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"Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes" (Z. 20-22). Erläutere das Zitat, indem du es auf Z. 910 ("Jene versetzte...") -925 ("mehr gedenkst.") des Kleist-Textes beziehst und dich dabei auf die Obristin konzentrierst!!
Inhaltsverzeichnis |
Lorena
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ aus dem Kapitel „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ des Buches „Bauformendes Erzählens“, verfasst von Eberhart Lämmert und veröffentlicht im Jahre 1993 in Stuttgart, lässt sich an der Novelle „Die Marquise von O…“, verfasst von Heinrich Kleist und veröffentlicht im Jahr 1808, überprüfen. Betrachtet wird ein Auszug von Zeile 910 bis 925. Dieser Textstellt geht die Erkenntnis der Schwangerschaft der Marquise und das damit verbundene Verlassen des Elternhauses, sowie der Kontaktabbruch voraus. Die Passage handelt von einem Gespräch zwischen der Obristin und der Marquise, in dem die Obristin ihren Fehler einsieht und die Marquise ihr verzeiht. Dieses Gespräch steht im Kontrast zu den gesellschaftlichen Konventionen, die bis zu diesem Zeitpunkt das Weltbild der beiden Figuren bestimmt haben.
Die zu analysierende Szene setzt mit dem Versprechen der Obristin ihrer Tochter gegenüber sie würde „nicht von deinen Füßen weich[en], bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens […] verzeihen kannst“ (Z. 910 ff.). Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Obristin ihre Tochter nicht um Verzeihung bitten müssen. Dies verdeutlicht eine Wendung in ihrem Weltbild, das bisher nur auf die Rolle einer der Tochter überlegenen Mutter zutrifft. Sie bezeichnete ihre Tochter weiterhin als „du Herrliche, Überirdische“ (Z. 912), was im Kontrast zu dem steht, wie sie sich zuvor bei der Kenntniserlangung über die Schwangerschaft ihrer Tochter verhalten hat. Die Marquise versucht ihre Mutter daraufhin dazu zu veranlassen sich zu beruhigen, indem sie ihr versichert, dass sie ihr verzeiht. Die Mutter ist davon allerdings nicht überzeugt, da sie wiederholt nachfragt (vgl. Z. 13 f.). Dies wiederspricht ebenfalls ihrem zuvor sehr dominanten und überlegenen Charakter. Es wird deutlich, dass sie ihre Tochter sehr liebt und sie ihr auch überaus wichtig ist. Ein Umstand den sie ihr zuvor nie so gezeigt hat. Weiterhin kann auch die Reaktion der Tochter, die ihrer Mutter ohne zu zögern vergibt, obwohl diese die gesellschaftliche Stellung der Familie über das Wohl ihrer eigenen Tochter zu stellen. Stattdessen erklärt die Tochter ihrer Mutter sogar, dass „Ehrfurcht und Liebe […] nie aus meinem Herz gewichen [seien]“ (Z. 16). Die Obristin geht nun auf die Erklärung ihrer Tochter ein, sie verspricht ihre Tochter auf Händen zu tragen und dass sie ihr Wochenlager bei ihr zu Hause halten darf (vgl. 19 ff.). Weiterhin verspricht die Mutter ihrer Tochter auch „Die Tage meines Lebens nicht mehr von deiner Seite weiche ich“ (Z. 22 f.). Zusätzlich versichert sie ihr ebenso „Ich biete der ganzen Welt Trotz, ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande; wenn du mir nur wiedergut wirst, und der Härte nicht, mit welcher ich dich verstieß, mehr gedenkst (Z. 23 ff.). Die Textpassage endet entsprechend damit dass die Mutter ihre Tochter wieder als solche anerkennt und zu ihr steht, obwohl die gesellschaftlichen Konventionen ihr dies verbieten, da die Tochter voraussichtlich ein uneheliches Kind austragen wird.
In dieser Szene ist die Figur der Obristin das Medium, welches der erzählten Welt eine Brechung wiederfahren lässt. Diese Brechung findet statt, sobald die Mutter ihre Tochter um Vergebung bittet und ihren Fehler einsieht. Zudem lässt sich auch das Charakterbild der Obristin ergänzen, da sie sich zuvor noch nie bei ihrer Tochter entschuldigt hat und für sie immer die gesellschaftlichen Konventionen oder die gesellschaftliche Stellung an vorderster Stelle gestanden haben.
Maike
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ (Z.20ff.) aus dem Sachtext „Bauformen des Erzählens“, geschrieben von Eberhart Lämmert und veröffentlich 1993 in Stuttgart, lässt sich mit einem Auszug (Z. 910 bis 925) aus der von Heinrich Kleist geschriebenen Novelle „Die Marquise von O…“ belegen.
In dem vorliegenden Textauszug aus „Die Marquise von O…“, geht es darum, dass die Obristin, also die Mutter der Marquise sich für ihre Beschuldigung, ihre Tochter wüsste von wem sie schwanger sei und wolle es nur nicht sagen, entschuldigt und um Vergebung bettelt. Laut Lämmert, liegt eine Brechung der Außenwelt vor. Im Zusammenhang mit dem Auszug der Novelle von Kleist, lässt sich dies nur bestätigen, da die Obristin ihre Meinung gegenüber der gesellschaftlichen Konventionen geändert hat und ihre Tochter wieder bei sich aufnehmen möchte, obwohl es ein uneheliches Kind ist (vgl. Z. 910 f.). Dies ist eine eindeutige „Brechung“ (Text Lämmert, Z. 20), da Brechung etwas wie Änderung der Ausbreitungsgesellschaft oder Ausprägung bedeutet, die Obristin richtet sich also nicht mehr nach der Gesellschaft, sondern folgt ihrem Herz und macht was sie für richtig hält (vgl. Text Kleist z. 910ff.). Außerdem meint Lämmert, dass durch die Brechung der Außenwelt eine Anreicherung des typischen oder individuellen Charakterbildes stattfindet (vgl. Text Lämmert, Z. 21f.), diese These wird ebenfalls durch Kleists Novelle bestätigt, da „Anreicherung“ (Lämmert, Z. 21) Bereicherung oder Aufwertung bedeutet. Durch das Verhalten der Obristin, welches im Auszug zu finden ist, erfährt der Leser mehr über sie. Für sie scheinen die gesellschaftlichen Konventionen in den Hintergrund zu rücken, sodass der Leser selbst feststellt, dass der Obristin das Wohlergehen ihrer Tochter und ihres zukünftigen Enkels wichtiger ist, wie die gesellschaftliche Zugehörigkeit, da sie ein schlechtes Gewissen hat und bei der Marquise um Vergebung bittet und ihr anbietet das Wochenbett bei ihr zu halten (vgl. Z. 910 ff.).
Alles in allem kann man sagen, dass sich die oben genannte These von Lämmert mit dem ausgewählten Textauszug aus der Marquise von O… bestätigen lässt.
Carina
Das vorliegende Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ aus dem Kapitel „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ des Werkes „Bauformendes Erzählens“, welches von Eberhart Lämmert verfasst und im Jahre 1993 in Stuttgart veröffentlicht wurde, lässt sich an der Novelle „Die Marquise von O…“, verfasst von Heinrich Kleist und veröffentlicht im Jahr 1808, kontrollieren. Untersucht wird ein Auszug von Zeile 910 bis 925, in welchem die Mutter der Marquise sie um Verzeihung bittet, nachdem sie ihre Tochter zuvor wegen deren Schwangerschaft aus dem Elternhaus geworfen hat.
Der Textauszug setzt mit dem Versprechen der Mutter „nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische, verzeihen kannst“ (Z.910 ff.) ein. In dieser Textpassage erkennt man eine gewisse Brechung der Weltansicht der Obristin, welche im Zusammenhang mit dem Zitat das Medium darstellt, da sie sich mit der Bitte um Verzeihung gegen die damaligen gesellschaftlichen Konventionen richtet, die zuvor einen hohen Stellenwert für sie gehabt haben. Eine weitere Anreicherung ihres Charakterbildes lässt sich an den Bezeichnungen „du Herrliche, Überirdische“ (Z.912), welche die Obristin für die Marquise verwendet, feststellen. Die Obristin stellt ihre Tochter somit über sich selbst, was im Kontrast zu ihrem dominanten Verhalten, bei der Erkenntnis der Schwangerschaft, steht und somit eine Wendung ihres Charakterbildes veranschaulicht wird. Die Marquise versichert der Obristin ihr zu vergeben, diese ist jedoch unsicher und fragt erneut nach (vgl. Z.912ff.). Dieses Verhalten der Obristin verdeutlicht ihre Unsicherheit, was ebenso im Kontrast zu ihrem vorherigen selbstsicheren Charakter steht. Des Weiteren verspricht sie der Marquise „Die Tage meines Lebens nicht mehr von deiner Seite weich ich“ (Z.922) wie ebenso „…ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande; wenn du mir nur wieder gut wirst, und der Härte nicht, mit welcher ich dich verstieß, mehr gedenkst“ (Z.923ff.). Diese Versprechungen betonen, von welcher Bedeutung es für die Obristin ist, dass die Marquise ihr verzeiht. Auch erkennt man, dass die Obristin ihre Tochter trotz der Schwangerschaft wieder anerkennt und sich so endgültig in dem Textauszug gegen die gesellschaftlichen Konventionen wendet.
Auf der Basis der vorliegenden Überprüfung des Zitates auf eine Textstelle der Marquise von O… kommt man zu dem Ergebnis, dass sich die Behauptung von Eberhart Lämmert hier widerspiegeln lässt. Die Brechung der Außenwelt lässt sich auf die Frage nach Vergebung der Obristin übertragen. Des Weiteren erlangt der Leser eine Anreicherung zu dem Charakterbild, da sich die Obristin erstmals gegen die gesellschaftlichen Konventionen richtet, da diese zuvor für sie höchste Priorität in ihrem Leben eingenommen haben.
Kommentar von Lorena: Hallo Carina, ich finde deine Stellungnahme zu dem vorgegebenen Zitat sehr gelungen! Du bist systematisch vorgegangen und hast dich mit der Aussage des Zitates auseinander gesetzt. Soweit ich das sehe, hast du auch alle relevanten Textpassagen als Zitate mit einbezogen und diese erläutert. Alles in allem eine
Diana
Das Zitat ,,Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ (Z.20 ff.) stammt aus dem Kapitel ,,Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ aus dem Werk ,,Bauformen des Erzählens“, verfasst von Eberhart Lämmert und veröffentlicht im Jahr 1993 in Stuttgart und lässt sich auf einen Auszug( Z. 929- 944) aus der Novelle ,,Die Marquise von O...“, verfasst von Heinrich von Kleist und veröffentlicht im Jahr 1808, beziehen bzw. kontrollieren.
In diesem Textauszug geht es um die Stelle, in der die Obristin die Marquise um Verzeihung bittet, nachdem sie ihre Tochter aufgrund des kommenden unehelichen Kindes und ohne des Wissens, wer der Vater des Kindes hat, verstoßen hat, jedoch durch eine List nun von der Unschuld der Tochter überzeugt ist.
So fängt der Auszug mit der Aussage der Obristin ,,nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische, verzeihen kannst“ (Z. 929 ff.). Das ,,Medium der Person“ (ebd.) in diesem Auszug ist dann die Obristin durch die der Leser eine spezifische Prägung der Außenwelt erfährt, also in dem was die Obristin sagt, die Außenwelt geprägt von der Ansicht der Obristin erfährt und dies dann etwas über den Charakter der Obristin aussagt. An diesem Beispiel ist dabei die Reue der Obristin zu erkennen und dass sie sich ihrer Tochter unterwirft, indem sie eben sagt ,,eher nicht von deinen Füßen weiche ich“ (ebd.) oder die Marquise als ,,Überirdische“ (ebd.) bezeichnet. Bezüglich ihres Charakters ist hier eine Veränderung der Obristin erkennbar, da die Obristin zuvor eher dominant, egoistisch war und sich stark nach den gesellschaftlichen Konventionen, somit der Außenwelt, gerichtet hat. Jetzt aber stellt sie sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen und bereut ihr Handeln nach den Erwartungen der Gesellschaft und sieht diese als falsch an. Auch als die Marquise ihr versichert, dass sie der Obristin verzeiht (vgl. Z. 931 f.), reagiert die Obristin unsicher und ist in ihrer Dominanz gebrochen, da sie erneut nachfragt, ob die Marquise ihr vergeben könne (vgl. Z. 932 f.). Daraufhin versichert die Marquise ihrer Mutter nochmals, dass sie ihr vergebe (vgl. Z. 933 ff.). Durch die darauf folgende Aussage der Obristin ,,so will ich dich auf Händen tragen, mein liebstes Kind“ (Z. 938 f.) wird erneut die veränderte Ansicht der Obristin auf die Außenwelt deutlich, da sie sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen erhebt, die ihr zuvor jedoch wichtig gewesen sind. Dies wird außerdem in der Aussage ,,Die Tage meines Lebens nicht mehr von deiner Seite weiche ich“ (Z. 941 f.) verdeutlicht, da die Obristin nun das Leben ihrer Tochter über die gesellschaftliche Ordnung stellt, was jedoch ein Kontrast zu ihrer vorherigen Ansicht darstellt, da die gesellschaftlichen Erwartungen ihr wichtiger gewesen sind als ihre eigene Tochter. Ihre Aussage ,,ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande; wenn du mir nur wieder gut wirst, und der Härte nicht, mit welcher ich dich verstieß, mehr gedenkst“ (Z. 942 ff.) betont, wie wichtig die Vergebung der Tochter für sie ist und dass sie sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen stellt. Dies untermauert erneut die Veränderung ihres Charakters, da sie nun ihre Tochter über alles stellt und die gesellschaftlichen Konventionen, die zuvor für sie an erster Stelle standen, nun nur noch zweitrangig sind.
Abschließend is zu sagen, dass das Zitat von Lämmert durch aus wahr ist und sich durch aus auch auf ,,Die Marquise von O...“ übertragen lässt, da der Leser durch die Außenwelt durch die Ansicht der Obristin geprägt wird und dies auch etwas über ihr Charakter aussagt und zwar, dass sie ihre Tochter über die gesellschaftlichen Konventionen stellt und sie ihre zuvor bestehende Dominanz und ihr Egoismus ablegt und sich nun so zu sagen ihrer Tochter unterwirft.
Sarah
Eberhart Lämmerts Aussage „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“(Z. 20-22), welche aus dem wissenschaftlichen Sachtext „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ in „Bauformen des Erzählens stammt, lässt sich auf Heinrich Kleists Novelle „Die Marquise von O...“ beziehen und anhand des Agierens und Reagierens der Protagonistin der Obristin im Falle der Versöhnung mit der ihrer Tochter (vgl. Z. 929-944) erläutern.
Dabei spricht Lämmert innerhalb seines Zitats inhaltlich und funktional an, wie fiktive Personen in Erzählungen die erzählte Umwelt prägen und besonders auch durch ihre Rede, welche Lämmert im Gesamttext als notwendig für Personencharakteristiken intendiert, einen hohen Einfluss auf das Erzählte haben, sodass eine gewisse Weltsicht entstehe, die zuletzt auch die Charaktere in ihrem Sein präge und forme. Somit sei letztlich besonders das wörtliche Reagieren dieser Personen gewissermaßen ausschlaggebendes Mittel zur Erstellung eines Charakterbildes dieser.
Hierzu lässt sich innerhalb des Textauszugs der Versöhnung, in welchem die Obristin die Marquise um Vergebung bittet, ein Bezug herstellen, der dieses Zitat näher erläutert und verifiziert. Besonders bestärkt dabei bereits die Veränderung der Obristin im Längsschnitt, somit von Anfang der Novelle bis zu diesem Punkt, die Plausibilität der Aussage. So verstößt diese die Marquise zu Beginn noch wegen der Schwangerschaft und befolgt ganz und gar die gesellschaftlichen Normen, während sie sich ab der vorliegenden Textstelle und im weiteren Erzählverlauf völlig gegen diese stellt und somit ein kritisches Weltbild hinsichtlich gesellschaftlicher Konventionen entsteht. Besonders wird dies durch das Versagen der Gesellschaft deutlich, zu dem die Obristin durch ihr, gegen die Gesellschaft gewandtes, Agieren beiträgt. So zeigt diese sich, wo sie anfangs noch gegen ihre Tochter stand, in den hyperbolisch entschuldigenden Worten „nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische, verzeihen kannst“(Z. 929 ff. ) als schwach und gewissermaßen ihrer Tochter unterwürfig, indem sie diese als „du Herrliche, Überirdische“(ebd. ) anpreist. Somit wird in ihrer Rede zum einen ihr eigener unentschlossener, zwiegespaltener Charakter deutlich, der jedoch letztlich zugleich Einfluss auf das Scheitern der Gesellschaft nimmt. Denn schließlich stellt die Obristin sich so gegen ihren Mann und ihr Kind über sie selbst, was die Gesellschaft eigentlich nicht erlaubt. Zudem vergöttlicht sie ihre Tochter, die sie zuvor als Abschaum dargestellt hatte und verspottet so letztlich, wenn auch unbewusst, den Gottesglauben. Insgesamt entsteht hierin so eine kritische Grundhaltung gegenüber der Gesellschaft, die so auch die Marquise veranlasst, das Verhalten der Mutter als solchen anzunehmen und im Gegenzug ähnlich zu reagieren. So setzt diese fort „Ich Ihnen verzeihen, meine Mutter! Stehen Sie auf“(Z. 931 f. ), worin die Marquise der Mutter ihm Befehlston gegenübertritt. Daran setzt die Obristin mit der Frage, „ob du mich noch lieben, und so aufrichtig verehren kannst, als sonst“(Z. 933) an. In dieser wird somit erneut ihre Unterwürfigkeit deutlich, welche im Kontrast zu ihrem sonst eher gesellschaftlich orientiertem Handeln steht. In der Antwort der Marquise, indem sie ihre Mutter als „angebetet“(Z. 934) anpreist und „auf Knieen vor ihr nieder“(Z. 934 f. ) sinkt, die Frage der Mutter hyperbolisch bejahend (vgl. Z. 935), spielt dann erneut die individuelle Charakteristik dieser mit. Sie erweist sich als beeinflussbar und stellt zuletzt einen Teil der Umwelt dar, den die Mutter durch ihre Rede prägt und gewissermaßen schmeichelt. So wird hierin letztlich auch deutlich, wie verschiedenste Personencharakteristiken voneinander abhängen und so jede einzelne Person ihr Umfeld gekonnt oder aber auch unbewusst beeinflusst. So erzielt die Obristin letztlich das, was sie bezweckt hatte, nämlich die Vergebung ihrer Tochter, deren Charakter sie gewissermaßen zu ihren Zwecken nutzt. So führt sie auf die Glückseligkeit ihrer Tochter (Z. 936 f. ) fortgehend an, „so will ich dich auf Händen tragen, mein liebstes Kind. Du sollst bei mir dein Wochenlager halten“(Z. 938 f. ). Hierin spielt die Obristin direkt und fortlaufend auf die Heimatverbundenheit ihrer Tochter, welcher auch in ihrer Sprache widergespiegelt wird, an, um diese gewissermaßen zu beeinflussen. Dieser hyperbolischen Schmeicheleien führt sie in Folge dessen fort, bis sie letztlich mit den Worten „Die Tage meines Lebens nicht mehr von deiner Seite weich ich. Ich biete der ganzen Welt Trotz; ich will keine andre Ehre mehr als deine Schande; wenn du mir nur wieder gut wirst“(Z. 941 ff. ) ihre Tochter über die Gesellschaft stellt und somit in Folge dessen, ihre Tochter, sowie das gesellschaftskritische der Novelle auf eine andere Ebene hebt. Besonders zeigt hier auch die eigentlich antithetische Gegenüberstellung der Schande der Marquise mit Ehre, die die Obristin jedoch verglichener maßen einbringt, das sich auf die Novelle übertragende Weltbild der Obristin, wie aber auch ihren Charakter, als einen, der in entschlossenen Reaktionen seine Unentschlossenheit zeigt.
Insgesamt stellt auf Grundlage der vorhergehenden Bezugnahme die Obristin ein wertvolles Exemplar zur Erläuterung der These Lämmerts dar. So wird in ihr als Person anhand von Interaktionen deutlich, wer und wie sie selbst ist, aber zudem auch, wie sie ihre nahe und ferne Umwelt innerhalb dieser Handlungen prägt und somit in der Erzählung ein verändertes gesellschaftskritisches Weltbild schafft.
Feedback von Carina
Hallo Sarah, meiner Meinung nach ist dir deine Stellungnahme des Zitates in Bezug auf die vorgegebene Textstelle sehr gut gelungen. Du bist dabei strukturiert vorgegangen und dabei hat mir besonders gefallen, dass du zu Beginn noch einmal die These von Eberhart Lämmert erläutert hast. Des Weiteren hast du das Zitat an vielen und sinnvollen Textstellen erläutert, weshalb es einfach ist deiner Gedankenführung zu folgen.
Anne
Das Zitat " Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes", von Eberhart Lämmert lässt sich an dem vorgegeben Auszug, der "Marquise von O.", am Beispiel der Obristin, erläutern.
Mit "Medium der Person" ist die wörtliche Rede gemeint, die ein Charakter von sich gib. Der Anteil an wörtlicher Rede ist in dem Auszug sehr hoch, weswegen er gut anwendbar, auf das Zitat, ist. Besonders das Weltbild der Obristin wird hier durch Kenntnisse des Gesamtkontextes deutlich. Die Obristin verhält sich in sehr unterwürfig, was besonders daran zu erkennen ist, das sie ihre Tochter, die eigentlich in einer niedrigeren Position steht, "auf Händen tragen"(Z.938) möchte. In keiner anderen Textstelle wird ein unterwürfiges Verhalten der Obristin gezeigt. Normalerweise ist sie immer diejenige, die die Oberhand behält. Betrachtet man die Textstelle, in der die Marquise verstoßen wird, wird ein starker Kontrast sichtbar. Man kann also daraus schließen, dass die Obristin keine klaren Prioritäten hat sondern nach Gefühl handelt, was ihr Handeln als widersprüchlich kennzeichnet. Daraus kann man schließen, dass sie sich selbst in den Mittelpunkt der Welt stellt, da sie ihr Handeln nach Gefühlen, als richtig empfindet, es jedoch keine Prioritäten für sie gibt. Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen ihrem sonstigen Handeln und ihrem Handeln in der Textstelle, weil sie sagt "ich biete der ganzen Welt Trotz"(Z.942). Zuvor, hat sie sich immer den gesellschaftlichen Konventionen angepasst. Jetzt ist das für sie nicht mehr relevant und möchte sich sogar gegen sie wenden.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass ihr selbst zentriertes Weltbild, ihr Handeln widerspiegelt, da sie nicht nach Prioritäten handelt, sondern nach dem Gefühl. Das Weltbild prägt also, wie das Zitat sagt, ihren Charakter.
Alina
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“, aus dem Kapitel „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“, verfasst von Eberhart Lämmert, aus dem Sachtext „Bauformen des Erzählens“, veröffentlicht im Jahre 1993 in Stuttgart, lässt sich anhand der Novelle „Die Marquise von O…“, welche im Jahre 1808 von Heinrich Kleist veröffentlicht wurde, im Bezug auf die Textstelle von Zeile 910 bis 925, ermitteln.
In der zu untersuchenden Textstelle, handelt es sich um ein Gespräch zwischen der Obristin und der Marquise, nachdem die Marquise aus ihrem Elternhaus verstoßen wurde. Frau von G… entschuldigt sich bei ihrer Tochter, für das unmögliche Verhalten, ihre Tochter herauszuschmeißen und Julietta verzeiht ihrer Mutter und bedankt sich bei ihr.
Das Zitat besagt, dass wenn die Person in der Erzählung wörtliche Rede verwendet, die Meinung über die Welt der Person klar wird. Es entsteht ein Weltbild. Durch dieses entstandene Weltbild, welches dem Leser vor Augen geführt wird und in dem Zitat als Brechung bzw. Prägung definiert wird, entsteht ebenfalls ein Charakterbild der Person.
Deutlich wird die Bedeutung des Zitats im Verhalten der Obristin. Sie ist ziemlich traurig und enttäuscht von sich selbst, indem sie sagt: „nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische, verzeihen kannst“(Z. 910ff.). Anhand dieser wörtlichen Rede wird eine Brechung der Person deutlich, denn sie bedauert ihre Tochter, indem sie gegen die gesellschaftlichen Konventionen handelt, die von großer Bedeutung für die Familie sind und somit der Außenwelt ein individuellen Charakterbild verleiht. Besonders die Bezeichnung ihrer Tochter als „du Herrliche, Überirdische“(ebd.) betont die ‘eine spezifische Brechung‘ des Mediums der Person. Die darauf folgende Reaktion ihrer Tochter „Ich ihnen verzeihen, meine Mutter! Stehen Sie auf“(Z. 912f.) zeigt eine deutliche Differenz und Unsicherheit zu ihrer Mutter und somit entwickelt der Leser ein Charakterbild der Figur. Folgend bittet ihre Mutter wieder um Verzeihung ihrer Tochter, woraufhin die Marquise sich ebenfalls auf „Knieen vor ihr nieder“(Z. 916) lässt und sie als „Meine angebetete Mutter“(Z. 916) bezeichnet. Dort wird ein deutlicher Kontrast zu ihrem vorherigen Verhalten deutlich. Ein neues Weltbild der Figur wird anhand von wörtlicher Rede geschaffen, welche die Bedeutung der Rede als Mittel der Personencharakterisierung präzisiert. Der Kontrast wird ebenfalls deutlich, wenn sie sagt wie glücklich sie ist, dass ihre Mutter von ihrem Verhalten überzeugt ist (vgl. Z. 917f.). Daran wird die spezifische Brechung für den Leser wiederholend deutlich. Der Stellenwert der gesellschaftlichen Konventionen geht anhand des Verhalten der Mutter verloren. Ihre Prioritäten setzt sie auf ihre Tochter und erschafft somit ein individuelles Charakterbild. Die Meinung der Obristin wird im Textabschnitt, Zeile 920ff, deutlich. Sie bemuttert ihre Tochter auf höchstem übernatürlichen Niveau. Ebenfalls wird das unrealistische Mutter- Tochter Verhältnis, welches anhand der wörtlichen Rede der Obristin deutlich wird.
Das Zitat von E. Lämmert wird an der dargestellten Textstelle sehr deutlich. Der Charakter einer Person, wie sie handelt und was dieser ausmacht, ist deutlich an der wörtlichen Rede festzuhalten, aber auch wie diese die Außenwelt prägt und eine individuelle Meinung schafft.
Christine
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ aus dem Sachtext „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“, verfasst von Eberhart Lämmert und 1993 veröffentlicht, kann man auf den Textauszug (Z. 929- 944) der Novelle „Die Marquise von O...“, verfasst von Heinrich Kleist und veröffentlicht im Jahr 1808, beziehen. Im vorliegendem Textauszug geht es um die Obristin, die sich bei ihrer Tochter für ihre falschen Anschuldigungen entschuldigt.
Zu Beginn des Textauszugs wird ein verändertes Verhalten der Obristin deutlich. Zuvor hat die Obristin ihre Tochter aus dem Haus verbannt. Nun bittet sie ihre Tochter um Vergebung der „Niedrigkeit [ihres] Verhaltens“ (Z. 930) und bezeichnet sie zudem als „Herrliche, Überirdische“ (Z. 931). Die in dem Zitat erwähnte „Brechung durch das Medium der Person“, kann man nun auf die Obristin beziehen. Das „Medium der Person“ ist in diesem Textauszug die Obristin. Diese ändert ihre Meinung im Verlauf der Novelle und stellt sich letztendlich gegen die gesellschaftlichen Konventionen, da sie ja ihre verachtete Tochter wieder aufnehmen möchte. Die Obristin nimmt gegenüber ihrer Tochter ein unterwürfiges Verhalten an, was für die Obristin eher untypisch ist, da sie bei Entscheidungen die Oberhand behält. Das kann man zum einem daran festmachen, wie sie ihre Tochter bezeichnet (ebd.) und dass sie sie „auf Händen tragen [will]“ (Z. 938). Am Ende des Textauszugs sagt die Obristin, dass sie „der ganzen Welt Trotz [bieten will]“ (Z. 942), was den Aspekt, dass sie sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen stellt, noch einmal bekräftigt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass man das Zitat auf diese Textstelle beziehen kann. Die Obristin widersetzt sich dem Weltbild, es findet also eine Brechung statt, was ihr Charakterbild dementsprechend erweitert.
Nina H.
Das vorliegende Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ (Z.20 ff.) ist eine Aussage Eberhart Lämmerts, welche er im Rahmen seines Werkes „Bauformen des Erzählens“ im Kapitel „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ geäußert hat. Dieses Werk wurde 1993 in Stuttgart veröffentlicht und lässt sich auf einen Auszug der Novelle „Die Marquise von O….“ beziehen, welche von Heinrich Kleist verfasst und 1808 veröffentlicht wurde.
Das Zitat bedeutet, dass jeder Charakter die Umwelt und somit auch den Leser stark beeinflusst und seine spezifische Meinung vermittelt, da alle Charaktere unterschiedliche Sichtweisen haben und somit eine andere Weltsicht, welche sie dem Leser anhand von direkter Rede vermitteln. Des Weiteren werden auch die Charaktere von jener Weltsicht gewissermaßen beeinflusst und geprägt.
Unmittelbar vor dem Textauszug (Z. 929-944) hat die Obristin, die Mutter der Marquise von O...., jene aufgrund ihres unehelichen Kindes und dem Umstand, dass jene zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, wer der Vater des Kindes ist, verstoßen. In dieser Textstelle überzeugt sie sich mittels einer Hinterlist davon, dass ihre Tochter unschuldig ist und bittet ihre Tochter um Verzeihung, sie zu Unrecht beschuldigt zu haben.
Die Textstelle setzt mit der Aussage der Obristin „nicht eher von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische verzeihen kannst“ (Z. 929 ff.) ein. Dadurch ist eine Wendung in dem Weltbild der Obristin und somit eine Wendung ihres Charakters zu erkennen, da sie ihre Tochter anfleht, ihr zu verzeihen, was im Gegensatz zu ihrem Verhalten steht, als sie davon erfährt, dass ihre Tochter ein uneheliches Kind erwartet. Die Tatsache, dass die Obristin die Marquise als „Herrliche, Überirdische“ (ebd.) bezeichnet, bringt zum Ausdruck, dass sie ihre Tat bereut und sich nun ihrer Tochter unterwirft, damit sie ihr verzeiht. Dies vermittelt erneut einen Wandel des Charakters der Obristin, da sie sich ihrer Tochter vorher nicht auf diese Weise unterworfen hätte. Außerdem wird dadurch die Brechung der Außenwelt verdeutlicht, da die Obristin durch den Wandel ihres Charakters auch die erzählte Welt verändert. Des Weiteren beeinflusst die Mutter an dieser Stelle als Medium der Person den Leser, da jene von ihrer Weltsicht durch ihre Reden geprägt werden. Die Marquise betont daraufhin mehrmals, dass sie ihr verzeiht, jedoch unterwirft die Mutter sich ihr weiterhin (vgl. Z. 932 f.), was eine starke Verunsicherung der Obristin hervorhebt und erneut zum Ausdruck bringt, dass sich ihr Charakter durch dieses Geschehnisses verändert, was auch den Leser prägt. Auch die daraufhin folgenden Aussagen der Obristin „[d]ie Tage meines Lebens nicht mehr von deiner Seite weich ich“ (Z. 941 f.) und die daran anschließende Aussage „ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande“ (Z. 942 f.) bringen die Unterwerfung der Obristin zum Ausdruck und betonen, dass sie es bereut, ihre Tochter auf eine solche Weise behandelt zu haben. Durch diese Aussagen der Obristin wird besonders deutlich, dass sie sich ab diesem Zeitpunkt gegen die gesellschaftlichen Konventionen stellt. Dies steht im Kontrast zu ihrem vorherigen Verhalten, da sie die Konventionen der Gesellschaft zuvor deutlich über ihre Tochter gestellt hat, was besonders daran festzumachen ist, dass sie ihre eigene Tochter wegen eines unehelichen Kindes verstößt. Dies betont erneut den Wandel des Charakters der Obristin.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich das Zitat durchaus auf den Textauszug beziehen lässt, da für die Obristin als Medium der Person in dieser Szene ein Wandel ihres Charakters stattfindet, der zudem auch eine Brechung der Außenwelt mit sich bringt, also ihre Umwelt, die erzählte Welt, und den Leser beeinflusst und prägt. Des Weiteren ist ein zentraler Aspekt des Wandels ihres Charakters zu nennen, welcher sich darauf bezieht, dass die Obristin sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen stellt, was im Kontrast zu ihrem vorherigen Verhalten steht.
Nina
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ aus dem Kapitel „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ aus dem 1993 erschienen Buch „Bauformen des Erzählens“ von Eberhardt Lämmert, lässt sich auf den Textauszug von Zeile 929 bis Zeile 940 der Heinrich Kleist Novelle „Die Marquise von O…“ aus dem Jahr 1808 anwenden.
Der Sachtext handelt von der Bedeutung der wörtlichen Rede für die Charakterdarstellung einer Figur in einer epischen Erzählung. Das Zitat behauptet hierbei, dass die im Zentrum stehende Person die Welt in der Erzählung mitprägt und dass sich ihr Charakter in ihren Worten widerspiegelt. Der Textauszug der Novelle handelt davon, wie die Obristin ihre Tochter, die Marquise von O… um Verzeihung bittet, weil sie sie wegen ihrer Schwangerschaft und ihrer angeblichen Lüge nicht zu wissen wer der Vater sei, verstoßen hatte.
Bei der Betrachtung des Textauszugs fällt der hohe Anteil von wörtlicher Rede ins Auge. Vor allem die Obristin, die hier „das Medium der Person“ (Z. 20) ist und die mit Schmeicheleien wie „du Herrliche, Überirdische […]“ (Z.930 f.) versucht ihre Tochter von ihrer Reue zu überzeugen, gibt ihrer Außenwelt eine Brechung (vgl. Z. 20f.). Dies macht sie durch Komplimente an ihre Tochter, aber auch indem sie sich ihrer Tochter unterwirft, wie in „nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens […] verzeihen kannst“ (Z.929 ff.) erkennbar ist. Zudem verspricht sie ihr, „[d]ie Tage [ihres] Lebens nicht mehr von [ihrer] Seite [zu weichen]“ (Z.941 f.] und behauptet keine „andre Ehre mehr, als [ihre] Schande“ (Z.942 f.) zu wollen. All dies ist ein recht ungewöhnliches Verhalten einer Mutter gegenüber ihrer Tochter, sodass damit ein „individuelle[s] Charakterbild […]“ (Z.22) von der Obristin kreiert wird. Zudem ist es für die damaligen Verhältnisse unüblich gewesen, seine Tochter, die schwanger ist und nicht weiß von wem, noch in der Familie zu akzeptieren bzw. noch im Haus zu tolerieren. Aus diesem Grund wurde die Marquise auch vorher von ihren Eltern verstoßen. Die vorliegende Textstelle beweist jedoch, dass die Obristin sich gegen die gesellschaftlichen Anforderungen und gegen den Druck stellt, in dem sie sich bei ihrer Tochter entschuldigt. Dies zeigt ein Wendepunkt in ihres Charakters an. Durch das unübliche Verhalten der Obristin gegenüber ihrer Tochter, „[…] erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung“ (Z.20), die sich von dem was wir kennen unterscheidet. Die Frage „ich will wissen, ob du mich noch lieben, und so aufrichtig verehren kannst, als sonst?“ (Z.932 f.) lässt daraufhin deuten, dass sich die Obristin wünscht, dass alles wieder so ist wie es vorher war. Zudem verdeutlichen „so will ich dich auf Händen tragen, mein liebstes Kind“ (Z.938f.),“du sollst bei mir dein Wochenlager halten“ (Z.939) und „mit größerer Zärtlichkeit nicht und Würdigkeit könnt ich dein pflegen“ (Z.940f.), dass sich die Obristin die Marquise wieder zurückwünscht. Jedoch zeigt das Verb „pflegen“ (ebd.) und die Formulierung „auf Händen tragen“ (ebd.), dass sie sich die Marquise als ein kleines Kind oder Baby zurückwünscht.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass an der vorgegebenen Textstelle das individuelle Charakterbild der Obristin zu sehen ist, da sie sich den gesellschaftlichen Konventionen stellt sich ihr Charakter wandelt und eine eher unübliche Haltung gegenüber ihrer Tochter hat. Zudem erfährt dadurch die Außenwelt eine „spezifische Brechung“ (Z.20), da die Obristin mit ihrem besonderem Verhalten die Welt in „Die Marquise von O.“ prägt. Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Textstelle der Kleist-Novelle ein Beispiel bzw. der Beweis für die im Zitat aufgestellte Behauptung ist.
Luisa
Die Aussage ,,Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“(Z. 20-22) stammt von Eberhart Lämmert aus seinem Sachtext ,,Die Rede als Mittel der Personengestaltung". Die vorliegende Aussage lässt sich auf die Novelle ,,Die Marquise von O", welche von Heinrich Kleist verfasst und im Jahre 1993 veröffentlicht wurde, beziehen. Die Aussage lässt sich an dem Verhalten der Obristin gegenüber der Marquise, während der Versöhnung (Z.929-944), erklären.
Die Aussage von Eberhart Lämmert thematisiert die Beeinflussung durch die wörtliche Rede der Personen, da diese dem Leser dadurch seine Weltanschauung offenbart. In der vorliegenden Textpassage werden durch den Dialog zwischen der Marquise und der Obristin die Charakterzüge der Obristin deutlich.
Die Obristin hat ihre Tochter auf die Probe gestellt, da ihre Tochter sich nicht an den Vater ihres ungeborenen Kindes erinnert. Als die Obristin merkt, dass ihre Tochter wirklich keine Erinnerung daran hat bittet sie diese um Verzeihung, obwohl die Obristin diejenige war, die dafür gesorgt hat, dass die Marquise ihr Elternhaus verlassen musste.
Die Entschuldigung der Mutter beginnt mit den Worten ,,Nein, eher nicht von deinen Füßen weich ich, bis du mir sagst, ob du mir die Niedrigkeit meines Verhaltens, du Herrliche, Überirdische, verzeihen kannst" (Z. 929ff.), wodurch deutlich wird, dass die Obristin sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen entscheidet. Diese Aussage der Obristin zeigt auch einen gewissen Widerspruch, da sie ihre Tochter, im vorherigen Geschehen, als nichtswürdig dargestellt hat. Diese Rede veranschaulicht einen hinterhältigen und unberechenbaren Charakter, da die Obristin nun alles für ihre Tochter opfern würde, jedoch davor nicht einmal mehr etwas von ihrer Tochter wissen wollte. Darauffolgt die hypotaktische Frage von der Obristin ,,Ich will wissen, ob du mich noch lieben, und so aufrichtig verehren kannst, als sonst?" (Z.933f.), woran man eine Entwicklung der Obristin feststellt, da sie ihre Tochter als höherstehend an sieht, was nicht den gesellschaftlichen Familienkonstellationen entspricht, da die Obristin sich auch gegen ihren Ehemann wendet, was durch die Aussage ,,so will ich dich auf Händen tragen, mein liebstes Kind" (Z. 938) untermauert wird. Die Obristin scheint sehr genau zu wissen wie sie sich verhalten muss, damit ihre Tochter ihr verzeiht, da die Marquise Verständnis zeigt, was die Frage ,,Wer konnte mir, unter so unerhörten Umständen, Vertrauen schenken?" (Z. 936f.) verdeutlicht. Die Marquise versteht ihre Mutter und dessen Handeln und verzeiht ihr anscheinend auch sofort, obwohl ihre Eltern sie verstoßen haben. Auch die Rede der Obristin ,,Ich biete der ganzen Welt Trotz; ich will keine andre Ehre mehr, als deine Schande" (Z.941ff.) untermauert die vollkommene Abwendung der gesellschaftlichen Konventionen, da sie sich zu ihrer schwangeren Tochter bekennen will, obwohl diese nicht einmal den Vater kennt, was zu der damaligen Zeit eine gesellschaftliche Ächtung zur Folge hatte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aussage von Eberhart Lämmert durch diese Textpassage gut erläutert werden kann, da hier deutlich wird, dass die wörtliche Rede der Obristin die Brechung der gesellschaftlichen Konventionen deutlich macht. Es wird deutlich, dass das Handeln und das sprachliche Ausdrückungsvermögen einer Person die Außenwelt beeinflusst.
Annika
Das Zitat „Durch das Medium der Person erfährt die erzählte Welt eine spezifische Brechung, und eben diese Brechung der Außenwelt dient dem Erzähler gleichzeitig zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes. Das geschieht freilich nicht durch jedes Gespräch in gleichem Maße“ von Eberhard Lämmert lässt sich an dem Beispiel der Novelle von Heinrich Kleist, aus dem Jahre 1808 verdeutlichen.
Die Textpassage der „Marquise von O....“ beschäftigt sich mit der Situation der Obristin nachdem sie erfahren hat, dass ihre Tochter sie in Bezug auf den Vater des unehelichen Kindes nicht belogen hat. In dieser Situation wird ihr bewusst, dass sie die Marquise zu Unrecht verstoßen hat. Sie wiederruft ihre Entscheidung entgegen der gesellschaftlichen Erwartungen und möchte ihre Tochter wieder bei sich aufnehmen. Dies ist die von Lämmert benannte „Brechung der Außenwelt“ (Z.20). Die Obristin stellt sich somit über die Ansichtung und Forderungen der Außenwelt, ohne ihre weitere Handlung weiterhin zu hinterfragen, da die Liebe zu ihrer Tochter stärker ist. In diesem Zusammenhang findet eine neue Charakterbildung der Person beziehungsweise eine Umstellung des Charakters statt. Der Leser entwickelt Mitgefühl und Reue beim Lesen dieser Zeilen. Er fühlt mit der Obristin und bemerkt, dass es einer Mutter wichtiger ist, zu ihrer Tochter und ihren Enkeln zu stehen, ohne Rücksicht auf andere. Aus diesem Grund lässt sich die Aussage Lämmerts mit der Kleist-Novelle nur bestätigen.