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Fricke: Unterschied zwischen den Versionen

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Zusammenfassend beschreibt der Autor also die heldenhafte Handlung der Marquise, um den Leser von ihrer Sinneswandlung zu überzeugen.
 
Zusammenfassend beschreibt der Autor also die heldenhafte Handlung der Marquise, um den Leser von ihrer Sinneswandlung zu überzeugen.
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== Vivien ==
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Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung- Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, welcher 1929 veröffentlicht wurde und somit zur Epoche der Neuen Sachlichkeit gehört, thematisiert die Emanzipation am Bespiel der Figur „Marquise“ aus der Novelle „Die Marquise von O…“, welche 1808 von Kleist veröffentlicht wurde.
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Zu Beginn fällt auf, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Emanzipation in der Novelle zu deuten, da der Titel „Zur Deutung einer Emanzipation“(Z.2) darauf schließen lässt, dass es mehrere Ansätze gibt. Zudem zeigt die Antithese „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“(Z.1), dass die Marquise sich in einer schwierigen Lage befindet, welche im ersten Abschnitt geschildert wird.
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In diesem (Z.3-Z.11) wird die Situation, in der sich die Marquis, „ihre uneheliche Schwangerschaft“ (Z.3), befindet, geschildert. Sie widersetzt sich der „Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) und verlässt ihre Familie. In diesem Abschnitt werden dazu Zitate aus der Novelle eingebracht, wie „ >> Stolz der Unschuld<<“ (Z.8).  Zudem wird hier auch die eigene Meinung des Autors deutlich, da er viele Adjektive, wie „unwiderruflich“ (Z.3), „heftig“(Z.5) und „dramatisch“(Z.7) benutzt, um zu zeigen, dass die Situation aussichtslos für die Marquise scheint. Er bringt seine Meinung ebenfalls ein, wenn er die Marquise als „Heldin“(Z.4) beschreibt, da dies bedeutet, dass sie in seinen Augen etwas besonderes, wertschätzendes vollbracht hat.
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Danach wird die Deutung des Autors dargestellt, da er sagt, dass die „Selbsterhebung als religiös motiviertes Geschehen“(Z.13) zu sehen ist. Diese These wird bis zum Ende des Textes an Hand von verschiedenem Bespielen erklärt.
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Der nächste Abschnitt beginnt mit der wörtlichen Rede des Autors, welche sich ebenfalls bis zum letzten Satz durchzieht. Fricke nennt den Kontrast zwischen „Unschuld und Reinheit“(Z.15f.) und der realen „Wirklichkeit“(Z.17) und behauptet weiter, dass die Reinheit in dieser verloren gehen kann. Diese Aussage trifft auf die Marquise zu, da sie immer die Wahrheit sagt, da sie weder weiß, dass sie schwanger ist, noch, wer der Vater des Kindes sein könnte. Trotzdem wird sie von ihrer Familie ausgestoßen, da diese nur die uneheliche Schwangerschaft im Blick hat.
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Im nächsten Abschnitt (Z.21-30) wird die Schwangerschaft der Marquise mit denen aus anderen Werken von Kleist verglichen, da die „Gewissheit“(Z.22) Mutter werden sonst nach Kleist das „höchste Glück“(Z.21) einer Frau ist, ist es im Fall der Marquise eine „Vernichtung“(Z.23) ihrer Existenz. Zudem zerstört jene das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Familie, sowie das zu sich selbst und schließlich auch zu Gott (vgl. Z.25f.), da es keine „moralisch rettende Erklärung“(Z.26f.) gibt. Dies bedeutet, dass die Marquise keine andere Wahl hat , als die Wirklichkeit hinzunehmen, da sie keine Erklärung aus ihrer Situation befreien würde.
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Durch die Metapher, die ganze Wirklichkeit wird „zum Spiel eines teuflischen Dämons“(Z.32) verdeutlicht, das der Marquise großes Unrecht getan wird und dass sie es hinnehmen muss, weil sie sich nicht logisch rechtfertigen kann. Dieser Gedankengang wird erneut durch Adjektive, wie „brutal“(Z.34) aufgegriffen, da dieses das Ausstoßen beschreibt. Doch die Marquise lässt sich nicht erniedrigen, weil sie weiß, dass sie nicht gelogen hat und so bricht eine "Kraft"(Z.38) aus einer "geheimnisvollen Tiefe"(Z.37) hervor, welche stärker als die "furchtbare Wirklichkeit"(Z.35) ist. Dies ist der Moment ihrer Selbstbefreiung, da sie es schafft Stärke und Mut zu schöpfen, obwohl sich ihre Familie von ihr abgewendet hat. Die Marquise spürt eine "unzerstörbare Einheit mit sich selbst und mit Gott"(Z.42f.)und kann sich so selbst Kraft schenken, weil sie darauf vertraut, dass Gott bei ihr ist, weil sie immer die Wahrheit gesagt hat und keinen Schuldanteil an ihrer Situation hat. Durch den Kontrast der "furchtbaren Wirklichkeit"(Z.40) und der "unzerstörbaren Einheit"(Z.42)wird deutlich, dass sie eine besondere Leistung vollbracht hat und so wird der Anfangsbegriff der "Heldin"(Z.4) nochmals bekräftigt.
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Im nächsten Abschnitt wir sich zu Beginn auf Boeckmann bezogen, welcher schon mehrere Studien über Kleist geführt hat. Dieser beschreibt Kleist als "heroischen Menschen"(Z.50f.), was bedeutet, dass diese Menschen ihr Schicksal hinnehmen, egal ob es ihnen schadet oder sie im Leben weiter bringt. Und diese Auffassung des Menschen lässt sich in der Figur der Marquise wieder finden, da sie all die Anschuldigungen hinnimmt und es ihr genügt, dass sie die Wahrheit kennt. Dass das Aufbringen dieser stärkenden Kraft nichts selbstverständliches ist, wird deutlich, da das Schicksal als "tödlich"(Z.54) beschrieben wird. Zudem bezieht sich Fricke erneut auf die Deutung, dass diese Kraft religiösen Ursprungs ist.
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Im letzten Abschnitt wird nochmals erwähnt, dass die Marquise die "Tragik durch den Glauben"(Z.73f.) überwindet, wodurch das heroische Menschenbild gestärkt wird, da sie aktiv nichts tut, um ihr Schicksal zu verändern und es hinnimmt, weil es ihr genügt zu wissen, dass sie die Wahrheit sagt und sich so gegenüber Gott und ihren Eltern nicht schuldig macht. Dies tut sie, obwohl die Wirklichkeit mehr die Züge des "Teufels"(Z.76) als die "Gottes"(Z.77) trägt. Dadurch wird deutlich, wie stark die Marquise ist, weil sie ihr Schicksal hinnimmt uns auf Gott vertraut.
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Zusammenfassend kann man sagen, dass Fricke in diesem Text die Selbsterhebung der Marquise durch die Religion erklärt. Zudem sieht er das Handeln der Marquise als Heldentat an, da sie es schafft trotz der Ausgrenzung aus der Familie an Gott festzuhalten  und schafft es so Stärke zu schöpfen. Um zu zeigen wie besonders und überragend ihre Leistung und ihre Stärke sind benutzt der Autor viel Adjektive, um einen klaren Kontrast zwischen Wirklichkeit und Reinheit zu darzustellen.

Version vom 9. April 2019, 11:15 Uhr

Fricke: Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung

Analyse eines Sachtextes

Ziel der Analyse ist die Darstellung der Textaussagen auf inhaltlicher, formaler sowie sprachlicher Ebene, d. h. die Beantwortung der Fragen:

1. Was sagt der Text aus, wie lauten seine Textintentionen?

2. Was trägt sein Aufbau zum Verständnis bei?

3. Welche Sprache wird verwendet, was bedeutet diese für das Textverständnis?

Vorbereitung: Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, ggf. in SA gliedern)

Verschriftlichung

1. Einleitung

Themasatz (enthält Textart, z. B. Reportage, Kommentar, wissenschaftlicher Sachtext, Rezension, usw.), Titel, Autor, Quelle, Entstehungszeit (ev. Kontext der Epoche), Thema

2. Hauptteil (inhaltliche, formale und sprachliche Analyse)

Aufbau des Textes: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Themen/Funktionen Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird ausgesagt, was bedeutet das?), formal und sprachlich (Gedankenfolge, Wie wird es ausgesagt? Z. B. durch sprachliche Mittel, als These, Argument, Wertung, Verwendung von Zitaten?, Wortwahl, Was bedeutet diese sprachliche Form der Aussage für das Textverständnis?) wechselseitige Beziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form korrekte Zitierweise

3. Schluss

Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse, ggf. persönliche Einschätzung


MGeller

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, 1929 in Berlin, in der Epoche der „Neuen Sachlichkeit“ verfasst, bezieht sich auf die Deutung der Aktion der Marquise von O…, 1808 von Heinrich von Kleist verfasst.

Der Text lässt sich in sechs Sinnabschnitte unterteilen.

Im ersten Abschnitt (Z. 1 – 11) wird die Situation der Marquise von O… beleuchtet. Durch ihre Schwangerschaft muss die Marquise sich „erstmalig heftig der Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) widersetzen. Bereits mit den beiden Nomen „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“ (Z. 1) wird die zwiespältige Situation der Marquise deutlich. Der Autor ruft dem Leser die Problematik ins Gedächtnis, auf die er im weiteren Verlauf eingehen möchte.

Im nächsten Abschnitt (Z. 12 – 20) geht es um die Deutung der Aktion der Marquise. Der Autor deutet jene wie „eine Rückbesinnung auf Gott“ (Z. 13f.). Einerseits ist sie unschuldig und rein (vgl. Z. 15f.), da sie den Vater des Kindes wirklich nicht kennt. Andererseits ist „sie verloren“ (Z. 20), da sie eigentlich von ihren Eltern voll und ganz abhängig ist, in materieller und finanzieller Sicht.

Im dritten Abschnitt (Z. 21 – 30) beleuchtet Fricke noch einmal die problematische, aussichtslose Lage der Marquise und ihrer Kinder. Eigentlich ist es „das höchste Glück […], die Gewissheit, Mutter zu sein“ (Z. 21ff.). Allerdings ist es im Fall der Marquise nicht ganz unproblematisch. Durch diese Darstellung wird dem Leser die missliche Lage der Marquise nah gebracht. Jede „moralisch rettende Erklärung der Wirklichkeit liegt völlig außerhalb […] der Möglichkeit“ (Z. 26ff.). Die Marquise kann sich mit keiner Erklärung aus ihrer Lage befreien.

Im vierten Abschnitt (Z. 31 – 47) thematisiert der Autor seine detaillierte Deutung der Marquise und ihrer Reaktion in dieser Situation. Der Autor bezeichnet das, was die Eltern davon abhält der Marquise zu glauben, als einen „teuflischen Dämon[en]“ (Z. 32), der die Eltern beeinflusst und davon abhält, das Richtige zu denken (vgl. Z. 32ff.). Durch diese Metapher wird deutlich, dass die Marquise keine Unterstützung von ihren Eltern erhält. Als der Marquise dies selbst bewusst wird, bricht „eine Kraft hervor“ (Z. 38), die sie mächtig macht, sich und ihre Kinder zu retten. Sie kann sich nichts vorwerfen und vereint ihre Reinheit mit dem Glauben (vgl. Z. 42ff.), der sie dann von ihrer Familie abspaltet. Dies anfängliche aussichtslose Lage der Marquise sorgt nun für eine Rettung ihrer Kinder und ihr selbst, welche der Autor als verborgene Kräfte deutet.

Im vorletzten Abschnitt (Z. 49 – 68) charakterisiert der Autor das Verhalten der Marquise. Nach einer kurzen Einleitung erfolgt eine rhetorische Frage (vgl. Z. 52f.). Mit dem parallelen Satzanfang „Hier“ (Z. 54, 57) wird die Frage beantwortet. Die Marquise wird ebenso wie Kleist als ein „heroische[r] Mensch[…]“ Z. 50f.) bezeichnet. „[H]eroisch“ (ebd.), weil die Marquise etwas unternimmt, was Frauen zu dieser Zeit nicht gemacht haben. Frauen haben sich nicht der Autorität eines Mannes wiedersetzt. Die Marquise steht ihrem „Schicksal Auge in Auge gegenüber […]“ (Z. 59). Sie muss einen Weg finden, dieses zu verändern.

Im letzten Absatz (Z. 69 -78) werden die zuvor genannten Punkte noch einmal wiederholt und gefestigt. Der Autor beschreibt die Umänderung der Marquise als „Frömmigkeit“ (Z. 70) hinzu „heroische[r] Haltung“ (Z. 72), die durch ihre Umwandlung eine Rettung von sich und von ihren Kindern herbeiführt. Sie ist trotzdem bereit, sich dem Teufel zu unterwerfen, der ihre eigentlich netten Eltern zu einer schlechten Meinung überzeugt hat (vgl. Z. 76f.)

Zusammenfassend beschreibt der Autor also die heldenhafte Handlung der Marquise, um den Leser von ihrer Sinneswandlung zu überzeugen.


Vivien

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung- Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, welcher 1929 veröffentlicht wurde und somit zur Epoche der Neuen Sachlichkeit gehört, thematisiert die Emanzipation am Bespiel der Figur „Marquise“ aus der Novelle „Die Marquise von O…“, welche 1808 von Kleist veröffentlicht wurde.

Zu Beginn fällt auf, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Emanzipation in der Novelle zu deuten, da der Titel „Zur Deutung einer Emanzipation“(Z.2) darauf schließen lässt, dass es mehrere Ansätze gibt. Zudem zeigt die Antithese „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“(Z.1), dass die Marquise sich in einer schwierigen Lage befindet, welche im ersten Abschnitt geschildert wird. In diesem (Z.3-Z.11) wird die Situation, in der sich die Marquis, „ihre uneheliche Schwangerschaft“ (Z.3), befindet, geschildert. Sie widersetzt sich der „Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) und verlässt ihre Familie. In diesem Abschnitt werden dazu Zitate aus der Novelle eingebracht, wie „ >> Stolz der Unschuld<<“ (Z.8). Zudem wird hier auch die eigene Meinung des Autors deutlich, da er viele Adjektive, wie „unwiderruflich“ (Z.3), „heftig“(Z.5) und „dramatisch“(Z.7) benutzt, um zu zeigen, dass die Situation aussichtslos für die Marquise scheint. Er bringt seine Meinung ebenfalls ein, wenn er die Marquise als „Heldin“(Z.4) beschreibt, da dies bedeutet, dass sie in seinen Augen etwas besonderes, wertschätzendes vollbracht hat.

Danach wird die Deutung des Autors dargestellt, da er sagt, dass die „Selbsterhebung als religiös motiviertes Geschehen“(Z.13) zu sehen ist. Diese These wird bis zum Ende des Textes an Hand von verschiedenem Bespielen erklärt.

Der nächste Abschnitt beginnt mit der wörtlichen Rede des Autors, welche sich ebenfalls bis zum letzten Satz durchzieht. Fricke nennt den Kontrast zwischen „Unschuld und Reinheit“(Z.15f.) und der realen „Wirklichkeit“(Z.17) und behauptet weiter, dass die Reinheit in dieser verloren gehen kann. Diese Aussage trifft auf die Marquise zu, da sie immer die Wahrheit sagt, da sie weder weiß, dass sie schwanger ist, noch, wer der Vater des Kindes sein könnte. Trotzdem wird sie von ihrer Familie ausgestoßen, da diese nur die uneheliche Schwangerschaft im Blick hat.

Im nächsten Abschnitt (Z.21-30) wird die Schwangerschaft der Marquise mit denen aus anderen Werken von Kleist verglichen, da die „Gewissheit“(Z.22) Mutter werden sonst nach Kleist das „höchste Glück“(Z.21) einer Frau ist, ist es im Fall der Marquise eine „Vernichtung“(Z.23) ihrer Existenz. Zudem zerstört jene das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Familie, sowie das zu sich selbst und schließlich auch zu Gott (vgl. Z.25f.), da es keine „moralisch rettende Erklärung“(Z.26f.) gibt. Dies bedeutet, dass die Marquise keine andere Wahl hat , als die Wirklichkeit hinzunehmen, da sie keine Erklärung aus ihrer Situation befreien würde.

Durch die Metapher, die ganze Wirklichkeit wird „zum Spiel eines teuflischen Dämons“(Z.32) verdeutlicht, das der Marquise großes Unrecht getan wird und dass sie es hinnehmen muss, weil sie sich nicht logisch rechtfertigen kann. Dieser Gedankengang wird erneut durch Adjektive, wie „brutal“(Z.34) aufgegriffen, da dieses das Ausstoßen beschreibt. Doch die Marquise lässt sich nicht erniedrigen, weil sie weiß, dass sie nicht gelogen hat und so bricht eine "Kraft"(Z.38) aus einer "geheimnisvollen Tiefe"(Z.37) hervor, welche stärker als die "furchtbare Wirklichkeit"(Z.35) ist. Dies ist der Moment ihrer Selbstbefreiung, da sie es schafft Stärke und Mut zu schöpfen, obwohl sich ihre Familie von ihr abgewendet hat. Die Marquise spürt eine "unzerstörbare Einheit mit sich selbst und mit Gott"(Z.42f.)und kann sich so selbst Kraft schenken, weil sie darauf vertraut, dass Gott bei ihr ist, weil sie immer die Wahrheit gesagt hat und keinen Schuldanteil an ihrer Situation hat. Durch den Kontrast der "furchtbaren Wirklichkeit"(Z.40) und der "unzerstörbaren Einheit"(Z.42)wird deutlich, dass sie eine besondere Leistung vollbracht hat und so wird der Anfangsbegriff der "Heldin"(Z.4) nochmals bekräftigt.

Im nächsten Abschnitt wir sich zu Beginn auf Boeckmann bezogen, welcher schon mehrere Studien über Kleist geführt hat. Dieser beschreibt Kleist als "heroischen Menschen"(Z.50f.), was bedeutet, dass diese Menschen ihr Schicksal hinnehmen, egal ob es ihnen schadet oder sie im Leben weiter bringt. Und diese Auffassung des Menschen lässt sich in der Figur der Marquise wieder finden, da sie all die Anschuldigungen hinnimmt und es ihr genügt, dass sie die Wahrheit kennt. Dass das Aufbringen dieser stärkenden Kraft nichts selbstverständliches ist, wird deutlich, da das Schicksal als "tödlich"(Z.54) beschrieben wird. Zudem bezieht sich Fricke erneut auf die Deutung, dass diese Kraft religiösen Ursprungs ist.

Im letzten Abschnitt wird nochmals erwähnt, dass die Marquise die "Tragik durch den Glauben"(Z.73f.) überwindet, wodurch das heroische Menschenbild gestärkt wird, da sie aktiv nichts tut, um ihr Schicksal zu verändern und es hinnimmt, weil es ihr genügt zu wissen, dass sie die Wahrheit sagt und sich so gegenüber Gott und ihren Eltern nicht schuldig macht. Dies tut sie, obwohl die Wirklichkeit mehr die Züge des "Teufels"(Z.76) als die "Gottes"(Z.77) trägt. Dadurch wird deutlich, wie stark die Marquise ist, weil sie ihr Schicksal hinnimmt uns auf Gott vertraut.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Fricke in diesem Text die Selbsterhebung der Marquise durch die Religion erklärt. Zudem sieht er das Handeln der Marquise als Heldentat an, da sie es schafft trotz der Ausgrenzung aus der Familie an Gott festzuhalten und schafft es so Stärke zu schöpfen. Um zu zeigen wie besonders und überragend ihre Leistung und ihre Stärke sind benutzt der Autor viel Adjektive, um einen klaren Kontrast zwischen Wirklichkeit und Reinheit zu darzustellen.