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Vogt

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Vogt, "Auktoriale Erzählsituation"

Sarah

Der Auszug „Auktoriale Erzählsituation“(S. 30-32) aus Jochen Vogts wissenschaftlichen Sachbuch „Aspekte erzählender Prosa“, welches 1979 in Opladen veröffentlicht wurde, thematisiert die Mittel eines Autors zur Schaffung eines auktorialen Erzählers.


Der Sachtext beginnt mit einer Aussage, die anfangs ohne Zusammenhang zu sein scheint, sich jedoch im Verlauf als Romanbeginn entpuppt. So setzt Vogt mit „Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen, - nicht um seinetwillen (denn der Leser wird einen einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Menschen in ihm kennenlernen)“(Z. 1 ff. ) ein, was, wie auch die darauf folgenden Sätze aus „Der Zauberberg“ von Mann stammt. Hierin wird zunächst ohne weitere Erläuterung, welche jedoch im Anschluss folgt, eine Erzählung angesprochen, die vom sogenannten „Hans Castorp“(ebd. ) handelt. Da der Erzähler dieser Geschichte jedoch im Gegenteil dazu, von sich allein als Erzähler dieser Geschichte zu sprechen, mit dem Personalpronomen „wir“(Z. 1) bezüglich der erzählenden Person einsetzt, wird eine gewisse Nähe deutlich, die der Autor dadurch vom Erzähler zum Leser schafft. So nennt er in Bezug auf die darauf folgende antithetische Weiterführung der Aussage: „sondern um der Geschichte willen, die uns in hohem Grade erzählenswert scheint“(Z. 3 f. ) den Charakter des Hans Castorps. Eben die funktionale Nutzung dieser Art Einwand des Erzählers ist letztlich Grund für den Leser, dies als erzähltechnisches Mittel festzumachen, welches Vogt innerhalb seiner späteren Aussagen intendiert. Zu eben dieser Anmerkung passen auch insbesondere die folgenden, in Klammern gesetzten, Anmerkungen, welche den Text sehr direkt und lesernah wirken lassen. Mit eben einer solchen Anmerkung führt der Erzähler so auch seine eben zuletzt angeführte Aussage mit den lindernden Worten „(wobei zu Hans Castorps Gunsten denn doch erinnert werden sollte, dass es seine Geschichte ist, und dass nicht jedem jede Geschichte passiert)“(Z. 4 f. ) fort, indem er diese zur Bekräftigung der Plausibilität seiner Aussagen nutzt, jedoch dabei völlig von der eigentlich Handlung und somit der Figur des Romans abschweift. Dies bezüglich erzählt der Erzähler allein die Funktion einer Geschichte und verallgemeinert diese dadurch insgeheim. So diene die Geschichte einer Person sowie die Person selbst in Erzählungen letztlich nur der Erzählung selbst und nicht der Person. Es sei schlichtweg eine Erinnerung an eben diese Person. Im folgenden geht er dann anhand äußerst bildlicher Sprache, die Mann als Autor insgesamt sehr zu Nutzen weiß, erneut auf die zu Beginn genannte Geschichte ein. So sei diese „sehr lange her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen“(Z. 5 ff. ). Mann, oder eher der Erzähler, unterstreicht hierin besonders das Alter der Geschichte anhand der Metapher „historischem Edelrost“(ebd. ), durch welches er zu seiner nächsten These überleitet, indem er durch die Notwendigkeit der „tiefsten Vergangenheit“(Z. 7) als Erzählzeit eine Art hyperbolische Zugehörigkeit ausdrückt, die zugleich im Superlativ deutlich wird. So nutzt er innerhalb seiner Argumentation erzähltechnische Mittel, die zum Verständnis des Lesers beitragen und durch Sprache und Form die Aussage enthalten. Die wäre hier, die Intention der Zeitform des Präteritums als einzig richtige Erzählzeit. Dies führt er mit der Antithese von „Nachteil“(Z. 8) und „Vorteil“(Z. 8) fort, wobei er die Notwendigkeit des Präteritums als Vorteil ansieht, was in der Aussage „denn Geschichten müssen vergangen sein, und je vergangener […], desto besser“(Z. 8 f. ) deutlich wird. Besonders positiv sei das Präteritum, so der Erzähler, für „den raunenden Beschwörer des Imperfekts“(Z. 10), womit er metaphorisch den allgemeinen Erzähler oder indirekt sich selbst meint, der den Imperfekt nutzt, sowie für die Geschichte selbst (vgl. Z. 10). Dass er diesen Nutzen dabei als positiv akzentuiert, erklärt sich in seiner Zusammenführung von „je vergangener […], desto besser“(Z. 9). Insgesamt werden innerhalb dieses Textbeispiels viele Anmerkungen des Erzählers erkennbar, in welchen er von Geschichten und deren Merkmalen spricht sowie seine Meinung zu diesen Merkmalen äußert.

Auf diesen äußerst von Anmerkungen geprägten und metaphorischen Sinnabschnitt folgt ein eher sachlicher Sinnabschnitt, welchen Vogt mit einer Bezugnahme auf den obigen Ausschnitt aus „Thomas Manns Roman ‚Der Zauberberg‘ von 1924“(Z. 12) einleitet. Dabei zeuge „Schon der erste Satz […] von einer völlig anderen Erzählsituation“. Diese These erläutert er wie folgt näher: „Die Spuren des Erzähltwerdens sind in diesem Text so zahlreich und deutlich, dass man versucht sein könnte, ‚die Anwesenheit eines persönlichen, sich in Einmengungen und Kommentaren zum Erzählten kundgebenden Erzählers‘ zu behaupten“(Z. 13 ff. ). Hierin spricht Vogt von Anmerkungen des Erzählers in der Geschichte selbst, welche von einem Erzähler zeugen, der dem Leser nah erscheint. Rückschauend auf den ersten Abschnitt, hat so auch Vogt dies genutzt, um dem Leser Nähe zu vermitteln. Somit erläutert er hierin die Erzählstrategien eines Autors zur Verkörperung eines auktorialen Erzählers, auf welchen sich der Sachtext bezieht, anhand von eigener Nutzung dieser sowie Verwendung eines Beispiels. So sei der eben benannte Erzähler „nicht als Handlungsfigur“(Z. 16) festzumachen, wirke jedoch wie eine agierende Person, die „sich nur durch die Erzählweise und etwa das Personalpronomen ‚wir‘ zu verraten scheint“(Z. 17 f. ). Eben die hier angesprochenen Faktoren wendet auch Mann innerhalb seiner metaphorischen Sprache sowie der Verwendung von Personalpronomen im ersten Sinnabschnitt an. Anhand der adversativen Konjunktion „sondern“(ebd. ) wird außerdem eine Distanz zwischen handelnden Personen und Erzähler deutlich, die Vogt hierin, wie auch seine restlichen Thesen des Textes, durch einen hypotaktischen Syntax zum Ausdruck bringt. Um daraufhin jedoch noch einmal einen Bezug zum Personalpronomen „wir“ herzustellen, verifiziert er seine These durch „Käte Hamburger“(Z. 18), welche „‚eingestreute Ich-Floskeln‘“(Z. 18 f. ) als „Kunstmittel des wahren Erzählers (= Autor)“(Z. 20) wahrnehme, da diese „den ‚Anschein‘ einer fiktiven Erzählerexistenz erwecken“(Z. 19 f. ). Somit schaffe ein Autor einer Erzählung durch die Verwendung von Personalpronomen eine gewisse Nähe von Erzähler zu Leser, die zugleich in der Personalisierung des eigentlich übersehenden Erzählers mitspielt.

Im gleichen Abschnitt, wobei hier ein neuer Sinnabschnitt anknüpft, geht Vogt auf den Komplex und das „Zusammenwirken zahlreicher solcher Kunstmittel“(Z. 21) ein. Aus diesen entstehe so letztlich „die ‚auktoriale Erzählsituation‘“(Z. 22) nach Stanzel, somit ein übersehender Erzähler, der übermächtig und allwissend sei (vgl. Z. 23). Zudem erzähle ein auktorialer Erzähler „souverän, d.h. er überblickt den gesamten zeitlichen Ablauf der Geschichte“(Z. 24 f. ), was von seiner Allwissenheit zeugt, die er zudem „in Rückwendungen und Vorausdeutungen“(Z. 25), was hier antithetisch gegenüberstehend erneut vom Zeitraum spricht, über den der Erzähler Bescheid weiß, zeigt. So nutze er Vorausdeutungen und Rückwendungen wie beispielsweise im zuvor angeführten Textbeispiel, welches Vogt im folgenden analysiert. So rede der Erzähler in eben diesem Beispiel des Romans „von Personen und Ereignissen, die erst noch zu erzählen sind“(Z. 26 f. ), somit Hans Castorp und dessen Leben. Akkumulierend geht Vogt darauf folgend so auch auf die, von Mann verwendeten, „Erzählereinmischungen, Anreden an den Leser, reflektierende Abschweifungen“(Z. 27 f. ) ein. Dabei habe der obige Text allein die „die epische Zeitangabe: ‚ Die Geschichte Hans Castorps… ist sehr lange her‘“(Z. 30) inne und bestehe sonst nur aus „erläuternden Einmischungen […], Bezugnahmen auf den Leser […] und schließlich […] eine[r] vom erzählten Geschehen sich lösende, allgemeingültige Erörterung“(Z. 30 ff. ). Eben diese Abschweifung weite so das Geschehen aus und können es „zu essayistischen Partien anschwellen“(Z. 36) lassen, sodass nebensächliche Unterthemen bis ins Detail ausdifferenziert würden. Besonders häufig werde als derartige Abweichung so, wie es anhand der vorliegenden Textstelle aus „Der Zauberberg“ deutlich wird, „das Problem des Erzählens selber“(Z. 37) thematisiert und als Mittel des Autors genommen, den Erzähler auszudrücken. So bezieht sich der Erzähler darin, wie oben analysiert, auf Tempus und Funktion der Geschichte, bevor er diese überhaupt zu erzählen beginnt.

Zusammenfassend stellt Vogt innerhalb seines Sachtextes anhand der allgemeinen Analyse eines Textauszugs aus Thomas Manns „Der Zauberberg“ die Mittel des Erzählens zur Schaffung eines Erzählers, der zugleich lesernah und allwissend ist, dar und intendiert so besonders Anmerkungen in Erzählungen sowie Personalpronomen als eben diese Mittel. Sprachlich sorgen dabei Hypotaxe, wie auch eine alltägliche Sprache zur detailgetreuen Erläuterung seiner Thesen sowie zum Verständnis des Lesers.

(Mögliche inhaltliche Fehler in Bezug auf Textauszug (Z. 1-10), da dieser anfänglich missverstanden wurde.)

Lorena

Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „Auktoriale Erzählsituation“, verfasst von Jochen Vogt und veröffentlicht im Jahr 1979 in Opladen, handelt es sich um einen Auszug aus dem Sachbuch „Aspekte erzählende Prosa“. Thematisiert wird die Bedeutung des auktorialen Erzählers.

Die zu analysierende Textstelle setzt mit der Äußerung „Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen“ (Z. 1) ein. Hans Castorp ist der Protagonist des Romans „Der Zauberberg“, verfasst von Thomas Mann und veröffentlicht im Jahre 1960 in Frankfurt am Main. Vogt beschreibt den Protagonisten aus Sicht des Lesers als einen „einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Mann“ (Z. 2). Jedoch steht nicht die Figur Hans Castorps im Fokus des Autors sondern die Geschichte, die seiner Ansicht nach „in hohem Grade erzählenswert scheint“ (Z. 3 f.). Über die Geschichte bzw. geschilderte Handlung an sich äußert sich der Autor wie folgt: „diese Geschichte ist sehr lang her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen“ (Z. 5 f.). Mit der Metapher „historische[r] Edelrost“ (Z. 6) verdeutlicht der Autor welchen Wert er der Geschichte zuschreibt, da die Handlung einer alten Zeit entstammt und dennoch von Bedeutung für die heutige Zeit ist. Diese Ansicht führt er weiter aus, indem er erläutert, dass „Geschichten […] vergangen sein [müssen], und je vergangener, könnte man sagen, desto besser für sie in ihrer Eigenschaft als Geschichten und für den Erzähler, den raunenden Beschwörer des Imperfekts“ (Z. 9 ff.). Vogt ist der Meinung, dass gute Geschichten alt oder zumindest alt geschrieben werden müssen. Er schreibt ebenso dem auktorialen Erzähler zu, dieser sei der „raunende[.] Beschwörer des Imperfekts“ (Z. 11), was verdeutlicht, dass der Autor der Meinung ist, dass eine Aufgabe des auktorialen Erzählers die Darstellung der Zeit ist. Dieser erste Abschnitt bildet die Einleitung sowie die erste These der Thematik und gibt dadurch bereits zu Beginn die Ansichten des Autors wieder. Ebenso ist auffällig, dass dieser Abschnitt kursiv gedruckt ist und sich somit vom restlichen Text abhebt.

Im zweiten Abschnitt bezieht sich Vogt auf den zuvor erwähnten Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Er beginnt den Roman zu analysieren mit der Aussage der erste Satz zeuge „von einer völlig anderen Erzählsituation“ (Z. 12 f.). Er geht zunächst nicht näher auf seine These ein, sondern erläutert die generelle Erzählstruktur des Textes. Diese bezeichnet der als „Die Spuren des Erzählenwerdens“ (Z. 13), welche seiner Ansicht nach in diesem Roman „zahlreich und deutlich ausgeprägt“ (Z. 14) sind. Um seine These zu belegen führt Vogt daraufhin ein Zitat aus dem Sachbuch „Typische Formen des Romans“, verfasst von F. K. Stanzel und veröffentlich im Jahre 1981 in Göttingen, an. Das Zitat schildert, dass der Erzähler durch Kommentare und wertende Beschreibungen den Anschein einer eigenen Persönlichkeit vermitteln kann.