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Vergänglichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Sonnet „Alles ist Eitel“ geschrieben von Andreas Gryphius und das Gedicht „Kleine Aster“ verfasst von Gottfried Benn, thematisieren das Thema Vergänglichkeit. Trotz der gemeinsamen Thematik unterscheiden sich die beiden Gedichte jedoch fundamental in Inhalt und Sprache.
 
Das Sonnet „Alles ist Eitel“ geschrieben von Andreas Gryphius und das Gedicht „Kleine Aster“ verfasst von Gottfried Benn, thematisieren das Thema Vergänglichkeit. Trotz der gemeinsamen Thematik unterscheiden sich die beiden Gedichte jedoch fundamental in Inhalt und Sprache.
  
Auf inhaltlicher Ebene lässt sich bereits die Differenz in der Thematik erkennen. Gryphius behandelt die Vergänglichkeit alles Irdischen auf der Welt, wie zum Beispiel die der Städte (vgl. V.3), der Natur (V.7) und die der Menschen (V.6). Benn hingegen legt seinen Fokus eher auf die Vergänglichkeit der Menschen und behandelt zur Veranschaulichung eine Obduktion eines „ersoffenen Bierfahrers“ (V.1) und untermauert die damit verbundene Wertlosigkeit eines Menschen. Diese Wertlosigkeit wird durch den pietätslosen Umgang mit der Leiche untermauert, da der Leichnam „auf den Tisch gestemmt“ (V.1) wird, wodurch ebenfalls zum Ausdruck kommt, dass er von dem lyrischen Ich entmenschlicht und als Objekt missbraucht wird. Ebenso wird durch den unbestimmten Artikel „Ein“ (ebd.) die Leiche von dem lyrischen Ich entindividualisiert, da sie nur eine von vielen ist. Durch dies wird besonders der Einfluss der Epoche des Expressionismus hervorgehoben, in der die Identität des Menschen aufgrund der Industrialisierung immer mehr an Wert verlor, sodass folglich ein Mensch als Arbeitstier wurde. Diese Auffassung gab es zu Zeiten des Gedichtes von Gryphius noch nicht, daher lassen sich die verschiedenen Epochenmerkmale als Beweggrund der verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten.
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Auf inhaltlicher Ebene lässt sich bereits die Differenz in der Thematik erkennen. Gryphius behandelt die Vergänglichkeit alles Irdischen auf der Welt, wie zum Beispiel die der Städte (vgl. V.3), der Natur (V.7) und die der Menschen (V.6). Benn hingegen legt seinen Fokus eher auf die Vergänglichkeit der Menschen und behandelt zur Veranschaulichung eine Obduktion eines „ersoffenen Bierfahrers“ (V.1) und untermauert die damit verbundene Wertlosigkeit eines Menschen. Diese Wertlosigkeit wird durch den pietätslosen Umgang mit der Leiche untermauert, da der Leichnam „auf den Tisch gestemmt“ (V.1) wird, wodurch ebenfalls zum Ausdruck kommt, dass er von dem lyrischen Ich entmenschlicht und als Objekt missbraucht wird. Ebenso wird durch den unbestimmten Artikel „Ein“ (ebd.) die Leiche von dem lyrischen Ich entindividualisiert, da sie nur eine von vielen ist. Durch dies wird besonders der Einfluss der Epoche des Expressionismus hervorgehoben, in der die Identität des Menschen aufgrund der Industrialisierung immer mehr an Wert verlor, sodass folglich ein Mensch als Arbeitstier wurde. Diese Auffassung gab es zu Zeiten des Gedichtes von Gryphius noch nicht, daher lassen sich die verschiedenen Epochenmerkmale als Beweggrund der verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten. Durch den eher berichtenden Charakter des Gedichtes kommt zum Audruck, dass Benn die Vergänglichkeit als unausweichlich sieht, wodurch sich das emotionslose Handel des lyrischen Ichs bekräftigen lässt. In Gryphius Gedicht entsteht jedoch durch den letzten Vers "Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten" (V.14) ein gewisser Hoffnungsfunke, da das lyrische Gott als Ewig anerkennt und die Vergänglichkeit doch nicht unausweichlich erscheint.
  
 
Auch auf sprachlich-formaler Ebene lassen sich einige Unterschiede der beiden Gedichte erkennen. Gryphius Gedicht umfasst einen sechshebigen Jambus und den epochentypischen Alexandriner. Der immerzu gleichbleibende Rhythmus untermauert den monotonen und resignativen Grundton des lyrischen Ichs. Benns Gedicht ist im Gegensatz dazu eher einfach gehalten, da es kein einheitliches Reimschema sowie Metrum aufweist. Dadurch erinnert das Gedicht eher an einen Bericht, wodurch die Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs hervorgehoben wird. Des Weiteren auffällig ist die von Benn eher emotionslose und gar brutal verwendete Sprache, welche durch den Paarreim „gestemmt“ (V.1) „geklemmt“ (V.3) zum Ausdruck gebracht wird und ebenfalls den pietätslosen Umgang des obduzierenden Arztes und seiner damit verbundenen Gleichgültigkeit in Bezug auf die Leiche untermauert. Gegensätzlich dazu spricht das lyrische Ich aus „Es ist alles Eitel“ eher resignativ über die Vergänglichkeit spricht, da es sich bewusst wird, dass die Vergänglichkeit ein unausweichlicher Prozess ist und man „nur Eitelkeit auf Erden [sieht]“ (V.1). Auf sprachlicher Ebene stellt sich also heraus, dass das lyrische Ich sehr emotional wenn auch resignativ über die Vergänglichkeit spricht, was sich ebenfalls in dem Seufzer „Ach“ (V. 11) erkennen lässt. Gegensätzlich dazu ist das lyrische Ich in dem Gedicht „kleine Aster“ eher gleichgültig zu dem Toten steht und kein Verhältnis zu ihm aufbaut.
 
Auch auf sprachlich-formaler Ebene lassen sich einige Unterschiede der beiden Gedichte erkennen. Gryphius Gedicht umfasst einen sechshebigen Jambus und den epochentypischen Alexandriner. Der immerzu gleichbleibende Rhythmus untermauert den monotonen und resignativen Grundton des lyrischen Ichs. Benns Gedicht ist im Gegensatz dazu eher einfach gehalten, da es kein einheitliches Reimschema sowie Metrum aufweist. Dadurch erinnert das Gedicht eher an einen Bericht, wodurch die Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs hervorgehoben wird. Des Weiteren auffällig ist die von Benn eher emotionslose und gar brutal verwendete Sprache, welche durch den Paarreim „gestemmt“ (V.1) „geklemmt“ (V.3) zum Ausdruck gebracht wird und ebenfalls den pietätslosen Umgang des obduzierenden Arztes und seiner damit verbundenen Gleichgültigkeit in Bezug auf die Leiche untermauert. Gegensätzlich dazu spricht das lyrische Ich aus „Es ist alles Eitel“ eher resignativ über die Vergänglichkeit spricht, da es sich bewusst wird, dass die Vergänglichkeit ein unausweichlicher Prozess ist und man „nur Eitelkeit auf Erden [sieht]“ (V.1). Auf sprachlicher Ebene stellt sich also heraus, dass das lyrische Ich sehr emotional wenn auch resignativ über die Vergänglichkeit spricht, was sich ebenfalls in dem Seufzer „Ach“ (V. 11) erkennen lässt. Gegensätzlich dazu ist das lyrische Ich in dem Gedicht „kleine Aster“ eher gleichgültig zu dem Toten steht und kein Verhältnis zu ihm aufbaut.
  
 
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Gedichte die Thematik der Vergänglichkeit und besonders die der Menschen behandelt, sie sich jedoch grundlegend im Kern unterscheiden. Das lyrische Ich in „Kleine Aster“ steht eher emotionslos der Vergänglichkeit der Menschen gegenüber, wodurch das Gedicht wie ein sachlicher Bericht wirkt, währenddessen Gryphius lyrisches Ich sehr emotionalisiert ist und sich in einer Interjektion sowie rhetorischen Frage zu der Thematik äußert.
 
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Gedichte die Thematik der Vergänglichkeit und besonders die der Menschen behandelt, sie sich jedoch grundlegend im Kern unterscheiden. Das lyrische Ich in „Kleine Aster“ steht eher emotionslos der Vergänglichkeit der Menschen gegenüber, wodurch das Gedicht wie ein sachlicher Bericht wirkt, währenddessen Gryphius lyrisches Ich sehr emotionalisiert ist und sich in einer Interjektion sowie rhetorischen Frage zu der Thematik äußert.

Version vom 19. November 2018, 19:36 Uhr

Vergleich der (inhaltlichen und sprachlich-formalen) Darstellung des Themas "Vergänglichkeit" in den beiden Gedichten von Gryphius und Benn (Stichwörter)


Alina

Gryphius:

Inhaltlich

- Thematisiert Vergänglichkeit in der ganzen Welt

- Vergänglichkeit der Städte, Wohnorte, Existenz der Menschen

- Betrachtet am Ende des Gedichts die Existenz von Gott

- Dem Menschen ist nicht bewusst, dass Gott nicht vergänglich sein kann

Sprachlich-Formal:

- Sonett (Merkmal der Epoche des Barocks)

- Festes Reimschema (Umarmender Reim, Schweifreim)

- Metrum (Alexandrina)

- Männliche, weibliche Kadenzen (betonen wichtige Fakten des Gedichts, Vergänglichkeit)

- Thesen/Antithesen getrennt durch Zäsur stellen Kontrast zur Vergangenheit/Zukunft her

- Akkumulationen verdeutlichen Bedeutung der Vergänglichkeit

- Anaphern untermauern das Wissenslose der Menschen

- Rhetorische Frage  untermauert die Scheinwelt der Betroffenen Menschen

- Lyrische Ich erzählt objektiv, spricht für die Gesamtheit des Volkes

Benn:

Inhaltlich:

- Vergänglichkeit/ Wertlosigkeit des Menschen

- Beispiel einer Obduktion um Bedeutungslosigkeit des Menschen darzustellen

- Kontrast zwischen Mensch und Pflanze

- Behandelt Mensch als ein Objekt

- Setzt den Fokus jedoch auf die Aster

- Tragisch, skurrile und brutale Erzählung  Wertlosigkeit des Menschen wird deutlich

- Die Frage des Überirdischen wird nicht betrachtet

- Epoche Expressionismus

- Detaillierte Beschreibung eines Vorgangs

Sprachlich-Formal:

- Kein Reimschema, verdeutlicht die skurrile und merkwürdige Stimmung im Gedicht

- Kein Metrum “ “

- Viele Enjambements, setzt Fokus auf die Pflanze/Menschen

- Zwei Reimpaare

- Interpunktionen heben Bedeutungen hervor

- Männliche Kadenzen (unterstreicht Bedeutung von Mensch und Pflanze)

- Lyrische Ich berichtet aus der Perspektive eines Arztes (Autor selber) veranschaulicht die Wertlosigkeit

Sarah

Die Gedichte „Es ist alles eitel“, welches von Andreas Gryphius in der Epoche des Barocks verfasst wurde, und „Kleine Aster“, welches von Gottfried Benn zur Zeit des Expressionismus verfasst wurde, thematisieren beide die irdische Vergänglichkeit. Jedoch weisen die beiden in dieser Hinsicht weitgehende Unterschiede in Inhalt und Sprache auf.

Beginnend mit dem Inhalt, ist die grundlegende Thematik beider Gedichte zwar die Vergänglichkeit, jedoch fällt dabei direkt auf, dass Benn diese Vergänglichkeit alleinig auf Lebewesen bezieht, während Gryphius auch Objekte und somit alles Irdische mit einbezieht, was beispielsweise in „kein Erz, kein Marmorstein“((G) V. 7) deutlich wird. In dieser Hinsicht geht Benn zwar nur auf den Menschen und eine Blume ein, akzentuiert dabei jedoch viel eher die Wertlosigkeit eines einzelnen Menschenleben, als die allgemeine Vergänglichkeit im allumfassenden Sinne. Benn setzt so das Leben einer Blume, um die er in „Ruhe sanft,/ kleine Aster!“((B) V. 14 f.) trauert, über das eines Menschen. Hier wird so besonders der Einfluss der Zeit deutlich, in denen die Identität und der Charakter der Menschen durch die Industrialisierung immer mehr an Wert verloren, sodass ein Mensch vielmehr Arbeiter als Individuum war. Da dieser Einfluss im Barock noch nicht mitspielte, lässt sich diese historische Begebenheit als Ursache dieser inhaltlich verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten. Auffallend ist dabei jedoch auch die Darstellung der inhaltlichen Aspekte. Bei Benn fällt so seine eher berichtende Dichtungsform auf, die die Endgültigkeit seiner Aussagen unterstreicht, wodurch auch die Vergänglichkeit bei ihm als etwas Unveränderliches Endgültiges anklingt. Gryphius hingegen lässt diesen Punkt ein wenig offen, was unter anderem an den weiblichen Kadenzen, aber auch besonders in den Worten „Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten“((G) V. 14) deutlich. Hierbei klingt noch eine gewisse Hoffnung des lyrischen Ichs mit, indem es Gott als ewig betrachtet und die Vergänglichkeit somit doch nicht schlussendlich ist. Seine Worte weisen jedoch darauf hin, dass die Menschen das Göttliche nicht sehen wollen, somit spricht das lyrische Ich in Gryphius Text gewissermaßen vom Denken des lyrischen Ichs in Benns Text, obwohl dieser wesentlich jünger ist. Somit denkt dieses tiefgreifend über den Sinn des Lebens nach und erkennt so einen Kreislauf des Lebens, während das andere lyrische Ich den Sinn der Vergänglichkeit nicht hinterfragt. Da es diese als unwichtig ansieht, ist für es weiteres Hinterfragen also nebensächlich.

Bezieht man die inhaltlichen Aspekte auch auf die sprachlich-formale Ebene, so fällt auf, dass Benn die Vergänglichkeit eines Menschen durch sehr brutale, emotionslose Sprache, wie in „auf den Tisch gestemmt“((B) V. 1), ausdrückt, während Gryphius lyrisches Ich sehr resignativ ist und in diesem Sinne auch eher metaphorisch traurig spricht. So werden bei Gryphius Gedicht Emotionen deutlich, indem das lyrische Ich sich indirekt auch über seine zwangsläufige Vergänglichkeit bewusst wird. Somit zeigt die Sprache, dass das eine lyrische Ich der menschlichen Vergänglichkeit sehr emotional gegenübersteht, während Benns lyrisches Ich nahezu abgeneigt wirkt und kein enges Verhältnis zu Menschen pflegt. Dies wird auch in der berichtenden Schreibweise Benns deutlich. Sein Gedicht hat weder Reimschema noch Metrum, wohingegen Gryphius Gedicht ein Sonett darstellt, welches den Sinn der Vergänglichkeit unterstreicht. Die metaphorische Sprache, die hier vorliegt, lässt sich dabei in Benns Gedicht nur in den letzten Versen auffinden, in denen das lyrische Ich den Menschen als eine Art Grab für die Aster nutzt ((B) vgl. V. 13 f.). Hier wird also deutlich dass das lyrische Ich ironischerweise nur der Pflanze, nicht aber dem Menschen hinterher trauert, wohingegen in Gryphius Text jegliche irdische Dinge als für das lyrische Ich bedeutsam, aber als für die gesamte Welt unbedeutend gelten. Somit wird zwar die Unbedeutsamkeit eines Individuums auch bei Gryphius Thema, jedoch in völlig anderem Kontext und mit wesentlich mehr Emotionen im Hintergrund.

Zusammenfassend weisen Gryphius und Benns Gedichte auf inhaltlicher oberflächlicher Ebene einige Gemeinsamkeiten auf, die jedoch in ihrer Tiefe wesentliche Unterschiede beinhalten. So thematisieren beide die Vergänglichkeit irdischer Dinge, insbesondere die des Menschen. Gryphius jedoch stellt diese viel emotionaler dar, was sich im Klagegrundton des lyrischen Ichs widerspiegelt. Benns lyrisches Ich hingegen lässt die Vergänglichkeit der Menschen kalt, wodurch es sich auch nicht weiter nach dem Sinn fragt. In Gryphius Gedicht klingt jedoch häufig noch eine gewisse Hoffnung mit, die in Gott gesehen wird, der ewig ist. Eben diese Hoffnung drückt sich dabei auch im Gegensatz zu Benns Sprache in den oftmals genutzten Bildern aus.

Carina

Das Sonnet „Alles ist Eitel“ geschrieben von Andreas Gryphius und das Gedicht „Kleine Aster“ verfasst von Gottfried Benn, thematisieren das Thema Vergänglichkeit. Trotz der gemeinsamen Thematik unterscheiden sich die beiden Gedichte jedoch fundamental in Inhalt und Sprache.

Auf inhaltlicher Ebene lässt sich bereits die Differenz in der Thematik erkennen. Gryphius behandelt die Vergänglichkeit alles Irdischen auf der Welt, wie zum Beispiel die der Städte (vgl. V.3), der Natur (V.7) und die der Menschen (V.6). Benn hingegen legt seinen Fokus eher auf die Vergänglichkeit der Menschen und behandelt zur Veranschaulichung eine Obduktion eines „ersoffenen Bierfahrers“ (V.1) und untermauert die damit verbundene Wertlosigkeit eines Menschen. Diese Wertlosigkeit wird durch den pietätslosen Umgang mit der Leiche untermauert, da der Leichnam „auf den Tisch gestemmt“ (V.1) wird, wodurch ebenfalls zum Ausdruck kommt, dass er von dem lyrischen Ich entmenschlicht und als Objekt missbraucht wird. Ebenso wird durch den unbestimmten Artikel „Ein“ (ebd.) die Leiche von dem lyrischen Ich entindividualisiert, da sie nur eine von vielen ist. Durch dies wird besonders der Einfluss der Epoche des Expressionismus hervorgehoben, in der die Identität des Menschen aufgrund der Industrialisierung immer mehr an Wert verlor, sodass folglich ein Mensch als Arbeitstier wurde. Diese Auffassung gab es zu Zeiten des Gedichtes von Gryphius noch nicht, daher lassen sich die verschiedenen Epochenmerkmale als Beweggrund der verschiedenen Betrachtungsweisen festhalten. Durch den eher berichtenden Charakter des Gedichtes kommt zum Audruck, dass Benn die Vergänglichkeit als unausweichlich sieht, wodurch sich das emotionslose Handel des lyrischen Ichs bekräftigen lässt. In Gryphius Gedicht entsteht jedoch durch den letzten Vers "Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten" (V.14) ein gewisser Hoffnungsfunke, da das lyrische Gott als Ewig anerkennt und die Vergänglichkeit doch nicht unausweichlich erscheint.

Auch auf sprachlich-formaler Ebene lassen sich einige Unterschiede der beiden Gedichte erkennen. Gryphius Gedicht umfasst einen sechshebigen Jambus und den epochentypischen Alexandriner. Der immerzu gleichbleibende Rhythmus untermauert den monotonen und resignativen Grundton des lyrischen Ichs. Benns Gedicht ist im Gegensatz dazu eher einfach gehalten, da es kein einheitliches Reimschema sowie Metrum aufweist. Dadurch erinnert das Gedicht eher an einen Bericht, wodurch die Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs hervorgehoben wird. Des Weiteren auffällig ist die von Benn eher emotionslose und gar brutal verwendete Sprache, welche durch den Paarreim „gestemmt“ (V.1) „geklemmt“ (V.3) zum Ausdruck gebracht wird und ebenfalls den pietätslosen Umgang des obduzierenden Arztes und seiner damit verbundenen Gleichgültigkeit in Bezug auf die Leiche untermauert. Gegensätzlich dazu spricht das lyrische Ich aus „Es ist alles Eitel“ eher resignativ über die Vergänglichkeit spricht, da es sich bewusst wird, dass die Vergänglichkeit ein unausweichlicher Prozess ist und man „nur Eitelkeit auf Erden [sieht]“ (V.1). Auf sprachlicher Ebene stellt sich also heraus, dass das lyrische Ich sehr emotional wenn auch resignativ über die Vergänglichkeit spricht, was sich ebenfalls in dem Seufzer „Ach“ (V. 11) erkennen lässt. Gegensätzlich dazu ist das lyrische Ich in dem Gedicht „kleine Aster“ eher gleichgültig zu dem Toten steht und kein Verhältnis zu ihm aufbaut.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Gedichte die Thematik der Vergänglichkeit und besonders die der Menschen behandelt, sie sich jedoch grundlegend im Kern unterscheiden. Das lyrische Ich in „Kleine Aster“ steht eher emotionslos der Vergänglichkeit der Menschen gegenüber, wodurch das Gedicht wie ein sachlicher Bericht wirkt, währenddessen Gryphius lyrisches Ich sehr emotionalisiert ist und sich in einer Interjektion sowie rhetorischen Frage zu der Thematik äußert.