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Epochenübersicht Naturlyrik

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Inhaltsverzeichnis

Naturlyrik der Jahrhundertwende (1890 – 1940)

Klassik 1786 - 1805

Allgemein

Klassik

von lat. Classicus= ein Bürger der zur höchsten Steuerklasse zählt. Daraus abgeleitet „vortrefflich“, „maßgebend“. Bezeichnung für jene Kunstperioden, die von der Nachwelt als qualitative Kulminationspunkte (Blütezeiten) einer nationalen Kultur erachtet werden. Den Anfang der deutschen Klassik markiert Goethes Aufenthalt in Italien in den Jahren 1786-1788, ihr Ende der Tod Schillers im Jahre 1805 bzw. der Tod Goethes im Jahre 1832.

Weimarer Klassik
  • hauptsächlich von Goethe und Schiller geprägt
  • Gilt als Hochphase der deutschen Literatur
  • Rückbezug auf das Humanitätsideal und die Kunstauffassung der Antike
  • Literatur soll zur Bildung beitragen: ganzheitliches Menschenbild, das das rationale Bewusstsein eines eigenverantwortlich handelnden Menschen
  • (Aufklärung) und Innerlichkeit und Gemütstiefe (Sturm und Drang) mit-einschließt

Naturauffassung

Naturerkenntnis ist Selbsterkenntnis Abgrenzung gegen die in den Naturwissenschaften zunehmende Abstrahierung von der

           sinnlichen Erfahrung einzelner Naturphänomene

Annahme einer innigen Verbindung zwischen Einzelerscheinungen und allgemeinen Gesetzmäßigkeiten,Mensch und Natur das Schöne und Gute Sittlichkeit und Harmonie Humanität wahre Menschlichkeit

Thematische Merkmale

Ideal vollkommener, zeitloser Schönheit „edle Einfalt und stille Grösse“ (Winckelmann): Bändigung und Läuterung der Leidenschaften, griech. Antike als Vorbild Ausgewogenheit zwischen Sinnlichkeit/Gefühl und Ratio/Vernunft hoher Wert des sittlichen Handelns; Humanität und Toleranz Schönheit als Freiheit in der Erscheinung (Schiller) Naturbilder als Seelenbilder bestimmte Themen tendenzielle ausgeschlossen: Krankheit, Extreme Hässlichkeit, Grausamkeit Distanz gegenüber den Schattenseiten der menschl. Natur



Formale Merkmale

wieder verstärkter Einsatz formaler Regeln und Beschränkungen (im Unterschied zur Lyrik des Sturm und Drang) Ideen-, Gedanken-, Weltanschauungslyrik (statt subjektiver Erlebnislyrik) Nachahmung antiker Muster, Verwendung antiker Formen und Stilmittel (z.B. Asklepiadische Strophe, Alkäische Strophe) Verwendung romanischer Strophenformen ( Stanze, Sonett) Harmonie zwischen Aussage und Form als Ideal Elegie: Trauer über verlorene Natur bzw. unerreichbares Ideal (Handlung wird erzählt, Erzähltempus) und dramatischen Elementen (Figurenrede), Vermittlung allgemeiner Gedanken Dinggedicht Epigramme (Xenien)

Formen der Dichtung

Ideen- statt Erlebnislyrik

Wieder strengere Formen

Antike Formen (Elegie, Distichon …)

Personifizierung der Natur 

Dichter und Gedichte

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) „Gesang der Geister über den Wassern“ (1789) „Die Metamorphose der Pflanzen“ (1798) Friedrich Hölderlin (1770-1843) „An die Natur“ (1795) „Hälfte des Lebens“ (1804) Friedrich Schiller (1759-1805) Die Blumen Heinrich von Kleist (1777-1811) Jean Paul (1763- 1825)

Symbolismus (1860 – 1925)

Gegenbewegung zum Naturalismus. Absolute Ablehnung antinaturalistischer Ideen

Hauptgattung

Lyrik

Wesentliche Merkmale

L’art pour l’art (Kunst um der Kunst Willen), Poesie Pur Keine belehrenden Tendenzen (Lösung der Literatur aus zweckrationalen Zusammenhängen) Dinggedicht (Rilke): poetische, distanzierte und unpersönliche Darstellung eines Gegenstands, der symbolisch erhöht wird Eine ästhetische oder mystische Kunstwelt Endzeitstimmung, Todesstimmung, Bohemien etc.

Besonderheiten

Bildbrüche (Katachresen), Verfremdung, Lautmalerei, Kleinschreibung, Chiffren Betonung der sprachlichen Mittel Reim, Satz-Rhythmus, Satz-Melodie (Synästhesie), sprachkünstlerische Durchgestaltung des (lyrischen) Textes Ineinanderfließen und Überlagerung von Metaphern zur Konzentration der wesentlichen Aussage im Wort

Hauptvertreter

Stefan George: Algabal Karl Gustav Vollmoeller : Catherina, Gräfin von Armagnac Hugo von Hoffmannsthal: Der Tor und der Tod Rainer Maria Rilke


Impressionismus 1890 – 1910

Prägendes Geschehen

 Urbanisierung, Bevölkerungswachstum

Autoren

 Stefan George  Stefan Zweig  Rainer Maria Rilke  Detlev von Liliencron

Merkmale/Begriffe

- „Augenblickskunst“ - Impressionen einfangen, möglichst genaue Erfassung eines Sinneseindrucks - Vergängliche Momentaufnahme - Subjektive Wiedergabe, Schilderung der eigenen Wahrnehmung, weniger Realität - Seelische Stimmungen, flüchtige Augenblicke - Erschaffung einer Scheinwelt, Flucht vor Realität, subjektive Realität - Onomatopoesie - Verzicht auf Reim und durchgängiges Metrum

Beispiel

Schöne Junitage von Detlev von Liliencron, 1892

  	Mitternacht, die Gärten lauschen,

Flüsterwort und Liebeskuß, Bis der letzte Klang verklungen, Weil nun alles schlafen muß –

       Flußüberwärts singt eine Nachtigall. 

Sonnengrüner Rosengarten, Sonnenweiße Stromesflut, Sonnenstiller Morgenfriede, Der auf Baum und Beeten ruht –

       Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

Straßentreiben, fern, verworren, Reicher Mann und Bettelkind, Myrtenkränze, Leichenzüge, Tausendfältig Leben rinnt –

       Flußüberwärts singt eine Nachtigall.

Langsam graut der Abend nieder, Milde wird die harte Welt, Und das Herz macht seinen Frieden, Und zum Kinde wird der Held –

       Flußüberwärts singt eine Nachtigall.


Expressionismus

Wesentliche Merkmale

- die Natur erscheint in einem negativen Zusammenhang (bedrohlich, zerstörerisch), oder zumindest desillusionierend-realistisch - die Natur wird teils als von der Industrialisierung vergewaltigt dargestellt - an die Stelle der Natur rückt die Stadt (Großstadtproblematik, Ich-Zerfall durch Leben in Großstädten, sozialkritische Arbeiterdichtung) - Verlust des Individuums in der Umwelt

Besonderheiten

- Apokalyptik - Groteske

Beispiele

1. Alfred Lichtenstein (1889 - 1914): Angst

   siehe:
   http://gedichte.xbib.de/Lichtenstein_gedicht_Angst.htm

2. Jakob van Hoddis (1887 - 1942): Weltende

   siehe:
   https://de.m.wikipedia.org/wiki/Weltende_(Jakob_van_Hoddis)

3. Franz Werfel (1890 - 1945): Sterben im Walde

   siehe:
   http://gedichte.xbib.de/Werfel%2C+Franz_gedicht_0016.+Sterben+im+Walde.htm