wird er stets abgewiesen. Der Polizist diffamiert ihn auf Grund seiner Vorwürfe, während der Bürgermeister die Realität verdreht und Ill Unmoral vorwirft und der Pfarrer nach erfolglosem Leugnen der Entwicklung Ill zur Flucht aufruft, um die Güllner nicht in Versuchung zu führen. Diese Flucht scheitert jedoch, sodass Ill sich die Ausweglosigkeit seiner Lage eingestehen muss. Ebenfalls erfolglos verläuft der Versuch der Vertreter der Intelligenz, Arzt und Lehrer, Claire umzustimmen. Sie beharrt auf ihrer Forderung. So muss auch Ill sich seinem Schicksal beugen. Er verweigert sich jedoch dem Vorschlag des Bürgermeisters, Selbstmord zu begehen. Die Güllner rufen eine Gemeindeversammlung ein, zu der ebenfalls die Presse eingeladen ist. Durch geschickte Sprachbemäntelung verkaufen die Güllner Claires Angebot als eine Milliardenstiftung für die Gerechtigkeit, die Ill vermittelt habe. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird Ill getötet. Darauf erhält der Bürgermeister von Claire den Milliardenscheck und die alte Dame reist mit ihrem Gefolge nach Capri, wo sie ein Mausoleum für Ill errichtet hat.

Figuren

Figurenkonstellation

Figurenkonzeption

Überschrift Claire Zachanassian Alfred Ill
1. Akt - 62 Jahre alt

- Rückkehr in ihre verarmte Heimatstadt - emotionslos und verbittert

- Kramer in Güllen

- beliebteste Person in Güllen - Rückhalt der Güllner

2. Akt - höhergestellt und von den Güllnern beneidet

- Planung der Hochzeit mit Gattung VIII

- Selbstbewusstsein schwindet

- paranoid und verzweifelt

3. Akt - Erinnerung an die glückliche Zeit mit Ill, jedoch Beharren auf ihren Willen - Akzeptanz für sein Schicksal

Tipps für die Interpretation

- Rachemotiv
- Rolle des Geldes: Käuflichkeit des Gefolges und der Güllner
- wichtige verwendete Symbole:
- gelbe Schuhe: gelb→ gold → Geld, das Laufen auf einer neuer Lebensgrundlage
- Jagd des schwarzen Panther: Spitzname von Alfred Ill → Dorf jagt ihn
- Austauschbarkeit der Gatten  Durchnummerierung und gleicher Schauspieler
- wichtige Rolle der Regieanweisungen
- Simultanität der Bühne im zweiten Akt
- Sprachbemäntelung im dritten Akt
- Verfremdungseffekt/Entstofflichung der Bühne


Übungsaufgaben

„Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell.“

Interpretieren Sie dieses Zitat und ordnen Sie es in den Handlungsverlauf ein. Erörtern Sie, inwiefern diese Haltung der Claire Zachanassian eine Rechtfertigung für Ihre Forderung darstellt.