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Emrich-Effi

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Emrich - "Effi"

Anne

Im Folgenden werden die Kriterien Emrichs für einen "künstlerischen Roman" an Fontanes "Effi Briest" überprüft.

Zu Beginn seines Textes spricht Emrich von "Gehalte[n] und Formen, die der Autor als Stoff oder Vorwurf übernimmt oder durch seine Einbildungskraft hervorbringt"(Z.3). Mit der Übernahme von "Stoff oder Vorwurf"(ebd.) ist schlichtweg die Übertragung realer Ereignisse, genauso wie sie geschehen sind, auf die eigene Komposition gemeint. Die Hervorbringung von "Einbildungskraft" ist lediglich das Erfinden von einer Geschichte. Bei "Effi Briest" liegt eine Mischung dieser beiden Aspekte vor. Die Protagonistin Effi sowie alle anderen Charaktere hat es so nie gegeben, also kann man nicht von einer Übernahme der Realität sprechen. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass die Geschichte einer jungen Frau, die sich von der Gesellschaft unterdrückt fühlt, was letztendlich zum Tod führt, genauso einmal hätte stattfinden können, was den Realitätsaspekt der Geschichte darstellt.

Besonders der Aspekt des "Beziehungsgewebes"(Z.4), kommt bei "Effi Briest" zum Vorschein. Schon auf der ersten Seite befinden sich viele Metaphern, die als Vorausdeutungen für das Leben Effis fungieren. Dies setzt sich im ganzen Roman fort.

Dass das Werk "Effi Briest" "aus ihrer spezifisch historischen Begrenztheit oder Einseitigkeit befreit" wird, lässt sich zweierlei betrachten. Zum einen ist dieser extreme Gesellschaftliche Druck, der einem sogar vorgibt wen man zu lieben hat, ein typisches Merkmal des 19. Jahrhunderts. Jedoch findet sich in jeder jeder Epoche ein gewisser gesellschaftlicher Druck wieder, der andere Ausmaße hat. Sogar in unserer heutigen Gesellschaft sind wir noch von Erwartungen, die besonders das Geschlecht betreffen, umgeben. "Effi Briest" kann dabei intentional helfen und Mut machen, sich nicht zu sehr nach gesellschaftlichen Konventionen zu richten. Dies ist ein zeitloses Thema.

"Effi Briest " kann "symbolische Bedeutung auch für andere Lebensformen, Zeiten und Vorstellungen"(Z.7-8) haben. Eine Gesellschaft ist in jeder Situation, in der Menschen aufeinandertreffen gegeben. Somit ist es auch möglich, dass der gesellschaftliche Druck möglich wird. In vielen Völkern, sowie auch bei Effi Briest, hat die Heirat was mit Ehre und Anerkennung zu tun. Ein ranghöherer Partner verschafft nämlich auch einem selbst einen höheren Rang, sowie Effi. Somit kann man sagen, dass, zwar versteckt, aber sich eine Bedeutung für andere Völker in der Geschichte Effis, finden lässt. Zudem lässt sich auch sagen, dass "Effi Briest" eine Bedeutung für Menschen aus verschiedenen Altersklassen hat. Dies liegt an dem einfachen Grund, dass an Menschen, gleichgültig ob Jung oder Alt, immer gewisse Ansprüche gestellt werden. Diese Ansprüche könne dann zu Druck führen. Im Kindesalter wird versucht, den Kindern versucht die unterschiedlichen Ansprüche beizubringen, wohingegen Menschen im Erwachsenenalter versuchen diesen gerecht zu werden.

Auch die "unsausschöpfbare Fülle psychologischer, religiöser, soziologischer u.a. Bedeutungen und Deutungsmöglichkeiten"(Z.22-23) ist bei "Effi Briest" gegeben. Das Dilemma Effis ist ganz klar und sehr gut zu ergründen. Sie kann dem Druck nicht standhalten, was sich von der Psyche auf den Körper überträgt, sodass Effi letzendes schwer erkrankt und stirbt. Dies steht im Zusammenhang mit dem soziologischen Aspekt des gesellschaftlichen Drucks, was unter anderem das schon genannte "Beziehungsgewebe"(ebd.) unterstützt. Abgesehen davon, dass die Heirat Innstettens und Effis auch kirchlich stattfindet, ist die Kirche ein großer Bestandteil gesellschaftlicher Konventionen und gibt diese teils vor. Auch derjenige der nicht die Kirche besucht, wird ausgeschlossen. Dass diese "unendlich" (Z.25) sind, wird vor allem an den vielen Metaphern und Vorausdeutungen deutlich. Man kann diese nicht nach einmaligem Lesen erfassen, sondern ist länger damit beschäftigt sie zu finden und zu deuten.

"Effi Briest" kommt auch "der komplexen Wahrheit der menschlichen Wirklichkeit möglichst nahe"(Z.29-30). Wie schon erwähnt, hätte die Geschichte Effis so wirklich stattfinden können. Die Komplexität zeigt sich vor allem in der Menge der Charaktere, die alle einen eigenen Charakter haben, der sehr gut ausgeführt wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Roman alle Kriterien eines "künstlerischen Romans" erfüllt.


Nina K.

W. Emrichs Sachtext „Die Rangordnung der Wertung und Rangordnung literarischer Werke“, veröffentlicht 1965 in seinem Werk „Geist und Widergeist“, erläutert einige Kriterien für einen literarisch künstlerischen Roman an. Im Folgenden wird die Tragödie „Faust“, geschrieben von Johann Wolfgang von Goethe und veröffentlicht im Jahr 1808, auf eben diese Kriterien überprüft.

Der Sachtext beginnt in seinen ersten Zeilen mit einer Art Aufzählung all dessen, was, laut Emrich, ein Kriterium für einen künstlerischen Roman ist. In seinem Text stellt er den künstlerischen Roman und den nichtkünstlerischen Roman immer wieder vergleichend gegenüber, in dem er die Merkmale beider Seiten anführt, erklärt und beispielhaft erläutert. Unter anderem behauptet Emrich also, dass „Gehalte und Formen […] in ein Beziehungsgewebe gebracht werden [müssen]“ (Z.2ff.). Dies impliziert eine unmittelbare Verbindung zwischen Inhalt, Sprache und Form eines Werkes, die aufeinander angepasst und abgestimmt sein müssen, damit man einen Roman einen künstlerischen Roman nennen darf. Dies lässt sich ebenfalls in Faust erkennen, obwohl Faust kein Roman, sondern ein Drama ist. Faust beinhaltet zahlreiche inhaltliche Thematiken, die ebenfalls auf die Sprache und Form abgestimmt sin, ein Beispiel dafür bilden die Szenen im Wald und der Höhle (V.3217-3250). Das Szenenbild einer naturhaften Umgebung spiegelt sich ebenfalls in Fausts Sprache wider: „herrliche Natur zum Königreich“ (V.3220), „Im stillen Busch, in Luft und Wasser“ (V.3227) oder „von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch“ (V.3237). Die Szene der Nacht (V.354-385), in der Faust feststellt, alles Wissen über die Welt die er kennt erlangt zu haben und seine Verzweiflung darüber, spiegelt sich ebenfalls in seiner Sprache wider. So zeigen Aufzählungen wie „Habe nun, ach! Philosophie,/ Juristerei und Medizin,/ Und leider auch Theologie!/ Durchaus studiert […]“ (V.354ff.), die verschiedene Bereiche des Wissens abdecken, die Menge dessen was er weiß und verstärken seine Verzweiflung darüber umso mehr, sowie Metaphern wie „Das will mir schier das Herz verbrennen“ (V.365). Außerdem wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass die Sprache sich ebenfalls an die Figuren der Tragödie anpasst, sodass sich Faust, ein Wissenschaftler mit akademischer Stellung, einer Sprache bedient die im Vergleich komplexer wirkt. Dies wird vor allem im Vergleich mit Margarethe deutlich, deren Sprache ebenfalls ihre Persönlichkeit widerspiegelt. So ist am Beispiel der Szene „Marthens Garten“ zu sehen, dass Faust eine komplexere und tiefisinnigere Sprache hat, wie in seiner Erklärung auf die Frage, wie er zu Religion stehe, deutlicher wird. Dort antwortet er Gretchen mit einer langen Erklärung (vgl. V. 3431- V.3457), während sie mit „Das ist alles rcht schön und gut;/ Ungefähr so sagt das der Pfarrer auch,/ Nur mit ein bisschen anderen Worten“ (V.3459ff.). So kann festgehalten werden, dass Gretchen einen einfachen Sprachgebrauch hat, der zu ihrer jungen und naiven Persönlichkeit passt. Es kann also gesagt werden, dass Faust ein Beziehungsgewebe aus Gehalte und Form hat.

Ein weiteres Kriterium ist die Befreiung der „historischen Begrenztheit“ (Z.5) und der „Bedeutungsreichtum […], der nie zu Ende reflektiert werden kann“ (Z.6). Zum einen kann gesagt werden, dass Faust Spuren seiner Entstehungszeit aufweist und somit historisch in die Literaturepochen Sturm und Drang, Klassik und Romantik einzuordnen ist. So wäre nur damals Gretchen in einen Kerker eingesperrt worden für die Ermordung ihres Kindes, jedoch sind künstlerische Werke nach Emrich nur dann künstlerisch wertvoll, wenn Romane oder Dramen Thematiken und Interpretationen beinhalten, die zeitlos, also „unendlich“ (Z.10) sind. So muss ein Werk nach wiederholtem Lesen neue Bedeutungen aufweisen können, so wie beispielsweise Faust. Die Tragödie handelt von dem Wissenschaftler Faust, der in seinem Leben Wissen gesammelt hat. Jedoch hat er das Bedürfnis mehr zu wissen, als das was schon von der Welt bekannt ist, er möchte das Übersinnliche kennen und die Antwort auf Fragen nach dem Sinn des Lebens. Dieser Aspekt ist ein zeitloser, da der Wunsch nach der Antwort des Warums und der nach dem Sinn des Lebens jede Generation und jede Epoche der Menschheit interessiert hat und interessieren wird. Zudem behandelt Faust zeitlose Thematiken wie die Liebe und die Sehnsucht und erfüllt damit ebenfalls das Kriterium der „umfassende[n], vielseitige[n] Gestaltung, die der komplexen Wahrheit der menschlichen Wirklichkeit möglichst nahe kommt“ (Z.29f.).

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass Johann Wolfgang von Goethes Tragödie „Faust“, nach Emrich ein ranghohes Kunstwerk ist, und somit auch eine Bedeutung in der Geschichte hat.