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Alles in allem lässt sich festhalten, dass das lyrische Ich von seiner Partnerin betrogen wurde und entsprechend emotional verletzt und distanziert ist. Während einer im Gedicht ausgelassenen Handlung konfrontiert er sie mit seinem Wissen oder seiner Vermutung, woraufhin sie versucht sich zu Rechtfertigen bzw. zu Erklären und die Beziehung zu retten. Inhalt und Form korrespondieren insofern, als dass das inhaltliche Geschehen durch die Form untermauert wird. Beispielsweise wird die ausgelassene Handlung durch einen Umbruch in der Form dargestellt oder die fehlenden Reime, die den Konflikt zwischen den beiden Partnern repräsentieren. | Alles in allem lässt sich festhalten, dass das lyrische Ich von seiner Partnerin betrogen wurde und entsprechend emotional verletzt und distanziert ist. Während einer im Gedicht ausgelassenen Handlung konfrontiert er sie mit seinem Wissen oder seiner Vermutung, woraufhin sie versucht sich zu Rechtfertigen bzw. zu Erklären und die Beziehung zu retten. Inhalt und Form korrespondieren insofern, als dass das inhaltliche Geschehen durch die Form untermauert wird. Beispielsweise wird die ausgelassene Handlung durch einen Umbruch in der Form dargestellt oder die fehlenden Reime, die den Konflikt zwischen den beiden Partnern repräsentieren. | ||
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+ | Das Gedicht „Untreu“ von August Stramm, veröffentlicht im Jahr 1915, in der Epoche des Expressionismus, thematisiert Vertrauensbruch und den Zerfall einer Beziehung. | ||
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+ | Aus dem Titel des Gedichts kann man schließen, dass das lyrische Ich hintergangen wurde. Der erste Sinnabschnitt (V. 1-3) wird mit „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) eingeleitet. Mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) spricht das lyrische Ich seinen Partner direkt an. Die Personifikation „Lächeln weint“ (ebd.) stellt gleichzeitig ein Paradoxon dar, welches die Trauer des lyrischen Ichs um den Partner betont. Die Darstellung, dass das Lächeln in seiner Brust weine (vgl. V. 1), also an der Stelle wo das Herz liegt, betont die Liebe und die Verbundenheit, die das lyrische Ich empfunden hat. Die Beschreibung der „glutverbissnen Lippen“ (V. 2), steht für die Leidenschaft die zwischen den Geliebten herrschte. Diese „eisen“ (V. 2) nun, was antithetisch zu den „glutverbissnen Lippen“ (ebd.) steht und die nachlassenden Gefühle und die zunehmende Kälte, also die Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner, ausdrückt. Der Ausruf „Im Atem wittert Laubwelk!“ (V. 3) steht metaphorisch für Vergänglichkeit. Im Herbst fängt das Laub an zu welken - „Laubwelk“ (ebd.) - und den Herbst assoziiert man häufig mit Vergänglichkeit. Das Verb „wittert“ (ebd.) lässt auf eine Vorahnung des lyrischen Ichs schließen, also das es mit der Beziehung abschließen will. | ||
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+ | Im zweiten Sinnabschnitt (V. 4- 8) geht es darum, dass das lyrische Ich mit dem Vertrauensbruch und der Beziehung abschließt. Die Metapher „ Dein Blick versargt“ (V. 4), deutet auf diesen Abschluss mit einer düster wirkenden Stimmung hin. Zunächst spricht das lyrische Ich seinen Partner mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) wieder direkt an. Das Verb „versargt“ (ebd.) ist ein Neologismus, der sich von dem Substantiv „Sarg“ ableitet. Daraus ist zu schließen, dass das lyrische Ich seine Trauer über den Vertrauensbruch des Partners begräbt. Gleichzeitig assoziiert man einen Sarg mit einer Beerdigung und somit auch dem Tod, was an dieser Stelle für eine düstere Stimmung sorgt. Die Konjunktion „und“ (V. 5) bildet einen eigenen Vers, was eine betonende Wirkung hat. Es wird eine Überleitung zum nächsten Vers geschaffen. Dort heißt es, dass „polternd[e] Worte“ (V. 6) folgen. Das Verb „polternd“ (V. 6) löst eine unruhige Stimmung aus, was man auch als Wut, die das lyrische Ich verspürt deuten kann. Das Verb „vergessen“ (V. 7) bildet zur Betonung auch einen eigenen Vers. Betont wird, dass das lyrische Ich einerseits vergessen will, was vorgefallen ist, andererseits möchte es die Beziehung hinter sich lassen. Ein weiterer Ausruf, „Bröckeln nach die Hände!“ (V. 8), veranschaulicht den Schock des lyrischen Ichs. Das Verb „bröckeln“ (ebd.) kann nebenbei auch für den Zerfall der Beziehung stehen. | ||
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+ | Der letzte Sinnabschnitt (V. 9- 12) wird anhand des „Klaudsaum[s]“ (V. 10) deutlich, dass das lyrische Ich von einer Frau hintergangen wurde. Mit „Frei / Buhlt dein Kleidsaum“ (V. 9f.) sagt das lyrische Ich aus, dass es nichts mehr mit seiner Geliebten zu tun haben will und somit die Beziehung endgültig beendet. Das Adjektiv „frei“ (ebd.) hat dabei eine betonende und einleitende Funktion. Das Verb „buhlt“ (ebd. ) bedeutet, dass jemand eine Liebschaft hat, in dem Zusammenhang heißt das also, dass das lyrische Ich von der Liebschaft der Geliebten weiß und sich mehr oder weniger abwertend von ihr abwendet. Der letzte Vers bildet einen Ausruf „Drüber rüber!“ (V. 12), was die Abwendung des lyrischen Ichs von der Beziehung ausdrückt. Die Adverbien „drüber“ (ebd.) und „rüber“ (ebd.) sind umgangssprachlich und bedeuten in dem Zusammenhang so viel wie „über etwas hinweg sein“. | ||
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+ | Zur Form ist zu sagen, dass das Gedicht aus zwölf Versen besteht und keine Strophen aufweist. Zudem gibt es kein Reimschema und auch kein Metrum. Auffällig ist dennoch, dass das Gedicht viele Enjambements aufweist. Dies hat eine beschreibende Wirkung über die Situation in der sich das lyrische Ich sich befindet. Außerdem wird dadurch die Gefühlslage, Trauer und Entsetzen über den Betrug der Geliebten, verdeutlicht. | ||
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+ | Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Gefühle, die bei einem Vertrauensbruch aufkommen durch Metaphern und Ausrufe dargestellt werden. Die entsetzliche Lage und das Chaos der Gefühle, die das lyrische Ich empfindet wird durch das fehlende Reimschema und Metrum und durch die Enjambements verdeutlicht. |
Version vom 28. November 2018, 12:53 Uhr
August Stramm, Untreu
Inhaltsverzeichnis |
Anne
Das expressionistische Gedicht "Untreu", geschrieben von August Stramm und veröffentlicht 1915, thematisiert die Achtlosigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen und somit die Vergänglichkeit dieser.
Schon die Überschrift "Untreu" leitet in die Situation ein, in der das lyrische Ich von einer Frau betrogen wird. Dass es sich um eine Frau handelt ist an dem "Kleidsaum"(V.10) erkennbar. Das Gedicht setzt ein mit dem Possessivpronomen "Dein"(V.1) ein. Diese persönliche Ansprache weißt auf eine gewisse Vertrautheit zwischen dem lyrischen Ich und der Person hin. Außerdem richtet sich das Gedicht somit nur an die Frau. Die Personifikation "Lächeln weint" ist zugleich ein Paradoxon und lässt sich, in Verbindung mit der "Brust"(V.1), die metaphorisch für das Herz des lyrischen Ichs steht, auf den innerlichen Schmerz des lyrischen Ichs beziehen. Das "Lächeln"(ebd.) steht für die Freude, die sie bei dem Seitensprung erlebt. Durch diese Freude erleidet das lyrische Ich Schmerz, der sich auf Grund des Herzens als Herzschmerz kennzeichnen. Auch die "glutverbissnen Lippen"(V.2) lassen sich auch auf den Seitensprung beziehen. Sie verdeutlichen den leidenschaftlichen Kuss zuvor, untermauert durch die Glut die als heiß gilt. Dass die "Lippen eisen"(V.2) also abkühlen, verdeutlichen den schnellen Abbruch des Kusses, sodass man darauf schließen könnte, dass die Frau gerade erst erwischt wurde. Auch Vers 3 lässt sich auf den Kuss beziehen. Der "Atem wittert Laubwelk" was metaphorisch dafür steht, dass der Atem nicht mehr frisch ist. Auch steht das "Laubwelk"(ebd.) für die Vergänglichkeit, da es sich mit dem Herbst verbinden lässt. Im nächsten Vers wird der Neologismus "versargt"(V.4) verwendet. Somit lässt sich sagen, dass der "Blick" metaphorisch abstirbt, also leblos erscheint. Durch diese Aussage verdeutlicht der Autor den Schock den die Frau durchlebt, als sie erwischt wird. Die folgenden Enjambements, wie beispielsweise das alleinstehende "Und"(V.5), wirken durch ihre Unregelmäßigkeit unüberschaubar und überfordernd. Dies lässt sich mit der Gefühlswelt des lyrischen Ichs und er Gesamtsituation verbinden. Zudem wird im nächsten VErs veranschaulicht, wie die Frau versucht sich aus der Situation herauszureden und das lyrische Ich versucht abzulenken. Dies gelingt ihr offensichtlich nicht, da das lyrische Ich ihre Taktik durchschaut. Dass sie die Worte "polternd [...] daruf"(V.6) hastet, zeigt nochmal ihre Ratlosigkeit und Überforderung auch ihrerseits auf. Die Überforderung beider Seiten spiegelt auch das fehlende Rheimschema und die Tatsache, dass das Gedicht aus lediglich einer Strophe besteht. Die Situation ist also völlig neu und unroutiniert.Der nächste Vers besteht lediglich aus einem Wort, das nicht in Verbindung zu anderen Versen steht. Somit wirkt es sehr prägnant, sodass man ihm eine hohe Relevanz zusprechen kann. "Vergessen"(V.7) kann man zweierlei deuten. Zum einen lässt sich sagen, dass es beschreibt, wie sich das lyrische Ich fühlt in dieser Situation, da die Frau sich offenbar nicht mehr für es interessiert. Zum anderen könnte es als Art Wunschvorstellung gesehen werden. Denn das Erlebnis des Betrugs ist für das lyrische ich so traumatisierend, dass es die Situation nur "[v]ergessen"(V.7) möchte. Das "Bröckeln"(V.8), der "Hände"(V.7), lässt sich als Zittern identifizieren und lässt darauf schließen, dass sich die Frau sichtlich unwohl fühlt. Durch die Präposition "nach"(V.8) wird noch einmal manifestiert, dass es sich bei der Situation direkt um die Konfrontation nach der Affäre handelt. Der folgende Vers besteht wiedermal aus einem prägnanten Adjektiv und zwar "Frei "(V.9). Sowie "Vergessen"(V.9) lässt sich sagen, dass ihm eine hohe Wichtigkeit zugeschrieben werden kann und ebenfalls die Gefühlslage, oder sogar den Beziehungsstatus, des lyrischen Ichs wiedergibt. Für ihn ist also die Beziehung auf Grund des Seitensprungs beendet und er ist wieder "[f]rei"(V.9) indem was er tut. Außerdem ist in dem Adjektiv eine kleine Euphorie zu sehen. Das lyrische Ich hat nämlich jetzt wieder die Möglichkeit zu tun was es möchte. Ein weiterer Deutungsansatz, lässt sich mit der Verbindung zum nächsten Vers erkennen. Denn durch den "Kleidsaum"(V.10), der "[f]rei/ [b]uhlt"(V.9-10) kann man erkennen, dass die Frau sehr freizügig und aufreizend angezogen ist. Dies impliziert, dass sich absichtlich so gekleidet hat und der Seitensprung somit kein Zufall war. Für das lyrische Ich bedeutet dies ein weiterer Rückschlag, da es bewusst betrogen wurde, ohne an die Gefühle des lyrischen Ichs gedacht zu haben. Die letzten beiden Verse beziehen sich wieder auf die Sprechart der Frau und wie sie versucht die Situation zu erklären. Dies tut sie "Schlenkrig/ Drüber rüber"(V.11-12). Metaphorisch beschriebt dies, dass sie nur drum herum redet und das lyrische Ich somit nicht wirklich versucht aufzuklären, sondern versucht von der Situation abzulenken. Dass das lyrische Ich dies merkt, macht deutlich, dass ihre Taktik, durch Scham von sich abzulenken, nicht funktioniert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation der Untreue beide Personen, das lyrische ich und die Frau, sichtlich überfordern. Der Frau ist die Situation sehr unangenehm, was durch die Beschreibungen ihrer Reaktionen schnell deutlich wird. Das lyrische Ich erscheint geschockt und traurig, da die Frau sein Vertrauen missbraucht hat. Sprachlich- Formal wird dies durch die vielen Enjambements, sowie dem fehlenden Rheimschema unterstützt, da diese die unüberschaubare und unangenehme Situation widerspiegeln.
Sarah
Das expressionistische Gedicht „Untreu“, welches von August Stramm verfasst und im Jahre 1915 veröffentlicht wurde, thematisiert die Vergänglichkeit der Liebe und des Vertrauens in einen Menschen.
Das Gedicht befasst sich, wie bereits inhaltlich im Titel „Untreu“ deutlich wird, mit einem Betrug. Hierbei wird das lyrische Ich von seiner Frau betrogen, was sich am „Kleidsaum“(V. 10) dieser erkennen lässt. Somit ist das lyrische Ich, da das Gedicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde, zwangsläufig eine männliche Person. In diesem Kontext setzt das Gedicht mit dem Vers „Dein Lächeln weint in meiner Brust“(V. 1) ein. Hierbei spricht das lyrische Ich seine Frau im Possessivpronomen „Dein“(ebd. ) konkret an, wodurch die enge Bindung und ihre Beziehung zueinander in Teilen zum Ausdruck kommt. Auffallend ist dabei jedoch, dass er das „Lächeln“(V. 1), worauf sich das „dein“ bezieht, personifiziert und es somit gewissermaßen unabhängig von seiner Frau agierend darstellt. Durch diese Projektion der Taten auf Dinge, die zwar zu seiner Frau gehören, dieser jedoch nicht im Gesamten entsprechen, wird sein Unverständnis an ihrer Untreue deutlich. Das lyrische Ich sucht somit eine Art Ausrede, um die Wahrheit nicht zu sehen, weshalb er seiner Frau nur geminderte Schuld zuspricht. Dies zeugt jedoch eher von seiner Verzweiflung, als davon, seine Frau schützen zu wollen. Eben diese Verzweiflung und somit auch seine innere Zerrissenheit lassen sich in der Antithese des Verses in „Dein Lächeln weint“(V. 1) wiederfinden. Da eben dieses Weinen „in meiner Brust“ stattfindet, wie das lyrische Ich es hier ausdrückt, wird deutlich, wie sehr das lyrische Ich leidet. Hierbei steht die Brust für das Herz, welches ihm schmerzt, wenn er seine Frau mit einem anderen glücklich sieht, was hier im metaphorisch gemeinten Verb „weinen“(ebd. ) ausdrücklich wird. Somit besteht die Antithetik zwischen der Frustration des Mannes - dem lyrischen Ich und der glücklichen Frau. Diese Antithetik setzt sich auch in den folgenden Versen weiter fort, in welchen das lyrische Ich die Situation des Betrugs an ihm schildert. „Die glutverbissnen Lippen eisen“(V. 2) stellt so einen Kontrast von Hitze und Kälte dar, die sich auf die Leidenschaft der Frau beziehen lassen. Wo sie mit ihrer Affäre noch Leidenschaft empfunden hatte, ist sie in Bezug auf ihren Mann sehr gefühlskalt und in diesem Sinne unglücklich. Besonders wird ihr Unwohlsein in der Situation jedoch durch die „verbissnen Lippen“(ebd. ) gegenwärtig. Insgesamt steht hier also die Vergänglichkeit von Emotionen im Fokus. Dies setzt sich auch im metaphorischen Vers „Im Atem wittert Laubwelk!“(V. 3) fort, in welchem das „Laubwelk“(ebd. ) symbolischen für den Herbst als Zeichen der Vergänglichkeit steht. Da dies auf den „Atem“(ebd. ) bezogen wird, zeigt der Vers im Gesamten die Kurzweiligkeit eines Moments. In diesem Zusammenhang also die Kurzlebigkeit der Affäre, des guten Gefühls der Ehefrau oder gar die Vergänglichkeit der Liebe. Somit wird hierin auch akzentuiert, dass das Ende der Beziehung naht. Das Ausrufezeichen am Satzende unterstreicht dabei die Endgültigkeit der Aussage und somit auch die Engültigkeit für das lyrische Ich, dass die Beziehung hier ein Ende findet. Im Gegensatz dazu steht jedoch im Gedicht fortwährend die Linderung der Schuld der Frau, indem „Die […] Lippen“(V. 2) oder aber hier der „Atem“(V. 3) als schuldig akzentuiert werden. Somit ist das lyrische ich sich der Vergänglichkeit der Liebe und ihrer Beziehung bewusst, will diese Erkenntnis jedoch noch nicht als wahr ansehen und sucht so aus Verzweiflung heraus nach Ausreden. Eben diese Verzweiflung und Verwirrung zeigen sich auch im nicht-vorhandenen Reimschema und den nicht vorhandenen Strophen. Zugleich wirkt die Verslänge durch ihre Verschiedenheit sehr wirr und willkürlich, wodurch der Schock des lyrischen Ichs gestärkt wird. Betrachtet man jedoch das Metrum des Gedichts, so fällt ein die Enjambements durchziehender Trochäus auf, der gewissermaßen die Zwangsläufigkeit oder gar Normalität des Vergänglichen ausdrückt.
An diesen ersten groben Sinnabschnitt (V. 1-3) anschließend schildert das lyrische Ich die Reaktion der Frau, nennt jedoch stets noch personifizierte Dinge, die zu seiner Frau gehören, anstatt diese selbst im Kontext der Affäre zu nennen. In „Dein Blick versargt/ Und/ Hastet polternd Worte drauf“(V. 4 ff.) wird so nicht nur der Schock des lyrischen Ichs, sondern auch der der Frau deutlich. Eben dieser Schock wird im Neologismus „versargt“(ebd. ) deutlich, welcher das innerliche Gefühl der Frau ausdrückt, die sich in diesem Moment dem Tod nahe fühlt, indem sie in eine ihr unannehmliche Situation geraten ist. Metaphorisch könnte man diesen Neologismus mit einer Art Vertrüben des Blicks gleichsetzen. Um die Situation irgendwie zu rechtfertigen, „Hastet [sie] polternd Worte drauf“(V. 6). Das hierbei verwendete Verb „hasten“(ebd. ) und das Adjektiv „polternd“(ebd. ) wirken sehr hektisch und nervös, wodurch die Unbeholfenheit der Frau deutlich wird. Zugleich zeigt das Gesamtbild aber auch die Schnelligkeit und das Chaos der gesamten Situation. Zuletzt „Vergessen/ Bröckeln nach die Hände!“(V. 7 f. ) der Frau, wodurch noch einmal ihr Schockzustand unterstrichen wird. Die Metapher in „Bröckeln“(ebd. ) weist dabei darauf hin, dass die Frau sich ihrem Fehler erst langsam bewusst wird und die Tatsache, dass ihr Mann über ihre Affäre Bescheid weiß erst langsam realisiert. Da dieser Satz, wie auch der dritte Vers einen Ausruf darstellt, wird das Bewusstsein des lyrischen Ichs deutlich, der nun über den Betrug seiner Frau Bescheid weiß. Somit stellt die Gesamtsituation nicht nur einen Schock ihrerseits, sondern einen beider Anteil-nehmenden dar. Zuletzt geht das lyrische Ich noch auf ein konkretes Symbol der Untreue seiner Frau ein. In „Frei/ Buhlt dein Kleidsaum/ Schlenkrig/ Drüber rüber!“(V. 9 ff.) wird dabei die Bewegung des Rocks geschildert, der durch die Affäre wie gelöst ist, bzw. die Frau „Frei“(ebd. ) macht. In diesem Sinne steht dieser Vers, der nur aus einem Adjektiv besteht, für die Freiheit der Frau, die sie sich genommen hat, aber gewissermaßen auch für die dadurch entstandene Loslösung von der Liebe und somit auch von ihrem Mann. Auffallend ist in den folgenden Worten dabei auch die Wortwahl des Mannes/lyrischen Ichs, der durch „buhlen“(V. 10) ein eher abwertendes Verb nutzt, welches das Werben um einen Partner beschreibt. Auch hier bezieht er diese Tat jedoch nicht auf seine Frau, sondern auf ihr Kleidungsstück, wodurch ihr gedanklich erneut ein Teil der Schuld genommen wird. Eben dieser „Kleidsaum“(V. 10) sei dabei „Schlenkrig“(V. 11), was umgangssprachlich die Bewegung des Rockes darstellt und so im Zusammenhang der Aussage die Freizügigkeit der Frau unterstreicht. Insgesamt wird hier dabei durch die eher abwertende Wortwahl des lyrischen Ichs auch ein gewisser Grad an Wut über das Vergehen seiner Frau deutlich, die er aber wieder an Objekten oder Körperteilen seiner Frau auslässt, jedoch nicht ihrem Gewissen oder ihrem Charakter zuspricht. Somit wird ihr die Schuld durch das lyrische Ich nur oberflächlich zuteil. Der Ausruf endet letztlich mit den Worten „Drüber rüber!“(V. 12), welche erneut das Wehen des Rockes darstellen. Hierbei wird erneut das Vergehen der Frau deutlich, indem die Worte erneut die Freizügigkeit der Frau unterstreichen. Betrachtet man diese Tatsache im Kontext der Verwirrung und Verzweiflung des lyrischen Ichs, so unterstreicht die darin vorhandene Wortwiederholung eben diese Verwirrung noch einmal, zeigt aber auch, dass das lyrische Ich langsam versteht, was geschehen ist und so auch die Vergänglichkeit seiner Liebe anerkennt. Eben diese Vergänglichkeit der Liebe und des Vertrauens, mit der sich das Gedicht befasst, wird außerdem in den Verben „versargen“(V. 4)[Neologismus], „bröckeln“(V. 8) und dem Nomen „Laubwelk“(V. 3) deutlich, die auch durch die Unbeständigkeit des Versmaßes gestützt werden.
Insgesamt befasst das Gedicht sich daher mit der Treuelosigkeit innerhalb einer Beziehung, hier spezifisch einer Partnerschaft, und so auch mit der Vergänglichkeit einer solchen. Die Vergänglichkeit der Liebe wird dabei besonders durch einen etwas chaotischen Aufbau des Gedichts definiert, der auch die Verwirrung und Verzweiflung des lyrischen Ichs unterstreicht, der seine Liebe durch deren Untreue verloren hat. Um eben diese Affäre im Kontrast zur Emotionslosigkeit zum Mann darzustellen werden im Text besonders zu Beginn einige Kontraste genutzt, die das Empfinden der Frau in den Vordergrund rücken. Betrachtet man jedoch die Schuldfrage um den Betrug, so scheint das lyrische Ich im Gesamten hilflos und personifiziert so viele Dinge, die Teile seiner Frau sind, erkennt sie als Ganzes jedoch nie als schuldig an. Dass er sich ihrer Tat jedoch dennoch bewusst ist, zeigen zusammenfassend die Ausrufe oder aber auch der, die Verse übergreifende Trochäus, der dem Akt durch seine Monotonie Normalität zuspricht.
Lorena
Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „Untreu“, verfasst von August Stramm und veröffentlicht im Jahr 1915, handelt es sich um ein Gedicht aus der Literaturepoche des Expressionismus. Thematisiert wird die Treulosigkeit der Partnerin des lyrischen Ichs.
Das Gedicht umfasst eine Strophe mit 12 Versen, welche sich jedoch in zwei Sinnabschnitte gliedern lässt. Im ersten Sinnabschnitt (V. 1 – 3) ist keine eindeutige Anordnung zu erkennen, während im zweiten Sinnabschnitt (V. 4 – 12) jeder zweite Vers lediglich aus einem Wort besteht. Auch inhaltlich unterscheiden sich die beiden Sinnabschnitte. Im ersten beschreibt das lyrische Ich sein Verhalten seiner Partnerin gegenüber, wohingegen es im zweiten Sinnabschnitt die Reaktion seiner Partnerin beschreibt. Es liegen weiterhin ein freier Rhythmus, keine einheitlichen Kadenzen und Reimlosigkeit vor.
Bereits der Titel des Gedichtes „Untreu“ legt das Thema des Textes dar, da das lyrische Ich seine Partnerin bereits damit konfrontiert hat und nun in der Handlung des Gedichtes ihre Reaktion darauf beschreibt. Der Umstand, dass es sich bei der untreuen Person um eine Frau handelt, wird jedoch erst in Vers 10 an Hand des Substantives „Kleidersaum“ (V. 10) bestätigt.
Der zu analysierende Text setzt mit der Bemerkung „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) ein. Bereits der Einstieg durch das Possessivpronomen „Dein“ (ebd.) lässt auf eine persönliche oder auch emotionale Atmosphäre hindeuten, da das lyrische Ich seine Partnerin direkt anspricht. Allerdings erscheint die Tatsache, dass ihr „Lächeln weint“ (V. 1) paradox, da das Substantiv „Lächeln“ (ebd.) gewöhnlich mit Freude assoziiert wird, während das Verb „wein[en]“ (ebd.) meist mit Trauer oder Frustration in Verbindung gebracht wird. Das Paradoxon wird in der Metapher „weint in meiner Brust“ (V. 1) weiter ausgeführt. Alles in allem lässt sich der erste Vers insofern interpretieren, als dass das lyrische Ich die Treulosigkeit seiner Partnerin sehr getroffen hat. Mit der Formulierung „Dein Lächeln“, deutet das lyrische Ich an, dass seine Partnerin sich dem lyrischen Ich gegenüber wie zuvor verhält und ihm ihre Untreue nicht beichtet, bzw. sie sich nicht anmerken lässt. Neben der eigentlichen Untreue ist das lyrische Ich von diesem Umstand am meisten getroffen, da seine Partnerin, neben ihrer Treulosigkeit, nicht ehrlich zu ihm ist. Im weiteren Verlauf heißt es „Die glutverbissenen Lippen eisen“ (V. 2). Der Neologismus „glutverbissen[…]“ (ebd.) in Bezug auf die eben erwähnten Lippen, deutet auf eine gefühlvolle Beziehung hin, die nach der Treulosigkeit der Partnerin des lyrischen Ichs nun nicht mehr wie zuvor zu sein scheint. Das aktuelle Verhältnis des Paares wird durch das Adjektiv „eisen“ (V. 2) beschrieben. Mit „eisen“ (V. 2) werden Kälte und Gefühllosigkeit assoziiert, was somit einen Kontrast zum Neologismus „glutverbissen[…]“ (ebd.) darstellt. Der Sinnabschnitt endet mit dem Ausruf „Im Atem wittert Laubgewelk!“ (V. 3). Auch dieser Vers ist von einer Antithese geprägt. Der „Atem“ (ebd.) symbolisiert das Leben während „Laubgewelk“ (ebd.), obwohl es ein Neologismus ist, für Vergänglichkeit und Tod steht, da Blätter die Welken verfallen und somit sterben. Die Interpunktion in Form eines Ausrufezeichens gestaltet ebenso formal das Ende, auch wenn es in diesem Fall lediglich das Ende der Zeile ist. Allgemein ist der erste Sinnabschnitt in Form einer Antiklimax angeordnet. Während im ersten Vers die Gefühle des lyrischen Ichs verletzt wurden, so beeinflusst dies die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und seiner Partnerin bis zuletzt das Ende durch den Tod erwähnt wird.
Der zweite Sinnabschnitt setzt mit der Schilderung „Dein Blick versargt“ (V. 4) ein. Auffällig ist hier erneut ein Neologismus. Die Wortneuschöpfung „versargt“ (ebd.) stellt ein Verb zum Substantiv Sarg dar. Mit einem Sarg wird meist der Tod assoziiert, da die Leiche in einem Sarg in die Erde hinabgelassen wird. Die Verbindung zwischen einem Sarg und einem Blick wirkt paradox, doch es lässt sich so interpretieren, als dass die Partnerin des lyrischen Ichs ihm ihn anblickt nachdem er sie mit ihrer Untreue konfrontiert hat und er nichts weiter als dunkle Leere, ähnlich wie ein Grab für sie empfindet. Der fünfte Vers besteht aus der Konjunktion „Und“ (V. 5), welche den vierten und den sechsten Vers miteinander verbindet und zugleich einen Umbruch in der Struktur des Gedichtes deutlich macht. Der Umbruch erfolgte bereits im Vers zuvor und lässt die Stelle aus, an der das lyrische Ich seine Partnerin mit seiner Vermutung oder seinem Wissen konfrontiert. Die Partnerin des lyrischen Ichs reagiert auf die Konfrontation mit dem Versuch einer Erklärung oder Entschuldigung, was in „Hastet polternd Worte drauf“ (V. 6) deutlich wird. Sie hat sich schneller gefangen, als das lyrische Ich, was durch das Verb „haste[n]“ (ebd.) dargestellt wird. Die Verwendung der Beschreibung „polternd“ (ebd.) in Bezug auf die von der Partnerin verwendeten Worte im Versuch der Erklärung oder der Entschuldigung wirken auf das lyrische Ich eher gefühllos und leer. Veranschaulicht wird dies ebenso durch den Punkt am Ende des sechsten Verses, der Endgültigkeit verdeutlicht und somit die Haltung des lyrischen Ichs bezüglich des Endes der Beziehung als Konsequenz der Untreue in der Interpunktion des Gedichtes unterstützt. Unterstrichen wird diese Haltung auch in den folgenden beiden Versen, durch die Formulierung „Vergessen / Bröckeln die Hände nach“ (V. 7 f.). Die Hervorhebung des Adjektivs „Vergessen“ (V. 7) lässt sich in zweierlei Hinsicht interpretieren. Zum einen als die Abicht des lyrischen Ichs seine Partnerin oder die Beziehung zu ihr zu vergessen und ihr deshalb die Berührung durch die Hände (vgl. V. 8) zu verwehren. Zum anderen ist es aber auch möglich dass die Partnerin zunächst starr vor Schock dagestanden hat und nun beginnt durch Gestikulation das lyrische Ich von ihrer Absicht die Beziehung zu erhalten zu überzeugen. Allerdings macht die monotone und schmucklose Ausdrucksweise des lyrischen Ichs deutlich, dass es emotional distanziert ist und keine Zukunft für die Beziehung sieht. Im weiteren Verlauf wird beschrieben „[f]rei / [b]uhlt dein Kleidsaum“ (9 f.). Hierbei lässt sich, wie bereits zu Beginn des Gedichtes erwähnt, am Substantiv „Kleidsaum“ (V. 10) endgültig festmachen, dass es sich bei dem untreuen Partner um die Frau handelt. Die Bedeutung des Adjektivs „Frei“ (V. 9) in Bezug auf den Kleidsaum, wird durch die Form des Gedichtes verstärkt und gibt Aufschluss über die Sichtweise des lyrischen Ichs. Der Umstand dass das lyrische Ich den Kleidsaum seiner Partnerin als frei beschreibt (vgl. V. 9 f.) und im gleichen Zusammenhang das abwertende Verb „[b]uhl[en]“ (V. 10) verwendet, verdeutlicht auf Grund der Bedeutung des Verbes (um einen Partner/Partnerin werben) die Treulosigkeit, die er sieht sobald er seine Partnerin betrachtet. Das Gedicht endet mit dem Ausruf „Schlenkrig / Drüber rüber!“ (V. 11 f.). Das Adjektiv „[s]chlenkrig“ (V. 11) ist ein umgangssprachlicher Ausdruck dafür sich locker über etwas hinweg zu bewegen. Im Kontext mit dem folgenden Vers und dem Ausrufezeichen als Interpunktion lässt sich das Ende des Gedichtes wie folgt interpretieren: Die Partnerin des lyrischen Ichs möchte ihn dazu bewegen über ihre Untreue hinwegzusehen und sie ihr zu verzeihen, doch das lyrische Ich ist über ihren Versuch enttäuscht und gereizt darüber, dass sie so etwas von ihm Verlangt, was insbesondere durch das Ausrufezeichen am Ende vermittelt wird, aber auch durch die generelle Form des Gedichts. Die Form wirkt auf den ersten Blick unregelmäßig und nicht an den gängigen Regeln orientiert. Allerdings ist das Gedicht ähnlich wie ein Bericht verfasst und wird in einem schmucklosen Ton dargestellt. Die fehlenden Reime verdeutlichen das Ende der Zeit des Paares und die durch die unterschiedliche Länge der Verse unterbrochene Form verdeutlicht zum einen den Bruch der Treue und zum anderen den endgültigen Bruch der Beziehung
Alles in allem lässt sich festhalten, dass das lyrische Ich von seiner Partnerin betrogen wurde und entsprechend emotional verletzt und distanziert ist. Während einer im Gedicht ausgelassenen Handlung konfrontiert er sie mit seinem Wissen oder seiner Vermutung, woraufhin sie versucht sich zu Rechtfertigen bzw. zu Erklären und die Beziehung zu retten. Inhalt und Form korrespondieren insofern, als dass das inhaltliche Geschehen durch die Form untermauert wird. Beispielsweise wird die ausgelassene Handlung durch einen Umbruch in der Form dargestellt oder die fehlenden Reime, die den Konflikt zwischen den beiden Partnern repräsentieren.
Christine
Das Gedicht „Untreu“ von August Stramm, veröffentlicht im Jahr 1915, in der Epoche des Expressionismus, thematisiert Vertrauensbruch und den Zerfall einer Beziehung.
Aus dem Titel des Gedichts kann man schließen, dass das lyrische Ich hintergangen wurde. Der erste Sinnabschnitt (V. 1-3) wird mit „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) eingeleitet. Mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) spricht das lyrische Ich seinen Partner direkt an. Die Personifikation „Lächeln weint“ (ebd.) stellt gleichzeitig ein Paradoxon dar, welches die Trauer des lyrischen Ichs um den Partner betont. Die Darstellung, dass das Lächeln in seiner Brust weine (vgl. V. 1), also an der Stelle wo das Herz liegt, betont die Liebe und die Verbundenheit, die das lyrische Ich empfunden hat. Die Beschreibung der „glutverbissnen Lippen“ (V. 2), steht für die Leidenschaft die zwischen den Geliebten herrschte. Diese „eisen“ (V. 2) nun, was antithetisch zu den „glutverbissnen Lippen“ (ebd.) steht und die nachlassenden Gefühle und die zunehmende Kälte, also die Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner, ausdrückt. Der Ausruf „Im Atem wittert Laubwelk!“ (V. 3) steht metaphorisch für Vergänglichkeit. Im Herbst fängt das Laub an zu welken - „Laubwelk“ (ebd.) - und den Herbst assoziiert man häufig mit Vergänglichkeit. Das Verb „wittert“ (ebd.) lässt auf eine Vorahnung des lyrischen Ichs schließen, also das es mit der Beziehung abschließen will.
Im zweiten Sinnabschnitt (V. 4- 8) geht es darum, dass das lyrische Ich mit dem Vertrauensbruch und der Beziehung abschließt. Die Metapher „ Dein Blick versargt“ (V. 4), deutet auf diesen Abschluss mit einer düster wirkenden Stimmung hin. Zunächst spricht das lyrische Ich seinen Partner mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) wieder direkt an. Das Verb „versargt“ (ebd.) ist ein Neologismus, der sich von dem Substantiv „Sarg“ ableitet. Daraus ist zu schließen, dass das lyrische Ich seine Trauer über den Vertrauensbruch des Partners begräbt. Gleichzeitig assoziiert man einen Sarg mit einer Beerdigung und somit auch dem Tod, was an dieser Stelle für eine düstere Stimmung sorgt. Die Konjunktion „und“ (V. 5) bildet einen eigenen Vers, was eine betonende Wirkung hat. Es wird eine Überleitung zum nächsten Vers geschaffen. Dort heißt es, dass „polternd[e] Worte“ (V. 6) folgen. Das Verb „polternd“ (V. 6) löst eine unruhige Stimmung aus, was man auch als Wut, die das lyrische Ich verspürt deuten kann. Das Verb „vergessen“ (V. 7) bildet zur Betonung auch einen eigenen Vers. Betont wird, dass das lyrische Ich einerseits vergessen will, was vorgefallen ist, andererseits möchte es die Beziehung hinter sich lassen. Ein weiterer Ausruf, „Bröckeln nach die Hände!“ (V. 8), veranschaulicht den Schock des lyrischen Ichs. Das Verb „bröckeln“ (ebd.) kann nebenbei auch für den Zerfall der Beziehung stehen.
Der letzte Sinnabschnitt (V. 9- 12) wird anhand des „Klaudsaum[s]“ (V. 10) deutlich, dass das lyrische Ich von einer Frau hintergangen wurde. Mit „Frei / Buhlt dein Kleidsaum“ (V. 9f.) sagt das lyrische Ich aus, dass es nichts mehr mit seiner Geliebten zu tun haben will und somit die Beziehung endgültig beendet. Das Adjektiv „frei“ (ebd.) hat dabei eine betonende und einleitende Funktion. Das Verb „buhlt“ (ebd. ) bedeutet, dass jemand eine Liebschaft hat, in dem Zusammenhang heißt das also, dass das lyrische Ich von der Liebschaft der Geliebten weiß und sich mehr oder weniger abwertend von ihr abwendet. Der letzte Vers bildet einen Ausruf „Drüber rüber!“ (V. 12), was die Abwendung des lyrischen Ichs von der Beziehung ausdrückt. Die Adverbien „drüber“ (ebd.) und „rüber“ (ebd.) sind umgangssprachlich und bedeuten in dem Zusammenhang so viel wie „über etwas hinweg sein“.
Zur Form ist zu sagen, dass das Gedicht aus zwölf Versen besteht und keine Strophen aufweist. Zudem gibt es kein Reimschema und auch kein Metrum. Auffällig ist dennoch, dass das Gedicht viele Enjambements aufweist. Dies hat eine beschreibende Wirkung über die Situation in der sich das lyrische Ich sich befindet. Außerdem wird dadurch die Gefühlslage, Trauer und Entsetzen über den Betrug der Geliebten, verdeutlicht.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Gefühle, die bei einem Vertrauensbruch aufkommen durch Metaphern und Ausrufe dargestellt werden. Die entsetzliche Lage und das Chaos der Gefühle, die das lyrische Ich empfindet wird durch das fehlende Reimschema und Metrum und durch die Enjambements verdeutlicht.