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Inhaltsverzeichnis

Literatur

Faust

Inhaltsangabe

Gott und Mephistopheles, der Teufel, schließen eine Wette ab. Bekehrt Mephistopheles den irdischen Wissenschaftler Heinrich Faust zum Bösen, so hat dieser die Wette gewonnen. Faust selbst ist aufgrund seines fehlenden Wissens über das Leben und über Überirdisches resignativ, sodass Mephistopheles ihm in seiner Not als Hilfe erscheint. Durch Mephistopheles Versprechen, Faust dieses Wissen geben zu können, verschafft er ihm erste Einblicke in das Leben in Gesellschaft. Des Weiteren verabreicht eine Hexe Faust einen Trank, der ihn um einige Jahre jünger macht. Daraufhin lernt er ein Mädchen namens Margarete, auch Gretchen genannt, kennen und verliebt sich in diese. Durch Mephistopheles Hilfe schafft er es, sie für sich zu gewinnen. Ein Schlaftrank für Gretchens Mutter, durch welchen sie jedoch ums Leben kommt, verhilft Gretchen und Faust zu einer gemeinsamen Nacht. Da Faust in dieser Nacht von Gretchens Bruder Valentin erblickt wird, bringen Faust und Mephistopheles den Bruder um und fliehen aufgrund der begangenen Kriminaltat aus dem Dorf. Nach einiger Zeit hat Faust jedoch die Eingebung, Gretchen sei in Gefahr, woraufhin er und Mephistopheles zurückkehren, um Gretchen, die im Verließ gefangen ist, zu retten. Dort offenbart sie Faust, dass sie ihr gemeinsames Kind ermordet hat und aus der Schuld heraus nicht mit ihm fliehen kann und sterben möchte. Da Gott Faust jedoch wissen lässt, dass er Gretchen in den Himmel aufnimmt, hat er die anfängliche Wette gewonnen und Faust ist gerettet.

Analysen

Szene "Nacht"

Die Tragödie „Faust“, welche von Johann Wolfgang von Goethe innerhalb der Epochen der Aufklärung, des Sturm und Drangs, der Klassik und der Romantik verfasst und im Jahre 1808 erstmals veröffentlicht wurde, thematisiert die Übermächtigkeit Gottes.

(Inhaltsangabe)

Goethe intendiert in seinem Drama die Macht Gottes, so wie dessen Unbezwingbarkeit zum Ausdruck zu bringen, indem er den Teufel die, die Handlung umfassende Wette verlieren lässt.

Die Verse 353 bis 385, welche den Anfang des Faust-Monologs in der Szene „Nacht“ darstellen, gestalten die Einleitung der Tragödie. In diesem Textausschnitt wird, um die darauf folgenden Handlungen verständlich zu machen, die Situation des Protagonisten Faust verdeutlicht, durch welche die vorhergehende Wette Gottes und Mephistopheles erst möglich war. In dieser Wette vertrat Mephistopheles die Meinung, Faust zum Bösen bekehren zu können, wobei Gott dagegen sprach. Der Monolog ist somit eine Art Grundlage für Mephistopheles späteres Vorgehen, denn dieser baut die nachfolgende Geschichte und sein eigenes Handeln auf Fausts Resignation auf. Da die vorliegende Textstelle auch eine Art Tiefpunkt in Fausts Leben darstellt, erscheint Mephistopheles ihm kurz darauf zur Hilfe, wodurch Faust sich ihm aus Verzweiflung heraus anvertraut und dem Teufel seine Seele verspricht. Durch Mephistopheles Hilfe und den Trank, der ihn jünger macht, lernt er im Fortgehen des Dramas so auch Gretchen und mit ihr die Liebe kennen, welche er in seinem Monolog auch ersehnt. Mephistopheles setzt dabei alles an Geschenken und nur Machbarem daran, Faust glücklich zu machen, um die Wette zu gewinnen. So verhilft Faust auch ein Trank für Gretchens Mutter, der jedoch tödlich endet, zu einer gemeinsamen Nacht mit Gretchen, in welcher er sie schwängert. Darauf folgt die Ermordung Gretchens Bruders in der selben Nacht, da dieser Faust erblickte. Aufgrund der Kriminaltat fliehen Faust und Mephistopheles aus dem Dorf, kehren jedoch aufgrund einer Eingebung Fausts, Gretchen in Gefahr zu sehen, sowie dessen Sehnsucht und Liebe zu ihr, die Mephistopheles geschaffen hatte, um. Sie finden Gretchen im Kerker auf, da sie das Kind getötet hatte und aufgrund dessen hingerichtet werden sollte. Aus Schuld will sie jedoch nicht mit Faust fliehen, doch dieser wird durch die Worte Gottes aus Mephistopheles Obhut gerettet, da Gott Gretchen in den Himmel aufnehmen will. Somit hat Gott die der Textstelle vorausgehende Wette gewonnen, da er letztendlich über Allem steht. Insgesamt ist die Textstelle also insofern wichtig, weil sie einen Grundbaustein der fortgehenden Handlung darstellt.

Die Textstelle des Faust-Monologs befasst sich im Allgemeinen mit dem Empfinden eines Menschen, in diesem Fall Faust, der mit der Unendlichkeit und dem Überirdischen bekannt sein möchte. Aufgrund des fehlenden Wissens ist Faust jedoch verzweifelt und daher resignativ.

Betrachtet man zu Beginn die Sprache des Dramenauszugs, so fällt einem sofort die lyrische Sprachgestaltung auf, die Goethe im gesamten Drama fortgehend nutzt. Der Text weist hierbei anfänglich eine Art Kreuzreim auf, wobei jedoch der eine Teil des eigentlichen Reimkomplexes von zwei Waisen ersetzt wird. Da dieser Struktur jedoch keine weiteren derartigen Kreuzreime, sondern Paarreime folgen, ist von einem unreinen Reimschema auszugehen. Diese Art von Reimschema, sowie der Nutzung des Knittelverses lassen sich als Epochenmerkmal der Literaturepoche des Sturm und Drangs identifizieren. Merkmale dieser Epoche lassen sich im Gesamtdrama nach den Merkmalen der Romantik auf häufigsten vorfinden. Im Falle dieses Textausschnitts lässt sich dieses unregelmäßige Reimschema mit der inneren Unzufriedenheit und Verwirrung Fausts in Verbindung setzen. Als weiteres Merkmal dieser Epoche, welche eine der vier Epochen ist, in denen Goethe an Faust arbeitete, lässt sich die nicht vorhandene Einheit von Zeit und besonders der Sprache herausarbeiten. Da Goethe im Gesamtdrama eine eher ungleiche, teils gehobene, teils einfachere Sprache verwendet und keine exakten Zeitangaben anführt, lässt sich dies noch einmal unterstreichen. Jedoch ist es wahrscheinlich, dass sich das Drama zu Zeiten des 16.Jahrhunderts abspielt, da in dieser Zeit auch ein Mann namens Faust lebte. Des Weiteren verwendet Goethe in diesem Textauszug einen eher parataktisch gehaltenen Satzbau, welcher die innere Wut Fausts über sein Unwissen zum Ausdruck bringt. Dies lässt sich damit erklären, dass wütende Menschen sich eher einer schnellen und abrupten Weise zu Reden bedienen. Er verwendet diesbezüglich besonders zu Anfang des Auszugs viele Ausrufe, wie „Habe nun, ach!“(V.354), wobei das „ach“(ebs.) zugleich eine Interjektion ist. Ein anderes Beispiel für einen Ausruf ist „Und leider auch Theologie!“(V.356). Die Ausrufe vermitteln dem Leser außer der Wut auch Verzweiflung des Protagonisten. Da Faust sein Unwissen jedoch auch deutlich melancholisch und erhaben dastehen lässt, bringt Goethe hierbei Fassetten der Romantik mit ins Spiel. So wird das Melancholische in Faust beispielsweise in seinem Ausruf „Ich armer Tor!“(V.358), in welchen er sich als Narr bezeichnet, vermittelt. Der insgesamt durch Fausts Auftreten zum Ausdruck gebrachte Subjektivismus zeigt hierbei erneut Stränge der Epoche des Sturm und Drangs. Zuletzt lässt sich die Epoche der Aufklärung in Fausts Drang nach Erkenntnis wiederfinden. Dieser Drang wird besonders in den Aussagen „Und sehe, dass wir nichts wissen können!/ Das will mir schier das Herz verbrennen“(V.364 f.) verdeutlicht. Zur Umschreibung des eben angeführten Wissensdrangs führt Faust Akkumulationen wie „Philosophie,/ Juristerei [,] Medizin/ Und […]Theologie“(V.354 ff.) oder die Aufzählung der Titel Fausts an(vgl. V360). Diese und auch weitere Akkumulationen zeigen indirekt, dass Faust viel weiß, aber dennoch nicht alles. Somit ist Faust ein kluger Mann, den sein Wissen aber letztlich zu nichts ihm Ersehntes gebracht hat. Besonders wird dies auch durch die Nutzung von „leider“(V.356) in Bezug auf die Geisteswissenschaft „Theologie“(V.356) deutlich, da dieses Studium Faust nicht näher an Gott heranführen konnte. Allgemein wird sein vieles Wissen, um auf die Akkumulationen zurück zu kommen, hierbei in den vielen aufeinander folgenden Worten deutlich, welche man jedoch noch sehr weit ergänzen könnte, was wiederum für Fausts Unwissen steht. Eine weitere Anspielung auf dieses oder auch auf die Tatsache, dass Allwissenheit auf irdischer Ebene unmöglich ist, ist die Metapher und Synästhesie „heiße[s] Bemühn“(V.357). Durch die Verbindung eines Sinnes mit einer Sache, die diese Eigenschaft eigentlich nicht besitzt, setzt Goethe Fausts Ehrgeiz in Verbindung mit dessen Emotionen, die hierbei sehr intensiv sind. Wie auch mit dieser Synästhesie Dinge geschaffen werden, die auf natürlicher Ebene unmöglich wären, schafft Goethe auch mit Fausts Wunsch an sich etwas Unmögliches. Die Antithese „Herauf, herab“(V.362) zeigt so auch die Gegensätzlichkeit von Wunsch und Wirklichkeit. Innerhalb dieser Zeilen kommt Faust zu dem Schluss, dass er in den zehn Jahren, die er schon Lehrer ist (vgl. V.361), nichts sinnvolles lehren konnte und somit metaphorisch gesehen „[s]eine Schüler an der Nase herum“(V.363) zieht. Goethe unterstreicht dieses Denken Fausts noch einmal mit dem Ausruf „Und sehe, dass wir nichts wissen können!“(V.364). Mit diesem Vers wiederholt Faust letztlich Sokrates berühmten Worte „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, welche meinen, dass der Mensch an sich vom Universum und eigentlich allem uns bekannten keine Ahnung hat. Denn das was er zu wissen meint, ist nur vom Mensch geschaffen und auch nur ein Bruchteil von alle dem, was es zu wissen gibt. Die Erkenntnis jedoch, macht Faust deutlich resignativ, was Goethe durch metaphorische Darstellungsweise des Empfindens Fausts unterstreicht. So beispielsweise in „Das will mir schier das Herz verbrennen“(V.365). Mit diesem Vers wird deutlich, dass Faust, gehe man seinem Empfinden nach, innerlich stirbt, wenn er das ersehnte Wissen nie erhalten wird. Auch steht das Herz an sich als Metapher für Gefühle und Emotionen, die Faust in diesem Moment verzweifeln lassen. Trotz seiner Erkenntnis, kann und will er nicht ohne dieses Wissen leben und denkt, er wäre der Einzige dem es zu stände. Dieses Denken wird in der Höherstufung über „Laffen,/ Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen“(V.366) verdeutlicht, indem er seiner Selbst verherrlicht und ein stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein innerhalb dieser Akkumulation, welche sich, wenn man die „Laffen“(ebs.) ausschließt, als Antiklimax erweist, zeigt. Dieses Selbstbewusstsein und eine gewisse Furchtlosigkeit lassen sich in Fausts Aussagen „Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,/ Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel“(V.368) wiederfinden. Innerhalb dieser Verse stellt er sich persönlich an die Spitze von Allem. Auch wenn dies nicht konkret im Text gesagt wird, wird es durch das Zusammenspiel dieser zwei Aussagen und der vorhergehenden Akkumulation deutlich, da Faust sich hier über „Pfaffen“(V.366), was zu Goethes Zeit als abwertender Begriff für Geistliche genutzt worden ist, stellt. Da diese jedoch zusätzlich als Repräsentanten der Kirche gelten und in der vorliegenden Antiklimax an letzter Stelle stehen, erweist Faust sich in dieser Aussage aus christlicher Sicht als ungläubig, da er sich über Gott und den Glauben an die unterste Stelle stellt.Zudem stellt die Verwendung der Furchtlosigkeit gegenüber des Teufels auch eine Vorausdeutung auf Mephistopheles dar, da Faust sich diesem im weiteren Drama ergibt. Jedoch schwingt die an dieser Stelle zum Ausdruck gebrachte Verherrlichung schnell wieder in Verzweiflung um, indem Goethe die resignativen Charakterzüge Fausts noch einmal auftreten lässt. So führt er hier Fausts entrissene Freude an(vgl. V370), welche auch zeigt, dass er im Allgemeinen nichts mehr im Leben hat und er somit auch nichts vom wahren Leben weiß. Ihm fehlt also nicht nur das Wissen über Überirdisches, sondern auch das über die Liebe und Freundschaft und alle Dinge, die dem Leben seinen Sinn geben. Auch wenn sich dieser Aspekt nur schwer aus dem Text filtrieren lässt, bestätigt sich die Deutung im Fortgang der Handlung. Aus dieser Resignation heraus stellt Faust mit der inhaltsverstärkenden Anapher „Bilde mir nicht ein [...]“(V.371) Aussagen an, in denen er klar zum Ausdruck bringt, dass er nichts wirklich Wichtiges lehren kann und seine Schüler rückbeziehend auf Sokrates Philosophie anlügt (vgl. V.371 ff.). Das was er jedoch in seiner resignativen Lage verlangt, ist das Wissen, das er nicht besitzen kann, beziehungsweise nicht besitzt. Er hat „weder Gut noch Geld“(V.374), was die Unwissenheit über das irdische Leben meint, „Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt“(V.375), was wiederum die Unwissenheit über das Überirdische, Göttliche meint. Abschließend führt Goethe den vergleichenden Ausruf Fausts „Es möchte kein Hund so länger leben!“(V.376) an, um die Resignation zu vollenden. Mit dem „Hund“(ebs.) stellt er hierbei schon eine Art Verbindung zu Mephistopheles her, da dieser Faust in Gestalt eines Hundes erscheint und das Wissen, welches Faust erstrebt, in gewisser Weise besitzt und somit das Leben, welches selbst ein Hund nicht leben möchte, nicht einmal leben muss. Gerade diese Magie, die später durch Mephistopheles zum Ausdruck gebracht wird, erscheint dann Fausts Lösung für seine Verzweiflung zu sein, sodass er sich dieser ergibt (vgl. V377 ff.). Da Magie auch als eine Art Regelverstoß gilt, da sie übermenschlich und unnatürlich ist, kennzeichnet sich in diesem Fall ein weiteres Epochenmerkmal des Sturm und Drangs. Des Weiteren führt Goethe an dieser Stelle, wie zu Anfang des Textauszugs (vgl. V.357) mit den Worten „sauerm Schweiß“(V.380) eine Synästhesie an. Diese stellt eine Art Antwort auf die ihr vorhergehende dar, da Faust sich innerhalb der folgenden Verse wieder mit etwas personifiziert, dass ihm nicht als Eigenschaft zusteht. Durch die Verneinung seines Wunsches (vgl. V.380) zeigt Faust jedoch, dass er hofft, sich diese Eigenschaft durch die Magie aneignen zu können und er seinen Ehrgeiz so nicht mehr benötigt. Abgesehen von dieser indirekten Anspielung auf das Hoffen Fausts, zeigt die Synästhesie den Inhalt verstärkend, dass Faust alles dafür geben würde, allwissend zu sein. Somit unterstreicht dieser Vers erneut seinen Ehrgeiz, das ersehnte Wissen zu erlangen. Abschließend endet der vorliegende Textauszug somit auch damit, dass Fausts Ziel dem Leser mit den Worten „Dass ich erkenne was die Welt/ Im Innersten zusammenhält,/ Schau alle Wirkenskraft und Samen,/ Und tu nicht mehr in Worten kramen“(V.382 ff.) vor Augen geführt wird. In dieser kurzen Textpassage wird zusammenfassend noch einmal deutlich, dass Fausts größtes Verlangen das Wissen über das Göttliche, oder besonders das Wissen über den Ursprung und die Schöpfung ist.Dieses Verlangen stellt somit eine Grundlage für die weitere Handlung, sowie das Verständnis dar, da der Text auf diesem Verlangen basiert ist. Letztlich hofft Faust also, das zu erkennen, was schon Sokrates für sich selbst als unmöglich erklärte.

Abschließend lässt sich auf Grundlage der vorliegenden Analyse zusammenfassend sagen, dass Goethe innerhalb dieser Textpassage die Resignation und Hilflosigkeit Fausts besonders hervorhebt, da auf dieser das Handeln Mephistopheles auf Grundlage der vorhergehenden Wette basiert und die Dramenhandlung dadurch Sinn ergibt.

Szene "Gretchens Stube"

Die Tragödie „Faust“, welche von Johann Wolfgang von Goethe innerhalb der Epochen des Sturm und Drangs und der Klassik verfasst und im Jahre 1808 erstmals veröffentlicht wurde, thematisiert die menschliche Sinnsuche.

(Inhaltsangabe)

(Die Textstelle „Gretchens Stube“, welche sich über die Verse 3374 bis 3413 erstreckt, behandelt Gretchens Gefühle für Faust, indem Gretchen diese in lyrischer Form zum Ausdruck bringt. Diesem Handlungsstrang, welcher sich zu Anfang des letzten Drittels abspielt, geht die für das Drama grundsätzliche Wette Gottes und Mephistopheles voraus, in welcher Mephistopheles darum wettet, den Wissenschaftler Faust vollends glücklich zu stimmen. Zu dieser Wette trägt Gretchen selbst einen wesentlichen Teil bei, da diese Mephistopheles indirekt verhilft, Faust durch ihre Liebe glücklich zu machen. Auf die anfängliche Wette folgt eine Szene der Resignation Fausts, da dieser nicht allwissend ist und somit nicht an das Wissen Gottes heranreicht. Aufgrund dieser Resignation kommt Mephistopheles Faust zur Hilfe und erlangt sein Vertrauen. Um sein Versprechen zu halten, verschafft Mephistopheles Faust erste Einblicke in das Leben in Gesellschaft und macht diesen durch einen Trank einer Hexe um einige Jahre jünger, sodass er die Liebe der jungen Gretchen erlangen kann. In der fortgehenden Handlung lernt er Gretchen kennen, verliebt sich in diese und versucht ihr Herz mit Schmeicheleien und Mephistopheles Hilfe zu erweichen. Dies gelingt ihm letztlich und es kommt zu einem Kuss. Aufgrund der Dankbarkeit über diese Erkenntnis, aber auch aus Verzweiflung über die Liebe lässt Faust von Gretchen ab, jedoch drängt Mephistopheles ihn in der, der hier vorliegenden Textstelle vorhergehenden Szene „Wald und Hölle“(VV. 3217-3373) an Gretchen dranzubleiben, da diese ihn als ihr entflohen und Mephistopheles Fausts Verzweiflung als unbegründet sehen. Der hier vorliegende Textauszug stellt insofern einen Bezug zu der rückliegenden Handlung dar, weil darin Gretchens Vermissen und deren Liebe zu Faust, die als Mephistopheles Ziel gilt, zum Vorschein kommen. Somit bringt ihr Fühlen Mephistopheles Vorhaben und auch die fortgehende Handlung um einiges weiter. Da Faust Mephistopheles gehorcht, trifft er Gretchen schon sehr bald wieder und überreicht dieser einen Schlaftrank, der für ihre Mutter bestimmt ist und den beiden zu einer gemeinsamen Nacht verhelfen soll, in welcher Gretchen schwanger wird. Der Trank endet jedoch tödlich und auch der Bruder Gretchens, Valentin, wird in dieser Nacht von Faust und Mephistopheles umgebracht, da er Faust erblickt hatte. Aus dieser Tat heraus fliehen die beiden aus dem Dorf, kehren jedoch nach einiger Zeit wieder, da Faust Gretchen in Gefahr sieht. Er findet sie im Verlies auf, wo sie aufgrund der Ermordung des gemeinsamen Kindes auf den Vollzug ihrer Todesstrafe wartet. Aus der Schuld heraus möchte sie jedoch nicht mit ihrer Liebe Faust fliehen, wird jedoch durch Gott gerettet, indem dieser Faust wissen lässt, dass er Gretchen zu sich in den Himmel aufnimmt und somit die Wette gewinnt. Insgesamt ist Gretchen also aus ihrer Liebe zu Faust gestorben, jedoch sind weder Faust, noch sie letztlich Mephistopheles überlassen, da Gott die beiden durch seine Übermächtigkeit vor dem Bösen rettet.)

Die Textstelle „Gretchens Stube“, welche sich über die Verse 3374 bis 3413 erstreckt, befasst sich mit der Liebe eines Menschen, hier Gretchen, der sich voll und ganz dem Geliebten hingibt und von seiner Liebe überwältigt ist.

Im Gesamten besitzt die Textstelle den Aufbau eines lyrischen Textes und besteht aus insgesamt zehn Strophen mit jeweils vier Versen, wobei die erste Strophe den Refrain darstellt und sich drei Mal wiederholt, was zu einer Verstärkung des Ausdrucks der Gefühle Gretchens beiträgt. Der Refrain, also die Strophen Eins, Vier und Acht, sowie die Strophen Drei, Fünf und Sechs sind in einem heterogenen Kreuzreim angeordnet. Dieser steht für die Verbundenheit Gretchens und Fausts, die jedoch nicht vollkommen ist, da Gretchen Faust erstens nicht in ihrer Nähe hat und ihn zweitens noch nicht gut kennt, weshalb Faust an sich auch eine Art Unwissenheit darstellt, die durch die beiden im Kreuzreim vorhandenen Waisen ausgedrückt wird. Auffällig sind hierbei jedoch auch der vollständige Kreuzreim in Strophe Fünf, sowie der Paarreim in Strophe Zwei. In beiden Fällen folgen die typischen Reimschemata auf den Refrain, welcher inhaltlich eine Art Überforderung und Hilflosigkeit Gretchens mit einer Ausdrucksweise der Selbstsicherheit, durch die Wiederholungen, darstellt. Somit ist Gretchen hin und her gerissen zwischen dem, was sie fühlt, dem noch Ungewissen, und dem, was sie denkt, der vollkommenen Liebe zu Faust. Dass sie sich ihrer Liebe sicher ist, zeigen in dem Fall die durch den Kreuzreim und den Paarreim zum Ausdruck gebrachte Verbundenheit und Zugehörigkeit zu Faust. Die jedoch in den heterogenen Kreuzreimen, sowie den letzten beiden Strophen, welche ein unreines Reimschema besitzen, dargestellte Überforderung Gretchens, spiegelt sich in dem, im Drama angewandten Knittelvers wieder. Auch diese Unreinheit bezüglich des Metrums sorgt für den Ausdruck von Verwirrung, der in Überforderung des Protagonisten ausartet. Diese Überforderung wird auch sogleich in der ersten Strophe des Textauszugs, dem Refrain, deutlich. In diesem bringt Gretchen ihre Verzweiflung besonders stark zum Ausdruck. „[Ihre] Ruh ist hin“(V.3374), weshalb sie aufgeregt wirkt. Zudem unterstreicht sie dies, aber auch ihre Gefühle in der metaphorischen Synästhesie „Mein Herz ist schwer“(V.3375). Diese Verbildlichung ihres Empfindens drückt etwas Ungewohntes aus, das sie so noch nicht erfahren hat und ihre Liebe und das Gefühl in ihrem Brustkorb, das sie wegen Faust spürt, umschreibt. Sie merkt, dass ihr etwas fehlt, womit sie sich auf Faust bezieht und bringt dieses fehlende etwas durch die klimatische Repetitio „Ich finde sie nimmer / Und nimmermehr“(V.3376 f.) zum Ausdruck. Sie bezieht sich hierbei auf die „Ruh“(ebd.), die sie eben aufgrund der Ferne zu Faust und ihres Empfindens nicht hat und so auch nicht wiederfinden kann. Somit ist ihr Verlangen erst dann gestillt und ihre Ruhe wiedergefunden, wenn sie in Fausts Nähe ist. Genau diese fehlende Nähe und auch besonders die Liebe zu Faust werden in der zweiten Strophe deutlich, in der Gretchen meint „Wo ich ihn nicht hab / Ist mir das Grab“(V.3378 f.). Mit dieser Metapher bestärkt sie die innerliche Leere, die sie verspürt, wenn Faust nicht an ihrer Seite ist. Diese Leere drückt Gretchen hyperbolisch durch die metaphorische Verwendung des Todes aus, indem sie letztlich sagt, dass sie ohne Fausts Nähe nicht leben kann und möchte. Denn dieser ist für sie das Beste und Schönste überhaupt, wodurch ihr alles andere unschön erscheint, was in „Die ganze Welt / Ist mir vergällt“(V.3380 f.) auf den Begriff gebracht wird. Dabei unterstreicht das Adjektiv „ganz“(ebd.) noch einmal, dass allein Faust Gretchen schön erscheint und so auch im Vergleich schöner als alles andere auf der Welt ist. Im Gegensatz zur vorhergehenden Strophe verdeutlicht diese jedoch viel eher die Liebe zu Faust als die Erste, da Gretchen hier viel selbstsicherer von Faust spricht und mehr auf die Liebe als auf die innere Verwirrung eingeht. Unterstreichend gilt diese Deutung somit auch im Zusammenhang mit der zuvor analysierten Form des Textes und besonders der des Reimschemas, da hier Inhalt und Sprache übereinstimmen. Da jedoch in dieser Textpassage ein Wechsel zwischen Unsicher- und Sicherheit stattfindet, folgt auch in der nächsten, also der dritten Strophe ein eher unsicheres, resignatives Empfinden Gretchens. In „Mein armer Kopf / Ist mir verrückt“(V.3382 f.), zeigt sie durch die Verwendung des Adjektivs „arm“(ebd.) auf resignative Art und Weise ihr von der Liebe überwältigtes Empfinden. Durch die Nutzung von Personifikationen innerhalb dieser Verse wird noch einmal genau dieses Empfinden deutlich, wie aber auch die Tatsache, dass Gretchen zur Zeit ihres Monologs viel Unbekanntes fühlt und wahrnimmt, das sie eigentlich nicht für normal von sich kennt. Genau dafür stehen auch die angewandten Personifikationen, die Goethe innerhalb dieser dritten Strophe auch noch in „Mein armer Sinn / Ist mir zerstückt“(V.3384 f.) angeführt hat. Besonders fällt innerhalb dieser beiden Personifikationen jedoch auch die Repetitio des eben bereits analysierten Adjektivs „arm“(ebd.) auf, welches im Allgemeinen auf sprachlicher Ebene die Resignation, wie auch die hilflose Verliebtheit Gretchens unterstützt. Auf diese Strophe folgt erneut der Refrain, welcher mit der Anapher „Mein“(V.3386 f.) beginnt. Die Nutzung dieses Possessivpronomen projiziert den Fokus ganz konkret auf Gretchen und deren Gefühle, sodass diese im Zentrum der Handlung der Textpassage steht. So tritt dieses Pronomen auch im vorhergehenden Vers Drei in anaphorischer Weise auf, jedoch im Format des Kreuzreims im Wechsel mit dem Verb „sein“ (vgl.V.3382 ff.). Diese anaphorische Verwendung des Kreuzreims lässt sich auch in der, auf den Refrain folgenden, fünften Strophe wiederfinden, indem die vom zweiten Teil des Kreuzreims unterbrochene Anapher „Nach ihm nur“(V.3390 ff.) angeführt wird. Mit diesen Worten stellt Gretchen Faust als Person über sich selbst und umschwärmt diesen. Dadurch dass sie nach ihm nur „Zum Fenster hinaus“(V.3391) schaut und „Aus dem Haus“(V.3393) geht, drückt Gretchen auf metaphorische Weise deutlich aus, dass bereits eine gewisse Abhängigkeit von Faust besteht und sie letztlich für diesen oder aus der Liebe zu ihm lebt. In der darauf folgenden Strophe steht jedoch nicht mehr Gretchen und deren Empfinden, sondern Faust und dessen Auftreten, wie Gretchen es sieht, im Vordergrund, was durch die in allen vier Versen verwendete Anaphorische Verwendung des Possessivpronomens „Sein“(V.3394 ff.) deutlich wird. Gretchen beschreibt Faust mit den Worten „Sein hoher Gang / Sein´edle Gestalt,/ Seines Mundes Lächeln,/ Seiner Augen Gewalt“(ebs.), welche ihn als sehr anmutig und umschwärmt darstellen. Im letzten Vers dieser Strophe jedoch verwendet Goethe mit der Personifikation „Seiner Augen Gewalt“(ebs.) einen doch eher im Vergleich zu den anderen Versen negativeren Ausdruck. Mit dieser Personifikation wird jedoch deutlich, dass hinter all dem scheinbar Guten, das Gretchen liebt, etwas Böses steckt, das Gretchen längst in seinen Bann gezogen hat. Somit steht diese Personifikation für Mephistopheles Einfluss auf Faust, durch welchen er versucht Faust zum Bösen und Schlechten zu bekehren, sodass Faust indirekt durch seine gewalttägigen Augen sieht. Da Gretchen Faust jedoch mit all ihren Worten verherrlicht, führt sie dieses schwärmende Reden in der darauf folgenden Strophe mit sehr positiven Beschreibungen fort. Innerhalb des metaphorischen Neologismus „seiner Rede Zauberfluss“(V.3398 f.) stellt sie so das Reden und die Worte Fausts als magisch dar, da er sie durch seine umschwärmenden Worte erst für sich gewonnen hat. Allgemein ist sie also von seiner Sprache, „Sein[em] Händedruck“(V.3400) und „sein[em] Kuss“(V.3401) wie benebelt. Durch die ihm Ausruf „Und ach sein Kuss!“(ebd.) verwendete Interjektion, wird jedoch auch deutlich, dass Gretchen sich nach Fausts Nähe sehnt und dass die Nähe an sich, das ist, wonach ihr Körper strebt und weshalb sie fühlt, wie sie fühlt. Wiederholend folgt so auch auf diese Strophe der Refrain mit dem Ausdruck ihrer Verzweiflung, erneut im Wechsel mit der vorherigen Selbstsicherheit. Letztlich folgt jedoch in der neunten Strophe des Textauszugs eine Art Lösung auf Gretchens Verzweiflung. In diesen Versen stellt sie fest, dass sich ihr Busen nach ihm hin drängt (vgl.V.3406 f.), dass sie also Nähe zu ihm, zu Faust, dem ihr noch recht Unbekannten, sucht. Erneut wird hier innerhalb des Ausrufs „Ach dürft ich fassen/ Und halten ihn!“(V.3407 f.) eine Interjektion angeführt, welche die Sehnsucht nach Nähe unterstreicht und Gretchens immer stärker werdendes Verlangen ausdrückt. In der letzten und somit der zehnten Strophe der zu analysierenden Textstelle bezieht sich Gretchen so auch in „Und küssen ihn / So wie ich wollt“(V.3410 f.) auf den in Strophe Sieben verwendeten Ausruf „Und ach sein Kuss!“(V.3401), was das Verlangen nach Faust weiter steigert. Abschließend beendet sie ihren hyperbolischen Monolog mit der Aussage „An seinen Küssen / Vergehen sollt!“(V.3412 f.). In diesem sehnsüchtigen Ausruf, mit welchem sie körperliche Nähe erbittet, drückt sie unter Verwendung des Konjunktivs aus, dass sie für Fausts Nähe sterben würde. Bezieht man dies auf die folgende Handlung, sowie die abschließende Todesstrafe, die Gretchen nach der Ermordung ihres Kindes droht, fällt auf, dass sie letztlich den Preis zahlen musste, den sie hier in ihrer Rede zu zahlen vermag, um Faust nahe sein zu können. Somit stellt die Textstelle im Gesamten auch eine Projektion auf fortgehendes Geschehen, sowie Gretchens gewollten Tod dar, den sie trotz Faust, der ihr zur Rettung eilt, nicht verhindern möchte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass innerhalb dieses Monologs Gretchens deren Liebe zu Faust zum Ausdruck gebracht wird, dass dieser jedoch auch zeigt, dass Gretchen den Tod für Faust von Anfang an in Anspruch genommen hätte und so eine Vorausdeutung innerhalb des Inhalts dieser Textstelle besteht.

Woyzeck

Inhaltsangabe

Das Drama „Woyzeck“, welches von Georg Büchner verfasst und im Jahre 1879 erstmals veröffentlicht wurde, thematisiert den durch die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Gesellschaftsschichten entstehenden Druck auf Individuen.

Franz Woyzeck, ein 30 jähriger Soldat, welcher gemeinsam mit seiner Geliebten namens Marie ein uneheliches Kind hat, dient, um seine Familie zu ernähren, seinem Hauptmann, indem er diesem den Bart rasiert. Des Weiteren macht Woyzeck eine, von einem Arzt angesetzte Erbsentherapie, wiederum aus finanziellen Gründen. Diese einfältige Ernährung mit Erbsen verschlechtert jedoch seinen psychischen Zustand und er erleidet Wahnvorstellungen. Während seine Wahnvorstellungen sich häufen, trifft seine Geliebte Marie einen ihm höher stehenden Soldaten, einen Tambourmajor, mit welchem sie eine Affäre eingeht. Als Woyzeck Marie jedoch mit diesem erblickt, löst diese Erkenntnis Eifersucht und Wut in ihm aus, weshalb er sich dem Tambourmajor gegenüber respektlos erweist und Marie schlussendlich mit einem Messer ermordet. Nach der begangenen Kriminaltat, besucht Woyzeck ein Wirtshaus, geht jedoch aufgrund von an ihm sichtbaren Spuren seines Mordes hinfort und merkt, dass ihn das Messer, welches sich in der Nähe der Leiche befindet, verraten könnte und wirft es deshalb in einen Teich. Als Woyzeck abschließend zu seinem Sohn geht, wendet sich dieser von ihm ab.

Intentionen

Georg Büchner intendiert in seinem Drama die Armut in Deutschland zu Zeiten des 19. Jahrhunderts und die dadurch verursachte Unterschiedlichkeit der Gesellschaftsschichten. Des Weiteren greift er den Einfluss dieser Gesellschaft auf Individuen auf.

Effi Briest

Inhaltsangabe

Effi Briest, ein 17-jähriges Mädchen aus dem späten 19. Jahrhundert, dass bei ihrer Familie in Hohen-Cremmen auf dem Land lebt, hat ein glückliches Leben. Der frühere Verehrer ihrer Mutter, Baron Geert von Innstetten, hält um Effis Hand an, woraufhin sie ihn auf Wunsch ihrer Eltern hin zum Mann nimmt. Sie ziehen als Baron und Baronin von Innstetten nach Kessin, in Geerts Heimatstadt. Dort lernt Effi auch Johanna, eine ihrer Bediensteten, kennen, knüpft jedoch ansonsten wenige Kontakte und fühlt sich einsam. Während ihres Aufenthalts in Kessin bleibt Effi aufgrund der Sehnsucht nach ihrer Heimat in Briefkontakt mit ihrer Familie. Nach einiger Zeit wird sie schwanger und gebärt schließlich ein Mädchen namens Annie. Während der Schwangerschaft lernt sie eine Frau namens Roswitha kennen, die ihre Tochter später gemeinsam mit Johanna großzieht. Wenige Zeit später begegnet Effi Major Crampas. Dieser empfindet etwas für sie und sie schätzt ihn für seine Liebenswürdigkeit und Aufmerksamkeit, welche Innstetten ihr nicht zukommen lässt. Aufgrund dieser Tatsache beginnen die beiden eine Affäre. Jedoch bricht Effi den Kontakt zu Crampas nach einer Zeit weitgehend ab und ist erleichtert, als sie und Geert aus beruflichen Gründen nach Berlin ziehen müssen. Während sie versucht den Kontakt zum Major zu meiden, schreibt dieser ihr regelmäßig Briefe, die Geert eines Tages findet und die ihn verletzen. Schließlich fordert er den Major zu einem Pistolenduell heraus, bei welchem der Major ums Leben kommt. Zudem reicht Geert nach langem Überlegen die Scheidung ein und verweigert Effi den Kontakt zu ihrem Kind. So zieht Effi schließlich gemeinsam mit Roswitha in ein anderes Apartment in Berlin, da auch ihre Familie sie aufgrund des gesellschaftlichen Drucks nicht bei sich wohnen lässt. Einige Zeit später kommt es zu einem Wiedersehen mit Annie, bei dem Annie sich ihrer Mutter gegenüber distanziert verhält. Effi wird krank und wird aufgrund dessen wieder von ihren Eltern in Hohen-Cremmen aufgenommen. An ihrem Sterbebett vergibt sie letztlich auch Innstetten und stirbt schlussendlich unter dem Namen Effi von Briest an einem gebrochenen Herzen.

Poetischer Realismus

Der Realismus als Literaturepoche lässt sich in die Zeit von 1848 bis 1890 einordnen. Spezifisch der poetische Realismus, welcher als wichtige Periode der Literaturgeschichte zwischen 1850 bis 1899 gilt, hatte eine bedeutende Rolle für die Epik im 19. Jahrhundert.

Für Theodor Fontane, einem bekannten Autor dieser Epoche, und anderen Autoren dieser Zeit bedeutete der Realismus eine objektive Beobachtung und Beschreibung der Welt. Dabei zählt jedoch besonders die kunstvolle Darstellung der Wirklichkeit zu den Aufgaben dieser Autoren und macht die Texte des Realismus aus. Als Grundlage für derartiges Schreiben gilt der historische Hintergrund des Vormärz, in dem Hoffnungen und Wünsche nach Einheit und Freiheit unerfüllt blieben.

Hinter diesem Hintergrund und der Aufgabe der Wiedergabe vom Wirklichen, die das Literaturkonzept dieser Zeit besaß, verfasste Theodor Fontane so schließlich drei Romane, Effi Briest, Irrungen, Wirrungen und Frau Jenny Treibel, wobei der Roman eine essenzielle Rolle für den Realismus spielte. Jedoch unterschieden sich seine Werke mit dem Hintergrund des poetischen Realismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Begriff des einfachen Realismus. Theodor Fontane brachte in diesem Zusammenhang Wahrheit in die Realität ein und stellte diese nicht bloß dar. Er selbst definiert den poetischen Realismus deshalb auch als „die Widerspiegelung alles wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst“. Besonders wird dies auch anhand seiner Romane deutlich, in welchen er auf stilistische Mittel und besonders die Metaphorik zurückgreift, um Wahrheit in die fiktive Realitätsdarstellung mit einfließen zu lassen. Besonders erkennt man in Fontanes Werken auch die eher pessimistische Sicht auf die Gesellschaft und die Welt, welche spätere Vertreter des Realismus oft aufwiesen. Theodor Fontane wählt daher besonders häufig Charaktere, die an die Gesellschaft gebunden leben und von dieser abhängig sind, jedoch eigentlich im Sinne der Gesellschaft nicht ihre Interessen verfolgen, was letztlich zu seiner gesellschaftskritischen Stellung führt. Diese Kritik bringt er zumeist durch ein distanziertes und auktoriales Erzählverhalten zum Ausdruck, in welches er Ironie mit einfließen lässt.

Vergleich Instetten und Woyzeck

Betrachtet man die beiden Protagonisten des Dramas Woyzeck, in diesem Falle Woyzeck selbst, und im Falle des Romans Effi Briest, Effis Ehemann Innstetten, so lassen sich einige Vergleichsaspekte dieser Charaktere festmachen, die sowohl deren Charakter als auch deren Umwelt und somit das Gesamtleben betreffen. Allgemein ist festzuhalten, dass die beiden einige Gemeinsamkeiten aufweisen, die sich jedoch dennoch differenzieren lassen und somit wiederum tiefgründigere Unterschiede bilden. Eine dieser Gemeinsamkeiten ist das harte Arbeiten und der Ehrgeiz beider. Jedoch lässt sich hierbei bei den jeweiligen Protagonisten eine andere Motivation feststellen, sodass Woyzeck arbeitet, um seine Familie zu ernähren (vgl. Szene 5). Innstetten jedoch arbeitet seines hohen Ansehens wegen ehrgeizig und hat so sich Selbst im Interesse (vgl. 13. Kapitel). Eine weitere derartige Gemeinsamkeit ist der Mord, den sie beide begehen. Der Unterschied, der sich jedoch hierin zeigt, ist wiederum das Motiv. Wo Innstetten aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen Effis Liebhaber ums Leben bringt (vgl. 28. Kapitel), ermordet Woyzeck seine Liebe auf emotionaler Basis, da dieser zu tiefst verletzt ist (vgl. Szene 20). In diesem Akt des Mordes lässt sich so jedoch zugleich ein weiterer Unterschied erkennbar machen, welcher die Liebe und deren Echtheit betrifft. Das Rächen an der Frau, zu der Woyzeck eine Verbindung hatte, zeigt die Natürlichkeit und Echtheit der Beziehung Woyzecks und Maries, wohingegen Innstetten sich an Crampas, also dem Mann rächt, mit dem seine Frau eine Affäre hatte. Diese Tat beweist so wiederum, dass ihm sein persönliches Ansehen in gesellschaftlicher Hinsicht und somit sein Status wichtiger ist als die Liebe. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ist jedoch wiederum die, dass sie beide für ihre Liebe kämpfen und sich, zumindest versuchshalber, mit dem Betrüger anlegen. Da Woyzeck diesem jedoch im Vergleich zu Innstetten unterlegen ist (vgl. Szene 15), wird sein Rang und somit seine gesellschaftliche Stellung deutlich. Besonders stellt daher auch der Beruf der beiden Charaktere einen essenziellen Unterschied dar. Woyzeck hat zu seiner Lebzeit im frühen 19. Jahrhundert als Soldat ein sehr geringes Ansehen, verdient wenig und muss sich mit anderen Dingen den Lebensunterhalt verdienen (vgl. Szene 5 & 8) . Betrachtet man jedoch Innstettens Stellung als Landrat von Kessin, so wird deutlich, dass es Ende des 19. Jahrhunderts möglich war, durch Leistung etwas zu erreichen und so eine hohe Stellung zu erlangen. Aufgrund dieser Umstände, auch die jeweiligen Jahrzehnte betreffend, erklärt sich letztlich auch Woyzecks Armut im Vergleich zu Innstettens Reichtum. Obwohl Innstetten in dieser Hinsicht mehr Macht hat als Woyzeck, sind dennoch beide von der Gesellschaft abhängig. Ohne diese wäre Innstetten nicht wohlhabend und Woyzeck ist in dem Sinne von ihr abhängig, da sie bei ihm über Tod und Leben entscheidet. Wo die Gesellschaft hier jedoch für Woyzeck überlebensnotwendig ist, ist sie für Innstetten nur Mittel zum Zweck, Mittel für sein hohes Ansehen. Besonders die Wichtigkeit dieses Ansehens wird auch darin deutlich, dass Innstetten den Kontakt zu seiner Frau nach der begangenen Affäre abbricht, weil es die Gesellschaft so will (vgl. 30. Kapitel). Woyzeck aber, der auch betrogen wurde, agiert aufgrund von emotionaler Verletztheit. Dies zeigt, dass die Liebe für Woyzeck einen höheren Stellengrad hat als sie es für Innstetten hat. In dieser Hinsicht bildet sich so zuletzt auch ein letzter Unterschied. Zwar werden Innstetten und Woyzeck beide betrogen, jedoch ist dies bei Innstetten der Fall, weil er seiner Frau zu wenig Zuwendung schenkt (vgl. 9. Kapitel), Woyzeck jedoch wird betrogen, weil der Tambourmajor höher gestellt war als er (vgl. Szene 6). Dies alles zeugt zuletzt von der Wichtigkeit der gesellschaftlichen Stellung im 19. Jahrhundert.


Zusammenfassend ergeben sich also deutliche Gemeinsamkeiten, die die Lebensumstände der Charaktäre betreffen, sich jedoch in ihrem tieferen Sinn aufgrund von verschiedener Stellung der Protagonisten sowie des unterschiedlichen Zeitalters, in dem das jeweilige Buch spielt, unterscheiden.

Erzählungen aus unterschiedlichen historischen Kontexten

Die Marquise von O.

Inhaltsangabe

Die Novelle beginnt mit einem Zeitungsinserat, verfasst von der Marquise von O..., in welcher dieser den Vater ihres ungeborenen Kindes auffordert, sich bei ihr zu melden. Daraufhin folgt ein Rückblick auf eine Schlacht, in welcher die Heimat der Marquise, wo sie, eine verwitwete Frau, mit ihren Eltern sowie ihren Kindern lebt, von russischen Soldaten erobert wird. In dieser wird die Marquise zugleich von den Soldaten entführt und misshandelt, wird jedoch im weiteren Verlauf vom Graf von F... gerettet, welcher die Soldaten veranlasst, weiter zu ziehen. Da dieser jedoch mit ihnen zieht, bleibt keine Zeit für Dank und die Marquise erfährt kurze Zeit später, dass der Graf im Kampf gefallen sei und ihr somit jegliche Möglichkeit diesem zu danken verstrichen ist. Einige Zeit darauf taucht jedoch eben dieser Graf bei dem Haus der Familie der Marquise auf, was für große Verwunderung dieser sorgt. Sein Anliegen ist es, sich mit der Marquise zu vermählen, wofür er seine Dienstreise jedoch abbrechen will, weshalb die Marquise ihm das Versprechen gibt, bis zum Ende dieser Reise keine anderen Männer zu heiraten. Während der Graf sich also nun auf seine Dienstreise begibt, stellt sich heraus, dass die Marquise schwanger ist, ihr jedoch der Vater ihres Kindes unbekannt ist. Da ihre Eltern, die Obristin und der Obrist von G..., diese Tatsache für unmöglich halten, verstoßen sie ihre Tochter, welche daraufhin gemeinsam mit ihren Kindern in ein Anwesen weit ab von ihren Eltern zieht. Dort gibt sie sich der Handarbeit, dem haushalt und der Erziehung ihrer Kinder hin. Zu Ende der Dienstreise des Grafen wird sie in diesem Anwesen vom Grafen aufgesucht, welcher von ihrer Schwangerschaft weiß und dennoch erneut um ihre Hand anhält. Die Marquise lehnt den Antrag jedoch ab und gibt die, zu Beginn des Geschehens angeführte, Annonce auf. Die Obristin jedoch hat stets Schuldgefühl in Sachen Verstoß ihrer Tochter und sucht diese eines Tages ohne das Wissen des Obristen auf, um die Wahrheit über die Schwangerschaft zu erfahren. Da sie schließlich erfährt, dass ihre Tochter unwissend ist, vergeben diese und der Obrist ihr und lassen sie wieder bei sich wohnen. Auch hat ein anonymer Schreiber auf das Inserat der Marquise geantwortet, sodass die Familie gespannt ein Treffen abwartet, bei welchem sich die Marquise mit dem Vater ihres ungeborenen Kindes treffen und später auch vermählen möchte, sodass ihr Kind einen Vater hat. Bei diesem Treffen findet sich jedoch schließlich, zu Erschrecken der Familie, der Graf von F... im Hause O... ein. Da die Marquise jedoch versprochen hat, den Vater ihres Kindes heiraten, tut sie dies am folgenden Tag widerwillig, bricht jedoch danach den Kontakt weitgehend ab. Nachdem der Graf eine Zeit in einer Wohnung in der Stadt gelebt hat, sieht er sein Kind bei dessen Taufe wieder, woraufhin die Marquise dem Grafen aufgrund seiner Großzügigkeit und Entschlossenheit vergibt. So wird der Kontakt zwischen dem Grafen und der Familie letztlich immer mehr gepflegt, bis der Graf wieder in das Haus der Familie zieht und sich auf Wunsch der Marquise hin erneut mit dieser vermählt.

Die Entwicklung der Obristin (Diana und Jan)

Bei dem vorliegenden Text von Heinrich von Kleist mit dem Titel ,,Die Marquise von O...“ handelt es sich um eine Novelle, die im Jahr 1808 veröffentlicht worden ist.

Die Obristin ist die Ehefrau des Obristen von G... und Mutter der Marquise von O... und des Forstmeisters von G... . Sie wird das erste Mal in der Novelle erwähnt, als russische Truppen das Schloss, in dem sie und ihre Familie leben, stürmen und sie zusammen mit ihrer Tochter und ihren Enkeln flieht (vgl. Z. 30), die jedoch dann voneinander getrennt werden. Als der Graf F... zu der Familie kommt, um der Marquise einen Heiratsantrag zu machen, lädt sie den Grafen dazu ein, nach seiner Reise nach Neapel, einige Zeit bei der Familie in M... zu bleiben, um ihn näher kennenlernen zu können (vgl. Z. 270). Dies tut sie, obwohl sie weiß, dass ihre Tochter nicht heiraten will, da sie bereits einen Mann hatte, dieser aber gestorben ist, da sie ,,eine zweite Vermählung ihrer Tochter immer gewünscht hatte“ (Z. 400 f.).Sie fragt ihre Tochter, wie sie den Grafen finde. Daraufhin, nachdem die Marquise ihr deutlich gemacht hat, dass sie sich nicht wieder vermählen will (vgl Z. 384), versucht die Obristin die Marquise davon zu überzeugen, dass sie es sich überlegen solle, indem sie sagt, dass der Graf ,,viele außerordentliche Eigenschaften“ (Z.388) hat. Dadurch nimmt die Obristin keine Rücksicht auf die Entscheidung der Tochter und akzeptiert ihre Entscheidung nicht. Die Obristin versucht nämlich ihre Tochter trotzdem davon zu überzeugen, dass sich ihre Tochter die mögliche Vermählung überlegt, und drängt sie zu einer zweiten Heirat. Denn die Obristin möchte den Grafen als Schwiegersohn, da er reich ist und der Familie Aufstiegsmöglichkeiten ermöglichen kann. Die Obristin ist jedoch auch fürsorglich und auch um die Gesundheit ihrer Tochter ,,äußerst besorgt“ (Z. 464). Nachdem der Arzt Marquise sagt, sie sei schwanger und sie darauf eine Hebamme untersucht und die Aussage des Arztes bestätigt (vgl. Z. 579), reagiert die Obristen darauf so, dass sie sich von der Marquise hintergangen fühlt. Jedoch kann sie ,,ihr mütterliches Gefühl nicht überwältigen“ (Z.585) und hilft der Marquise, da diese aufgrund der Bestätigung in Ohnmacht gefallen ist. Sie ist ,,zu Versöhnung geneigt“ (Z.588), doch als die Marquise ihr nicht den Namen des Vaters verrät, da sie es nicht weiß, ist sie enttäuscht und wütend und verlässt das Zimmer mit den Worten ,,geh! geh! du bist nichtswürdig!“ (Z.590). Dies verdeutlicht das Temperament der Obristin und der emotionalen Bindung zu ihrer Tochter, da die Obristin sich hintergangen fühlt. Außerdem sieht sie die Schwangerschaft als Fehltritt ihrer Tochter, da sie dadurch Schande über die Familie bringt, da die Marquise nun verwitwet und schwanger ist. Außerdem verstößt sie mit dieser Aussage ihre eigenen Tochter, da die Tochter aufgrund des kommenden unehelichen Kindes Schande über die Familie bringen wird. Dies erkennt die Obristin um zum Eigenschutz aber auch aufgrund der Enttäuschung, verstößt sie ihre Tochter, was ihr Egoismus verdeutlicht. Sie hilft sich selbst lieber, um von der Gesellschaft nicht geächtet zu werden, auch wenn dies heißt die eigene Tochter verstoßen zu müssen. Dies verdeutlicht, dass ihr das gesellschaftliche Ansehen wichtig bzw. wichtiger ist als beispielsweise ihre eigene Tochter, da sie ihre Tochter aufgrund des unehelichen Kindes verstößt. Jedoch ist die Obristin später ,,über die zerstörende Heftigkeit ihres Gatten und über die Schwäche, mit welcher sie sich, bei der tyrannischen Verstoßung der Tochter, von ihm hatte unterjochen lassen, äußerst erbittert“ (Z. 782 ff.), was verdeutlicht, dass sie trotz der Enttäuschung noch eine enge Bindung zu ihrer Tochter hat und die Verstoßung bereut. Um sich von der Schuld bzw. Unschuld der Tochter zu überzeugen, fährt sie gegen den Willen ihres Mannes zu ihr (vgl. Z. 861 f.). Sie widersetzt sich ihm also, was verdeutlicht, dass sie sich ihrem Mann nicht unterwirft, sondern selber eher die Entscheidungen in der Familie trifft und das Sagen hat. Als sie schließlich von der Unschuld durch eine Lüge die sie ihrer Tochter erzählt hat, überzeugt ist, wird sie emotional und bereut ihre Zweifel an der Unschuld ihrer Tochter (vgl. Z. 940 ff.). Sie wird sehr emotional und verspricht hinter ihrer Tochter zu stehen und widersetzt sich somit auch den gesellschaftlichen Konventionen, anders als zuvor (Z. 942 f.). Dies wird vor allem durch ihre Aussage ,,ich will keine andere Ehre mehr, als deine Schande" (Z. 942 f.). Beide kehren zusammen anschließend in das Haus zurück und die Obristin steht nun mehr zu ihrer Tochter als zu ihrem Mann, was durch die Aussage ,,so bist du vortrefflicher, als er, und ich bleibe bei dir“ (Z.984 f.) deutlich wird. Dass die Mutter aufstiegsorientiert ist, wird deutlich, wenn es heißt, dass die Eltern sich der Heirat des Vaters des Kindes mit der Tochter widersetzen, wenn dieser ,,zu weit hinter den Verhältnissen der Marquise“ (Z.1036) steht. Als schließlich der Graf F sich als der Vater des Kindes enthüllt, ist die Mutter diejenige, die ihm sofort verzeiht, in dem sie sagt ,,so sind wir alle versöhnt, so ist alles vergeben und vergessen“ (Z.1086). Dies verdeutlicht, dass sie egoistisch ist, da sie durch die Versöhnung eine Vermählung erreichen will, um den Ruf der Familie zu retten, da ihr das gesellschaftliche Ansehen wichtiger ist als den Wunsch ihrer Tochter nicht zu heiraten und somit ihr eigener Wunsch, dass ihre Tochter ein zweiten mal heiratet, in Erfüllung geht. Ihre vorherige Erhebung gegen die gesellschaftlichen Konventionen ändert sich nun wieder, da die Obristin sich den Konventionen erneut beugt, indem sie ihre Tochter dazu zwingt den Grafen F... zu heiraten.

Abschließend ist zu sagen, dass die Obristin es schafft ihren eigenen egoistischen Wunsch, nämlich, dass ihre Tochter nochmal heiratet, zu erfüllen. Außerdem ist ihr das gesellschaftliche Ansehen wichtig, und sie beugt sich den gesellschaftlichen Konventionen, obwohl sie sich dagegen Erheben wollte, nachdem sie von der Unschuld ihrer Tochter überzeugt gewesen ist.

Der Sandmann

Charakterisierung von Nathanael und Clara

In der Erzählung "Der Sandmann", welche von E.T.A. Hoffmann verfasst und im Jahre 1816 veröffentlicht wurde, agieren größtenteils die Protagonisten Nathanael und dessen Geliebte Clara. Im Gesamtkontext weisen die beiden verschiedenste Charakterzüge auf, die sich fortgehend verändern und sich besonders im Falle Nathanael anhand von psychologischen Erkenntnissen erläutern lassen. Zuzüglich lässt sich hier der Kontrast zwischen Clara und Nathanael, welche grundsätzlich verschiedene Charakterzüge aufweisen, betrachten.

Allgemein lässt sich herausstellen, dass Nathanael ein Kindheitstrauma erleidet, worunter man besonders Belastungsfaktoren und frühkindliche Stresserfahrungen versteht. Oft entstehen schwerwiegende psychische Verletzungen, welche langfristige Folgen haben, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Zudem erhöht sich häufig die Vulnerabilität gegenüber folgenden Stressereignissen, welche bei betroffenen Personen akute Angstsymptome auslösen können. Des Weiteren wird häufig auch die Hirnentwicklung beeinträchtigt, was soziale, emotionale und kognitive Beeinträchtigungen zur Folge hat. So haben Erkrankte oftmals Schwierigkeiten damit, sich an andere Menschen zu binden, und auch ein erhöhtes Suizidrisiko. Oftmals wenden sie Gewalt an, um der für sie stressigen Situation zu entkommen, wodurch sich Erkrankte häufig aus der Gesellschaft desintegrieren. Eine weitere Folge derartiger Traumen sind Persönlichkeitsstörungen, die häufig im Zusammenhang mit schweren Verlusterfahrungen auftreten. So ist beispielsweise der Tod eines Elternteils eine derartige belastende Erfahrung, die auch häufig dazu führt, dass die Intelligenz im erwachsenen Alter niedriger ist, da die Betroffenen sehr an ihrer Kindheit und den traumatischen Erlebnissen festhalten.

Besonders beschäftigt sich die Erzählung mit Nathanael und schildert detailliert dessen Kindheit und sein Erwachsensein, welches stark von seiner Kindheit geprägt ist. Zu Beginn erscheint Nathanael wie ein normales Kind. Seine Eltern erzählen ihm Geschichten vom Sandmann, der den Kindern Sand in die Augen wirft, sodass diese einschlafen. Eine eigentlich harmlose Gute-Nacht-Geschichte. Nathanael verbindet mit dieser kleinen Geschichte jedoch viel mehr, ohne dass seine Eltern die Prägnanz dieses Ammenmärchens vorhersehen können (vgl. Z. 53ff.). Da sein Vater jedoch abends häufig chemische Versuche mit einem Mann namens Coppelius, womöglich ein Arbeitskollege, durchführt und diese die Mutter beunruhigen, sieht Nathanael in der Geschichte des Sandmanns viel mehr. Da er als Kind nichts von den Chemieversuchen weiß und nur die Unruhe der Mutter bezüglich des Mannes sieht, projiziert er die Erzählung auf Coppelius, der, wie auch der Sandmann, immer nur abends kommt. Somit wird Coppelius und insgesamt der Sandmann für ihn zu einem Objekt der Angst. Der Sand des Sandmanns ist dabei für Nathanael nicht mehr der Sand, von dem man einschläft, sondern ein gefährlicher Sand, mit dem den Menschen die Augen ausgeworfen werden, wie es ihm auch seine Schwester erzählt. Nathanaels Angst spitzt sich jedoch durch eigentlich harmlose Kommentare des Coppelius noch weiter zu, indem dieser Nathanael und dessen Schwester als "kleine Bestien" (Z. 116) bezeichnet. Besonders zeigt sich hier in Nathanaels Denken über diese Worte die Angst vor diesem Mann. So wird hier deutlich, welchen Einfluss ironisch oder sehr hyperbolisch gemeinte Worte durch Unverständnis auf Kinder haben können. Letztlich trägt hier der Tod des Vaters bei einem der geheimen nächtlichen Chemieversuche dazu bei, dass Nathanael ein Trauma entwickelt. Er leidet so an extremer Angst und Wahnvorstellungen und sieht in Allem den Sandmann, der den Menschen laut ihm etwas Böses antun will. So zeigt sich in seinem Denken auch eine extreme Angst vor Augen, die ebenfalls mit der Sandmann-Erzählung verknüpft ist und aus dieser heraus entsteht. In diesem Zusammenhang lässt sich daher der Tod des Vaters, welcher Nathanael sehr am Herzen lag, bei welchem Coppelius, der für Nathanael der Sandmann ist, was besonders durch den Ausruf "Coppelius, verruchter Satan, du hast den Vater erschlagen"(Z.192f.) deutlich wird, anwesend ist, als das Ereignis festhalten, aus dem alle weiteren Charakterzüge und Handlungsstrukturen Nathanaels entstehen.

Eben diese Charakterzüge zeigen sich in seinem fortlaufenden Leben, von welchem größtenteils in der Novelle erzählt wird. Insgesamt führt er ein glückliches Leben, interessiert sich für Wissenschaften und Kunst (vgl. Z. 399). Er lebt alleine und schreibt häufig Briefe an Lothar, der der Bruder seiner Geliebten Clara, und zugleich sein bester Freund ist. Sie alle, aber besonders Lothar und Nathanael, haben ein gutes Verhältnis zueinander. Dabei sticht jedoch jenes zu Lothar heraus, da Nathanael seine Briefe, in welchen er sehr detailliert von seinen Wahnvorstellungen, wie auch von seinen kindheitlich traumatischen Erfahrungen, erzählt (vgl. Z.1ff.), an diesen richtet.


Die eben bereits angeführte Psychose, beziehungsweise das Kindheitstrauma, ist im Fortlauf der Handlung einer der prägnantesten Faktoren bezüglich Nathanaels Charakter. Sein gesamtes Handeln und Denken wird so von dieser beeinflusst und versetzt ihn besonders häufig in Angst. Dabei bleibt jedoch meist ungeklärt, ob das, was er erlebt, nur eine Illusion ist oder der Realität entspricht, was jedoch für Nathanaels Charakter wenig von Bedeutung ist, jedoch seine starke Psychose, welche durch den Tod des Vaters ausgelöst wurde, unterstreicht. Demnach sind jegliche Dinge, die Nathanael sieht, für ihn Realität, sodass einige Ereignisse möglicherweise ihn, jedoch niemand anderen beeinflussen, was sich teilweise in Claras Emotionslosigkeit im Umgang mit derartigen Situationen, in denen Nathanael möglicherweise Eingebungen hat, widerspiegelt. Direkt zu Beginn der Novelle spricht Nathanael dies an, jedoch spricht er dabei in seinen Briefen an Lothar häufiger von einer „zerrissenen Stimmung des Geistes“(Z. 6 f.) als von Illusionen. Somit wird hier bereits deutlich, dass Nathanael sich dessen bewusst ist, dass mit ihm oder eher seinem Denken etwas nicht stimmt und darin etwas Negatives vorliegt. Dennoch spricht Nathanael äußerst selten an, dass das, was er denkt, ein eventuelles Scheinbild ist, worin ein gewisses, wenn auch geringes Selbstvertrauen mitspielt. Dem negativen Einfluss dieser Gedanken auf sich selbst, ist er sich jedoch bewusst, was er in den Worten „Dunkle Ahnungen eines grässlichen mir drohenden Geschicks breiten sich wie schwarze Wolkenschatten über mich aus, undurchdringlich jedem freundlichen Sonnenstrahl“(Z. 8 f.) zum Ausdruck bringt. Die darin enthaltene Metaphorik und sein allgemeiner Ausdruck zeugen von seinem phantasievollen Denken, was im Verlauf der Novelle noch deutlicher wird, in dem Nathanael besonders phantasiereiche realitätsferne Texte schreibt. Mit diesem und seinem allgemeinen Denken hebt er sich von der Gesellschaft ab und zugleich von dieser fern, was, psychologisch betrachtet, eine Folge seines Traumas darstellt. Besonders verhilft ihm dabei das Schreiben, wie auch hier in den Briefen, dabei, seine Ängste zu komprimieren und letztlich zumindest in Teilen zu verarbeiten. So wird auch im Verlauf der Novelle deutlich, dass Nathanael sein Denken besonders in Folge von Gesprächen, in welchen er sich verstanden fühlt, selber kritisch hinterfragt und deutlich optimistischer ist. Als Beispiel hier seine Gespräche mit Olimpia, von der er sich verstanden fühlt (vgl. Z. 711-783). Wie wichtig ihm dieses Verständnis der Außenwelt ist, zeigt sich hierbei darin, dass er immer, wenn jemand ihn kritisiert, sehr abweisend reagiert und zum Ende hin zunehmend Gewalt anwendet (vgl. Z. 421-430).

Auslöser für all dies, aber besonders auch für den aggressiven Umgang mit Angst- und folgenden Verlustsituationen, ist hierbei die Begegnung Nathanaels mit einem Wetterglashändler namens Coppola. In diesem erkennt er mit großer Selbstsicherheit den Coppelius, der laut ihm seinen Vater ermordet hat. Er selbst deutet diese „feindliche Erscheinung als schweres Unheil“(Z. 201 f.) und möchte „des Vaters Tod rächen“(Z. 206), was sein späteres aggressives Verhalten gegenüber jeglichen Dingen, die sich mit Augen befassen, erklärt. Hierbei wird so auch noch einmal das enge und emotionale Verhältnis deutlich, das Nathanael zu seinem Vater hatte. Besonders wird dieses auch noch einmal in seinen anschließenden Worten „mag es denn nun gehen wie es will“(Z. 206 f.) unterstrichen, indem er ausdrückt, dass er alles in Kauf nehmen würde, um Gerechtigkeit zu finden. So zeigt sich dabei auch, dass es für ihn diesen Racheakt bedarf, um inneren Frieden zu finden, wodurch sich auch sein anschließender Suizid in Teilen erklären lässt. Die derartige familiäre emotionale Nähe drückt sich dabei besonders in Nathanaels erstem Brief aus, indem er zudem erwähnt, dass er seiner Mutter nichts davon erzählen werde (vgl. Z. 208), diese also vor Sorgen bewahrt. Hier kommt dabei gewissermaßen noch einmal eine sehr kindliche Facette des Nathanaels zum Vorschein, da dieser bereits in seiner Kindheit gedacht hat, seine Mutter hätte gleichermaßen Angst vor dem Sandmann wie er, sodass er diese mit der von ihm angenommenen Tatsache, Coppelius sei wieder aufgetaucht, verschonen möchte (vgl. Z. 174ff.). Auf seinen Charakter bezogen zeigt er also Empathie, besonders was seine Familie betrifft. Rückgreifend auf Coppola, begegnet Nathanael diesem in der Gesamthandlung mehrfach, wobei besonders die zweite Begegnung, bei der jedoch ungewiss ist, ob Nathanael ihm wirklich begegnet ist und ob sich alles abgespielt hat, wie er es wahrnimmt, prägend ist. So versinkt er bereits im Anschluss an die erste Begegnung „in düstre Träumereien“(Z. 409) und sieht in einem „höheren Prinzip“(Z. 416) den Antrieb der Begeisterung der Menschen. Er verfällt also immer tiefer in sein Trauma und weist diesbezüglich eine gewisse Besessenheit von Coppelius, Coppola oder auch dem Sandmann auf. So bezeichnet Nathanael diesen auch als „das böse Prinzip“(Z. 419) oder „widerwärtigen Dämon“(Z. 420), was jedoch, obwohl er diesen als seinen Feind ansieht, davon zeugt, dass er nicht vom Bösen ablassen kann. So ist Nathanael „ganz erzürnt, dass Clara die Existenz des Dämons nur in seinem eignen Innern statuiere“(Z. 424 f. ). Er selbst ist also im Allgemeinen stur, was sein Denken betrifft. Jedoch, sein Trauma im Hinterkopf, zeugt eben diese Abwehr anderer Meinungen davon, dass er aufgrund seines Verlustes Schwierigkeiten hat, sich zu binden und letztlich allein verstanden werden möchte. Somit lassen sich sein Denken über Clara, dass diese „zu […] untergeordneten Naturen zähle“(Z. 429), sowie seine aggressiven Verhaltensweisen gegenüber Unverständnis als Kompensationsversuche deuten. Da Clara sein Denken dabei sehr häufig in Frage stellt und dieses auch teilweise ironisch belächelt (vgl. Z. 432 ff. ), „entfernten beide im Innern sich immer mehr voneinander“(Z. 443 f. ), was jedoch von beidseitigem Unverständnis zeugt. Bezüglich der zweiten Begegnung ist Nathanaels Eingebung, „dass Coppelius sein Liebesglück stören werde“(Z. 447) entscheidend, da Nathanael dem Händler Coppola, oder wie er denkt, Coppelius, in seiner zweiten Begegnung eine Brille abkauft. Die Brille, die abermals metaphorisch auf die Kindheitserzählung des Sandmanns zurückzuführen ist, da der Sandmann in diesem Ammenmärchen den Kindern Sand in die Augen wirft und Coppelius Nathanael in einer Vorstellung während dem Vorfall in seiner Kindheit drohte, Glut in die Augen zu werfen, ist ein immer wiederkehrendes Symbol für Nathanaels Angst und somit auch ein Zeichen für sein Kindheitstrauma, dem er immer wieder verfällt. Bei einem Blick durch das Glas entdeckt er Olimpia im Nachbarszimmer sitzen und verliebt sich sofort in sie, obwohl es sich bei ihr nur um eine Holzpuppe handelt (vgl. Z. 765f.). Somit bestätigt sich hier seine Angst, dass Coppola seine Beziehung negativ beeinflussen werde, da Nathanael sich durch dessen Brille neu verliebt. Dass er dabei das Unmenschliche an Olimpia nicht wahrnimmt, beziehungsweise nicht realisiert, zeigt wieder, wie seine geistigen Grenzen zwischen Vorstellung und Realität verschwimmen und, dass seine Wahrnehmung verfälscht ist. Bei genauerer Betrachtung von Olimpia fällt Nathanael jedoch auf, dass „die Augen […] gar seltsam starr und tot“ (Z.567f.) aussehen. Zudem zeigen weitere Andeutungen wie „der etwas seltsam gebogene Rücken“ (Z.613f.), die „kalte Hand“ (Z.661) und ihre „Passivität und Wortkargheit“ (Z.733), dass Nathanael die kuriosen und ungewöhnlichen Unterschiede zwischen Olimpia und einem Menschen aufgefallen sind, er sie jedoch verdrängt, ignoriert oder als unwichtig einordnet, sodass er wieder seine Wahrnehmung derart verschiebt, dass sie zu seiner Vorstellung passt. Erneut fällt hierbei auf, dass Nathanaels Gedanken sich stetig um eine Person kreisen. Wo es anfangs noch die Besessenheit vom Sandmann war, ist er nun derartig besessen und fasziniert von Olimpia. Zu diesem Zeitpunkt befindet Nathanael sich in einer konfliktreichen Phase mit Clara, die ihm immer wieder zu erklären versucht, dass Coppelius nur in seinem Innersten lebt und somit nur in seiner Vorstellung existiert. Er fühlt sich von ihr missverstanden, sodass er in Olimpia die Frau findet, die er in Clara nie hatte. Seine Liebe zu ihr beeinflusst ihn sehr positiv und gibt ihm, was er braucht. Sie sagt nicht viel außer ein ständiges „Ach-Ach-Ach!“ (Z.651), sodass sie ihm nicht in seinem Glauben an den Sandmann widerspricht. An dem Satz „‘Ach du mein hoher herrlicher Liebesstern, bist du mir denn nur aufgegangen, um gleich wieder zu verschwinden, und mich zu lassen in finstrer hoffnungsloser Nacht?‘“ (Z.595ff.) ist erkennbar, dass Nathanael seine ganze Hoffnung, nicht verrückt zu sein, auf Olimpia setzt, die ihm zu diesem Tiefpunkt in seinem Leben wie ein Licht erscheint. Seine Vorahnung, dass Olimpia nicht menschlich ist, spiegelt sich in seiner Erinnerung an eine „Legende von der toten Braut“ (Z.662) wider, sodass sich abermals zeigt, dass Nathanael die Realität wahrnimmt, sie in seinem Kopf aber verdrängt oder ergänzt. Dies macht er auch, als Siegmund, ein Freund, ihn direkt auf Olimpia anspricht und ihm sagt, dass er sich in eine Holzpuppe verliebt habe. Der Satz „Nathanael hatte rein vergessen, dass es eine Clara in der Welt gebe, die er sonst geliebt; - die Mutter- Lothar- alle waren aus seinem Gedächtnis entschwunden, er lebte nur für Olimpia […]“ (Z.711f.) zeigt, wie tief er in die Illusion des Sandmanns verfällt, sodass er alles, was er vorher geliebt hat, vergisst. Seine Liebe zu Olimpia geht so weit, dass er ihr einen Heiratsantrag machen möchte. Jedoch hört er die Stimmen des Professors Spalanzi und die von Coppelius aus Olimpias Zimmer, was ihn am Antrag hindert. Er sieht, wie Coppola versucht, Olimpia mitzunehmen, wogegen der Professor sich jedoch auflehnt. Nathanael reagiert mit „aufflammend[en] […] wildem Zorn“ (Z.757) und versucht ihnen Olimpia zu entreißen. Er fühlt sich in die Situation aus der Kindheit zurückversetzt, in welcher er seinen Vater aufgrund von Coppelius verloren hat. Nun hat er „namenlose[…] Angst“ (Z.754), dass Coppelius ihm abermals einen geliebten Menschen nimmt. Als Nathanael bemerkt, dass Olimpia eine Puppe ist, erstarrt er (vgl. Z. 764). Da er sie liebt, ist der Schock für ihn umso größer, als er realisiert, dass sie eine Puppe ist und er sich somit in eine Puppe verliebt hat. Er denkt, dass der Sandmann auch sie ‚angesteckt‘ hat und dass er sich auch in ihr getäuscht hat. Er wird paranoid und wiederholt die Worte des Diebes der Puppe „Holzpüppchen dreh dich!“ (Z.776) immer wieder. Als Dieb für die Puppe beschuldigt er Coppelius, aber auch den Professor, der Anteil am Geschehen hat. Durch diese Ereignisse verstärkt sich sein Glauben an den dunklen Sandmann Coppelius und an das dunkle Schicksal, das laut ihm angeblich jedem vorbestimmt ist. Aufgrund dieses Ereignisses ist es im Folgenden für Nathanael unmöglich, Vertrauen zu irgendeiner Person aufzubauen, da er in jedem Coppelius´ Dunkelheit sieht. Zudem reagiert er, wie bereits angeführt, wieder mit Gewalt und würgt so letztlich in Anbetracht des Rachegedankens den Professor. Allgemein kommt er also psychisch nicht damit zurecht, dass er sich in Olimpia und dem Professor getäuscht hat, wodurch er seine Hilflosigkeit in der Verknüpfung zum Sandmann zu verarbeiten versucht.

Als er im Anschluss an diesen Vorfall, der sein Trauma noch weiter verstärkt, auf Clara trifft, verschwindet scheinbar „Jede Spur des Wahnsinns“ (Z. 821 f.). Da sie und seine Familie sich um ihn sorgen, empfindet er Liebe und findet so für kurze Zeit das innere Glück und damit auch Ruhe. So war er „milder, kindlicher geworden, als er je gewesen“ (Z. 827). Er weiß Clara als Person letztlich zu schätzen, da er mit Olimpia, die einen Kontrast zu Clara darstellt, nach seiner Erkenntnis auch ausschließlich Verlust und das Böse verbindet. Gewissermaßen hat er somit im Gewaltakt am Professor die innere Ruhe gefunden, indem er sich so innerlich in Teilen am Trauma rechen konnte. Diese Idylle verweilt jedoch nicht äußerlich lange, da Nathanael schließlich doch vom Trauma und so letztlich von seinen Eingebungen eingeholt wird. Als er mit Clara gemeinsam auf einem Turm steht, um die Landschaft zu betrachten (vgl. Z. 835 ff.), sieht Clara plötzlich einen „sonderbaren kleinen grauen Busch“ (Z. 841), welcher in Nathanael direkt eine Art Schockzustand auslöst. Er erinnert sich dabei an Olimpia und wird so in eine Art Transe versetzt, da er Olimpia in der Vergangenheit in Bezug zu einem derartigen Busch gesehen hat. Um diesen Busch besser erkennen zu können, greift er nach seinem Perspektiv. Aber „Clara stand vor dem Glase“ (Z. 843), sodass sie ihm den Blick, wenn auch von ihr ungewollt, verhindert und somit sein Sehen und seine Augen beeinflusst. Mit einem Mal projiziert er dadurch sein gesamtes Trauma auf Clara, sieht in ihr das Böse, den Sandmann, Coppelius, Coppola und den Professor zugleich, sodass er erzornt. „Mit gewaltiger Kraft erfasste er Clara und wollte sie herabschleudern“ (Z. 847 f.) und lässt sie auch fallen, wobei diese sich jedoch halten kann und von ihrem Bruder gerettet wird, der sich gegen Nathanael stellt. Besonders deutlich tritt hier noch einmal sein Denken zum Vorschein, dass der Sandmann alles und jeden wie ein Virus befällt. In diesem Falle werden ihm so auch die ihm wichtigsten Personen egal, wodurch die Rache, als sein wichtigstes Lebensziel, zum Ausdruck kommt. Nathanael selbst jedoch bleibt trotz der Rettung Claras in seinem Wahn und sieht letztlich „riesengroß [den] Advokat Coppelius“ (Z. 362). Obwohl einige Leute ihn aufhalten wollen, schlimmeres zu tun, wird er dem „Coppelius gewahr“ (Z.866) und springt letztlich „Ha! Sköne Oke – Sköne Oke!“ (Z. 866) schreiend vom Turm in einen Tod. Dabei stellt er selbst erneut einen Bezug zum Händler her, weshalb hier fragwürdig bleibt, ob dieser überhaupt real oder in Nathanaels Gedanken existent ist. Unterstrichen wird dies und auch die Schwere des Traumas dabei darin, dass „Coppelius im Gewühl verschwunden“ (Z. 868 f.) ist, als Nathanael tot ist. Somit wird hier deutlich, dass die böse Figur des Sandmanns nur in Nathanaels Innerem existiert, er von ihm besessen ist und dieser so mit ihm gestorben ist, als Produkt seiner Einbildung. Inwiefern der Suizid ihn jedoch von seiner Last befreit oder der von ihm gewünschten Rache gerecht wird, bleibt dabei im Unklaren. Letztlich war Nathanael nicht mehr der Herr seiner Gedanken und verfällt seiner Krankheit.


Die zweite Protagonistin der Novelle ist die Geliebte Nathanaels, Clara. Bei Clara handelt es sich dabei um seine Verlobte. Sie wurde mit ihrem Bruder Lothar nach dem Tod ihrer Eltern von Nathanaels Mutter aufgenommen. Insgesamt wird sie als keine Schönheit beschrieben, jedoch werden ihre blonden Haare sowie die blauen Augen von vielen als hübsch empfunden. Vor allem ihre Augen werden von Dichtern und Malern mit einem See verglichen (vgl. Z. 383). Darüber hinaus wird behauptet, dass ihre Augen in das Innere einer Person gucken könnten, wobei sich hier eine Parallele zu Nathanael ziehen lässt. In einem Brief an ihn, indem sie auf seine Erzählungen bezüglich seiner Begegnung mit dem Sandmann, eingeht, erklärt sie ihm, "dass, wie ich meine, alles Entsetzliche und Schreckliche, wovon Du sprichst, nur in Deinem Innern vorging, die wahre Außenwelt aber daran wohl wenig teilhatte" (Z.233f.). Somit stellt Claras rationale Persönlichkeit einen Kontrast zu Nathanaels Charakter dar, der sich im Gegensatz zu ihr von seinen Gefühlen leiten lässt. Sie lässt sich nicht von ihren Gefühlen blenden, was ihren wachen Verstand hervorhebt. Zudem wird behauptet, dass Claras Gesang so gut wie kein anderer sei und dass „aus ihrem Blick wunderbare himmlische Gesänge und Klänge entgegenstrahl[ten], die in unser Innerstes dringen, dass alles wach und rege wird[…]“ (Z.386f.). Dies deutet darauf hin, dass ihr Realismus und ihr Wesen hoch angesehen werden und sie bewundert wird. Auch zeugt dies von einer guten Integration in die Gesellschaft. Da sie aber alle Personen zu durchschauen scheint, halten einige sie für gefühlslos. Jedoch schätzen sie die Leute, die „das Leben in klarer Tiefe aufgefasst [haben]“ (Z.397f.), also diejenigen, die über eine gewisse Intelligenz, wie auch die Fähigkeit, ihr Leben hinterfragen zu können, verfügen. Dies setzt dabei voraus, dass Clara selbst eine derartige Person ist. Dass Clara eine schweigsame Natur sei, unterstützt diesen Aspekt, da sie durch einen „helle[n] Blick“ (Z.394) und ein „feine[s] ironisches Lächeln“ (Z.395) ohne Worte kommunizieren kann.

Gegenüber ihrem intelligenten, rationalen und tiefgründig denkenden Charakter steht ihre lebenslustige und etwas kindliche Seite. Sie hat eine „lebenskräftige Fantasie des heiteren unbefangenen, kindischen Kindes“ (Z.391f.), die ein wenig an Nathanaels Charakter erinnert. Er lebt in einer Traumwelt, verfolgt und geprägt durch ein Kindheitstrauma, wodurch ihm bis in sein Erwachsenenalter immer ein Stück Kindheit begleitet. Claras Charakter ist ebenfalls fantasievoll und kindlich, jedoch ist diese Seite viel weniger ausgeprägt und sie ist im Allgemeinen deutlich optimistischer, da sie auf der anderen Seite ihren „gar hell scharf sichtenden Verstand“ (Z.392f.) hat. Sie hat also Träume und Fantasien, weil sie im Allgemeinen ein glücklicher und freiheitsliebender Charaktär ist. Somit gleichen sich beide Seiten ihres Charakterbildes aus, sodass sie eine stabile Identität aufweist. Besonders auffällig ist hierbei, dass auch sie, wie Nathanael, Elternteile verloren hat und dieses Erlebnis bis ins Erwachsenenalter überwunden hat. Sie bildet somit den Gegensatz zu Nathanael, der nicht nur nicht mit seiner Kindheit abgeschlossen hat, sondern dem auch der Blick für das Reale beziehungsweise Rationale fehlt. Auch der Fakt, dass „Nebler und Schwindler[…] bei ihr böses Spiel [haben]“ (Z.393), deutet zusammen mit dem Aspekt, dass ihr heller Verstand geschätzt wird, darauf hin, dass Nathanaels Angst, der Sandmann sei zurückgekehrt, tatsächlich nur in seinem Inneren passiert ist, so wie es Clara im Brief schreibt, worin häufig ihr scharfer Verstand hervorgehoben wird. Zudem erkennt sie neben „Nebler[n] und Schwindler[n]“ (ebd.) auch „Leben und Regung“ (Z.396), was im Kontrast zu Olimpia steht, in die Nathanael sich später verliebt und die, wie sich herausstellt, nur eine leblose und regungslose Holzpuppe ist. Einerseits scheint Clara also lebenslustig und unbeschwert zu sein, andererseits verfügt sie aber auch über eine aufklärerische Vernunft. Darüber hinaus ist Clara ein gemütvolles, verständiges Mädchen, dass „an dem Geliebten mit ganzer Seele“ (Z.400) hängt. Claras Liebe zu Nathanael zeigt sich ebenfalls in ihren zahlreichen Versuchen, ihn von seiner Vision einer dunklen Macht, der er ausgeliefert ist, mit Hilfe des Verstandes, abzubringen. Sie versucht ihn immer wieder aufs Neue zu überzeugen, dass sich Coppelius in seinen Gedanken befindet und dass er nicht in Wirklichkeit lebt. Dies zeugt von ihrer Ehrlichkeit und zeigt, wie wichtig es ihr ist, dass Nathanael von seinem Trauma abkommt. Jedoch versucht sie, um ihn zu überzeugen, einen Schritt auf ihn zuzugehen. Sie sagt dabei „Ja Nathanael! du hast recht, Coppelius ist ein böses feindliches Prinzip […]“ (Z.421f.), jedoch blockt sie bei Nathanaels Erklärungen von mystischer Lehre immer wieder ab und versucht, ihn davon abzulenken, was ihr jedoch bis auf wenige Ausnahmen missglückt. Dies zeigt nicht nur Claras Willenskraft, Nathanael in die Realität zu bringen, sondern auch ihre Standhaftigkeit und Hartnäckigkeit in Bezug auf das, was sie für richtig und real hält. Somit spielt hier eine gewisse Sturheit mit.

Dass die Beziehung der beiden unter Nathanaels Trauma leidet, ist ebenfalls deutlich zu erkennen. Clara hört nach und nach auf, ihn mit Vernunft und Zuversicht zu überzeugen, sondern macht sich teilweise darüber lustig oder ignoriert ihn, indem sie ihn beispielsweise fragt, ob das böse Prinzip wohl auch auf ihren Kaffee feindlich wirke. Darüber hinaus hört sich Clara Nathanaels Gedichte nicht mehr mit dem innigsten Vergnügen an wie sie es mal tat. Zudem ist für sie „[n]ichts […] tötender, als das Langweilige“ (Z.439f.) und zusammen mit ihrer Unmut über Nathanaels Mystik passt dies nicht zu ihrer lebhaften, fantasievollen Seite. Da sie mit ihrer rationalen Vernunft nicht zu ihm durchdringen kann, fühlt sie sich bald von ihm missverstanden, weil sie auf ihrem realistischen Verstand beruht, mit welchem sie sich die Welt erklärt, und wendet sich so schließlich etwas von ihm ab. Ihre Liebe zu Nathanael und die zu ihrem Bruder Lothar jedoch bilden ihre Welt und ohne diese beiden möchte sie nicht leben. Am Ende der Novelle jedoch bringt Nathanael Clara fast um, sodass Clara unter Todesangst steht. Ein Zeitsprung verrät, dass sie nach diesem Vorfall einen neuen Mann gefunden hat, mit dem sie in ein Landhaus zieht und mit dem sie eine Familie gründet, sodass sich sagen lässt, dass sie über Nathanael hinweggekommen ist, wie auch zuvor über den Tod ihrer Eltern. Sie schaut also stets in die Zukunft und sieht den Tod nicht als etwas Bösartiges an.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Clara eine Person ist, die zum Einen eine sehr rationale Art und Weise hat, zu Denken, und dass sie von dieser Weltansicht überzeugt ist und versucht, diese ihrer Umwelt näher zu bringen. Sie versucht Nathanael mit Intelligenz, Liebe und Vernunft von seiner Vision abzubringen, um ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen, was von ihrem starken Optimismus zeugt. Zudem hat sie den Blick für das Reale und ist dennoch ein fantasievoller, etwas kindlicher und lebensfroher Mensch, der Nathanael sehr liebt. Jedoch kann Nathanaels innere Zerissenheit,diese Lebensfreude nie zerstören, da sie nach seinem Tod über ihn hinwegkommt und ihr Leben mit einem anderen Mann fortsetzt, mit welchem sie eine Familie gründet (vgl. Z. 870-874).


Vergleicht man abschließend die beiden Charaktere Nathanael und Clara etwas genauer, so fällt auf, dass diese eigentlich von Grund auf verschieden sind. Jedoch heißt Verschiedenheit dabei nicht gleich, dass keine Liebe entstehen kann. Im Gegenteil, bis zum Schluss sind Nathanael und Clara sich sehr zugeneigt und vertraut. So wird auf Seiten beider die Gegenseitigkeit ihrer Liebe deutlich, die existiert, obwohl die beiden sich häufig missverstehen. So ist Clara ein durchaus sehr realistischer Mensch, der im jetzt lebt und sich wenig mit der Vergangenheit beschäftigt und zukünftig denkt, wohingegen Nathanael in seiner eigenen Welt lebt und sehr an der Vergangenheit festhält. Dieser Unterschied lässt sich jedoch besonders durch Nathanaels traumatische Erkrankung begründen, durch welche ihm verhindert ist, im Moment zu leben. So erkennt dieser seine Psychose im Gegensatz zu Clara auch nur in Ansätzen, hält sein Denken für Realität, obwohl dieses nur in Anteilen der Realität entspricht. Und eben dieses Denken über die Korrektheit seiner Gedanken, stellt ein großes Konfliktpotenzial für die Beziehung der beiden dar. Gewissermaßen leben sie also in verschiedenen Welten, reden aneinander vorbei und missverstehen sich so im Verlauf der Handlung immer öfter. So gelingt es Clara zwar ab und an, Nathanaels Vernunft anzuregen, bekommt diesen jedoch nie vollends von den traumatischen Folgen abgebracht. Das Erkennen und Verstehen des Traumas, lässt sich dabei dadurch begründen, dass ihre eigenen Eltern auch gestorben sind, wodurch sie ihn gewissermaßen versteht. Dass sie jedoch trotz der Ereignisse, wie dem versuchten Mord am Professor oder der allgemein aggressiven Verhaltensweise, bei ihm bleibt und ihn unterstützt, obwohl sie ihn selbst nicht ganz versteht, zeugt zugleich von echter Liebe ihrerseits, da sie ihn trotz seiner Krankheit nicht verlässt. So ist sich Clara vollends über Nathanaels traumatische Erscheinungen bewusst, weiß auch, dass sie ihm nie das geben kann, was er braucht und liebt ihn dennoch bedingungslos. Obwohl ihre Liebe hier größer zu sein scheint, was jedoch wiederrum mit Nathanaels Verlusterfahrungen und den damit verknüpften Bindungsschwierigkeiten zusammenhängt, zeigt Clara sich im allgemeinen eher emotionsloser als Nathanael. Besonders wird dies in ihrem oftmals etwas kaltem, aber erneut sehr zukunfts- und realitätsorientiertem Handeln gegenüber Nathanael deutlich. Im Vergleich zu Nathanael ist sie oft sehr fröhlich, hat Träume und denkt nicht an Vergangenes. Nathanael unterliegt jedoch seinen Zweifeln und Depressionen, die letztlich zu seinem Suizid führen. Er redet im Vergleich zu Clara auch viel häufiger in Rätseln, wird in seinen Metaphern missverstanden. Clara jedoch redet sehr deutlich, nutzt Ironien und lebt an die Gesellschaft angelehnt, während Nathanael sich aufgrund seiner Psychose immer mehr aus der Gesellschaft desintegriert. Auch fällt bezüglich der Emotionalität der beiden auf, dass Clara viel schneller über einschneidende Ereignisse hinwegkommt als Nathanael. Wo dieser seinem Vater jahrelang hinterher trauert, baut Clara sich nach Nathanaels Suizid schnell ein neues Leben auf und verwirklicht ihren Traum von einer eigenen Familie. Genau wie sie auch, hat Nathanael ein Ziel, das er erreichen möchte. Bei ihm ist es jedoch, da er den Optimismus nicht mit Clara teilt, die Rache am Sandmann beziehungsweise die Rache an seinem Trauma. Ob er jedoch, so wie Clara, sein Ziel erreicht, bleibt letzendlich offen. Im Suizid ist dabei der Sandmann, Coppelius oder Coppola mit ihm gestorben. Inwiefern dies jedoch Rache und Wiedergutmachung als Zielerfüllung bedeutet, bleibt ebenfalls unklar. Fest steht dabei nur, dass Nathanael sich selbst aus seinen Ängsten befreit, beziehungsweise davon erlöst hat.

Letztenendes sind die beiden dann jedoch in zu vielen Punkten verschieden, sodass sich ihre Wege im Tod trennen und das Unverständnis, also das Kommunikationsproblem, den beiden über den Kopf gewachsen ist. Nach und nach verlieren sich beide in ihrer eigenen Welt. Clara bleibt sie selbst, distanziert sich jedoch mehr und mehr von Nathanael und dessen immer schlimmer werdendem Trauma, sodass ihre Beziehung letztlich durch die innerliche Distanz zerbricht.

Reflexionen über Sprache

Mehrsprachigkeit Definition

Unter dem Begriff „Mehrsprachigkeit“ versteht sich grundlegend die Fähigkeit, sich als Mensch in mehr als einer Sprache verständigen und ausdrücken zu können. Im Engen Sinne meint dies das fließende Sprechen mehrerer Sprachen, im weiteren Sinne jedoch auch den Gebrauch an sich, selbst wenn beispielsweise die Verschriftlichung nicht fehlerfrei gelingt.

In diesem Zusammenhang kann man in mehreren Bereichen eine derartige „Mehrsprachigkeit“ auffinden und auch anwenden. So wird von dieser meist in privaten Bereichen Gebrauch gemacht, wie beispielsweise im Urlaub oder auch im Vermischen verschiedener Sprachen, wie zum Beispiel im Bezug auf die englischen Worte in der heutigen Sprache. Auch ist jedoch im politischen und wirtschaftlichen Bereich die Fähigkeit der Mehrsprachigkeit hoch gefragt, da sie im heutigen Zeitalter der stetigen Globalisierung nahezu unumgehbar, wenn nicht notwendig ist.

Im Allgemeinen lassen sich jedoch die individuelle und die territoriale Mehrsprachigkeit voneinander differenzieren, wobei die individuelle Mehrsprachigkeit sich auf die Fähigkeiten einer Einzelperson beziehen, wohingegen die territoriale Mehrsprachigkeit die in einem Land gesprochenen Sprachen meint. Eben diese letztere Form dehnt sich jedoch migrationsbedingt immer mehr ins Weite aus.

Wölke-Text

Die Bedeutung des Themas

- „Mehrsprachigkeit ist durch die Globalisierung politisch, wie auch wirtschaftlich und sozial essenziell geworden

- soziale Netzwerke, wie auch Migration machen Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen zur Selbstverständlichkeit


Der Begriff „Mehrsprachigkeit“

- Mehrsprachigkeit unterteilt in:

1. gesellschaftliche Mehrsprachigkeit: Anwendung mehrerer Sprachen in einem Gebiet/Staat

2. institutionelle Mehrsprachigkeit

3. individuelle Mehrsprachigkeit: flüssiges Sprechen mehrerer Sprachen im Alltag

- Hierarchie der Sprache: Einteilung in Mutter-, Zweit- und Drittsprache usw.


„Heteroglossie“ als erweiterter Begriff von „Mehrsprachigkeit“

- Infragestellung dessen, ob Sprachen als feste Größen voneinander abgrenzbar sind

- Linguistin Britta Busch: sprachliche Vielfalt = viele sprachliche und kommunikative Mittel in mündlicher und schriftlicher Anwendung (z.B. Dialekte)

- Vermischen von Sprachen und Sprechen mit sprachlicher Vielfalt = Heteroglossie (in vielen Zungen sprechen)

- Mehrsprachigkeit im weiten Sinne: kommunikative Kompetenz (sich verständlich machen und andere verstehen) sowie Nutzung und Wissen über korrekte Grammatik, Lexik und Sprache in Definition mit inbegriffen


Äußere und innere Mehrsprachigkeit

- „innere Mehrsprachigkeit“ = Varietäten/Unterschiede innerhalb einer Sprache beherrschen; in vier Teilgruppen unterteilbar

- Gruppe Zeit: historische Varietäten

- Gruppe Raum: dialektische Varietäten

- Gruppe soziale Schicht: Soziolekte, Gruppensprachen

- Gruppe kommunikative und soziale Situation: situative Varietäten

- „innere“ und „äußere Mehrsprachigkeit“ hängen zusammen, da die innere Mehrsprachigkeit die Sprachbewusstheit fördert, welche für die äußere Mehrsprachigkeit notwendig ist

Aufbau

Analyse eines Dramenauszugs

Vorbereitung: mehrmaliges Lesen und Bearbeiten des Textes (inhaltlich und sprachlich-formal Relevantes markieren, Fachbegriffe notieren, gliedern, Überschriften notieren usw.)

1. Einleitung

• Einleitungssatz: Textart, Titel, Autor, Entstehungszeit, ev. Epoche, Thema des Dramas

• inhaltliche (ausgehend vom Inhalt des TA: Wie ist es dazu gekommen? Welche Handlungen folgen daraus?) und funktionale (Welche Aufgabe/Funktion hat der TA im Kontext?) Einordnung des Textauszugs in den Dramenzusammenhang

• alternativ: Inhaltsangabe des Textauszugs


2. Hauptteil

• Fakultativ: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Funktionen

• Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen unter inhaltlichen (Was wird gesagt und was bedeutet das?) und sprachlichen bzw. formalen (Wie wird es gesagt und was bedeutet das?, rhetorische Mittel) Gesichtspunkten

• Wechselbeziehung zwischen Inhalt und Sprache bzw. Form berücksichtigen

• korrekte Zitierweise

• fakultativ: Zeit-, Raumgestaltung, Figurenkonstellation, Rückbezug zum Dramenkontext

3. Schluss

• Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse (inhaltlich, sprachlich, formal), ggf. persönliche Einschätzung

Analyse eines Sachtextes

Ziel der Analyse ist die Darstellung der Textaussagen auf inhaltlicher, formaler sowie sprachlicher Ebene, d. h. die Beantwortung der Fragen:

1. Was sagt der Text aus, wie lauten seine Textintentionen?

2. Was trägt sein Aufbau zum Verständnis bei?

3. Welche Sprache wird verwendet, was bedeutet diese für das Textverständnis?

Vorbereitung: Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, in SA gliedern)

Verschriftlichung

1. Einleitung

Themasatz (enthält Textart, z. B. Reportage, Kommentar, wissenschaftlicher Sachtext, Rezension, usw.), Titel, Autor, Quelle, Entstehungszeit (ev. Kontext der Epoche), Thema

2. Hauptteil (inhaltliche, formale und sprachliche Analyse) Aufbau des Textes: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Themen/Funktionen Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird ausgesagt, was bedeutet das?), formal und sprachlich (Gedankenfolge, Wie wird es ausgesagt? Z. B. durch sprachliche Mittel, als These, Argument, Wertung, Verwendung von Zitaten?, Wortwahl, Was bedeutet diese sprachliche Form der Aussage für das Textverständnis?) wechselseitige Beziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form korrekte Zitierweise

Analyse eines Romanauszugs

Vorbereitung: mehrmaliges Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, gliedern usw.)

1. Einleitung

• Einleitungssatz: Textart, Titel, Autor, Entstehungszeit, ev. Epoche, Thema des Romans • inhaltliche (ausgehend vom Inhalt des TA: Wie ist es dazu gekommen? Wovon handelt der Textauszug? Welche Handlungen folgen daraus?) und funktionale (Welche Aufgabe/Funktion hat der TA im Kontext?) Einordnung des Textauszugs in den Romanzusammenhang

2. Hauptteil

• Fakultativ: Gliederung in Sinnabschnitte , deren Funktionen kurz erläutern • Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen unter inhaltlichen (was wird gesagt und was bedeutet das?) und sprachlichen bzw. formalen (wie wird es gesagt (rhetorische Mittel) und was bedeutet das?) Gesichtspunkten, Wechselbeziehungen zwischen Inhalt, Sprache bzw. Form • korrekte Zitierweise • Analyse der Erzählperspektive (Benennung, Beleg, Wirkung), der Zeit- und Raumgestaltung, der erzählten Zeit bzw. Erzählzeit, der Figurenkonstellationen • Textintentionen (roter Faden)

3. Schluss

• Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse, ggf. persönliche Einschätzung

Analyse eines Gedichtes

Vorbereitung: mehrmaliges Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, gliedern, usw.)

1. Einleitung

• Themasatz: Textart (Natur-, Liebes-, politisches Gedicht, usw.), Titel, Dichter, ev. Entstehungszeit, Epoche; Thema

2. Hauptteil

Inhaltliche, formale und sprachliche Analyse • Gliederung in Sinnabschnitte, deren Funktionen • Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird aus-gesagt und was bedeutet das?), sprachlich (Wie wird es ausgesagt und was bedeutet das? - sprachliche Mittel) und formal (Strophen, Reimschema, Metrum, Interpunktion, Enjambement, Wortwahl, usw.) • Wechselbeziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form • eventuell Berücksichtigung des gesellschaftlich-historischen, biografischen, usw. Kontextes, der Position und Perspektive des lyrischen Ich • korrekte Zitierweise • Textintentionen

3. Schluss

• Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse