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Gottesbeweisen von Anselm, Descartes und Thomas von Aquin

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1.Allgemeine Debatte durch Vorwissen

Mögliche Fragen zur Einführung:

- Was ist ein Gottesbeweis? - Beweist dieser Gott tatsächlich? - Habt ihr schon von einem Gottesbeweis gehört?

a) Der ontologische Gottesbeweis (Anselm von Canterbury)

„Denn es ist eines, daß etwas im Verstande ist, ein anderes, zu verstehen, daß etwas existiert. Wenn nämlich ein Maler zuvor denkt, was er zu schaffen beabsichtigt, hat er zwar im Verstande, versteht aber noch nicht, daß existiert, was er noch nicht geschaffen hat. Wenn er aber bereits gemalt hat, hat er sowohl im Verstande als er auch versteht, daß existiert, was er bereits geschaffen hat.Also sieht auch der Tor als erwiesen an, daß etwas, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, zumindest im Verstande ist, weil er das, wenn er es vernimmt, versteht und weil alles, was verstanden wird, im Verstande ist.Und gewiß kann das, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, nicht allein im Verstande sein. Denn wenn es auch nur allein im Verstande ist, kann gedacht werden, daß es auch in Wirklichkeit existiert, was größer ist. Wenn also das, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, allein im Verstande ist, ist eben das, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, eines, über das hinaus Größeres gedacht werden kann. Das aber ist doch unmöglich der Fall. Es existiert also ohne Zweifel etwas, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, sowohl im Verstande als auch in Wirklichkeit.“ (Kap. II, Proslogion, Anselm von Canterbury)

Aufgaben:

1.) Erklären Sie den Gottesbeweis noch einmal in eigenen Worten. 2.) Halten Sie die Argumente schriftlich fest und beurteilen sie das Beweisverfahren.

Argument:

Anselm geht von zwei Prämissen aus: (P1): Gott ist definiert als das vollkommenste Wesen, über das nichts Vollkommneres gedacht werden kann. (P2): Existenz ist eine vollkommenheitsfördernde Eigenschaft. D.h.: Wenn man zwei Wesen X und Y hat, die sich in allen Eigenschaften gleichen, abgesehen davon, dass X existiert und Y nicht, dann ist X vollkommener als Y. (Bsp. Siehe oben mit dem Maler. Oder aber auchdie schlichte Frage: Was ist mehr wert ? Wenn man sich 5€ vorstellt oder wenn man 5€ tatsächlich besitzt?) (Überlegung): Wenn Gott nicht existieren würde, könnte man sich vorstellen, dass er vollkommener wäre, als er ist, indem er wie oben gezeigt existieren würde (P2). Das steht im Widerspruch zu (P1). (Konklusion): Gott existiert.

Kritik:

1.Wie bei den meisten Gottesbeweisen findet sich eine mögliche Kritik in den Prämissen, wohingegen die Konklusion meistens logisch richtig aus den Prämissen folgt. Bei der ersten Prämisse stellt sich bereits die Frage, ob wir uns Gott als vollkommenes Wesen vorzustellen haben. „Eine alternative Definition von Gott wäre z.B. die eines sehr mächtigen, aber dennoch unvollkommenen Wesens, das zwar die Welt erschaffen hat, aber nicht fähig ist ewig zu leben.“[1] 2.Kant selbst hat sich deutlich mit diesem Gottesbeweis auseinander gesetzt, wobei er zum Schluss gelangt, dass sein kein reales Prädikat darstellt, sondern nur als Mittel zur Zuschreibung eines realen Prädikats verwendet wird. Z.B. der Satz: „Der Baum ist grün“ beschreibt eine Baum den manbetrachtet näher und weißt ihm ein Prädikat zu. Man könnte sich den Baum aber gerade auch gedanklich nur vorstellen, womit gezeigt wird, dass das „ist“ nicht auf eine tatsächliche Existenz hinweist. (Kants Gegenargumente sind noch weitaus tiefgreifender, was aber womöglich das grundsätzliche Verständnis der Problemstellung erschweren würde). 3.Ein mögliches Gegenargument könnte auch auf der Autonomie des Menschen basieren: (P1): Ich bin ein autonomes Wesen, das einen eigenen Willen, selbst entscheiden kann und mein Körper ist deutlich von anderen Körpern getrennt und zu unterscheiden. (P2): Gott ist das Wesen über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. (Überlegung): Wenn ich selbst ein autonomes Wesen bin, das einen eigenen Willen besitzt etc. bin ich kein Teil von Gott, sondern autonom. Wenn Gott aber das ist über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, muss ich selbst in ihm enthalten sein, da ich sonst ein Gegenstand wäre der außerhalb der Existenz von Gott liegt. Gott könnte daher größer gedacht werden, indem ich auch noch ein Teil seiner Existenz darstelle. Das steht jedoch im Widerspruchzu P1 oder zu P2. (Konklusion): Ich bin entweder kein autonomes Wesen (P1 ist falsch) oder Gott ist nicht das worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann.

Kritik zur Kritik:

Die Gegenargumente sind logisch nachzuvollziehen widersprechen jedoch nicht dem angeführten Beispiel über den Maler, welches Anselm selbst liefert. Es scheint weiterhin einen Unterschied zu machen, ob ein Bild nur im Gedanken des Malers vorliegt oder ob es bereits fertiggestellt ist, bzw. ob man 5€ tatsächlich besitzt oder sich diese nur vorstellt.

Abschließende Diskussion zu Anselm:

Reflektieren sie noch einmal den ontologischen Gottesbeweis unddie Kritik gegenüber diesem und diskutieren sie im Podium, welche Argumente sie am überzeugendsten finden.

b)Der kosmologische Gottesbeweis (Descartes)

„Descartes findet in sich die Idee eines vollkommenen Gottes. Diese Idee ist dementsprechend auch vollkommen. Da nach Descartes in einer bewirkenden Ursache genauso viel enthalten sein muss, wie in der Wirkung dieser Ursache (die Wirkung ist die Idee von Gott), muss die Ursache der Wirkung genauso vollkommen sein, wie die Idee vonGott selbst. Da Descartes sich nicht für vollkommen hält – er begründet das damit, dass sich seine Erkenntnis im Laufe der Zeit erweitere und dies nicht mehr möglich wäre, wenn er schon vollkommen wäre – könne nur Gott die Ursache der Gottesidee sein, womit Gott demnach bewiesen wäre.“[2]

Argument:

Descartes geht von zwei Prämissen aus: (P1): Er hat selbst eine Vorstellung von einem vollkommenen Wesen, welches in keiner Weise als unvollkommen gelten kann (z.B. vollkommene Größe, vollkommene Güte, vollkommenes Sein, etc.). (P2): In einer Ursache muss mindestens genauso viel vorliegen, wie in derdaraus resultierenden Wirkung (Anschaulich z.B. durch den Energieerhaltungssatz oder chemische Reaktionen) (Überlegung): Wenn ein Mensch eine Vorstellung oder Idee eines vollkommenen Gottes hervorbringen kann, müsste der Mensch als Ursache, der diese vollkommene Idee als Wirkung hervorbringt, mindestens in gleichem Maße vollkommen sein.Dies kann aber nach Descartes nicht der Fall sein, da ein Mensch stetig Erfahrungen sammelt und Erkenntnisse gewinnt. (Konklusion): Die Idee des vollkommenen Wesens muss als Wirkung von einer Ursache bzw. von einem Wesen stammen, dass mindestens in gleicher Weise vollkommen ist.

Kritik:

1.)Mit dem Energieerhaltungssatz lässt sich zwar eine Vorstellung davon gewinnen, inwiefern man sich Descartes Gedankengang von Ursache und Wirkung vorstellen kann, jedoch gibt Descartes nicht selbst dieses Beispiel. „Descartes bleibt dem Leser eine Antwort darauf schuldig, was es bedeutet, dass in einer Ursache genauso viel enthalten sein muss, wie in der Wirkung und warum dem so ist.“[3] 2.)Man kann aber auch nach Hierarchisierung fragen, bezüglich menschlicher, materieller Lebewesen und Gedanken bzw. Ideen. Eine Idee ist etwas nicht körperliches, ein menschliches Lebewesen hingegen schon. Wenn man somit die materielle Existenz höher als einen Gedanken stellt, wäre es schon möglich, dass der Mensch einen vollkommenen Gedanken hervorbringt ohne das Prinzip von Ursache und Wirkung nach Descartes zu verletzen.

Kritik zur Kritik:

Dennoch scheint der Satz „cogito ergo sum“ zumindest ein starkes Argument dafür zu liefern, dass mindestens etwas existiert. Wenn man nun erneut einen Blick auf das Prinzip von Ursache und Wirkung nach Descartes wirft und es als Denkstütze auf den Energieerhaltungssatz bezieht, liegt der Gedanke doch sehr nahe, dass wenn ich, durch cogito ergo sum, existiere, ich auch eine Ursache haben muss, die mindestens die gleiche Energie enthält wie ich selbst.

-> Dies führt auch direkt zum letzten Gottesbeweis von Aristoteles bzw. Thomas von Aquin.

Abschließende Diskussion zu Descartes:

Reflektieren sie noch einmal den kosmologischen Gottesbeweis und die Kritik gegenüber diesem und diskutieren sie im Podium welche Argumente sie am überzeugendsten finden.

c)Der kausale Gottesbeweis prima causa (Thomas von Aquin)[4]

Thomas von Aquin geht auf ein Argument von Aristoteles zurück, welches vom ersten Beweger handelt. Da sich alle Dinge in der Welt bewegen und sich wiederum gegenseitig zur Bewegung bringen, muss es ein Ding geben, welches die für die erste Bewegung gesorgthat. Sonst landet man in einer Regression, also einer Art Schleife, in der sich alle Dinge endlos gegenseitig bewegen. Diese Vorstellung galt jedoch in den Zeiten von Aristoteles bis zu Thomas von Aquin als absurd und unlogisch.Thomas von Aquin überträgt die Argumentationsstruktur von Aristoteles auf das Ursache-Wirkungsprinzip (siehe oben bei Descartes), da für ihn Bewegung eine Wirkung darstellt.

Argument:

(P1): Jede Wirkung besitzt eine Ursache (z.B. sind die beiden Ursachen eines Kindes die Eltern). (P2): Ich bin mir sicher das ich existiere und das ich mich bewege, folglichbin ich eine Wirkung. (P3): Meine Ursache ist ebenfalls etwas was sich bewegt, bzw. bewegt hat,folglich ist auch meine Ursache eine Wirkung von einer weiteren Ursache. (Überlegung): Wenn ich nach P2 eine Wirkung bin und nach P1 eine Ursache habe, muss auch meine Ursache ein Wirkung sein, da ich weiß, dass meine Ursache auch eine Ursache hat. Diesen Gedanken kann man nicht ins unendliche fortführen, da dies sonst zu einer Regression führt. (Konklusion): Es gibt eine erste Ursache, die selbst keine Wirkung einer weiteren Ursache ist. Diese erste Ursache hat die erste Wirkung erzeugt und ist folglich die Ursache für alle weiteren Ursache und die daraus folgenden Wirkungen.

Kritik:

Wie bereits erwähnt liegt die Kritik darin, dass man hinterfragen muss, ob eine solche Regression, welche Thomas als Widerspruch deklariert, tatsächlich einen Widerspruch darstellt. Stephen Hawkin z.B. vertritt die Vorstellung einer imaginären Zeit, wobei hier gerade diese unendliche Regression eines sich ausdehnenden und wieder zusammenziehenden Universums als nachvollziehbar angeführt wird (Anschauliches Video). Vorzustellen ist dies z.B. durch einen Ballon der sich aufbläht und dann wieder in sich zusammenfällt.

Kritik zur Kritik:

1. Selbst wenn eine solche Regression im Universum vorliegen sollte, stellt sich die Frage, ob dieses gesamte System wiederum eine Art Korpus bildet, das als Gott bezeichnet werden könnte. 2. Die Theorie der imaginären Zeit biete zwar ein mögliche Vorstellung, unter der eine Regression auch anders verstanden werden kann, sie ist jedoch sehr umstritten und bisher nur eine Theorie.

Abschließende Diskussion zu Thomas von Aquin:

Reflektieren sie noch einmal den kausalen Gottesbeweis und die Kritik gegenüber diesem und diskutieren sie im Podium welche Argumente sie am überzeugendsten finden.

  1. Seefeldt, Stefan: Descartes‘ Wahrheitsregel und die Gottesbeweise. Sind sie als Argumente in den Meditationen haltbar? Online Publikation
  2. Ebd.
  3. Ebd.
  4. Kathpedia