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Wie zuvor schon erwähnt sind Grundthemen der Romantik die menschliche Seele, das Unheimliche, die Faszination des Bösen und Individualität sowie die Unterscheidung des Wirklichen und Traumhaften. In der Erzählung "Der Sandmann" spielt das Böse eine zentrale Rolle. Durchgehend ist Nathanael in dem Glauben, dass Coppelius ihm etwas böses will und sein Leben Stück für Stück zerstört. Er behauptet sogar, er sei "von Coppelius gemisshandelt worden" (Z. 162) und dass er einem "widerwärtigen Teufelsbilde" (Z.139) ähneln würde und nennt ihn "teuflischen Coppelis" (Z.195). Da er ihn direkt mit dem Teufel vergleicht, schreibt er ihm zu, er sei das Böse höchstpersönlich. Allerdings ist dies nur Nathanaels Wahrnehmung, denn Clara ist anderer Meinung. Sie sagt, dass Coppelius als "ein gespenstischer, Kinder vorzüglicher, Unhold" (Z. 237 f.) in seinen Erinnerungen geblieben wäre. Und auch dass sein Vater wegen Coppelius gestorben sei weist sie zurück, denn es war laut Clara "wohl nichts anders, als dass beide insgeheim alchymistische Versuchte machten" (Z. 240 f.) und er dabei ums Leben gekommen wäre. Somit schreibt sie Nathanael zu, er würde sich dies alles nur ausdenken, also halluzinieren. Dies verdeutlicht sie auch indem sie sagt, er habe " gewiss durch eigne Unvorsichtigkeiten seinen Tod herbeigeführt, und Coppelius ist nicht Schuld daran" (Z. 244 f.). | Wie zuvor schon erwähnt sind Grundthemen der Romantik die menschliche Seele, das Unheimliche, die Faszination des Bösen und Individualität sowie die Unterscheidung des Wirklichen und Traumhaften. In der Erzählung "Der Sandmann" spielt das Böse eine zentrale Rolle. Durchgehend ist Nathanael in dem Glauben, dass Coppelius ihm etwas böses will und sein Leben Stück für Stück zerstört. Er behauptet sogar, er sei "von Coppelius gemisshandelt worden" (Z. 162) und dass er einem "widerwärtigen Teufelsbilde" (Z.139) ähneln würde und nennt ihn "teuflischen Coppelis" (Z.195). Da er ihn direkt mit dem Teufel vergleicht, schreibt er ihm zu, er sei das Böse höchstpersönlich. Allerdings ist dies nur Nathanaels Wahrnehmung, denn Clara ist anderer Meinung. Sie sagt, dass Coppelius als "ein gespenstischer, Kinder vorzüglicher, Unhold" (Z. 237 f.) in seinen Erinnerungen geblieben wäre. Und auch dass sein Vater wegen Coppelius gestorben sei weist sie zurück, denn es war laut Clara "wohl nichts anders, als dass beide insgeheim alchymistische Versuchte machten" (Z. 240 f.) und er dabei ums Leben gekommen wäre. Somit schreibt sie Nathanael zu, er würde sich dies alles nur ausdenken, also halluzinieren. Dies verdeutlicht sie auch indem sie sagt, er habe " gewiss durch eigne Unvorsichtigkeiten seinen Tod herbeigeführt, und Coppelius ist nicht Schuld daran" (Z. 244 f.). | ||
− | Weitergehend behandelt die Literatur der Romantik die Frage nach der Gültigkeit und der Ungültigkeit des Fantastischen und Wunderbaren. Die Gültigkeit, welche der Realität entspricht, wird in „Der Sandmann“ größten Teils von Clara erfasst. Diese erkennt, dass „alles Entsetzliche und Schreckliche, wovon [Nathanael] sprich[t], nur in [seinem] Inneren vorging“ (Z. 233 f.). Somit sagt sie, dass alles was Nathanael für wahrhaftig glaubt ungültig ist. Dass Clara nicht an den Sandmann, der sich hinter Coppelius verstecken soll, glaubt, zeigt sie, indem sie sich über die Situation lustig macht und sagt: „ich könnte über den Advokaten Sandmann und den Wetterglashändler Coppelius scherzen“ (Z. 281 f.). Zudem weiß sie, dass er ihm nur „im Traum beschwerlich“ (Z. 283 f.) fällt. Dementsprechend begreift Nathanael nicht, dass er in einer Traumwelt lebt und das Gültige und Ungültige nicht voneinander trennen kann, da außerdem der Sandmann nicht nachweisbar ist. Dies gesteht | + | Weitergehend behandelt die Literatur der Romantik die Frage nach der Gültigkeit und der Ungültigkeit des Fantastischen und Wunderbaren. Die Gültigkeit, welche der Realität entspricht, wird in „Der Sandmann“ größten Teils von Clara erfasst. Diese erkennt, dass „alles Entsetzliche und Schreckliche, wovon [Nathanael] sprich[t], nur in [seinem] Inneren vorging“ (Z. 233 f.). Somit sagt sie, dass alles was Nathanael für wahrhaftig glaubt ungültig ist. Dass Clara nicht an den Sandmann, der sich hinter Coppelius verstecken soll, glaubt, zeigt sie, indem sie sich über die Situation lustig macht und sagt: „ich könnte über den Advokaten Sandmann und den Wetterglashändler Coppelius scherzen“ (Z. 281 f.). Zudem weiß sie, dass er ihm nur „im Traum beschwerlich“ (Z. 283 f.) fällt. Dementsprechend begreift Nathanael nicht, dass er in einer Traumwelt lebt und dass er das Gültige und Ungültige nicht voneinander trennen kann, da außerdem der Sandmann nicht nachweisbar ist. Dies gesteht Nathanael sich selbst nach Claras Brief ein, indem er ein Geständnis ablegt, welches besagt: „Coppelius und Coppola nur in meinem Innern existieren und Phantome meines Ichs sind“ (Z.292 f.). Allerdings wird er weitergehend von seinen Halluzinationen geplagt und kann nicht erfassen, dass die Holzpuppe welche für Spalazanis Tochter Olimpia gehalten wird, eben nichts weiter als eine Puppe ist und keine menschliche Frau. Dies wird deutlich, da es heißt: „als finge an in der kalten Hand Pulse zu schlagen und des Lebensblutes Ströme zu glühen“ (Z. 634 f.). Der Konjunktiv „finge“ (ebd.) untermauert die Tatsache dass es sich um Ungültigkeit handelt, da dies nur eine irreale Empfindung seitens Nathanael ist. |
Version vom 5. Juli 2018, 09:39 Uhr
Die Literaturepoche Romantik: Gültigkeit und Ungültigkeit des Wunderbaren/Fantastischen
Gruppe:
Maike, Janette, Jan, Luisa, Lorena & Anne
ZumPad: https://zumpad.zum.de/p/fIn9i8qKxL
Inhaltsverzeichnis |
Montag/ 25.06.2018
- Erstellung des Orga- Plans
- Erste Recherche "Romantik"
- Interessengebiete einteilen
- Luisa: Definition Romantik (Einführung, Begriffserklärung, Zeitraum etc.)
- Lorena: Definition Gültigkeit und Ungültigkeit mit Bezug zum Hoffmann-Text (S.1-10)
- Anne: Definition Gültigkeit und Ungültigkeit mit Bezug zum Hoffmann-Text (S.10-20)
- Maike: charakteristische Merkmale der Romantik
- Luisa: historischer Hintergrund
- Janette: Kurzer Überblick über die Romantik in der Literatur (Epik, Lyrik, Dramatik, sowie schwarze Romantik)
- Jan: Vertreter und Werke (Selbstverständnis der Dichter und Schriftsteller, besonderes Beispiel: E. T. A. Hoffmann + Biografie)
- HA: weitere Recherche + Bearbeitung des Textes
Mittwoch/ 27.06.2018
- erstes Zusammentragen der Ergebnisse (Besprechung ggf. Veränderungen)
- HA: Überarbeitung und weitere Recherchen (Ergebnisse festhalten auf dem ZumPad)
Donnerstag/ 28.06.2018
- Lorena & Janette: Beginn Erstellung des Wiki-Textes ZumPad: https://zumpad.zum.de/p/wikitext
- Jan & Maike: Einlesen in die Themen der anderen
- Luisa & Anne: Einlesen der weiteren Themen
- HA: Weitere Vorbereitungen
Montag/ 02.07.2018
- Weitere Arbeit in den Gruppen
- Fertigstellung Wiki-Text bis Stundenende
- HA: alle lesen den Wiki-Text, geben Feedback bzw. Verbesserungsvorschläge
Mittwoch/ 04.07.2018
- Besprechung der PPT (eventuelle Korrekturen)
- Beginn der Probe
Donnerstag/ 05.07.2018
- Probe + letzte Besprechung, Klären von offenen Fragen
Wiki-Text (vorläufige Version 1. Teil)
Die Romantik ist eine Literaturepoche die sich auf den Zeitraum zwischen 1795 und 1848 datieren lässt. Sie schließt sich somit unmittelbar an die Weimarer Klassik (1786 – 1805) an und wird durch die Literatur im Biedermeier und Vormärz (1830 – 1848), sowie durch den Poetischen/Bürgerlichen Realismus (1850 – 1890) abgelöst. Der Begriff Romantik findet seinen Ursprung im altfranzösischen Substantiv „romanz, romant“, was so viel wie „in der Volkssprache verfasst“ bedeutet. Die Literaturepoche lässt sich weiterhin in drei Teilepochen Frühromantik (1795 – 1804), Hochromantik (1804 – 1815) und Spätromantik (1815 – 1848) gliedern. Während die Frühromantik ihren Ursprung in der Französischen Revolution fand und sich in der Region rund um Jena zentrierte, stand die Teilepoche der Hochromantik im Zeichen der Befreiungskriege und hatte ihre Zentren in Heidelberg, Dresden und Berlin. Die Spätromantik, die sich aus den Folgen der Metternischen Restauration ergab, hatte ihre Zentren wiederrum in Wien, Berlin und Nürnberg. Die Romantik wird als eine künstlerische Auffassung zur Flucht vor der Realität angesehen. Hauptthemen der Romantik waren Traumwelten, Gefühle, Mystisches, Wunderbares und die Natur, welche dazu dienten den miserablen Bedingungen in der Gegenwelt zu entfliehen und die Grenzen des Verstandes zu sprengen. Die Autoren waren sich allerdings bewusst, dass sie keine ihre Sehnsüchte verwirklichen konnten. Dies veranschaulicht sich besonders in der sogenannten romantischen Ironie, in welcher sich der Autor selbst über seine Sehnsüchte und Hoffnungen lustig macht.
Die Literaturepoche der Romantik findet ihre Ursprünge gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Sturm auf die Bastille (14. Juni 1989) im Zuge der beginnenden Französischen Revolution. Die Gesellschaft war damals geprägt vom System der Ständeordnung und der Vorherrschaft des Adels. Das einfache Volk kämpfte während der revolutionären Zeit um Rechte und Mitbestimmung, sodass sich die feudale zur bürgerlichen Gesellschaft wandelte. Die erkämpfte Macht war jedoch nicht von Dauer, da Napoleon sich bereits 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen ernannte und begann Europa in Koalitionskriegen unter seine Herrschaft zu bringen. Während seiner Herrschaft führte Napoleon einen Katalog von Menschenrechten ein und reformierte das bestehende System. Um das Mächtegleichgewicht in Europa wiederherzustellen fanden sich die übrigen Mächte in einem Bündnis zusammen und gingen in den Befreiungskriegen (1813 – 1815) erfolgreich gegen die Vormachtstellung Frankreichs vor. Im an die Befreiungskriege anknüpfenden Wiener Kongress wurde zum Leidwesen des einfachen Volkes die alte Ordnung wiedereingeführt und das Mächtegleichgewicht erneut hergestellt. Deutschland, das im Zuge der Koalitionskriege neu geordnet wurde, war nun territorial zersplittert und die Bevölkerung sehnte sich nach einer politischen und gesellschaftlichen Ordnung, wie sie zuvor im Mittelalter bestanden hatte, weshalb diese Zeit Ziel der Sehnsüchte vieler Menschen wurde. Besonders in der nachfolgenden Zeit der metternischen Restauration, die die erkämpften Erfolge der Revolution wieder rückgängig machte, flüchteten sich mehr und mehr Menschen auf Grund ihrer Unzufriedenheit und der Enttäuschung in die Fantasie.
Doch nicht nur die politische Situation in Europa erfuhr im Laufe der Epoche eine Wandlung, sondern auch die Wirtschaft. Das Zeitalter der Romantik war neben der Französischen Revolution und ihren Folgen auch von der beginnenden Industrialisierung und der Massenarmut (Pauperismus) gekennzeichnet. Die Arbeiter wurden in den Fabriken ausgebeutet, es herrschten schlechte Hygienische Verhältnisse und zahlreiche soziale Probleme, die es zu lösen galt. Der durch die historischen Ereignisse entstandene große Druck auf die einzelnen Individuen und die Ausbeutung des Proletariats führte dazu, dass sich die Menschen in eine Gegenwelt, weit weg von den schlechten Verhältnissen in der Realität, flüchteten. Daraus ergibt sich, dass die Romantik im Kontrast zu den vorhergehenden Epochen (Aufklärung und Klassik) steht.
BIS HIERHIN PRIMA!
Das Zentrale Thema der Romantik ist die Gültigkeit und Ungültigkeit des Wunderbaren. Da sich viele der Werke, auf Grund der Unzufriedenheit der Bevölkerung in dieser Zeit, in einer von den Autoren erschaffenen Gegenwelt abspielten, ergibt sich die Frage in den romanischen Werken welche Handlung in der Gegenwelt zur Gültigkeit zählt und welche zur Ungültigkeit zählt. Hinter der Beschreibung Gültigkeit verbirgt sich das Wunderbare/Fantastische das nachweisbar in der Realität vorkommt, während sich hinter der Ungültigkeit das Wunderbare/Fantastische, das in der Fantasie oder der wahnhaften Vorstellung einer der Figuren geschieht, verbirgt. MUSS ÜBERARBEITET WERDEN!!! (inhaltlich und sprachlich)
Besonders deutlich wird dies in der Novelle „Der Sandmann“, verfasst von E. T. A. Hoffmann und veröffentlicht im Jahr 1816. Die Novelle handelt von dem Studenten Nathanael, der unter einem Kindheitstrauma leidet und darüber hinaus an Wahnvorstellungen und einer psychischen Krankheit leidet. Im Verlauf der Handlung muss der Leser immer wieder zwischen der Realität der Handlung (Gültigkeit des Wunderbaren/Fantastischen) und den Wahnvorstellungen Nathanaels (Ungültigkeit des Wunderbaren/Fantastischen) unterscheiden.
Teil 2
Die Epoche der Romantik ist in der Literatur, Musik, Kunst und Philosophie wieder zu finden. Entstanden ist diese Epoche, da man sich von allem alten verabschieden wollte und einen neuen Zufluchtsort schaffen wollte. Durch die damaligen jüngsten Ereignisse, wie die Französiche Revolution, das Ende des Absolutismus sowie die immer voran schreitende Industrialisierung, wurde die Schere zwischen Arm und Reich immer größer und eine Massenarmut der Gesellschaft erfolgte. Dieser entstandene Pauperismus und die Ausbeutung Arbeiter, auf Grund der Industrialisierung, sorgten dafür, dass die Menschen sich nach einer Gegenwelt gesehnt haben und somit auch eine Welt, möglichst weit weg von der Realität, schaffen können. Die Umsetzung in einen Fluchtpunkt der Realität und somit auch der miserablen Lebensbedingungen erfolgt in der Literatur. Dort sollten die kapitalistischen und gewinnorientierten Werte sowie die Idee der Aufklärung abgewendet werden, und stattdessen eine Flucht ins Unheimliche geschaffen werden. Dabei sollen die Probleme und die Sehnsüchte verarbeitet werden. Da die Menschen mit der Realität nicht zufrieden waren, schufen sie eine Welt, in der es schwer ist, die Wirklichkeit von dem Irrealen zu unterscheiden. Träume, Sehnsüchte, die dunklen Seiten der menschlichen Seele sowie ihre Abgründe wurden in der Literatur oftmals durch Krankheiten, Halluzinationen, Täuschungen, Schwärmereien und Trugbildern gezeigt um diese zu verarbeiten. Da die Literatur in der Romantik sich durch unheimliche Begebenheiten auszeichnet und eine Faszination am Bösen entsteht, entsteht die Schauerliteratur. Ein wesentlicher Vertreter dieser Schauerliteratur war E.T.A. Hoffmann, was an der Erzählung "Der Sandmann" verdeutlicht werden kann.
Diese Erzählung weist einige Parallelen zu Hoffmanns Leben auf. Sowie alle Literaten der Romantik, versuchte auch Hoffmann in seinen Werken eine Zuflucht zu finden um die Ereignisse seines eigenen Leben zu verarbeiten. Eine Parallele lässt sich an Hand der familiären Situation des Protagonisten Nathanael und Hoffmanns Leben finden. Hoffmanns Eltern schieden sich und er lebte ab diesem Zeitpunkt bei seiner Mutter, Nathanels Vater jedoch kam bei einem alchemistischen Versuch ums Leben. In beiden Fällen hat die Person seine Vaterfigur verloren. Außerdem erkrankte Hoffmann an Syphilis. Diese Krankheit kann im Endstadium das Nervensystem zerstören und somit wird auch nach und nach Hoffmanns Leben immer mehr zerstört. In der Erzählung "Der Sandmann" wird ebenfalls das Leben von Nathanael Stück für Stück zerstört. Dabei gibt Nathanael die Schuld Coppelius, der für ihn die Rolle des böswilligen Sandmanns einnimmt. Dementsprechend ist die Person des Sandmanns, die dafür sorgt, dass Nathanael immer unglücklicher wird und von Halluzinationen geplagt wird, vergleichbar mit der Krankheit Hoffmanns. Zusätzlich identifiziert Hoffmann sich mit Nathanael, da dieser auch Erzählungen, Gedichte etc. schreibt und in dieser Zeit stehts von keinerlei Halluzinationen geplagt ist, sondern eine Besserung seiner Gefühlswelt vorliegt. So ist es auch bei Hoffman. Dieser flüchtet vor der Realität und verarbeitet diese in seiner Literatur.
Wie zuvor schon erwähnt sind Grundthemen der Romantik die menschliche Seele, das Unheimliche, die Faszination des Bösen und Individualität sowie die Unterscheidung des Wirklichen und Traumhaften. In der Erzählung "Der Sandmann" spielt das Böse eine zentrale Rolle. Durchgehend ist Nathanael in dem Glauben, dass Coppelius ihm etwas böses will und sein Leben Stück für Stück zerstört. Er behauptet sogar, er sei "von Coppelius gemisshandelt worden" (Z. 162) und dass er einem "widerwärtigen Teufelsbilde" (Z.139) ähneln würde und nennt ihn "teuflischen Coppelis" (Z.195). Da er ihn direkt mit dem Teufel vergleicht, schreibt er ihm zu, er sei das Böse höchstpersönlich. Allerdings ist dies nur Nathanaels Wahrnehmung, denn Clara ist anderer Meinung. Sie sagt, dass Coppelius als "ein gespenstischer, Kinder vorzüglicher, Unhold" (Z. 237 f.) in seinen Erinnerungen geblieben wäre. Und auch dass sein Vater wegen Coppelius gestorben sei weist sie zurück, denn es war laut Clara "wohl nichts anders, als dass beide insgeheim alchymistische Versuchte machten" (Z. 240 f.) und er dabei ums Leben gekommen wäre. Somit schreibt sie Nathanael zu, er würde sich dies alles nur ausdenken, also halluzinieren. Dies verdeutlicht sie auch indem sie sagt, er habe " gewiss durch eigne Unvorsichtigkeiten seinen Tod herbeigeführt, und Coppelius ist nicht Schuld daran" (Z. 244 f.).
Weitergehend behandelt die Literatur der Romantik die Frage nach der Gültigkeit und der Ungültigkeit des Fantastischen und Wunderbaren. Die Gültigkeit, welche der Realität entspricht, wird in „Der Sandmann“ größten Teils von Clara erfasst. Diese erkennt, dass „alles Entsetzliche und Schreckliche, wovon [Nathanael] sprich[t], nur in [seinem] Inneren vorging“ (Z. 233 f.). Somit sagt sie, dass alles was Nathanael für wahrhaftig glaubt ungültig ist. Dass Clara nicht an den Sandmann, der sich hinter Coppelius verstecken soll, glaubt, zeigt sie, indem sie sich über die Situation lustig macht und sagt: „ich könnte über den Advokaten Sandmann und den Wetterglashändler Coppelius scherzen“ (Z. 281 f.). Zudem weiß sie, dass er ihm nur „im Traum beschwerlich“ (Z. 283 f.) fällt. Dementsprechend begreift Nathanael nicht, dass er in einer Traumwelt lebt und dass er das Gültige und Ungültige nicht voneinander trennen kann, da außerdem der Sandmann nicht nachweisbar ist. Dies gesteht Nathanael sich selbst nach Claras Brief ein, indem er ein Geständnis ablegt, welches besagt: „Coppelius und Coppola nur in meinem Innern existieren und Phantome meines Ichs sind“ (Z.292 f.). Allerdings wird er weitergehend von seinen Halluzinationen geplagt und kann nicht erfassen, dass die Holzpuppe welche für Spalazanis Tochter Olimpia gehalten wird, eben nichts weiter als eine Puppe ist und keine menschliche Frau. Dies wird deutlich, da es heißt: „als finge an in der kalten Hand Pulse zu schlagen und des Lebensblutes Ströme zu glühen“ (Z. 634 f.). Der Konjunktiv „finge“ (ebd.) untermauert die Tatsache dass es sich um Ungültigkeit handelt, da dies nur eine irreale Empfindung seitens Nathanael ist.