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Übungsklausur, Aufg. 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Betrachtet man im Kontext beide Dramen so lässt sich sagen, dass beide wichtige Voraussetzungen für ein Theater erfüllen. Beide Dramen greifen überzeitliche Thematiken auf, weisen abwechslungsreiche Handlungspersonen sowie Orte auf und verfügen durch die unterschiedlichen Szenen über einen hohen Unterhaltungswert.
 
Betrachtet man im Kontext beide Dramen so lässt sich sagen, dass beide wichtige Voraussetzungen für ein Theater erfüllen. Beide Dramen greifen überzeitliche Thematiken auf, weisen abwechslungsreiche Handlungspersonen sowie Orte auf und verfügen durch die unterschiedlichen Szenen über einen hohen Unterhaltungswert.
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== Sarah ==
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Die drei verschiedenen Ansichten über die wichtigen Kriterien eines Dramas/Theaters lassen sich dabei anhand des, an den Text anknüpfenden , Dramas „Faust“, aber besonders auch an Georg Büchners „Woyzeck“ überprüfen und somit schauen in wie weit diese erfüllt werden. Diesen Vergleich von Vorstellung und Umsetzung in verschiedenen Dramen werde ich im folgenden machen.
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Zu Beginn muss dabei gesagt werden, dass die Erzählung aus „Faust“ an die bereits analysierte Textstelle anknüpft und somit das Resultat aus der Diskussion, - oder anders – die Textstelle die Entstehungsgeschichte des Dramas darstellt. Demnach gibt es hierbei insgesamt mehr Überschneidungen von Vorstellung und als im Vergleich mit „Woyzeck“, da hier eben diese  Verknüpfung der Texte nicht besteht.
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Eine der im Text vorhandenen Perspektiven, ist die des Theaterdirektors, welcher das Stück unter finanziellen Aspekten betrachtet und auf einen möglichst hohen Gewinn abzielt, welcher für ihn, wie auch alle anderen im Theater beschäftigten positiv wäre. Ein Kriterium, welches er für das Erreichen seiner Ziele als notwendig erachtet, zeigt sich in „Besonders aber laßt genug geschehn!“(V. 45) deutlich, worin er eine „Masse“(V. 51) an Aktion, also eine dichte vielseitige Handlung, fordert. Schließlich könne man laut ihm nur durch diese Menge „manchem etwas bringen“(V. 53), also nur so den Geschmack einer weiten Bandbreite treffen. Eben dieses Kriterium spiegelt sich in Faust besonders im Wechsel der Sphären wieder, indem das Drama im Himmel beginnt und Faust selbst sich in seinem irdischen Leben auch noch dem Unendlichen sehnt. Besonders wird die weite Bandbreite aber auch thematisch gedeckt, indem Themen wie Natur, Liebe, Freundschaft, Glaube, Sehnsucht, aber auch Tod. Als Beispiel hierfür fungieren die Liebe von Gretchen und Faust, Fausts Unglauben im Kontrast zu Gretchens starkem Glauben an Gott oder aber die Todesfälle von Gretchens Bruder Valentin, ihrer Mutter und zuletzt der Tod ihrer selbst.
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Des weiteren verlangt er von Dichter und Schauspieler, dass diese „das groß und kleine Himmelslicht“(V. 128) sowie „Wasser, Feuer, Felsenwände, […] Tier und Vögel“(V. 130f. ) nutzen sollen, um ein erfolgreiches Theater darzubringen. Auch wenn dies in gewissen Teilen auf das Bühnenbild bezogen ist, zeigt sich in „Faust“ beispielsweise im Wechsel der Sphären, in der Verwandlung Mephistos in verschiedene Tiere oder aber in der Szene „Wald und Höhle“ wie diese Forderung auch inhaltlich umgesetzt wurden. Somit werden das Überirdische, aber auch auf irdischer Basis Gestein, der Mond in der Szene „Nacht“, Tiere, Menschen und Pflanzen mit eingebracht die „Den ganzen Kreis der Schöpfung“(V. 133) darstellen. Zudem kommt auch der vom Direktor geforderte schnelle Wechsel „Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“(V. 135) zum Ausdruck, welcher jedoch nicht nur im Wechsel zwischen den Sphären, sondern auch im Bestehen und Wetten von Gott und Teufel/Mephisto deutlich wird.
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Bezieht man die Sichtweise des Direktors anschließend auf „Woyzeck“, so fällt auf, dass dieses Drama den Wechsel der Sphären nicht beinhaltet und somit dieses Kriterium insgesamt raus fällt. In diesem Kontext bleibt auch die Einbindung von „Wasser, Feuer, Felsenwänden“(V. 130) usw. größtenteils aus. Jedoch spielt sich das Drama einige Male draußen ab und auch der Wahn Woyzecks lässt sich so möglicherweise in diese Richtung deuten, da er hier überirdische oder aber auch irdische Dinge sieht, die jedoch nicht der Realität entsprechen. Das Wasser jedoch kommt zuletzt im Bezug auf den Mord an Marie im Drama vor, indem Woyzeck die Tatwaffe in einem See verschwinden lässt. So spielt sich auch der Mord in der Nacht ab, wobei der Mond ein wenig als eine Art Beobachter der Tat akzentuiert wird, was wiederum gewissermaßen eine gewisse Anwesenheit etwas Überirdischen anklingen lässt. Welches Kriterium jedoch durchaus eher auf Woyzeck zutrifft, ist dass der Themenbandbreite. Zwar ist diese geringer als in „Faust“, jedoch geht es hierbei doch um Themen wie Liebe, Verrat, Tod, Glaube und besonders aber die Abhängigkeit von der Gesellschaft, welche der Protagonist Woyzeck tagtäglich erfährt, indem er als Versuchskaninchen dient oder ihm aber später der Tambourmajor von seiner Geliebten vorgezogen wird, da dieser höher gestellt ist.
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Die zweite Perspektive, die im Vorspiel inbegriffen ist, ist die des Dichters als den Schreiber des Dramas. Dieser betrachtet ein Drama besonders aus der künstlicheren Sichtweise und argumentiert so entgegen dem Direktor und der lustigen Person. Dieser fordert so insbesondere das Einbringen von Emotionen, welche das Werk tiefgründig machen und es nach vielen Jahren „in vollendeter Gestalt“(V. 28) erscheinen lassen. Somit möchte er, dass die Werke einen überzeitlichen Wert besitzen und den Menschen in ihrem Denken und Fühlen beeinflussen können, also zum denken anregen. Er fordert also ganz allgemein ein tiefgründiges Thema, welches seinen Wert nie verliert. Eben diese Forderung spiegelt sich in „Faust“ in der Thematik der Liebe und des Glaubens, aber auch ganz besonders noch einmal in der Sehnsucht Fausts wieder. Die Sehnsucht Fausts und seine allgemeine Unersättlichkeit zeigen heute noch, obwohl die gesellschaftlichen Hintergründe anders sind, dass die Menschen sich nach immer mehr ersehnen und somit im Konsum leben und durch diesen immer unglücklicher werden. Dies, aber auch „Des Menschen Kraft“(V. 102) werden so in Faust integriert, indem Fausts Wesen mit allen seinen Zweifeln und Gefühlen dargestellt wird und dieser letztlich doch den rechten Weg zu Gott findet.
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Die Argumentation des Dichters und seine allgemeine Perspektive trifft dabei auch auf Woyzeck zu. Hier finden sich ebenfalls überzeitliche Themen wie Glaube, Liebe, Wissenschaft und besonders der Egozentrismus vieler Menschen wieder. Auch wenn die Abhängigkeit von der Gesellschaft wesentlich geringer ist als früher, ist sie dennoch dar und für die persönliche Entwicklung von Bedeutung. Das Fühlen und Denken der Hauptfigur Woyzecks wird dabei begründet und menschlich dargestellt, indem er beispielsweise seine Frau umbringt, weil diese ihn betrogen hat, obwohl er sein Leben für sie aufgegeben hat. Der Wert der Liebe aber auch das Machtinteresse der Menschen werden hier also mehrfach thematisiert, weshalb der Text mit den Kriterien des Dichters übereinstimmt.
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Zuletzt wird die Sichtweise der lustigen Person, also des Schauspielers, angesprochen. Diesem geht es besonders um den „Spaß“(V. 33) und das Einbringen von „Narrheit“(V. 44). Diese spiegelt sich besonders in Mephisto wieder, welcher eine äußerst ironische Sprache verwendet und Faust schadenfroh ausnutzt um diesem Dinge wie Leidenschaft zu zeigen. Auch das Erleben von Spaß in der Liebe ist dabei Ausdruck dieses Kriteriums. Da Faust, dem diese Liebe widerfährt, ein normaler Mensch mit alltäglichem Leben ist, stimmt auch die Forderung des Schauspielers, von „einem braven Knaben“(V. 35) zu erzählen, mit dem Drama überein. Jedoch muss hier abwägend gesagt werden, dass Faust durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und sein tiefgründiges Denken besonders von der Intellektualität her leicht bis stark vom jeweiligen alltäglichen Leben eines Durchschnittsmenschen  abweicht. Davon unabhängig sind jedoch „Phantasie, [...]/ Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft“(V. 42f. ) allesamt in „Faust enthalten. Sei es die Phantasie im sich verändernden Wesen von Mephisto, oder aber Empfindung und Leidenschaft in der Liebe von Faust zu Gretchen. Zuletzt stellt das Drama daher die schlussendliche Lösungsversion der Argumentation dar. So ist es mit „bunten Bildern wenig Klarheit,/ Viel Irrthum und ein Fünkchen Wahrheit“(V. 110f. ) verfasst, was sich in Fausts Leben, aber auch der metaphorischen Darstellungsweise dessen, widerspiegelt.
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In „Woyzeck“ hingegen lassen sich die Ironie und der Humor dahingegen eher weniger finden, da das Drama eher ernster vom Leben Woyzecks erzählt. Es enthält zwar durchaus Dinge wie Vernunft, im verantwortungsvollen Handeln Woyzecks für seine Familie, oder aber Leidenschaft in der Affäre von Marie und Tambourmajor, jedoch fehlt der Humor größtenteils völlig, indem ein unglückliches Schicksal beschrieben wird. Somit trifft hier am ehesten noch die Sichtweise des Dichters zu.
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Zusammenfassend beinhalten beide Dramen Kriterien aller drei Sichtweisen, wobei „Faust“, als Theater, dem die Sichtweisen als Vorspiel zu Grunde liegen, alle wesentlichen Kriterien zumindest im Groben abdeckt. „Woyzeck“ jedoch hat alleinig die Kriterien des Dichters wirklich erfüllt. Humor und eine Bandbreite an Themen werden jedoch kaum bis gar nicht mit eingebracht.

Version vom 2. Februar 2019, 19:02 Uhr

Übungsklausur, Aufg. 2

Carina

Im Folgenden werden die Analyseergebnisse aus das „Vorspiel auf dem Theater“ in Beziehung zu dem Drama „Faust“ gesetzt, welche ebenfalls in Verbindung zu einem weiteren bekannten Drama gesetzt werden.

Eine zentrale Voraussetzung für ein gelungenes Theaters sieht der Director darin, das Publikum abwechslungsreich zu Unterhalten und seinen Geschmack zu treffen (vgl. V.124ff.). Diese Bedingung wird aufgrund der zahlreich verschiedenen Szenen innerhalb des Dramas erfüllt. So sind einige Szenen sehr heiter und ausgelassen wie beispielsweise die Szene „Auerbachs Keller“, andere wiederrum trübsinnig und resignativ wie beispielsweise die Szene „Nacht“, in welcher Faust sich über seine Unwissenheit über das Überirdische bewusst wird. Jedoch nicht nur der Inhalt zeugt von seiner Abwechslung, denn das Drama hat ebenfalls zahlreiche verschiedene Handlungsorte. So spielen sich manche Szenen im Wald statt, andere wiederrum im Kerker.

Dem Dichter ist es jedoch von hoher Bedeutung etwas für die Nachwelt zu kreieren, also ein Kunstwerk, das seine Zeit überdauert (vgl. V.27f.). Diese Bedingung wird in „Faust“ durch die unterschiedlichen zeitlosen Thematiken erfüllt. Fausts Suche nach dem „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (V.382f.) und der daraus resultierenden Problematik der Suche nach einem göttlichen Zugang verdeutlichen ein zeitloses Grundproblem der Menschen, da sich jeder Mensch einmal die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Ebenso sind die enthaltenden Themen Religion, Liebe und Wissenschaftskritik ein zeitloses Thema. Die Thematik der Liebe wird beispielsweise in der Szene „Garten“, welche die Beschreibung des Kennenlernens von Fausts und Gretchen bis hin zum ersten Kuss umfasst, aufgegriffen. Ebenfalls von hoher Wichtigkeit ist für ihn, dass er das Publikum mit seinem Werk berührt und zugleich belehren kann (vgl. V.87f.). So wird in Faust beispielsweise die innere Zerrisenheit von Gretchen dargestellt. Durch ihre Liebe und Zuneigung zu Faust ( Szene „Garten“) verstößt Gretchen gegen die Regeln der Kirche und die Moralvorstellungen der Gesellschaft. Auch ihre Mutter stirbt teilweise durch ihr Verschulden, wie auch ihr Bruder, welcher sie die Schande der Familie nennt ( vgl. Szene „Nacht. Straße vor Gretchens Türe“). Durch ihre Schwangerschaft und den Mord an ihrem Kind wird sie von der Gesellschaft ausgegrenzt (vgl. Szene „Dom“. Ein weiterer Gesichtspunkt des Dichters ist, dass die Dichtung dem Publikum als Offenbarung dient und es so eine gewisse Sinngebung erlangt (vgl. V.93ff.). Dies wird in Faust durch die zahlreichen Sinnfragen und durch die Suche des Göttlichen umgesetzt. Hierbei stellt Faust den Sinn Suchenden dar, da er beispielsweise in der Szene „Nacht“ erkennt, dass er nichts über das Überirdische weiß.

Die lustige Person fordert von dem Theaterstück, dass das Stück aus dem wirklichkeitsnahen Menschenleben gegriffen werden soll, sodass sich der Zuschauer mit dem Geschehen identifizieren kann (vgl. V.106ff.). Das Menschenleben wird unter anderem in der Gretchentragödie aufgegriffen, da sie die intime Beziehung zwischen Faust und Gretchen darstellt (vgl. Szene „Straße 1“, „Kerker“). Auch die Thematik des Dramas, die Frage nach dem Menschen in seinen vielfältigen Lebensbezügen, gibt die wirklichkeitsnahe Menschenleben wieder, da in „Faust“ konkret die Gefühlslage der handelnden Personen geschildert wird. So ist Faust beispielsweise in der Szene „Wald und Höhle“ melancholisch gestimmt, da er sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht beantworten kann, was durch die Interjektion „O, dass dem Menschen nichts Vollkommnes wird, / Empfind ich nun“ (V.3240) unterstrichen wird. Eine weitere Voraussetzung für den Schauspieler ist es, die Menschen aufzuheitern und bei guter Laune zu halten. Er möchte mit Mimik, Gestik und auch mit Gesang das Publikum für sich gewinnen (vgl. V.37ff.). Dies wird in dem Drama „Faust“ durch die enthaltenden heiteren Szenen deutlich, beispielsweise in der Szene „Auerbachs Keller in Leipzig“, in welcher lebensfroh gesungen wird. Eine ebenfalls markante Voraussetzung für den Schauspieler ist die Aktualität des Bühnenstückes, da er meint „Die Gegenwart von einem braven Knaben/ Ist […] immer auch schon was“ (V.34f.). Diese Forderung wird anhand der Figur des Fausts umgesetzt, da er als ein Abbild eines modernen Menschen gilt., da er immer mehr will wie beispielsweise mehr Wissen (Vgl. Szene „Nacht“). Fausts Problem der Zerrissenheit zweier Seelen und das Gefühl der begrenzten wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeit sind ein zeitloses Grundproblem jedes Menschen.

Betrachtet man zum Ende hin nochmals die verschiedenen Forderungen der drei Figuren so lässt sich sagen, dass grundsätzlich alle unterschiedlichen Bedingungen innerhalb des Dramas erfüllt sind.

Im Folgenden werden die Kriterien für ein gelungenes Theaterstück an dem Drama „Woyzeck“ erläutert. Eben dieses Drama wurde von Georg Büchner verfasst und erschien im Jahre 1879. Thema des Dramas ist die Ausnutzung der unteren Gesellschaftsschicht.

Eine Aufgabe des Theaters ist die abwechslungsreiche Gestaltung des Dramas, um das Publikum zu unterhalten. Diese Bedingung wird aufgrund der zahlreich verschiedenen Szenen innerhalb des Dramas erfüllt. So sind einige Szenen sehr heiter und ausgelassen wie beispielsweise die Szene „Wirtshaus“, andere wiederrum resignativ wie beispielsweise die Szene „Marie und Woyzeck“. Eine weitere Vorraussetzung für ein Theaterstück ist das Publikum bei guter Laune zu halten, was beispielsweise in der Szene „Wirtshaus“ umgesetzt wird, da dort heiter gesungen und getanzt wird. Ebenfalls sind die Thematiken aus „Woyzeck“ zeitlos und aktuell, was eine weitere Bedingung für ein gutes Theaterstück ist. So existiert die Hauptthematik des Dramas, die Ausbeutung der unteren Gesellschaftsschicht, auch heute noch. Die unter Schicht ist oft diejenige die auch heute noch die unbeliebte Arbeit machen muss, beispielsweise muss Woyzeck dem Hauptmann als Barbier dienen. Ebenfalls kann man sich auch heute noch bei medizinischen Versuchen beteiligen, um so ein höheres Einkommen zu haben (vgl. Szene 8). Ein weiterer Gesichtspunkt ist es, dass das Stück aus dem wirklichkeitsnahen Menschenleben gegriffen werden soll, sodass sich der Zuschauer mit dem Geschehen identifizieren kann. Dies wird bei „Woyzeck“ dadurch umgesetzt, da es sich bei den handelnden Personen um normale Alltagsmenschen handelt, die auch so wie im Drama beschrieben gelebt haben könnten. Der Protagonist Woyzeck ist ein einfacher Wehrmann, welcher aufgrund seines geringen Lohnes nebenbei als Proband für den Doktor und Barbier für den Hauptmann arbeiten muss, da er Unterhalt für seine Freundin Marie und ihr uneheliches Kind bezahlen muss.

Betrachtet man im Kontext beide Dramen so lässt sich sagen, dass beide wichtige Voraussetzungen für ein Theater erfüllen. Beide Dramen greifen überzeitliche Thematiken auf, weisen abwechslungsreiche Handlungspersonen sowie Orte auf und verfügen durch die unterschiedlichen Szenen über einen hohen Unterhaltungswert.

Sarah

Die drei verschiedenen Ansichten über die wichtigen Kriterien eines Dramas/Theaters lassen sich dabei anhand des, an den Text anknüpfenden , Dramas „Faust“, aber besonders auch an Georg Büchners „Woyzeck“ überprüfen und somit schauen in wie weit diese erfüllt werden. Diesen Vergleich von Vorstellung und Umsetzung in verschiedenen Dramen werde ich im folgenden machen.

Zu Beginn muss dabei gesagt werden, dass die Erzählung aus „Faust“ an die bereits analysierte Textstelle anknüpft und somit das Resultat aus der Diskussion, - oder anders – die Textstelle die Entstehungsgeschichte des Dramas darstellt. Demnach gibt es hierbei insgesamt mehr Überschneidungen von Vorstellung und als im Vergleich mit „Woyzeck“, da hier eben diese Verknüpfung der Texte nicht besteht.

Eine der im Text vorhandenen Perspektiven, ist die des Theaterdirektors, welcher das Stück unter finanziellen Aspekten betrachtet und auf einen möglichst hohen Gewinn abzielt, welcher für ihn, wie auch alle anderen im Theater beschäftigten positiv wäre. Ein Kriterium, welches er für das Erreichen seiner Ziele als notwendig erachtet, zeigt sich in „Besonders aber laßt genug geschehn!“(V. 45) deutlich, worin er eine „Masse“(V. 51) an Aktion, also eine dichte vielseitige Handlung, fordert. Schließlich könne man laut ihm nur durch diese Menge „manchem etwas bringen“(V. 53), also nur so den Geschmack einer weiten Bandbreite treffen. Eben dieses Kriterium spiegelt sich in Faust besonders im Wechsel der Sphären wieder, indem das Drama im Himmel beginnt und Faust selbst sich in seinem irdischen Leben auch noch dem Unendlichen sehnt. Besonders wird die weite Bandbreite aber auch thematisch gedeckt, indem Themen wie Natur, Liebe, Freundschaft, Glaube, Sehnsucht, aber auch Tod. Als Beispiel hierfür fungieren die Liebe von Gretchen und Faust, Fausts Unglauben im Kontrast zu Gretchens starkem Glauben an Gott oder aber die Todesfälle von Gretchens Bruder Valentin, ihrer Mutter und zuletzt der Tod ihrer selbst. Des weiteren verlangt er von Dichter und Schauspieler, dass diese „das groß und kleine Himmelslicht“(V. 128) sowie „Wasser, Feuer, Felsenwände, […] Tier und Vögel“(V. 130f. ) nutzen sollen, um ein erfolgreiches Theater darzubringen. Auch wenn dies in gewissen Teilen auf das Bühnenbild bezogen ist, zeigt sich in „Faust“ beispielsweise im Wechsel der Sphären, in der Verwandlung Mephistos in verschiedene Tiere oder aber in der Szene „Wald und Höhle“ wie diese Forderung auch inhaltlich umgesetzt wurden. Somit werden das Überirdische, aber auch auf irdischer Basis Gestein, der Mond in der Szene „Nacht“, Tiere, Menschen und Pflanzen mit eingebracht die „Den ganzen Kreis der Schöpfung“(V. 133) darstellen. Zudem kommt auch der vom Direktor geforderte schnelle Wechsel „Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“(V. 135) zum Ausdruck, welcher jedoch nicht nur im Wechsel zwischen den Sphären, sondern auch im Bestehen und Wetten von Gott und Teufel/Mephisto deutlich wird.

Bezieht man die Sichtweise des Direktors anschließend auf „Woyzeck“, so fällt auf, dass dieses Drama den Wechsel der Sphären nicht beinhaltet und somit dieses Kriterium insgesamt raus fällt. In diesem Kontext bleibt auch die Einbindung von „Wasser, Feuer, Felsenwänden“(V. 130) usw. größtenteils aus. Jedoch spielt sich das Drama einige Male draußen ab und auch der Wahn Woyzecks lässt sich so möglicherweise in diese Richtung deuten, da er hier überirdische oder aber auch irdische Dinge sieht, die jedoch nicht der Realität entsprechen. Das Wasser jedoch kommt zuletzt im Bezug auf den Mord an Marie im Drama vor, indem Woyzeck die Tatwaffe in einem See verschwinden lässt. So spielt sich auch der Mord in der Nacht ab, wobei der Mond ein wenig als eine Art Beobachter der Tat akzentuiert wird, was wiederum gewissermaßen eine gewisse Anwesenheit etwas Überirdischen anklingen lässt. Welches Kriterium jedoch durchaus eher auf Woyzeck zutrifft, ist dass der Themenbandbreite. Zwar ist diese geringer als in „Faust“, jedoch geht es hierbei doch um Themen wie Liebe, Verrat, Tod, Glaube und besonders aber die Abhängigkeit von der Gesellschaft, welche der Protagonist Woyzeck tagtäglich erfährt, indem er als Versuchskaninchen dient oder ihm aber später der Tambourmajor von seiner Geliebten vorgezogen wird, da dieser höher gestellt ist.

Die zweite Perspektive, die im Vorspiel inbegriffen ist, ist die des Dichters als den Schreiber des Dramas. Dieser betrachtet ein Drama besonders aus der künstlicheren Sichtweise und argumentiert so entgegen dem Direktor und der lustigen Person. Dieser fordert so insbesondere das Einbringen von Emotionen, welche das Werk tiefgründig machen und es nach vielen Jahren „in vollendeter Gestalt“(V. 28) erscheinen lassen. Somit möchte er, dass die Werke einen überzeitlichen Wert besitzen und den Menschen in ihrem Denken und Fühlen beeinflussen können, also zum denken anregen. Er fordert also ganz allgemein ein tiefgründiges Thema, welches seinen Wert nie verliert. Eben diese Forderung spiegelt sich in „Faust“ in der Thematik der Liebe und des Glaubens, aber auch ganz besonders noch einmal in der Sehnsucht Fausts wieder. Die Sehnsucht Fausts und seine allgemeine Unersättlichkeit zeigen heute noch, obwohl die gesellschaftlichen Hintergründe anders sind, dass die Menschen sich nach immer mehr ersehnen und somit im Konsum leben und durch diesen immer unglücklicher werden. Dies, aber auch „Des Menschen Kraft“(V. 102) werden so in Faust integriert, indem Fausts Wesen mit allen seinen Zweifeln und Gefühlen dargestellt wird und dieser letztlich doch den rechten Weg zu Gott findet.

Die Argumentation des Dichters und seine allgemeine Perspektive trifft dabei auch auf Woyzeck zu. Hier finden sich ebenfalls überzeitliche Themen wie Glaube, Liebe, Wissenschaft und besonders der Egozentrismus vieler Menschen wieder. Auch wenn die Abhängigkeit von der Gesellschaft wesentlich geringer ist als früher, ist sie dennoch dar und für die persönliche Entwicklung von Bedeutung. Das Fühlen und Denken der Hauptfigur Woyzecks wird dabei begründet und menschlich dargestellt, indem er beispielsweise seine Frau umbringt, weil diese ihn betrogen hat, obwohl er sein Leben für sie aufgegeben hat. Der Wert der Liebe aber auch das Machtinteresse der Menschen werden hier also mehrfach thematisiert, weshalb der Text mit den Kriterien des Dichters übereinstimmt.

Zuletzt wird die Sichtweise der lustigen Person, also des Schauspielers, angesprochen. Diesem geht es besonders um den „Spaß“(V. 33) und das Einbringen von „Narrheit“(V. 44). Diese spiegelt sich besonders in Mephisto wieder, welcher eine äußerst ironische Sprache verwendet und Faust schadenfroh ausnutzt um diesem Dinge wie Leidenschaft zu zeigen. Auch das Erleben von Spaß in der Liebe ist dabei Ausdruck dieses Kriteriums. Da Faust, dem diese Liebe widerfährt, ein normaler Mensch mit alltäglichem Leben ist, stimmt auch die Forderung des Schauspielers, von „einem braven Knaben“(V. 35) zu erzählen, mit dem Drama überein. Jedoch muss hier abwägend gesagt werden, dass Faust durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und sein tiefgründiges Denken besonders von der Intellektualität her leicht bis stark vom jeweiligen alltäglichen Leben eines Durchschnittsmenschen abweicht. Davon unabhängig sind jedoch „Phantasie, [...]/ Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft“(V. 42f. ) allesamt in „Faust enthalten. Sei es die Phantasie im sich verändernden Wesen von Mephisto, oder aber Empfindung und Leidenschaft in der Liebe von Faust zu Gretchen. Zuletzt stellt das Drama daher die schlussendliche Lösungsversion der Argumentation dar. So ist es mit „bunten Bildern wenig Klarheit,/ Viel Irrthum und ein Fünkchen Wahrheit“(V. 110f. ) verfasst, was sich in Fausts Leben, aber auch der metaphorischen Darstellungsweise dessen, widerspiegelt.

In „Woyzeck“ hingegen lassen sich die Ironie und der Humor dahingegen eher weniger finden, da das Drama eher ernster vom Leben Woyzecks erzählt. Es enthält zwar durchaus Dinge wie Vernunft, im verantwortungsvollen Handeln Woyzecks für seine Familie, oder aber Leidenschaft in der Affäre von Marie und Tambourmajor, jedoch fehlt der Humor größtenteils völlig, indem ein unglückliches Schicksal beschrieben wird. Somit trifft hier am ehesten noch die Sichtweise des Dichters zu.

Zusammenfassend beinhalten beide Dramen Kriterien aller drei Sichtweisen, wobei „Faust“, als Theater, dem die Sichtweisen als Vorspiel zu Grunde liegen, alle wesentlichen Kriterien zumindest im Groben abdeckt. „Woyzeck“ jedoch hat alleinig die Kriterien des Dichters wirklich erfüllt. Humor und eine Bandbreite an Themen werden jedoch kaum bis gar nicht mit eingebracht.