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Sowohl das Gedicht „Es ist Alles Eitel“ von Andreas Gryphius aus der Epoche des Barocks, als auch das Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn aus der Epoche des Expressionismus thematisieren das Vergängliche. Allerdings weisen beide einige Unterschiede hinsichtlich des Inhalts und der Struktur auf. | Sowohl das Gedicht „Es ist Alles Eitel“ von Andreas Gryphius aus der Epoche des Barocks, als auch das Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn aus der Epoche des Expressionismus thematisieren das Vergängliche. Allerdings weisen beide einige Unterschiede hinsichtlich des Inhalts und der Struktur auf. | ||
− | Vergleicht man die beiden Gedichte miteinander fällt auf, dass beide die Thematik der Vergänglichkeit beinhalten, allerdings Benn auf die Vergänglichkeit der Lebewesen eingeht und Gryphius auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. Somit geht er auf den Zerfall alles Geschaffenen ein, wie bspw. „Städte“ (V. 3) und verallgemeinert dies durch „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“ (V. 2). Zudem geht er auch auf die Vergänglichkeit des Menschen ein, da „[w]as jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein“(V. 6). Sogar die gesetzten Werte sind für Gryphius nicht von Dauer, was sich aus „[d]er hohe taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn“ (V. 9) hervorgehen lässt. Zur Unterstützung der Meinung es sei alles Eitel wird behauptet: „Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein“ (V. 7). Diese Naturalien galten zu dieser Zeit als unzerstörbar, was die Vergänglichkeit alles Irdischen bestärkt. In dem Gedicht „Kleine Aster“ hingegen wird lediglich die Vergänglichkeit der „Kleinen Aster“ als auch die des „ersoffene[n] Bierfahrer“ (V. 1) thematisiert. Somit wird die Vergänglichkeit des Menschen, als auch der Natur repräsentiert. | + | Vergleicht man die beiden Gedichte miteinander fällt auf, dass beide die Thematik der Vergänglichkeit beinhalten, allerdings Benn auf die Vergänglichkeit der Lebewesen eingeht und Gryphius auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. Somit geht er auf den Zerfall alles Geschaffenen ein, wie bspw. „Städte“ (V. 3) und verallgemeinert dies durch „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“ (V. 2). Zudem geht er auch auf die Vergänglichkeit des Menschen ein, da „[w]as jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein“(V. 6). Sogar die gesetzten Werte sind für Gryphius nicht von Dauer, was sich aus „[d]er hohe taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn“ (V. 9) hervorgehen lässt. Zur Unterstützung der Meinung es sei alles Eitel wird behauptet: „Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein“ (V. 7). Diese Naturalien galten zu dieser Zeit als unzerstörbar, was die Vergänglichkeit alles Irdischen bestärkt. In dem Gedicht „Kleine Aster“ hingegen wird lediglich die Vergänglichkeit der „Kleinen Aster“ als auch die des „ersoffene[n] Bierfahrer“ (V. 1) thematisiert. Somit wird die Vergänglichkeit des Menschen, als auch der Natur repräsentiert. Außerdem lässt sich entnehmen, dass die Entmenschlichung ein zentrales Thema des Gedichts darstellt. Dies lässt sich aus dem unbestimmten Artikel „[e]in“ (V. 1) entnehmen. So sei diese Leiche eine von vielen und ist es nicht würdig einen Namen zu haben. Diese Entmenschlichung geht weiterführend aus den Adjektiven „gestemmt“ (V. 1) und „geklemmt“ (V. 3) hervor, da es sich hierbei um einen pietätlosen Umgang handelt. Da er nur einer von vielen ist wird von ihm die gesamte Menschheit repräsentiert, da es nicht wichtig wäre welche Person auf dem Obduktionstisch läge. Diese Wertlosigkeit liegt im Kontrast der Blume, da diese als „klein[…]“ (V. 15) beschrieben wird. Somit hat das lyrische ich eine emotionale Bindung zu der Aster, da diese niedlich wirkt. Die Aster hat zudem einen höheren Stellenwert als der Mensch, da für sie gesorgt wird, indem sie den Körper als „Vase“ (V. 13) nutzen soll. Somit wird die Leiche fortführend entmenschlicht und auch das fehlende Personalpronomen in „als man zunähte“ (V. 12) untermauert die Wertlosigkeit der Menschheit. |
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Version vom 23. November 2018, 13:02 Uhr
Vergleich der (inhaltlichen und sprachlich-formalen) Darstellung des Themas "Vergänglichkeit" in den beiden Gedichten von Gryphius und Benn (Stichwörter)
Inhaltsverzeichnis |
Alina
Gryphius:
Inhaltlich
- Thematisiert Vergänglichkeit in der ganzen Welt alles Irdischen
- Vergänglichkeit der Städte, Wohnorte, Existenz der Menschen
- Betrachtet am Ende des Gedichts die Existenz von Gott
- Dem Menschen ist nicht bewusst, dass Gott nicht vergänglich sein kann
- Distanz der Menschen zum Ewigen
Sprachlich-Formal:
- Sonett (Merkmal der Epoche des Barocks)
- Festes Reimschema (Umarmender Reim, Schweifreim)
- Metrum 6-hebiger Jambus (Regelmäßigkeit)
- Versmaß (Alexandrina)
- Männliche, weibliche Kadenzen (betonen wichtige Fakten des Gedichts, Vergänglichkeit, Monotonie, Kreislauf)
- Thesen/Antithesen getrennt durch Zäsur stellen Kontrast zur Vergangenheit/Zukunft her
- Akkumulationen verdeutlichen Bedeutung der Vergänglichkeit
- Anaphern untermauern das Wissenslose der Menschen
- Rhetorische Frage untermauert die Scheinwelt der Betroffenen Menschen
- Lyrische Ich erzählt objektiv, spricht für die Gesamtheit des Volkes, resignative Haltung
- Ansprache an das gesamte Volk
Benn
Inhaltlich:
- Vergänglichkeit/ Wertlosigkeit des Menschen
- Beispiel einer Obduktion um Bedeutungslosigkeit des Menschen darzustellen
- Kontrast zwischen Mensch und Pflanze
- Behandelt Mensch als ein Objekt
- Setzt den Fokus jedoch auf die Aster
- Tragisch, skurrile und brutale Erzählung Wertlosigkeit des Menschen wird deutlich
- Die Frage des Überirdischen wird nicht betrachtet
- Epoche Expressionismus
- Detaillierte Beschreibung eines Vorgangs
Sprachlich-Formal:
- Kein Reimschema, verdeutlicht die skurrile und merkwürdige Stimmung im Gedicht
- Kein Metrum “ “ Sachbericht
- Viele Enjambements (gebrochene Prosa), setzt Fokus auf die Pflanze/Menschen
- Unterschiedliche Verslänge
- Zwei Reimpaare
- Interpunktionen heben Bedeutungen hervor
- Männliche Kadenzen (unterstreicht Bedeutung von Mensch und Pflanze
- Lyrische Ich berichtet aus der Perspektive eines Arztes (Autor selber) veranschaulicht die Wertlosigkeit
- Ansprache an die Aster
- Emotionslos
Sarah
Die Gedichte „Es ist alles eitel“, welches von Andreas Gryphius in der Epoche des Barocks verfasst wurde, und „Kleine Aster“, welches von Gottfried Benn zur Zeit des Expressionismus verfasst wurde, thematisieren beide die irdische Vergänglichkeit. Jedoch weisen die beiden in dieser Hinsicht weitgehende Unterschiede in Inhalt und Sprache auf.
Beginnend mit dem Inhalt, ist die grundlegende Thematik beider Gedichte zwar die Vergänglichkeit, jedoch fällt dabei direkt auf, dass Benn diese Vergänglichkeit alleinig auf Lebewesen bezieht, während Gryphius auch Objekte und somit alles Irdische mit einbezieht, was beispielsweise in „kein Erz, kein Marmorstein“((G) V. 7) deutlich wird. In dieser Hinsicht geht Benn zwar nur auf den Menschen und eine Blume ein, akzentuiert dabei jedoch viel eher die Wertlosigkeit eines einzelnen Menschenleben, als die allgemeine Vergänglichkeit im allumfassenden Sinne. Benn setzt so das Leben einer Blume, um die er in „Ruhe sanft,/ kleine Aster!“((B) V. 14 f.) trauert, über das eines Menschen. Hier wird so besonders der Einfluss der Zeit deutlich, in der die Identität und der Charakter der Menschen durch die Industrialisierung immer mehr an Wert verloren hat, sodass ein Mensch vielmehr Arbeiter als Individuum war. Da dieser Einfluss im Barock noch nicht mitspielte, lässt sich diese historische Begebenheit als Ursache dieser inhaltlich verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten. Auffallend ist dabei jedoch auch die Darstellung der inhaltlichen Aspekte. Bei Benn fällt so seine eher berichtende Dichtungsform auf, die die Endgültigkeit seiner Aussagen unterstreicht, wodurch auch die Vergänglichkeit bei ihm als etwas Unveränderliches Endgültiges anklingt. Gryphius hingegen lässt diesen Punkt ein wenig offen, was unter anderem an den weiblichen Kadenzen, aber auch besonders in den Worten „Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten“((G) V. 14) deutlich wird. Hierbei klingt noch eine gewisse Hoffnung des lyrischen Ichs mit, indem es Gott als ewig betrachtet und die Vergänglichkeit somit doch nicht schlussendlich ist. Seine Worte weisen jedoch darauf hin, dass die Menschen das Göttliche nicht sehen wollen. Somit denkt dieses lyrische Ich tiefgreifend über den Sinn des Lebens nach und erkennt so einen Kreislauf des Lebens, während das andere lyrische Ich den Sinn der Vergänglichkeit nicht hinterfragt. Da es diese als unwichtig ansieht, ist für es weiteres Hinterfragen also nebensächlich.
Bezieht man die inhaltlichen Aspekte auch auf die sprachlich-formale Ebene, so fällt auf, dass Benn die Vergänglichkeit eines Menschen durch sehr brutale, emotionslose Sprache, wie in „auf den Tisch gestemmt“((B) V. 1), ausdrückt, während Gryphius lyrisches Ich sehr resignativ ist und in diesem Sinne auch eher metaphorisch traurig spricht. So werden bei Gryphius Gedicht Emotionen deutlich, indem das lyrische Ich sich indirekt auch über seine zwangsläufige Vergänglichkeit bewusst wird. Somit zeigt die Sprache, dass das eine lyrische Ich der menschlichen Vergänglichkeit sehr emotional gegenübersteht, während Benns lyrisches Ich nahezu abgeneigt wirkt und kein enges Verhältnis zu Menschen pflegt. Unter anderem zeugt hier auch die mehrfache Verwendung des Personalpronomens "Ich" durch Benns lyrisches Ich davon, dass dieses eher Ich-fokussiert ist und für ihn andere Menschen bedeutungslos sind. Dies wird auch in der berichtenden Schreibweise Benns deutlich, die Distanz zum Geschehnis schafft. Sein Gedicht hat weder Reimschema noch Metrum, wohingegen Gryphius Gedicht ein Sonett darstellt, welches den Sinn der Vergänglichkeit unterstreicht. Hier wird in der Regelmäßigkeit des Reimschemas und der Antithetik des Alexandriners der Kreislauf des Lebens wiedergespiegelt, also das Werden und Vergehen des Irdischen. Eben diese Tatsache drückt Gryphius durch Monotonie in Form und Sprache aus, was die Resignation des lyrischen Ichs auslöst, da es sich seiner eigenen Vergänglichkeit indirekt bewusst wird, was bei Benns lyrischem Ich nicht der Fall ist. Die metaphorische Sprache, die hier vorliegt, lässt sich dabei in Benns Gedicht nur in den letzten Versen auffinden, in denen das lyrische Ich den Menschen als eine Art Grab für die Aster nutzt ((B) vgl. V. 13 f.). Hier wird also deutlich dass das lyrische Ich ironischerweise nur der Pflanze, nicht aber dem Menschen hinterher trauert, wohingegen in Gryphius Text jegliche irdische Dinge als für das lyrische Ich bedeutsam, aber als für die gesamte Welt unbedeutend gelten. Somit wird zwar die Unbedeutsamkeit eines Individuums auch bei Gryphius zur Thematik, jedoch in völlig anderem Kontext und mit wesentlich mehr Emotionen im Hintergrund. So spricht dieser den Leser auch konkret an.
Zusammenfassend weisen Gryphius und Benns Gedichte auf inhaltlicher oberflächlicher Ebene einige Gemeinsamkeiten auf, die jedoch in ihrer Tiefe wesentliche Unterschiede beinhalten. So thematisieren beide die Vergänglichkeit irdischer Dinge, insbesondere die des Menschen. Gryphius jedoch stellt diese viel emotionaler dar, was sich im Klagegrundton des lyrischen Ichs widerspiegelt. Benns lyrisches Ich hingegen lässt die Vergänglichkeit der Menschen kalt, wodurch es sich auch nicht weiter nach dem Sinn fragt. In Gryphius Gedicht klingt jedoch häufig noch eine gewisse Hoffnung mit, die in Gott gesehen wird, der ewig ist. Eben diese Hoffnung drückt sich dabei auch im Gegensatz zu Benns Sprache in den oftmals genutzten Bildern aus.
Carina
Das Sonnet „Es ist alles eitel“ geschrieben von Andreas Gryphius und das Gedicht „Kleine Aster“ verfasst von Gottfried Benn, thematisieren die irdische Vergänglichkeit. Trotz der gemeinsamen Thematik unterscheiden sich die beiden Gedichte jedoch fundamental in Inhalt und Sprache.
Auf inhaltlicher Ebene lässt sich bereits die Differenz in der Thematik erkennen. Gryphius behandelt die Vergänglichkeit alles Irdischen auf der Welt, wie zum Beispiel die der Städte (vgl. V.3), der Natur (vgl. V.7) und die der Menschen (vgl. V.6). Benn hingegen legt seinen Fokus eher auf die Vergänglichkeit der Menschen und behandelt zur Veranschaulichung eine Obduktion eines „ersoffenen Bierfahrers“ (V.1) und untermauert die damit verbundene Wertlosigkeit eines Menschen. Diese Wertlosigkeit wird durch den pietätslosen Umgang mit der Leiche untermauert, da der Leichnam „auf den Tisch gestemmt“ (V.1) wird, wodurch ebenfalls zum Ausdruck kommt, dass er von dem lyrischen Ich entmenschlicht und als Objekt betrachtet wird. Ebenso wird durch den unbestimmten Artikel „Ein“ (ebd.) die Leiche von dem lyrischen Ich entindividualisiert, da sie nur eine von vielen ist. Durch dies wird besonders der Einfluss der Epoche des Expressionismus hervorgehoben, in der die Identität des Menschen aufgrund der Industrialisierung immer mehr an Wert verlor, sodass folglich ein Mensch zum Arbeitstier wurde. Diese Auffassung gab es zu Zeiten des Gedichtes von Gryphius noch nicht, daher lassen sich die verschiedenen Epochenmerkmale als Beweggrund der verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten. Durch den eher berichtenden Charakter des Gedichtes kommt zum Audruck, dass Benn die Vergänglichkeit als unausweichlich sieht, wodurch sich das emotionslose Handel des lyrischen Ichs bekräftigen lässt. In Gryphius Gedicht entsteht jedoch durch den letzten Vers "Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten" (V.14) ein gewisser Hoffnungsfunke, da das lyrische Ich Gott als Ewig anerkennt und die Vergänglichkeit doch nicht unausweichlich erscheint.
Auch auf sprachlich-formaler Ebene lassen sich einige Unterschiede der beiden Gedichte erkennen. Gryphius Gedicht umfasst einen sechshebigen Jambus und den epochentypischen Alexandriner. Der immerzu gleichbleibende Rhythmus untermauert den monotonen und resignativen Grundton des lyrischen Ichs. Benns Gedicht ist im Gegensatz dazu eher einfach gehalten, da es kein einheitliches Reimschema sowie Metrum aufweist. Dadurch erinnert das Gedicht eher an einen Bericht, wodurch die Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs hervorgehoben wird. Des Weiteren ist die von Benn eher emotionslose und gar brutal verwendete Sprache auffällig, welche durch den Paarreim „gestemmt“ (V.1) „geklemmt“ (V.3) zum Ausdruck gebracht wird und ebenfalls den pietätslosen Umgang des obduzierenden Arztes und seiner damit verbundenen Gleichgültigkeit in Bezug auf die Leiche untermauert. Gegensätzlich dazu spricht das lyrische Ich aus „Es ist alles Eitel“ eher resignativ über die Vergänglichkeit, da es sich bewusst wird, dass die Vergänglichkeit ein unausweichlicher Prozess ist und man „nur Eitelkeit auf Erden [sieht]“ (V.1). Auf sprachlicher Ebene stellt sich also heraus, dass das lyrische Ich sehr emotional, wenn auch resignativ über die Vergänglichkeit spricht, was sich ebenfalls in dem Seufzer „Ach“ (V. 11) erkennen lässt. Gegensätzlich dazu steht das lyrische Ich in dem Gedicht „kleine Aster“ eher gleichgültig gegenüber dem Toten und steht in kein Verhältnis zu diesem.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Gedichte die Thematik der Vergänglichkeit und besonders die der Menschen behandeln, sie sich jedoch grundlegend im Kern unterscheiden. Das lyrische Ich in „Kleine Aster“ steht der Vergänglichkeit der Menschen eher emotionslos gegenüber, wodurch das Gedicht wie ein sachlicher Bericht wirkt, während Gryphius' lyrisches Ich sehr emotionalisiert ist und sich in einer Interjektion sowie rhetorischen Frage zu der Thematik äußert.
Christine
Gryphius „Es ist alles eitel“
Thema: Vergänglichkeit im Allgemeinen
→ Vergänglichkeit Materialien, alles was der Mensch aufgebaut hat, der Mensch selber, Werte (Ruhm, Geld etc.)
- Fragestellung: Was ist wirklich wichtig? Was ist ewig?
sprachlich-formal:
- Sonett
- 14 Verse, eingeteilt in 4 Strophen
→ 1./ 2. Strophe jeweils 4 Verse, jeweils umarmender Reim; 3./ 4. Strophe jeweils 3 Verse, bilden einen Schweifreim
- Rhythmus: Alexandriner → 6- hebiger Jambus mit Zäsur
- Interpunktionen verdeutlichen Zäsur; Gegensätze werden beschrieben, die Vergänglichkeit betonen (vgl. V. 2+3++5+6)
Benn „Kleiner Aster“
Thema: Vergänglichkeit des Menschen als ein Individuum
- Wertlosigkeit des Menschen/ emotionsloser Umgang dargestellt durch: Verben, die pietätlosen Umgang beschreiben; Enjambement, der Prozess einer Obduktion sachlich beschreibt
- Aster nimmt eine höhere Bedeutung eingeteilt
→ Emotionen z.B. durch Ausrufe dargestellt
sprachlich-formal:
- 15 Verse, keine Strophen (evtl. Sinnabschnitte: V. 1-3; 4- 12; 13- 15)
- kein festes Reimschema; Ausnahme: V. 1+3 → Betonung pietätloser Umgang
- kein Metrum
- Entpersonalisierung durch fehlende Pronomen (z.B. V. 12), Indefinitpronomen (V. 1+2)
- skurrile Wirkung (z.B. V. 2+3)
- sachliche Beschreibung (Enjambement): Gleichgültigkeit
Lorena
Bei den vorliegenden Texten handelt es sich um das Gedicht „Es ist alles eitel“, verfasst von Andreas Gryphius und veröffentlicht im Jahr 1637 in der Literaturepoche des Barock, sowie das Gedicht „Kleine Aster“, verfasst von Gottfried Benn und veröffentlicht im Jahr 1912 in der Literaturepoche des Expressionismus. Im Folgenden wird die Darstellung des Themas „Vergänglichkeit“ an Hand von Inhalt, Form und Sprache verglichen.
Inhaltlich handelt das Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius vom Dreißigjährigen Krieg und den Konsequenzen für die Menschen und das Land. Thema ist die Vergänglichkeit alles Irdischen. Das Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn thematisiert die Vergänglichkeit des Individuums und handelt von einer Obduktion. In beiden Gedichten wird die Vergänglichkeit in Bezug auf den Tod und die Vernichtung dargestellt, jedoch beschränkt sich diese in „Kleine Aster“ auf die Nichtigkeit eines einzelnen Individuums, während in „Es ist alles eitel“ die gesamte Menschheit sowie alles Materielle miteinbezogen werden. Dies wird ebenso in der Struktur des Gedichtes deutlich. Das lyrische Ich gibt in „Es ist alles eitel“ zunächst die Zerstörung des Materiellen und allen Lebens in Form von Städten oder der Natur wieder, bis es schließlich auf die Vergänglichkeit des Individuums eingeht und zur Erkenntnis gelangt, dass nur das Überirdische bestand hat, während sich das lyrische Ich in „Kleine Aster“ nur der Nichtigkeit des einzelnen Individuums zuwendet. Ein weiterer Kontrast ist auch in der Atmosphäre der Gedichte zu finden. Das lyrische Ich ist in Gryphius‘ Gedicht resignativ in Bezug auf die Vergänglichkeit, während sich das lyrische Ich in Benns Gedicht distanziert und nahezu emotionslos mit der Thematik auseinandersetzt. Weiterhin ist auch die Vergänglichkeit in Bezug auf die Ausgangssituation der Gedichte zu betrachten. In „Es ist alles eitel“ ist die Ausgangssituation der Dreißigjährige Krieg unter dem die Menschen leiden. Obwohl der Krieg in der Entstehungszeit des Gedichtes bereits über ein Jahrzehnt bestritten wurde, so besteht weiterhin immer noch die Hoffnung auf ein nahendes Ende des Krieges. In „Kleine Aster“ ist es allerdings so, dass das lyrische Ich einen Pathologen/eine Pathologin im Berufsalltag verkörpert. In diesem Beruf ist man über mehrere Jahre lang nahezu täglich mit dem Tod konfrontiert, was sich in sofern auch auf das Verhältnis zwischen dem lyrischen Ich und der Leiche auswirkt, da das lyrische Ich die Leiche nicht als Individuum wahrnimmt, sondern als Objekt der Arbeit. Nicht zuletzt bildet auch die Interpretation des Inhalts ein Unterschied zwischen den Gedichten. „Es ist alles eitel“ lässt sich in Bezug auf die Beständigkeit des Überirdischen interpretieren, während in „Kleine Aster“ die Beziehung zwischen lyrischem Ich, der Leiche und der Aster von Bedeutung ist.
Auch in der Form unterscheidet sich die Darstellung der Vergänglichkeit. Zur Form generell lässt sich festhalten, dass „Es ist alles eitel“ in der Sonettform verfasst wurde und über ein Reimschema (umarmender Reim und Schweifreim) sowie ein Metrum und geordnete Kadenzen verfügt. (innerer Zusammenhang der Strophen, Bruch Q. und T.). Alles in allem lässt sich das Gryphius‘ Gedicht somit als regelmäßig kennzeichnen. Weiterhin unterstreicht beispielsweise der Alexandriner als Metrum mit der Mittelzäsur die Antithetik zu Beginn des Gedichtes. Im Gegensatz dazu sind bei Benns Gedicht ein freier Rhythmus, keine eindeutigen Kadenzen und Reimlosigkeit vorhanden. Darüber hinaus besteht das Gedicht aus einer einzelnen Strophe, die sich in zwei Sinnabschnitte gliedern lässt. Auch die länge der Verse ist unregelmäßig. Zusammenfassend stützt jedoch dieses unregelmäßige Muster den oftmals paradoxen Inhalt des Gedichtes und verstärkt die klimaxartige Steigerung des Inhalts. (Emotionslosigkeit und Un-/Regelmäßigkeit ergänzen)
Zur Sprache ist zu sagen, dass beide Verfasser Alltagssprache bzw. Benn auch zeitweilig Umgangssprache verwenden (Beispiele ergänzen). Einzelne Begriffe wie beispielsweise „jetzund“ („Es ist alles eitel“ V. 3) und „Bierfahrer“ („Kleine Aster“ V. 1) zeugen von dem Zeitalter in welchem die Gedichte verfasst wurden. Aus der Sprache lässt sich jedoch weiterhin die Perspektive des lyrischen Ichs ablesen. Das lyrische Ich in „Kleine Aster“ stellt das Geschehen ähnlich wie einen Bericht in neutralem Ton dar. Das Personalpronomen „Ich“ wird im Gedicht nicht erwähnt, genauso wie wenige andere persönlichen Angaben bzw. Ansichten, wodurch das lyrische Ich wie ein Beobachter wirkt, der jedoch subjektiv auf die Dinge hinabschaut. In „Kleine Aster“ ist im Kontrast dazu häufiger das Personalpronomen „Ich“ zu finden. Dieser Umstand und die Tatsache, dass das lyrische Ich seine Taten beschreibt und indirekt mit der Aster spricht, sorgen dafür, dass das lyrische Ich in der Handlung emotional und persönlich erscheint, jedoch nicht in Bezug auf die Leiche. (Brutalität der Sprache in Benns Gedicht)
Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass die Vergänglichkeit in beiden Gedichten unterschiedlich dargestellt wird. Gryphius beschränkt sich in seinem Gedicht auf eine objektive Darstellung der Vergänglichkeit des Irdischen, repräsentiert durch die Folgen des Krieges. Benn nutzt eine emotionale Darstellung der Vergänglichkeit in Form des Todes eines Individuums. Gemeinsamkeiten in beiden Gedichten sind zum einen die Thematik Vergänglichkeit und zum anderen die Konformität zwischen Form und Inhalt.
(mehr Zitate)
Maike
Andreas Gryphius: „Es ist alles eitel“
- Vergänglichkeit alles Irdischem
- Epoche des Barrocks, 30-jähriger Krieg: Sehr von Unzufriedenheit und Krieg geprägt → Damit ist die Vergänglichkeit verbunden
- Selbstkritisch: Es ist des Menschen Schuld, dass er und alles andere Irdische vergänglich ist
- Alexandriner (6 hebiger Jambus)
- 2 Quartette, 2 Terzette : ein Sonett (typisch für Barockzeit)
Gottfried Benn: "Kleine Aster"
- Vergänglichkeit des Menschen
- Epoche des Expressionismus: rasanter technischer Fortschritt damit verbunden eine Reizüberflutung uns daraus resultierend eine Orientierungslosigkeit der Menschen → Entmenschlichung der Welt
- Der Mensch kann nichts für seine Vergänglich, das ist Alltag und somit natürlich und normal
- Keine Strophen, kein Metrum → verdeutlicht die Skurrilität des Gedichts und damit die Orientierungslosigkeit
Ausformulierung:
Die Gedichte „Es ist alles eitel“ ,von Andreas Gryphius, und „Kleine Aster“, von Gottfried Benn, weisen sowohl Gemeinsamkeiten, als auch Unterschiede auf, welche im Folgenden näher erläutert werden.
Zu aller Erst muss erwähnt werden, dass die beiden Gedichte in Bezug zum Thema „Vergänglichkeit“ verglichen werden, da sich beide Gedichte damit befassen. So ist das Thema des Gedichts von Gryphius die Vergänglichkeit alles irdischem im Allgemeinen und das Thema des Gedichts von Benn die Vergänglichkeit des Menschen. „Es ist alles eitel“ ist ein eher selbstkritisches Gedicht, welches die Schuld für die Vergänglichkeit den Menschen selbst gibt. Es sei also des Menschen Schuld, dass er und alles andere Irdische vergänglich ist. Begründet wird dies mit dem historischen Hintergrund, zu dieser Zeit. Das Gedicht wurde 1637 geschrieben, in der Epoche des Barrocks. Gottfried schrieb es während des dreißig-jährigen Krieges, die Zeit war von Unzufriedenheit geprägt. Die Vergänglichkeit von der im Gedicht die Rede ist kann man auf den Krieg zurückführen, so nutzte Gryphius sein Gedicht um der Welt seine Meinung mitzuteilen. Gottfried Benn im Gegensatz dazu, hat sein Gedicht im Jahr 1912 geschrieben, in der Literaturepoche des Expressionismus. Dort gab es einen rasanten technischen Fortschritt, damit verbunden eine Reizüberflutung und eine Orientierungslosigkeit der Menschen. Dadurch fand eine Entmenschlichung der Welt statt, womit wieder Bezug zum Thema seines Gedichts hergestellt wird. Inhaltlich geht es in Benns Gedicht um eine Obduktion, sie wird vom lyrischen Ich durchgeführt, welches somit einen Gerichtsmediziner verkörpert. Für das lyrische Ich ist es Alltag und in Bezug zum Thema „Vergänglichkeit“ ist es normal und der Mensch ist nicht verantwortlich dafür. Zur Form der beiden Gedichte ist zu sagen, dass „Es ist alles eitel“ ein Sonett ist. Das war für die Epoche des Barrocks ein typisches Merkmal. Ein Sonett besteht aus zwei Quartetten (ein Quartett ist eine Strophe mit vier Versen) und zwei Terzetten (ein Terzett ist eine Strophe mit drei Versen). Das vorliegende Metrum ist ein sechs-hebiger-Jambus, ebenfalls ein Merkmal der Barrockzeit. Dies wirkt alles sehr geordnet, ganz anders ist es im Gedicht „Kleine Aster“, hier liegen weder Strophen noch ein Metrum vor, dies verdeutlicht die Skurrilität des Gedichts.
Alles in allem kann man sagen, dass die beiden Gedichte sich in etwa mit dem gleichen Thema beschäftigen, jedoch anders damit umgehen.
Nina K.
Gryphius: Vergänglichkeit alles Existierenden
- direkt angesprochenes Thema
- lyrisches Ich stellt Leben/Welt infrage
- V.12: einzige Ausnahme der Vergänglichkeit das Übersinnliche ->Hoffnung
- Benn stellt Vergänglichkeit anhand eines Beispiels im Leben eines Pathologen dar
- durch Antithesen und Thesen wird Gedicht zu Beweis, dass die Behauptung alles sei vergänglich, richtig sei -> unterstützt durch Beispiele der Vergänglichkeit (Städte, Erz/Marmorstein, Glück, Ruhm etc.) die argumentative Wirkung haben
- Sonett: zwei Quartette + zwei Terzette
- Quartette: umarmender Reim, Alexandriner (6-hebiger Jambus mit Zäsur)
- Terzette: Schweifreim
- monotone, regelmäßige Wirkung
Benn: Vergänglichkeit des Menschen Wert
- indirekt angesprochenes Thema
- brutale/emotionslose Darstellung der Vergänglichkeit
- Aster, die für das lyrische Ich Hoffnung darstellt, wird begraben
- freier Rhythmus, kein Reimschema -> losgelöst, trotzdem routiniert (V.4-12)
- eine Strophe, 15 Verse
- hoffnungslose/verstörende Wirkung
Nina H.
Gryphius:
Inhaltlich:
- Thema der Vergänglichkeit auf alles Irdische bezogen (z.B. Vergänglichkeit der „Städte“ (V. 3), Vergänglichkeit des Menschen (vgl. V. 6), „kein Erz ,kein Marmorstein“ (V. 7), Vergänglichkeit von Werten z.B. „Der hohen Taten Ruhm“ (V. 9))
- Zuerst Vergänglichkeit des vom Menschen geschaffenen, dann Vergänglichkeit des Menschen selbst
- Vergänglichkeit unter anderem symbolisiert durch Krieg, Zerfall der Städte
- Mensch hält an dem vergänglichen fest (an dem was er kennt, das was er nicht kennt (Überirdisches bzw. Gott) will er nicht erkennen, darauf will keiner mehr achten (dies ist jedoch ewig)
- Resignative / verzweifelte Haltung, da sich das lyrische Ich dessen bewusst ist, dass alles was es kennt (auch es selbst) vergänglich ist; durch emotionale Sprache
Sprachlich-Formal:
- Sonettform (zwei Quartette (je 4 Zeilen) und zwei Terzette (je 3 Zeilen)) -> insgesamt 14 Zeilen
- Metaphorische Sprache
- Reimschema vorhanden (Terzette -> Schweifreim; Quartette -> umarmender Reim)
- Versmaß -> Alexandriner -> durch die Zäsur Betonung der Antithesen und somit auch der Vergänglichkeit
- Monotonie (eintöniger Klang des Gedichtes) -> die Vergänglichkeit findet immer statt (ist sozusagen Teil des Lebenszyklus` / ein ständiger Prozess); betont auch die Resignation des lyrischen Ichs
Benn:
Inhaltlich:
- Thema der Vergänglichkeit ausschließlich auf Lebewesen bezogen („Ruhe sanft / kleine Aster!“ (V. 14 f.), Leiche eines Bierfahrers (vgl. V. 1);
- Entmenschlichung des Bierfahrers, da er nur einer von vielen ist -> als Einzelner keine Bedeutung, ist nichtig; nach dem Tod wird vergessen, wer er war -> Vergänglichkeit seiner Person /des Menschen generell
Sprachlich-Formal:
- Durch Wortwahl und Verhalten des lyrischen Ichs gegenüber Aster und Leiche -> Herabsetzung des Menschen durch Brutalität, Gleichgültigkeit und Kälte (bedeutungslos, nichtig) und Darstellung der Signifikanz der Aster durch Emotionalität („Ruhe sanft, / kleine Aster!“ (V. 14 f.))
- Fehlendes Reimschema, Metrum, berichtende Form (durch Verwendung des Präteritums) -> Objektivität und Kälte -> Emotionslosigkeit und Distanz des lyrischen Ichs gegenüber Leichnam
- 15 Zeilen ohne feste Form / Strophen -> keine Gliederung
Ausformulierung:
In den Gedichten „Es ist alles eitel“, welches von Andreas Gryphius in der Literaturepoche des Barocks verfasst wurde, und „Kleine Aster“ von Gottfried Benn, das zur Zeit des Expressionismus verfasst wurde, wird die Vergänglichkeit thematisiert. Dabei lassen sich allerdings Unterschiede auf inhaltlicher und sprachlich-formaler Ebene feststellen.
Inhaltlich fällt auf, dass Gryphius in seinem Gedicht das Thema der Vergänglichkeit auf alles Irdische bezieht, wohingegen Benn ausschließlich die Vergänglichkeit der Lebewesen aufgreift. Gryphius geht dabei konkret auf den Zerfall und die Vergänglichkeit des vom Menschen geschaffenen, also der „Städte“ (V. 3) und die Vergänglichkeit des Menschen selbst ein, was besonders die Aussage „[w]as jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein“ (V. 6) hervorhebt. Die Tatsache, dass tatsächlich alles Irdische vergänglich ist, wird ebenfalls in der Äußerung „kein Erz, kein Marmorstein“ (V. 7) deutlich. Des Weiteren geht er auf die Vergänglichkeit der menschlichen Werte, wie der „hohen Taten Ruhm“ (V. 9) ein, was nochmals untermauert, dass die Gesamtheit alles Irdischen vergänglich ist. Benn hingegen thematisiert lediglich die Vergänglichkeit der „kleine[n] Aster“ (V. 15), also der Natur, sowie die des „ersoffene[n] Bierfahrer[s]“ (V. 1), welche die der Menschheit repräsentiert. Zudem wird in Benns Gedicht dargestellt, dass der Bierfahrer lediglich einer von vielen ist, was durch den unbestimmten Artikel „Ein“ (V. 1) zu erkennen ist. Somit wird er nicht als Individuum angesehen und hat als solches im Gesamten keine große Bedeutung, da er nur einen kleinen Teil des Ganzen darstellt. Aufgrund dessen ist er nichtig und wird nach seinem Tod vergessen werden, was die Wertlosigkeit des menschlichen Lebens und die Vergänglichkeit seiner Person sowie generell die des Menschen verdeutlicht. Auch der indirekte Vergleich der Aster mit dem Menschen hebt dessen Nichtigkeit und Vergänglichkeit hervor, da die Aster jenem übergeordnet ist und in dem Gedicht insgesamt eine wichtigere Rolle spielt, weshalb er ihr auch als „Vase“ (V. 13) dient, wodurch er von dem lyrischen Ich entmenschlicht wird. Dadurch wird er verstärkt als nichtig und wertlos dargestellt. Außerdem wird die Wertlosigkeit des menschlichen Lebens in Benns Gedicht dadurch betont, dass im späteren Lauf nicht einmal mehr ein unbestimmter Artikel verwendet wird, um ihn zu erwähnen, denn dieser fehlt in der Aussage „als man zunähte“ (V. 12), was zudem die Distanz des lyrischen Ichs zu dem Menschen beziehungsweise der Leiche des Bierfahrers deutlich macht. Zudem ist auffällig, dass Gryphius in dem Gedicht „Es ist alles eitel“ auch das thematisiert, was ewig ist, da das lyrische Ich dort erläutert, dass keiner betrachten wolle, „was ewig ist“ (V. 14). Dies deutet an, dass die Menschen lediglich an dem festhalten, was sie kennen, also an dem Vergänglichen. Das Ewige, also Gott beziehungsweise das Überirdische wollen die Menschen nicht erkennen und beachten es nicht. In dem Gedicht Benns findet das Thema der Ewigkeit jedoch keinerlei Erwähnung.
Auch auf der sprachlich – formalen Ebene sind einige Unterschiede der Darstellung des Themas der Vergänglichkeit festzustellen. Dabei ist bereits auf den ersten Blick auffällig, dass das Gedicht Gryphius` in der sogenannten Sonettform verfasst ist, also aus zwei Quartetten zu je 4 Zeilen und zwei Terzetten zu je 3 Zeilen besteht, während in dem Gedicht Benns keine feste Form oder eine Gliederung in Strophen zu erkennen ist. Zudem liegt bei diesem Gedicht weder ein festes Reimschema, noch ein Metrum vor, was neben der Ähnlichkeit zu einem Bericht durch die Verwendung des Präteritums und der Objektivität des lyrischen Ichs auf die Distanz und Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs dem Bierfahrer gegenüber hinweist. Der Aster gegenüber verhält sich das lyrische Ich dahingegen beinahe liebevoll, was insbesondere durch den emotionalen Abschied dieser „Ruhe sanft, / kleine Aster!“ (V. 15) hervorgehoben wird, was ihre Signifikanz für das lyrische Ich untermauert. Durch diese Emotionalität der Aster gegenüber wird ein Kontrast zu der Gleichgültigkeit und Brutalität der Leiche gegenüber geschaffen, welcher erneut die Bedeutungslosigkeit des Menschen hervorhebt. Dies ist auch an der entwertenden Sprache der Leiche gegenüber zu erkennen, die beispielsweise durch das Adjektiv „ersoffener“ (V. 1) dargestellt wird. In dem Gedicht Benns ist jedoch neben der Sonettform auch ein festes Reimschema zu erkennen. In den Quartetten liegt dabei ein umarmender Reim und in den Terzetten ein Schweifreim vor. Bezüglich des Versmaßes liegen Alexandriner vor, welche aus sechshebigen Jamben bestehen und durch die sogenannte Mittelzäsur gekennzeichnet sind. Diese Zäsur betont die vorliegenden Antithesen und somit auch die Vergänglichkeit des beschriebenen Irdischen. Die gleichmäßigen Jamben wirken dabei monoton, was den Lebenszyklus als ständigen Prozess des Lebens und Sterbens andeutet. Somit wird hervorgehoben, dass jedes Lebewesen einmal sterben wird, was nochmals die Vergänglichkeit alles Irdischen untermauert. Des Weiteren wird dadurch auch die Resignation des lyrischen Ichs hervorgehoben, da es sich auch seines eigenen Todes und somit auch seiner Vergänglichkeit bewusst ist. Diese Resignation ist in dem Gedicht Benns nicht zu erkennen, da das lyrische Ich bei der Obduktion der Leiche lediglich routiniert und gleichgültig vorgeht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vergänglichkeit in den beiden Gedichten auf unterschiedliche Weise dargestellt wird. Gryphius thematisiert dabei die Vergänglichkeit alles Irdischen und erwähnt das Ewige, wohingegen Benn lediglich auf die Vergänglichkeit des Menschen und der Natur eingeht. Außerdem ist der resignative und verzweifelte Ton in dem Gedicht Gryphius` deutlich zu erkennen, während das lyrische Ich in Benns Gedicht die Vergänglichkeit des Menschen gleichgültig ist. Zudem ist auffällig, dass Benns Gedicht völlig losgelöst von jeglicher Form ist, während bei Gryphius` Gedicht die Sonettform und ein festes Reimschema vorliegen.
Diana
Gryphius: Es ist alles eitel
Inhaltlich: - Vergänglichkeit alles Irdischen ( des Erbauten ,,Städte" (V.3) , des Menschen ,,Asch und Bein" (V.6), des Zustandes ,,bald donnern die Beschwerden"(V.8), der Werte ,,hohen Taten Ruhm" (V.9) )
- Anklage, dass Menschen nicht mehr erkennen wollen bzw. vergessen haben was ewig ist, nämlich Gott
- Verzweiflung und Resignation des lyrischen Ichs
Sprachlich-Formal:
- Sonett → strenge Einhaltung der Form
- 2 Quartette ( je 4 Verse) und 2 Terzette (je 3 Verse) → insgesamt 14 Verse
- Umarmender Reim in den Quartetten
- Schweifreim in den Terzetten
- Vergänglichkeit wird durch Antithesen und Zäsur verdeutlicht
- regelmäßiger und monotoner Ton im Gedicht → Vergänglichkeit ist ein ständiger Prozess und immer wiederkehrend
- Metrum = 6-hebiger Jambus
- emotionale Sprache (,,Ach" (V.11)) und metaphorische Sprache (,,prächtig blüht" (V.5))
Benn: Kleine Aster
Inhaltlich:
- Vergänglichkeit der Identität und des Lebens ( Bierfahrer wird entmenschlicht und wer er nun im Endeffekt war, spielt keine Rolle, da er nur einer von vielen ist)
- Obduktion wird brutal beschrieben und mit dem Bierfahrer wird pietätlos umgegangen -> Der Wert des Bierfahrers als Mensch wird herabgesetzt, er wird zum Objekt
- Fokus liegt auf der Aster und nicht auf den Bierfahren → Emotionslosigkeit, Distanz zu der Leiche, Entfremdung zum Menschen
- dahingegen umsorgender Umgang mit der Aster → Mensch ist bedeutungslos, wertlos
Sprachlich - Formal:
- Keine richtige Form vorhanden
- 15 Verse, die nicht in Strophen unterteilt sind
- kein Metrum
- Kein festes Reimschema, nur Reim bei V.1 +V.3 und V.7 + V. 8
- Verwendung des Präteritums und sachliche Beschreibung der Obduktion → erinnert an einen Bericht, was die Emotionslosigkeit verdeutlicht (emotionslose Sprache, Emotionen nur bezüglich der Aster vorhanden)
- skurrile Wirkung durch das Beschriebene und das Paradoxon ( V.2 f.)
- direkte Ansprache der Aster (V. 3) verdeutlicht Vergänglichkeit der Identität des Menschen und die verstörende Wirkung
Luisa
Gryphius: Es ist alles Eitel
Inhalt
-Thema der Vergänglichkeit alles Irdischen (z.B Umgebung(V.3), Krieg zerstört alles(1.Strophe)Mensch (V.6))
-nur Gott ist ewig (V. 15)
-entmutigende Haltung des lyrischen Ichs
sprachlich-formale Aspekte
-äußere Form des Gedichtes (Sonettform= zwei Quartette darauffolgend zwei Terzette)
-metaphorische Sprache (indirekt) (V.6 z.B ,,Asch und Bein" - Mensch)=>
-Reimschema (umarmender Reim in den ersten beiden Strophen, Schweifreim in den letzten beiden) => kreislaufartiger Hergang, werden und gehen
-Metrum (sechshebiger Jambus= Alexandriner)
-männliche/ weibliche Kadenzen betont Vergänglichkeit => geordnet
-Antithesen (z.B ,,Städte" - ,,Wiese" (V.3) untermauert Vergänglichkeit
Benn: Kleine Aster
Inhalt
-Thema der Vergänglichkeit ( Pflanze) und Wertlosigkeit des Menschen
- bezieht sich nur auf die Pflanzenwelt und nicht auf die anderen Gegebenheiten
sprachlich-formale Aspekte
-strukturlos (kein Metrum, Strophen)
-kein einhaltliches Reimschema
-direkte Sprache (berichtend, sachlich)
-Eindruck der gebrochenen Prosa => Skurrilität
-viele Enjambements
-Aus der Perspektive eines Individuums und spricht mit der Aster
Anne
Inhaltlich:
- Gryphius thematisiert die Vergänglichkeit ALLES Irdischen, Benn die Vergänglichkeit des Menschen
- Struktur Gryphius: Vergänglichkeit des Materiellen, dann Vergänglichkeit des Individuum, Benn lediglich Vergänglichkeit des Individuums
- Gryphius spricht das Metaphysische an, welches nicht vergänglich ist, für Benn lediglich die Vergänglichkeit des Menschen wichtig
- Mensch für Beide vergänglich
- Absurde Darstellung des Vergänglichen bei Benn, bei Gryphius ernst
- direkte Ansprache des Vergänglichen bei Gryphius, bei Benn indirekt
- Atmosphäre bei Benn: emotionslos, Atmosphäre bei Gryphius: resignativ
Sprachlich - Formal:
- kein Rheimschema, kein Metrum bei Benn: wirkt emotionslos und distanziert
- eine einzelne Strophe bei Benn: stütz paradoxen Inhalt
- Gryphius: Sonett: feststehende Struktur
- Gryphius: Jambus: monoton = alles gleich, alles Vergänglich
- Gryphius: Vergänglichkeit gezeigt durch viele Antithesen, Benn: Vergänglichkeit gezeigt durch indirkten Vergleich von Mensch und Aster
- lyrisches Ich hat bei Benn höhere Bedeutung als bei Gryphius
Janette
Andreas Gryphius – Es ist Alles Eitel (1637)
Inhaltlich:
- thematisiert die Vergänglichkeit Alles Irdischen
- Vergänglichkeit resultiert aus dem 30-jährigen Krieg
- dem Menschen ist nicht bewusst, dass nichts Ewig ist außer Gott
Sprachlich-Formal:
- Sonett → zwei Quartette, zwei Terzette (typisch für Epoche des Barocks)
- Quartette → jeweils 4 Verse, Terzette → jeweils 3 Verse = 14 Verse
- Metrum: Alexandriner (durch die Zäsur wird These und Antithese gegenübergestellt)
- regelmäßiges Metrum verdeutlicht die monotone Haltung des lyrischen Ichs
- Akkumulationen unterstützen die These es sei Alles Eitel
Gottfried Benn – Kleine Aster (1912)
Inhaltlich:
- thematisiert die Vergänglichkeit des Lebens und den Verlust der Identität
- Pietätloser Umgang mit der Leiche
- Entfremdung des Menschen → Fokus liegt auf die Aster und wird als wichtiger erachtet
Sprachlich-Formal:
- 15 Verse
- keine Struktur Vorhanden → kein festes Metrum
- zwei Reime → verdeutlicht das Verhältnis zur Aster rund zum Menschen
- Enjambements beim beschreiben der Obduktion
- Verwendung des Präteritums → wirkt wie ein Bericht (emotionslos)
Ausformulierung
Sowohl das Gedicht „Es ist Alles Eitel“ von Andreas Gryphius aus der Epoche des Barocks, als auch das Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn aus der Epoche des Expressionismus thematisieren das Vergängliche. Allerdings weisen beide einige Unterschiede hinsichtlich des Inhalts und der Struktur auf.
Vergleicht man die beiden Gedichte miteinander fällt auf, dass beide die Thematik der Vergänglichkeit beinhalten, allerdings Benn auf die Vergänglichkeit der Lebewesen eingeht und Gryphius auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. Somit geht er auf den Zerfall alles Geschaffenen ein, wie bspw. „Städte“ (V. 3) und verallgemeinert dies durch „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“ (V. 2). Zudem geht er auch auf die Vergänglichkeit des Menschen ein, da „[w]as jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein“(V. 6). Sogar die gesetzten Werte sind für Gryphius nicht von Dauer, was sich aus „[d]er hohe taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn“ (V. 9) hervorgehen lässt. Zur Unterstützung der Meinung es sei alles Eitel wird behauptet: „Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein“ (V. 7). Diese Naturalien galten zu dieser Zeit als unzerstörbar, was die Vergänglichkeit alles Irdischen bestärkt. In dem Gedicht „Kleine Aster“ hingegen wird lediglich die Vergänglichkeit der „Kleinen Aster“ als auch die des „ersoffene[n] Bierfahrer“ (V. 1) thematisiert. Somit wird die Vergänglichkeit des Menschen, als auch der Natur repräsentiert. Außerdem lässt sich entnehmen, dass die Entmenschlichung ein zentrales Thema des Gedichts darstellt. Dies lässt sich aus dem unbestimmten Artikel „[e]in“ (V. 1) entnehmen. So sei diese Leiche eine von vielen und ist es nicht würdig einen Namen zu haben. Diese Entmenschlichung geht weiterführend aus den Adjektiven „gestemmt“ (V. 1) und „geklemmt“ (V. 3) hervor, da es sich hierbei um einen pietätlosen Umgang handelt. Da er nur einer von vielen ist wird von ihm die gesamte Menschheit repräsentiert, da es nicht wichtig wäre welche Person auf dem Obduktionstisch läge. Diese Wertlosigkeit liegt im Kontrast der Blume, da diese als „klein[…]“ (V. 15) beschrieben wird. Somit hat das lyrische ich eine emotionale Bindung zu der Aster, da diese niedlich wirkt. Die Aster hat zudem einen höheren Stellenwert als der Mensch, da für sie gesorgt wird, indem sie den Körper als „Vase“ (V. 13) nutzen soll. Somit wird die Leiche fortführend entmenschlicht und auch das fehlende Personalpronomen in „als man zunähte“ (V. 12) untermauert die Wertlosigkeit der Menschheit.
Jan
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Benn | Gryphius
|-----------------------------------------------
| Inhaltlich : | | |
- Vergänglichkeit des Menschen | - Vergänglichkeit des irdischen / der Welt
|------------------------------------------------
→ Auf Individuum bezogen | → Auf Besitz und Individuum bezogen
|------------------------------------------------
- Keine Rede von Gott | - Rede von Gott
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- Vergänglichkeit spielt zentrale Rolle | - Vergänglichkeit spielt zentrale Rolle
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| Sprachlich – Formal : | | |
- Bericht | - Beispiele
- Kein Reimschema | - Reimschema vorhanden
→ Keine wirklichen Emotionen | → Spricht Leser an
- Kein Sonett | - Sonett
→ unstrukturiert | → strukturiert
- 15 Verse | - 14 Verse
- Kein Metrum | - sechs hebiger Jambus
- eine Strophe | - vier Strophen
- Präteritum | - Präsens
- männliche Kadenzen | - männliche und weibliche Kadenzen
Lara
Gryphius: Es ist alles eitel (Barock)
Inhaltlich:
-Vergänglichkeit von Menschen, von Menschengeschaffenem und von der Natur
-Menschen haben vergessen was „ewig“ (V. 14) ist -> Überirdisches, Gott (V.14)
-Verzweiflung des lyrischen Ichs (nichts hat Bestand)
Sprachlich-Formal:
-vier Strophen: die ersten beiden sind vierzeilig, die letzten beiden besitzen drei Verse
-Sonett: zwei Quartette und zwei Terzette -> Bruch zwischen Quartett und Terzett (Quartett: Aussage/Gedanke , Terzett: Antwort/Erklärung)
-Quartette bestehen aus einem umarmenden Reim, Terzette bestehen aus einem Schweifreim (abba abba ccd eed)
-Rhythmus: Alexandriner (6 hebiger Jambus mit Zäsur) -> harmonisch
-verwendet das Präsens
Benn: Kleine Aster (Expressionismus)
Inhaltlich:
-Vergänglichkeit des Menschen
-Blume ist ihm wichtiger als das Leben eines Menschen (Blume wird in den Fokus gerückt)
-Pietätloser Umgang mit der Leiche -> Emotionslos
Sprachlich-Formal:
-eine Strophe, die aus 15 Versen besteht
-kein Reimschma -> emotionslos
-freier Rhythmus
-kein Metrum
-Sätze erstrecken sich über mehrere Verse (Zäsur am Versende wird übergangen)
-verwendet zu erst das Präteritum -> ähnelt einem Bericht -> Emotionslos , in den letzten drei Versen wird Präsens verwendet
-verwendet brutale Wörter wie „gestemmt“ (V. 1), „geklemmt“ (V. 3) und „langes Messer“ (V. 6)