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Stramm

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August Stramm, Untreu

Inhaltsverzeichnis

Anne

Das expressionistische Gedicht "Untreu", geschrieben von August Stramm und veröffentlicht 1915, thematisiert die Achtlosigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen und somit die Vergänglichkeit dieser.

Schon die Überschrift "Untreu" leitet in die Situation ein, in der das lyrische Ich von einer Frau betrogen wird. Dass es sich um eine Frau handelt ist an dem "Kleidsaum"(V.10) erkennbar. Das Gedicht setzt ein mit dem Possessivpronomen "Dein"(V.1) ein. Diese persönliche Ansprache weißt auf eine gewisse Vertrautheit zwischen dem lyrischen Ich und der Person hin. Außerdem richtet sich das Gedicht somit nur an die Frau. Die Personifikation "Lächeln weint" ist zugleich ein Paradoxon und lässt sich, in Verbindung mit der "Brust"(V.1), die metaphorisch für das Herz des lyrischen Ichs steht, auf den innerlichen Schmerz des lyrischen Ichs beziehen. Das "Lächeln"(ebd.) steht für die Freude, die sie bei dem Seitensprung erlebt. Durch diese Freude erleidet das lyrische Ich Schmerz, der sich auf Grund des Herzens als Herzschmerz kennzeichnen. Auch die "glutverbissnen Lippen"(V.2) lassen sich auch auf den Seitensprung beziehen. Sie verdeutlichen den leidenschaftlichen Kuss zuvor, untermauert durch die Glut die als heiß gilt. Dass die "Lippen eisen"(V.2) also abkühlen, verdeutlichen den schnellen Abbruch des Kusses, sodass man darauf schließen könnte, dass die Frau gerade erst erwischt wurde. Auch Vers 3 lässt sich auf den Kuss beziehen. Der "Atem wittert Laubwelk" was metaphorisch dafür steht, dass der Atem nicht mehr frisch ist. Auch steht das "Laubwelk"(ebd.) für die Vergänglichkeit, da es sich mit dem Herbst verbinden lässt. Im nächsten Vers wird der Neologismus "versargt"(V.4) verwendet. Somit lässt sich sagen, dass der "Blick" metaphorisch abstirbt, also leblos erscheint. Durch diese Aussage verdeutlicht der Autor den Schock den die Frau durchlebt, als sie erwischt wird. Die folgenden Enjambements, wie beispielsweise das alleinstehende "Und"(V.5), wirken durch ihre Unregelmäßigkeit unüberschaubar und überfordernd. Dies lässt sich mit der Gefühlswelt des lyrischen Ichs und er Gesamtsituation verbinden. Zudem wird im nächsten VErs veranschaulicht, wie die Frau versucht sich aus der Situation herauszureden und das lyrische Ich versucht abzulenken. Dies gelingt ihr offensichtlich nicht, da das lyrische Ich ihre Taktik durchschaut. Dass sie die Worte "polternd [...] daruf"(V.6) hastet, zeigt nochmal ihre Ratlosigkeit und Überforderung auch ihrerseits auf. Die Überforderung beider Seiten spiegelt auch das fehlende Rheimschema und die Tatsache, dass das Gedicht aus lediglich einer Strophe besteht. Die Situation ist also völlig neu und unroutiniert.Der nächste Vers besteht lediglich aus einem Wort, das nicht in Verbindung zu anderen Versen steht. Somit wirkt es sehr prägnant, sodass man ihm eine hohe Relevanz zusprechen kann. "Vergessen"(V.7) kann man zweierlei deuten. Zum einen lässt sich sagen, dass es beschreibt, wie sich das lyrische Ich fühlt in dieser Situation, da die Frau sich offenbar nicht mehr für es interessiert. Zum anderen könnte es als Art Wunschvorstellung gesehen werden. Denn das Erlebnis des Betrugs ist für das lyrische ich so traumatisierend, dass es die Situation nur "[v]ergessen"(V.7) möchte. Das "Bröckeln"(V.8), der "Hände"(V.7), lässt sich als Zittern identifizieren und lässt darauf schließen, dass sich die Frau sichtlich unwohl fühlt. Durch die Präposition "nach"(V.8) wird noch einmal manifestiert, dass es sich bei der Situation direkt um die Konfrontation nach der Affäre handelt. Der folgende Vers besteht wiedermal aus einem prägnanten Adjektiv und zwar "Frei "(V.9). Sowie "Vergessen"(V.9) lässt sich sagen, dass ihm eine hohe Wichtigkeit zugeschrieben werden kann und ebenfalls die Gefühlslage, oder sogar den Beziehungsstatus, des lyrischen Ichs wiedergibt. Für ihn ist also die Beziehung auf Grund des Seitensprungs beendet und er ist wieder "[f]rei"(V.9) indem was er tut. Außerdem ist in dem Adjektiv eine kleine Euphorie zu sehen. Das lyrische Ich hat nämlich jetzt wieder die Möglichkeit zu tun was es möchte. Ein weiterer Deutungsansatz, lässt sich mit der Verbindung zum nächsten Vers erkennen. Denn durch den "Kleidsaum"(V.10), der "[f]rei/ [b]uhlt"(V.9-10) kann man erkennen, dass die Frau sehr freizügig und aufreizend angezogen ist. Dies impliziert, dass sich absichtlich so gekleidet hat und der Seitensprung somit kein Zufall war. Für das lyrische Ich bedeutet dies ein weiterer Rückschlag, da es bewusst betrogen wurde, ohne an die Gefühle des lyrischen Ichs gedacht zu haben. Die letzten beiden Verse beziehen sich wieder auf die Sprechart der Frau und wie sie versucht die Situation zu erklären. Dies tut sie "Schlenkrig/ Drüber rüber"(V.11-12). Metaphorisch beschriebt dies, dass sie nur drum herum redet und das lyrische Ich somit nicht wirklich versucht aufzuklären, sondern versucht von der Situation abzulenken. Dass das lyrische Ich dies merkt, macht deutlich, dass ihre Taktik, durch Scham von sich abzulenken, nicht funktioniert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation der Untreue beide Personen, das lyrische ich und die Frau, sichtlich überfordern. Der Frau ist die Situation sehr unangenehm, was durch die Beschreibungen ihrer Reaktionen schnell deutlich wird. Das lyrische Ich erscheint geschockt und traurig, da die Frau sein Vertrauen missbraucht hat. Sprachlich- Formal wird dies durch die vielen Enjambements, sowie dem fehlenden Rheimschema unterstützt, da diese die unüberschaubare und unangenehme Situation widerspiegeln.

Sarah

Das expressionistische Gedicht „Untreu“, welches von August Stramm verfasst und im Jahre 1915 veröffentlicht wurde, thematisiert die Vergänglichkeit der Liebe und des Vertrauens in einen Menschen.

Das Gedicht befasst sich, wie bereits inhaltlich im Titel „Untreu“ deutlich wird, mit einem Betrug. Hierbei wird das lyrische Ich von seiner Frau betrogen, was sich am „Kleidsaum“(V. 10) dieser erkennen lässt. Somit ist das lyrische Ich, da das Gedicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde, zwangsläufig eine männliche Person. In diesem Kontext setzt das Gedicht mit dem Vers „Dein Lächeln weint in meiner Brust“(V. 1) ein. Hierbei spricht das lyrische Ich seine Frau im Possessivpronomen „Dein“(ebd. ) konkret an, wodurch die enge Bindung und ihre Beziehung zueinander in Teilen zum Ausdruck kommt. Auffallend ist dabei jedoch, dass er das „Lächeln“(V. 1), worauf sich das „dein“ bezieht, personifiziert und es somit gewissermaßen unabhängig von seiner Frau agierend darstellt. Durch diese Projektion der Taten auf Dinge, die zwar zu seiner Frau gehören, dieser jedoch nicht im Gesamten entsprechen, wird sein Unverständnis an ihrer Untreue deutlich. Das lyrische Ich sucht somit eine Art Ausrede, um die Wahrheit nicht zu sehen, weshalb er seiner Frau nur geminderte Schuld zuspricht. Dies zeugt jedoch eher von seiner Verzweiflung, als davon, seine Frau schützen zu wollen. Eben diese Verzweiflung und somit auch seine innere Zerrissenheit lassen sich in der Antithese des Verses in „Dein Lächeln weint“(V. 1) wiederfinden. Da eben dieses Weinen „in meiner Brust“ stattfindet, wie das lyrische Ich es hier ausdrückt, wird deutlich, wie sehr das lyrische Ich leidet. Hierbei steht die Brust für das Herz, welches ihm schmerzt, wenn er seine Frau mit einem anderen glücklich sieht, was hier im metaphorisch gemeinten Verb „weinen“(ebd. ) ausdrücklich wird. Somit besteht die Antithetik zwischen der Frustration des Mannes - dem lyrischen Ich und der glücklichen Frau. Diese Antithetik setzt sich auch in den folgenden Versen weiter fort, in welchen das lyrische Ich die Situation des Betrugs an ihm schildert. „Die glutverbissnen Lippen eisen“(V. 2) stellt so einen Kontrast von Hitze und Kälte dar, die sich auf die Leidenschaft der Frau beziehen lassen. Wo sie mit ihrer Affäre noch Leidenschaft empfunden hatte, ist sie in Bezug auf ihren Mann sehr gefühlskalt und in diesem Sinne unglücklich. Besonders wird ihr Unwohlsein in der Situation jedoch durch die „verbissnen Lippen“(ebd. ) gegenwärtig. Insgesamt steht hier also die Vergänglichkeit von Emotionen im Fokus. Dies setzt sich auch im metaphorischen Vers „Im Atem wittert Laubwelk!“(V. 3) fort, in welchem das „Laubwelk“(ebd. ) symbolischen für den Herbst als Zeichen der Vergänglichkeit steht. Da dies auf den „Atem“(ebd. ) bezogen wird, zeigt der Vers im Gesamten die Kurzweiligkeit eines Moments. In diesem Zusammenhang also die Kurzlebigkeit der Affäre, des guten Gefühls der Ehefrau oder gar die Vergänglichkeit der Liebe. Somit wird hierin auch akzentuiert, dass das Ende der Beziehung naht. Das Ausrufezeichen am Satzende unterstreicht dabei die Endgültigkeit der Aussage und somit auch die Engültigkeit für das lyrische Ich, dass die Beziehung hier ein Ende findet. Im Gegensatz dazu steht jedoch im Gedicht fortwährend die Linderung der Schuld der Frau, indem „Die […] Lippen“(V. 2) oder aber hier der „Atem“(V. 3) als schuldig akzentuiert werden. Somit ist das lyrische ich sich der Vergänglichkeit der Liebe und ihrer Beziehung bewusst, will diese Erkenntnis jedoch noch nicht als wahr ansehen und sucht so aus Verzweiflung heraus nach Ausreden. Eben diese Verzweiflung und Verwirrung zeigen sich auch im nicht-vorhandenen Reimschema und den nicht vorhandenen Strophen. Zugleich wirkt die Verslänge durch ihre Verschiedenheit sehr wirr und willkürlich, wodurch der Schock des lyrischen Ichs gestärkt wird. Betrachtet man jedoch das Metrum des Gedichts, so fällt ein die Enjambements durchziehender Trochäus auf, der gewissermaßen die Zwangsläufigkeit oder gar Normalität des Vergänglichen ausdrückt.

An diesen ersten groben Sinnabschnitt (V. 1-3) anschließend schildert das lyrische Ich die Reaktion der Frau, nennt jedoch stets noch personifizierte Dinge, die zu seiner Frau gehören, anstatt diese selbst im Kontext der Affäre zu nennen. In „Dein Blick versargt/ Und/ Hastet polternd Worte drauf“(V. 4 ff.) wird so nicht nur der Schock des lyrischen Ichs, sondern auch der der Frau deutlich. Eben dieser Schock wird im Neologismus „versargt“(ebd. ) deutlich, welcher das innerliche Gefühl der Frau ausdrückt, die sich in diesem Moment dem Tod nahe fühlt, indem sie in eine ihr unannehmliche Situation geraten ist. Metaphorisch könnte man diesen Neologismus mit einer Art Vertrüben des Blicks gleichsetzen. Um die Situation irgendwie zu rechtfertigen, „Hastet [sie] polternd Worte drauf“(V. 6). Das hierbei verwendete Verb „hasten“(ebd. ) und das Adjektiv „polternd“(ebd. ) wirken sehr hektisch und nervös, wodurch die Unbeholfenheit der Frau deutlich wird. Zugleich zeigt das Gesamtbild aber auch die Schnelligkeit und das Chaos der gesamten Situation. Zuletzt „Vergessen/ Bröckeln nach die Hände!“(V. 7 f. ) der Frau, wodurch noch einmal ihr Schockzustand unterstrichen wird. Die Metapher in „Bröckeln“(ebd. ) weist dabei darauf hin, dass die Frau sich ihrem Fehler erst langsam bewusst wird und die Tatsache, dass ihr Mann über ihre Affäre Bescheid weiß erst langsam realisiert. Da dieser Satz, wie auch der dritte Vers einen Ausruf darstellt, wird das Bewusstsein des lyrischen Ichs deutlich, der nun über den Betrug seiner Frau Bescheid weiß. Somit stellt die Gesamtsituation nicht nur einen Schock ihrerseits, sondern einen beider Anteil-nehmenden dar. Zuletzt geht das lyrische Ich noch auf ein konkretes Symbol der Untreue seiner Frau ein. In „Frei/ Buhlt dein Kleidsaum/ Schlenkrig/ Drüber rüber!“(V. 9 ff.) wird dabei die Bewegung des Rocks geschildert, der durch die Affäre wie gelöst ist, bzw. die Frau „Frei“(ebd. ) macht. In diesem Sinne steht dieser Vers, der nur aus einem Adjektiv besteht, für die Freiheit der Frau, die sie sich genommen hat, aber gewissermaßen auch für die dadurch entstandene Loslösung von der Liebe und somit auch von ihrem Mann. Auffallend ist in den folgenden Worten dabei auch die Wortwahl des Mannes/lyrischen Ichs, der durch „buhlen“(V. 10) ein eher abwertendes Verb nutzt, welches das Werben um einen Partner beschreibt. Auch hier bezieht er diese Tat jedoch nicht auf seine Frau, sondern auf ihr Kleidungsstück, wodurch ihr gedanklich erneut ein Teil der Schuld genommen wird. Eben dieser „Kleidsaum“(V. 10) sei dabei „Schlenkrig“(V. 11), was umgangssprachlich die Bewegung des Rockes darstellt und so im Zusammenhang der Aussage die Freizügigkeit der Frau unterstreicht. Insgesamt wird hier dabei durch die eher abwertende Wortwahl des lyrischen Ichs auch ein gewisser Grad an Wut über das Vergehen seiner Frau deutlich, die er aber wieder an Objekten oder Körperteilen seiner Frau auslässt, jedoch nicht ihrem Gewissen oder ihrem Charakter zuspricht. Somit wird ihr die Schuld durch das lyrische Ich nur oberflächlich zuteil. Der Ausruf endet letztlich mit den Worten „Drüber rüber!“(V. 12), welche erneut das Wehen des Rockes darstellen. Hierbei wird erneut das Vergehen der Frau deutlich, indem die Worte erneut die Freizügigkeit der Frau unterstreichen. Betrachtet man diese Tatsache im Kontext der Verwirrung und Verzweiflung des lyrischen Ichs, so unterstreicht die darin vorhandene Wortwiederholung eben diese Verwirrung noch einmal, zeigt aber auch, dass das lyrische Ich langsam versteht, was geschehen ist und so auch die Vergänglichkeit seiner Liebe anerkennt. Eben diese Vergänglichkeit der Liebe und des Vertrauens, mit der sich das Gedicht befasst, wird außerdem in den Verben „versargen“(V. 4)[Neologismus], „bröckeln“(V. 8) und dem Nomen „Laubwelk“(V. 3) deutlich, die auch durch die Unbeständigkeit des Versmaßes gestützt werden.

Insgesamt befasst das Gedicht sich daher mit der Treuelosigkeit innerhalb einer Beziehung, hier spezifisch einer Partnerschaft, und so auch mit der Vergänglichkeit einer solchen. Die Vergänglichkeit der Liebe wird dabei besonders durch einen etwas chaotischen Aufbau des Gedichts definiert, der auch die Verwirrung und Verzweiflung des lyrischen Ichs unterstreicht, der seine Liebe durch deren Untreue verloren hat. Um eben diese Affäre im Kontrast zur Emotionslosigkeit zum Mann darzustellen werden im Text besonders zu Beginn einige Kontraste genutzt, die das Empfinden der Frau in den Vordergrund rücken. Betrachtet man jedoch die Schuldfrage um den Betrug, so scheint das lyrische Ich im Gesamten hilflos und personifiziert so viele Dinge, die Teile seiner Frau sind, erkennt sie als Ganzes jedoch nie als schuldig an. Dass er sich ihrer Tat jedoch dennoch bewusst ist, zeigen zusammenfassend die Ausrufe oder aber auch der, die Verse übergreifende Trochäus, der dem Akt durch seine Monotonie Normalität zuspricht.

Lorena

Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „Untreu“, verfasst von August Stramm und veröffentlicht im Jahr 1915, handelt es sich um ein Gedicht aus der Literaturepoche des Expressionismus. Thematisiert wird die Treulosigkeit der Partnerin des lyrischen Ichs.

Das Gedicht umfasst eine Strophe mit 12 Versen, welche sich jedoch in zwei Sinnabschnitte gliedern lässt. Im ersten Sinnabschnitt (V. 1 – 3) ist keine eindeutige Anordnung zu erkennen, während im zweiten Sinnabschnitt (V. 4 – 12) jeder zweite Vers lediglich aus einem Wort besteht. Auch inhaltlich unterscheiden sich die beiden Sinnabschnitte. Im ersten beschreibt das lyrische Ich sein Verhalten seiner Partnerin gegenüber, wohingegen es im zweiten Sinnabschnitt die Reaktion seiner Partnerin beschreibt. Es liegen weiterhin ein freier Rhythmus, keine einheitlichen Kadenzen und Reimlosigkeit vor.

Bereits der Titel des Gedichtes „Untreu“ legt das Thema des Textes dar, da das lyrische Ich seine Partnerin bereits damit konfrontiert hat und nun in der Handlung des Gedichtes ihre Reaktion darauf beschreibt. Der Umstand, dass es sich bei der untreuen Person um eine Frau handelt, wird jedoch erst in Vers 10 an Hand des Substantives „Kleidersaum“ (V. 10) bestätigt.

Der zu analysierende Text setzt mit der Bemerkung „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) ein. Bereits der Einstieg durch das Possessivpronomen „Dein“ (ebd.) lässt auf eine persönliche oder auch emotionale Atmosphäre hindeuten, da das lyrische Ich seine Partnerin direkt anspricht. Allerdings erscheint die Tatsache, dass ihr „Lächeln weint“ (V. 1) paradox, da das Substantiv „Lächeln“ (ebd.) gewöhnlich mit Freude assoziiert wird, während das Verb „wein[en]“ (ebd.) meist mit Trauer oder Frustration in Verbindung gebracht wird. Das Paradoxon wird in der Metapher „weint in meiner Brust“ (V. 1) weiter ausgeführt. Alles in allem lässt sich der erste Vers insofern interpretieren, als dass das lyrische Ich die Treulosigkeit seiner Partnerin sehr getroffen hat. Mit der Formulierung „Dein Lächeln“, deutet das lyrische Ich an, dass seine Partnerin sich dem lyrischen Ich gegenüber wie zuvor verhält und ihm ihre Untreue nicht beichtet, bzw. sie sich nicht anmerken lässt. Neben der eigentlichen Untreue ist das lyrische Ich von diesem Umstand am meisten getroffen, da seine Partnerin, neben ihrer Treulosigkeit, nicht ehrlich zu ihm ist. Im weiteren Verlauf heißt es „Die glutverbissenen Lippen eisen“ (V. 2). Der Neologismus „glutverbissen[…]“ (ebd.) in Bezug auf die eben erwähnten Lippen, deutet auf eine gefühlvolle Beziehung hin, die nach der Treulosigkeit der Partnerin des lyrischen Ichs nun nicht mehr wie zuvor zu sein scheint. Das aktuelle Verhältnis des Paares wird durch das Adjektiv „eisen“ (V. 2) beschrieben. Mit „eisen“ (V. 2) werden Kälte und Gefühllosigkeit assoziiert, was somit einen Kontrast zum Neologismus „glutverbissen[…]“ (ebd.) darstellt. Der Sinnabschnitt endet mit dem Ausruf „Im Atem wittert Laubgewelk!“ (V. 3). Auch dieser Vers ist von einer Antithese geprägt. Der „Atem“ (ebd.) symbolisiert das Leben während „Laubgewelk“ (ebd.), obwohl es ein Neologismus ist, für Vergänglichkeit und Tod steht, da Blätter die Welken verfallen und somit sterben. Die Interpunktion in Form eines Ausrufezeichens gestaltet ebenso formal das Ende, auch wenn es in diesem Fall lediglich das Ende der Zeile ist. Allgemein ist der erste Sinnabschnitt in Form einer Antiklimax angeordnet. Während im ersten Vers die Gefühle des lyrischen Ichs verletzt wurden, so beeinflusst dies die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und seiner Partnerin bis zuletzt das Ende durch den Tod erwähnt wird.

Der zweite Sinnabschnitt setzt mit der Schilderung „Dein Blick versargt“ (V. 4) ein. Auffällig ist hier erneut ein Neologismus. Die Wortneuschöpfung „versargt“ (ebd.) stellt ein Verb zum Substantiv Sarg dar. Mit einem Sarg wird meist der Tod assoziiert, da die Leiche in einem Sarg in die Erde hinabgelassen wird. Die Verbindung zwischen einem Sarg und einem Blick wirkt paradox, doch es lässt sich so interpretieren, als dass die Partnerin des lyrischen Ichs ihm ihn anblickt nachdem er sie mit ihrer Untreue konfrontiert hat und er nichts weiter als dunkle Leere, ähnlich wie ein Grab für sie empfindet. Der fünfte Vers besteht aus der Konjunktion „Und“ (V. 5), welche den vierten und den sechsten Vers miteinander verbindet und zugleich einen Umbruch in der Struktur des Gedichtes deutlich macht. Der Umbruch erfolgte bereits im Vers zuvor und lässt die Stelle aus, an der das lyrische Ich seine Partnerin mit seiner Vermutung oder seinem Wissen konfrontiert. Die Partnerin des lyrischen Ichs reagiert auf die Konfrontation mit dem Versuch einer Erklärung oder Entschuldigung, was in „Hastet polternd Worte drauf“ (V. 6) deutlich wird. Sie hat sich schneller gefangen, als das lyrische Ich, was durch das Verb „haste[n]“ (ebd.) dargestellt wird. Die Verwendung der Beschreibung „polternd“ (ebd.) in Bezug auf die von der Partnerin verwendeten Worte im Versuch der Erklärung oder der Entschuldigung wirken auf das lyrische Ich eher gefühllos und leer. Veranschaulicht wird dies ebenso durch den Punkt am Ende des sechsten Verses, der Endgültigkeit verdeutlicht und somit die Haltung des lyrischen Ichs bezüglich des Endes der Beziehung als Konsequenz der Untreue in der Interpunktion des Gedichtes unterstützt. Unterstrichen wird diese Haltung auch in den folgenden beiden Versen, durch die Formulierung „Vergessen / Bröckeln die Hände nach“ (V. 7 f.). Die Hervorhebung des Adjektivs „Vergessen“ (V. 7) lässt sich in zweierlei Hinsicht interpretieren. Zum einen als die Abicht des lyrischen Ichs seine Partnerin oder die Beziehung zu ihr zu vergessen und ihr deshalb die Berührung durch die Hände (vgl. V. 8) zu verwehren. Zum anderen ist es aber auch möglich dass die Partnerin zunächst starr vor Schock dagestanden hat und nun beginnt durch Gestikulation das lyrische Ich von ihrer Absicht die Beziehung zu erhalten zu überzeugen. Allerdings macht die monotone und schmucklose Ausdrucksweise des lyrischen Ichs deutlich, dass es emotional distanziert ist und keine Zukunft für die Beziehung sieht. Im weiteren Verlauf wird beschrieben „[f]rei / [b]uhlt dein Kleidsaum“ (9 f.). Hierbei lässt sich, wie bereits zu Beginn des Gedichtes erwähnt, am Substantiv „Kleidsaum“ (V. 10) endgültig festmachen, dass es sich bei dem untreuen Partner um die Frau handelt. Die Bedeutung des Adjektivs „Frei“ (V. 9) in Bezug auf den Kleidsaum, wird durch die Form des Gedichtes verstärkt und gibt Aufschluss über die Sichtweise des lyrischen Ichs. Der Umstand dass das lyrische Ich den Kleidsaum seiner Partnerin als frei beschreibt (vgl. V. 9 f.) und im gleichen Zusammenhang das abwertende Verb „[b]uhl[en]“ (V. 10) verwendet, verdeutlicht auf Grund der Bedeutung des Verbes (um einen Partner/Partnerin werben) die Treulosigkeit, die er sieht sobald er seine Partnerin betrachtet. Das Gedicht endet mit dem Ausruf „Schlenkrig / Drüber rüber!“ (V. 11 f.). Das Adjektiv „[s]chlenkrig“ (V. 11) ist ein umgangssprachlicher Ausdruck dafür sich locker über etwas hinweg zu bewegen. Im Kontext mit dem folgenden Vers und dem Ausrufezeichen als Interpunktion lässt sich das Ende des Gedichtes wie folgt interpretieren: Die Partnerin des lyrischen Ichs möchte ihn dazu bewegen über ihre Untreue hinwegzusehen und sie ihr zu verzeihen, doch das lyrische Ich ist über ihren Versuch enttäuscht und gereizt darüber, dass sie so etwas von ihm Verlangt, was insbesondere durch das Ausrufezeichen am Ende vermittelt wird, aber auch durch die generelle Form des Gedichts. Die Form wirkt auf den ersten Blick unregelmäßig und nicht an den gängigen Regeln orientiert. Allerdings ist das Gedicht ähnlich wie ein Bericht verfasst und wird in einem schmucklosen Ton dargestellt. Die fehlenden Reime verdeutlichen das Ende der Zeit des Paares und die durch die unterschiedliche Länge der Verse unterbrochene Form verdeutlicht zum einen den Bruch der Treue und zum anderen den endgültigen Bruch der Beziehung

Alles in allem lässt sich festhalten, dass das lyrische Ich von seiner Partnerin betrogen wurde und entsprechend emotional verletzt und distanziert ist. Während einer im Gedicht ausgelassenen Handlung konfrontiert er sie mit seinem Wissen oder seiner Vermutung, woraufhin sie versucht sich zu Rechtfertigen bzw. zu Erklären und die Beziehung zu retten. Inhalt und Form korrespondieren insofern, als dass das inhaltliche Geschehen durch die Form untermauert wird. Beispielsweise wird die ausgelassene Handlung durch einen Umbruch in der Form dargestellt oder die fehlenden Reime, die den Konflikt zwischen den beiden Partnern repräsentieren.


Christine

Das Gedicht „Untreu“ von August Stramm, veröffentlicht im Jahr 1915, in der Epoche des Expressionismus, thematisiert Vertrauensbruch und den Zerfall einer Beziehung.

Aus dem Titel des Gedichts kann man schließen, dass das lyrische Ich hintergangen wurde. Der erste Sinnabschnitt (V. 1-3) wird mit „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) eingeleitet. Mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) spricht das lyrische Ich seinen Partner direkt an. Die Personifikation „Lächeln weint“ (ebd.) stellt gleichzeitig ein Paradoxon dar, welches die Trauer des lyrischen Ichs um den Partner betont. Die Darstellung, dass das Lächeln in seiner Brust weine (vgl. V. 1), also an der Stelle wo das Herz liegt, betont die Liebe und die Verbundenheit, die das lyrische Ich empfunden hat. Die Beschreibung der „glutverbissnen Lippen“ (V. 2), steht für die Leidenschaft die zwischen den Geliebten herrschte. Diese „eisen“ (V. 2) nun, was antithetisch zu den „glutverbissnen Lippen“ (ebd.) steht und die nachlassenden Gefühle und die zunehmende Kälte, also die Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner, ausdrückt. Der Ausruf „Im Atem wittert Laubwelk!“ (V. 3) steht metaphorisch für Vergänglichkeit. Im Herbst fängt das Laub an zu welken - „Laubwelk“ (ebd.) - und den Herbst assoziiert man häufig mit Vergänglichkeit. Das Verb „wittert“ (ebd.) lässt auf eine Vorahnung des lyrischen Ichs schließen, also das es mit der Beziehung abschließen will.

Im zweiten Sinnabschnitt (V. 4- 8) geht es darum, dass das lyrische Ich mit dem Vertrauensbruch und der Beziehung abschließt. Die Metapher „ Dein Blick versargt“ (V. 4), deutet auf diesen Abschluss mit einer düster wirkenden Stimmung hin. Zunächst spricht das lyrische Ich seinen Partner mit dem Possessivpronomen „dein“ (ebd.) wieder direkt an. Das Verb „versargt“ (ebd.) ist ein Neologismus, der sich von dem Substantiv „Sarg“ ableitet. Daraus ist zu schließen, dass das lyrische Ich seine Trauer über den Vertrauensbruch des Partners begräbt. Gleichzeitig assoziiert man einen Sarg mit einer Beerdigung und somit auch dem Tod, was an dieser Stelle für eine düstere Stimmung sorgt. Die Konjunktion „und“ (V. 5) bildet einen eigenen Vers, was eine betonende Wirkung hat. Es wird eine Überleitung zum nächsten Vers geschaffen. Dort heißt es, dass „polternd[e] Worte“ (V. 6) folgen. Das Verb „polternd“ (V. 6) löst eine unruhige Stimmung aus, was man auch als Wut, die das lyrische Ich verspürt deuten kann. Das Verb „vergessen“ (V. 7) bildet zur Betonung auch einen eigenen Vers. Betont wird, dass das lyrische Ich einerseits vergessen will, was vorgefallen ist, andererseits möchte es die Beziehung hinter sich lassen. Ein weiterer Ausruf, „Bröckeln nach die Hände!“ (V. 8), veranschaulicht den Schock des lyrischen Ichs. Das Verb „bröckeln“ (ebd.) kann nebenbei auch für den Zerfall der Beziehung stehen.

Der letzte Sinnabschnitt (V. 9- 12) wird anhand des „Klaudsaum[s]“ (V. 10) deutlich, dass das lyrische Ich von einer Frau hintergangen wurde. Mit „Frei / Buhlt dein Kleidsaum“ (V. 9f.) sagt das lyrische Ich aus, dass es nichts mehr mit seiner Geliebten zu tun haben will und somit die Beziehung endgültig beendet. Das Adjektiv „frei“ (ebd.) hat dabei eine betonende und einleitende Funktion. Das Verb „buhlt“ (ebd. ) bedeutet, dass jemand eine Liebschaft hat, in dem Zusammenhang heißt das also, dass das lyrische Ich von der Liebschaft der Geliebten weiß und sich mehr oder weniger abwertend von ihr abwendet. Der letzte Vers bildet einen Ausruf „Drüber rüber!“ (V. 12), was die Abwendung des lyrischen Ichs von der Beziehung ausdrückt. Die Adverbien „drüber“ (ebd.) und „rüber“ (ebd.) sind umgangssprachlich und bedeuten in dem Zusammenhang so viel wie „über etwas hinweg sein“.

Zur Form ist zu sagen, dass das Gedicht aus zwölf Versen besteht und keine Strophen aufweist. Zudem gibt es kein Reimschema und auch kein Metrum. Auffällig ist dennoch, dass das Gedicht viele Enjambements aufweist. Dies hat eine beschreibende Wirkung über die Situation in der sich das lyrische Ich sich befindet. Außerdem wird dadurch die Gefühlslage, Trauer und Entsetzen über den Betrug der Geliebten, verdeutlicht.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Gefühle, die bei einem Vertrauensbruch aufkommen durch Metaphern und Ausrufe dargestellt werden. Die entsetzliche Lage und das Chaos der Gefühle, die das lyrische Ich empfindet wird durch das fehlende Reimschema und Metrum und durch die Enjambements verdeutlicht.


Carina

Bei dem vorliegenden Gedicht „Untreu“, verfasst von August Stramm und veröffentlicht 1915, handelt es sich um einen Text aus der Literaturepoche des Expressionismus. Thematisch behandelt das Gedicht die Treulosigkeit innerhalb einer Partnerschaft und der daraus resultierenden Vergänglichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen.

Bereits der Titel „Untreu“ leitet die Thematik des Gedichtes ein. Das lyrische Ich wird im weiteren Verlauf damit konfrontiert, dass es von seiner Partnerin betrogen wird. Die Tatsache, dass es sich bei der untreuen Person um eine Frau handelt, wird jedoch erst in Vers 10 anhand des Substantivs „Kleidersaum“ (ebd.) deutlich erkennbar. Der Titel ist von hoher Signifikanz für das Gedicht, da er allein die Thematik des Gedichtes anspricht, welches sich aus dem Text heraus sonst nur vermuten lassen könnte.

Der eigentliche Text setzt mit der Darlegung „Dein Lächeln weint in meiner Brust (V.1) ein. Schon das Possessivpronomen „Dein“ (ebd.) deutet auf eine persönliche Ansprache hin. Der personifizierte Umstand, dass das „Lächeln weint“ (ebd.) wirkt paradox, da ein freudiger Gesichtsausdruck für gewöhnlich mit etwas positivem bzw. Freude in Verbindung gebracht werden kann, währenddessen „weinen“ (ebd.) mit Trauer in Verbindung steht. Durch diese antithetisch wirkende Aussage wird die Disharmonie zwischen dem Paar deutlich. Das lyrische Ich ist in seinem Inneren von der Untreue seiner Partnerin betroffen, was durch die Metapher „weint in meiner Brust“ (ebd.) untermauert wird. Hierbei steht die Brust metaphorisch für das Herz des lyrischen Ichs, wodurch in gewisser Weise Liebeskummer zum Ausdruck kommt. Die Begebenheit, dass „[d]ie glutverbissnen Lippen eisen“ (V.2) lässt darauf schließen, dass das lyrische Ich seine Partnerin mit ihrer Affäre erwischt hat. So können die „glutverbissnen“ (ebd.) Lippen als leidenschaftliche Küsse interpretiert werden, da Glut mit Feuer in Verbindung gebracht werden kann, jedoch auch für Leidenschaftlichkeit steht. Durch die Verbindung mit Eisen wird akzentuiert, dass diese Küsse plötzlich an Leidenschaft verlieren, wahrscheinlich dadurch, dass nun jetzt auch die Partnerin bemerkt, dass das lyrische Ich sie entdeckt hat. Mit dem Neologismus „Im Atem wittert Laubwelk!“ (V.3) wird symbolisiert, dass die Gefühle des lyrischen Ichs Absterben, da „Laubwelk“ (ebd.) in Verbindung mit Vergänglichkeit und Tod gebracht werden kann. Es ist von der Situation so verletzt, dass das lyrische Ich im Konflikt zwischen der einstigen Liebe zu seiner Frau und der jetzigen Kälte und Trauer steht. Das Ausrufezeichen am Satzende unterstreicht dabei die Endgültigkeit für das lyrische Ich, dass die Partnerschaft nun vorbei ist.

Die Darlegung „Dein Blick versargt“ (V.4) verdeutlicht ebenfalls, dass dieser Augenblick ein Bild der Endgültigkeit darstellt und das lyrische ich endgültig seine Liebe zu seiner Partnerin verliert. Ebenso verdeutlicht der Neologismus „versargt“ (ebd.), welcher ebenso eine Verbindung mit dem Tod schafft, dass die Partnerin des lyrischen Ich wie erstarrt auf seine Entdeckung reagiert. Sie versucht das lyrische Ich mit Erklärungen bzw. Entschuldigungen zu beruhigen, was durch den Vers „hastet polternd Worte drauf“ (V.6) unterstrichen wird. Das die Worte jedoch übereilt und nicht glaubhaft sind, wird durch das Verb „Hastet“ (ebd.) hervorgehoben. Die negativ konnotierten Wörter „weint“ (V.1), „eisen“ (V.2) sowie „versargt“ (V.4) untermauern die unangenehme und beklemmende Situation, da das lyrische Ich zu tiefst betroffen ist. Dass die Partnerin von der Situation überrumpelt ist, wird dadurch deutlich, dass erst jetzt „Vergessen/ […] die Hände [nach bröckeln]“ (V.7f.), welche sie bei der Entdeckung von dem lyrischen Ich noch an dem Körper ihres Liebhabers gehabt hat. Das Verb „[b]röckeln“ (Z.8) steht hier auch metaphorisch für den Zerfall der Verbindung bzw. Beziehung des lyrischen Ichs und seiner Partnerin. Auch formal wird die Impulsivität des lyrischen Ichs unterstützt. Dieses besteht aus einer einzelnen Strophe und deren 12 Versen. Es ist kein einheitliches Reimschema sowie Metrum zu erkennen, was eindeutige formale Merkmale des Expressionismus sind. Diese formalen Aspekte unterstreichen die Impulsivität des lyrischen Ichs als es seine Frau beim Fremdgehen erwischt. Die teilweise abgehackten Sätze zeigen das Erstarren beim Anblick dieser Situation. Das hochgezogene Kleid verrät die beschämende Situation (vgl. V.9-12). Die Aussage „Frei/ Buhlt dein Kleidersaum“ (V.10) ist eine Assoziation zu dem Titel „Untreu“, da durch sie die Situation der Affäre eindeutig erscheint. Das Adjektiv „Frei“ (V.9) wird hierbei besonders betont, da es einen eigenständigen Vers bildet. Im Kontext des Gedichtes wirkt es erniedrigend, da die Partnerin des lyrischen Ich in ihrer Freiheit tut was sie möchte, sprich ihren Partner bzw. das lyrische Ich hintergeht. Die Aussage „Schlenkrig/ Drüber rüber“ (V.11f.) beschreibt dabei, wie freizügig die Partnerin des lyrischen Ichs ist und untermauert nochmal die endgültige Feststellung einer Affäre. Betrachtet man nun zum Ende die sprachliche Ebene des Textes, so fallen besonders die vielen Personifikationen auf (Vgl. V. 1,2,3,4,8,10). Diese Tatsache hebt hervor, dass durch die Personifizierung der Körperteile der Fremdgeherin ihr in gewisser Weise die Verantwortung für ihr Handeln abgenommen wird, da die Körperteile wie einzelne Personen erscheinen. Diese Tatsache verdeutlicht, dass das lyrische Ich seine Erkenntnis über die Untreue seiner Partnerin noch nicht wahr haben möchte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich von der Erkenntnis der Affäre seiner Partnerin schockiert ist, was durch die teilweise abgehackten Verse untermauert wird. Ebenfalls verstärken die Neologismen und zahlreichen Personifikationen, das Durcheinander an Gedanken im Kopf des lyrischen Ichs, während er die Situation über die Entdeckung der Affäre seiner Partnerin schildert.


Maike

Das Gedicht „Untreu“, geschrieben von August Stramm und veröffentlicht 1915 in der Literaturepoche des Expressionismus, thematisiert eine endende Beziehung und damit verbunden die Vergänglichkeit der Liebe.

Das vorliegende Gedicht hat keine Strophen und lässt sich in keine Sinnabschnitte einteilen, stellt also einen zusammenhängenden Text dar. Ergänzend muss zur Form des Gedichts noch gesagt werden, dass das Gedicht insgesamt aus zwölf Versen besteht. Das Metrum ist ein vier-hebiger-Jambus, welcher jedoch beispielsweise in Vers 5 nicht zur Geltung kommt, dies verdeutlicht die Verwirrtheit, die Unordnung und die Zerstörung des geregelten Alltags. Außerdem liegt kein Reimschema im Gedicht vor, es gibt keine sich reimenden Verse.

Der erste Vers setzt direkt mit einer Metapher ein, „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V.1), die Verbildlichung ist zugleich eine Personifikation, da ein „Lächeln“ (V.1) nicht „wein[en]“ (ebd.) kann. Durch diese Aussage wird die Trauer des lyrischem Ich verdeutlicht, da die Brust, das Herz wieder spiegelt. Hinzufügend ist „Lächeln weint“ (V. 1) eine Antithese, da es Freude und auch Trauer zum Ausdruck bringt, dies stellt die Verzweiflung des lyrischen Ichs in den Vordergrund. Mit dem Possessivpronomen „Dein“ (V.1) wird der ehemalige Beziehungspartner angesprochen, welcher das lyrische Ich betrogen hat, wie die Überschrift des Gedichts „Untreu“ (V.0) aussagt. Das Geschlecht des untreuen Partners ist zu Beginn noch unklar, wird jedoch im weiteren Verlauf des Gedichts bestimmt. Der zweite Vers enthält ebenfalls eine Antithese, welche einen Kontrast zwischen Hitze und Kälte zum Vorschein bringt. Es ist von „glutverbissnen Lippen“ (V.2), welche „eisen“ (ebd.) die Rede. Die Glut verdeutlicht die Hitze, metaphorisch für die brennende Beziehung, die einmal geführt wurde, das Eisen die Kälte, welche nun zwischen den beiden Personen herrscht. Auch der dritte Vers erinnert an das Verlieren von Gefühlen für den Partner. Der „Atem“ (V.3) des ehemaligen Partners erinnert das lyrische Ich an „Laubwelk“ (V. 3). Laubwelk (ebd.) sind abgestorbene Blätter, so lässt es sich mit Gefühlen vergleichen, sie sind ebenfalls abgestorben. Die Blätter haben mal geblüht, wie die Liebe die zwischen ihnen herrschte, welche jetzt allerdings vergangen ist. Der nächste Vers hat ebenfalls etwas von Vergänglichkeit, „Dein Blick versargt“ (V.4). Das Possessivpronomen „Dein“ (V. 4), lässt den Leser erneut wissen, dass es um den ehemaligen Partner des lyrischen Ichs geht. Der „Blick versargt“ (ebd.) verdeutlicht, dass die Beziehung zwischen den beiden beerdigt, also beendet ist, da „versargt“ (ebd.) etwas von einem Sarg hat. Zusätzlich ist „versargt“ (ebd.) ein Neologismus und eine Metapher, die die Verabschiedung der Liebe zum Vorschein bringt. Des Weiteren verdeutlicht der nächste Vers ebenfalls eine Trennung, da mit Enjabements gearbeitet wird. Das Bindewort „Und“ (V. 5) steht allein in diesem Vers und ist getrennt vom restlichen Teil des Satzes. In Vers sechs wird beschrieben, dass der Partner sich mit „polternd[en] Worte[n]“ (V. 6) bemüht zu entschuldigen. Dennoch zerfällt die Beziehung, verdeutlicht wird dies durch das „Bröckeln“ (V. 8) von Händen. Damit ist der Partner des lyrische Ichs nun „Frei“ (V.9) und kann seine Liebschaft ausleben. Nun wird das Geschlecht des Ex-Partners bestimmt: durch die Nennung eines „Kleidsaum[s]“ (V. 10), wird klar, dass es sich um eine Frau handelt, die das lyrische Ich betrogen hat. Der Abschluss des Gedichts „Schlenkrig / Drüber rüber“ (V. 11f.) verdeutlicht zum Abschluss noch einmal die Unordnung die nun im Leben des lyrischen Ichs ist und damit verbunden die Zerissenheit seiner Gefühle.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Form des Gedichts die Handlung unterstreicht und dass das unregelmäßige Metrum ebenfalls die Unzufriedenheit und die Trauer des lyrischen Ichs zum Vorschein bringt. Das Gedicht thematisiert die Vergänglichkeit einer Liebesbeziehung und erläutert die damit Verbundenen Gefühle, das Gedicht ist zur Zeit des ersten Weltkrieges entstanden, welche auch von Schmerz und Unzufriedenheit geprägt war, dies lässt sich auf das Gedicht von August Stramm übertragen.



Diana

Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel ,,Untreu“, verfasst von August Stramm und veröffentlicht im Jahr 1915, handelt es sich um ein Gedicht, welches sich zu der Epoche des Expressionismus zuordnen lässt. Thematisch geht es dabei um die Vergänglichkeit von zwischenmenschlicher Beziehung und des Vertrauens.

Der Titel ,,Untreu“ verdeutlicht dabei das inhaltliche Thema des Gedichts, in der eine Situation beschrieben wird, dass das lyrische Du, wobei es hier sich um eine Frau handelt, was deutlich wird durch das Nomen ,,Kleidsaum“ (V.10), das lyrische Ich betrügt. Das Gedicht beginnt dabei mit der Aussage ,,Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V.1), wodurch die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs deutlich wird. Mit dem Possessivpronomen ,,dein“ (ebd.) ist dabei das Lächeln der Frau gemeint, welches durch das Verb ,,weinen“ (ebd.) personifiziert wird. Dabei stellt die Aussage ,,Dein Lächeln weint“ (ebd.) ein Paradoxon und eine Antithese dar, das Lächeln ein Ausdruck von Freude und Glück ist und Weinen ein Ausdruck für Trauer. Dieses Paradoxon verdeutlicht, die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs, da es mit der Frau einerseits positive Erinnerungen verbindet und für diese viel empfindet, jedoch führt die Situation, in der es sich befindet, zur Verzweiflung und Enttäuschung. Dies wird auch durch die Aussage ,,in meiner Brust“ (ebd.) deutlich, da die Brust metaphorisch für das Herz und somit auch für die Gefühle des lyrischen Ichs stehen, welche durch diese Situation verletzt werden. Die nächste Aussage ,,Die glutverbissnen Lippen eisen“ (V.2) verdeutlicht die Situation, in der das lyrische Ich die Frau bei der Untreue entdeckt. Dabei bringt das Adjektiv ,,glutverbissen“ (ebd.) die Leidenschaft der Frau zum Ausdruck, mit der sie das lyrische Ich betrügt, wobei das Verb ,,eisen“ (ebd.) wiederum verdeutlicht, dass diese Leidenschaft sofort erlischt, wenn sie entdeckt, dass das lyrische Ich diese Untreue entdeckt hat. Somit drückt die Antithese von Heiß, ausgedrückt im Adjektiv ,,glutverbissen“ (ebd.) und Kalt, was durch das Verb ,,eisen“ (ebd.) deutlich wird, aus, dass die Situation sich schlagartig ändert, wenn die Frau das lyrische Ich entdeckt, was auch eine Art Schock der Frau zum Ausdruck bringt. Durch die Aussage ,,Im Atem wittert Laubwerk!“ (V.3) wird die Vergänglichkeit der Beziehung des lyrischen Ichs und der Frau zum Ausdruck gebracht, da das ,,Laubwelk“ (ebd.) für den Herbst und so metaphorisch für die Vergänglichkeit steht und die Beziehung des lyrischen Ich und der Frau aufgrund der Untreue endet. Durch das Nomen ,,Atem“ (ebd.) wird verdeutlicht, dass dies in nur einem Moment geschieht, da in nur einem Moment die Untreue klar wird und ab diesen Zeitpunkt die Vergänglichkeit der Beziehung deutlich wird. Das Ausrufezeichen verdeutlicht dabei die Verzweiflung und den Kummer des lyrischen Ichs, da es diese Aussage nicht neutral und ruhig sagt, sondern das Ausrufezeichen die Emotionalität des lyrischen Ichs bei dieser Aussage verdeutlicht. Bei der nächsten Aussage ,,Dein Blick versargt“ (V. 4) wird erneut der Schock der Frau verdeutlicht, da ihr Blick wie Tod erscheint. Das Verb ,,versargen“ (ebd.) stellt ein Neologismus dar, der sich von dem Nomen ,,Sarg“ ableiten lässt, wodurch dadurch als Tod und Vergänglichkeit zum Ausdruck gebracht wird. Auffällig ist hier, dass ,,Dein Blick“ (ebd.) erneut eine Personifikation darstellt, wie bereits im ersten Vers ,,Dein Lächeln weint“ (ebd.). Dadurch, dass der ,,Blick“ (ebd.), der ,,Atem“ (ebd.), das ,,Lächeln“ (ebd.) und später auch die ,,Hände“ (V. 8) personifiziert werden und nicht konkret die Frau benannt wird, verdeutlicht, dass der Frau die Verantwortung für das Handeln abgenommen wird, was wiederum verdeutlicht, dass das lyrische Ich enttäuscht und verzweifelt ist und die Tat der Frau nicht richtig begreifen und realisieren kann. Dadurch dass die Konjunktion ,,Und“ (V. 5) alleine in einem Vers steht, bringt eine gewissen Pause zwischen der Aussage ,,Dein Blick versagt“ (ebd.), also dem Moment, in dem die Frau schockiert das lyrische Ich ansieht und der Aussage ,, Hastet polternd Worte drauf“ (V. 6) , in dem die Frau versucht die Untreue zu erklären. Die Pause aufgrund der Konjunktion ,,Und“ (ebd.) verdeutlicht dabei den Schock und die beklemmende Situation. Das Verb ,,hasten“ (ebd.) wirkt dabei sehr unruhig und unsicher und gestresst, wobei auch durch das Adverb ,,polternd“ (ebd.) die Hektik und die Unruhe, wie den Schock zum Ausdruck gebracht wird. Dies verdeutlicht, dass die Frau versucht sich verzweifelt und panisch zu erklären, jedoch das lyrische Ich diese Erklärung nicht ernst nimmt oder für ihn keine Erklärung dafür gibt und der Frau somit die Erklärung misslingt. Durch das Verb ,,Vergessen“ ( V.7) wird deutlich, dass das lyrische Ich die Situation vergessen möchte, da diese viel Trauer und Kummer hervorbringt. Dadurch, dass das Verb alleine in einem Vers steht, wird diesen nochmals betont. Die nächste Aussage ,,Bröckeln nach die Hände!“ (V.8) steht metaphorisch für die Vergänglichkeit der Beziehung, wobei das Verb ,,bröckeln“ (ebd.) verdeutlicht, dass dies dem lyrischen Ich und der Frau aufgrund des Schocks jetzt erst langsam bewusst wird und durch den Zerfall der Hände metaphorisch zum Ausdruck gebracht wird, dass für die Frau das lyrische Ich und umgekehrt nicht erreichbar ist und die Beziehung endet, da keine Nähe mehr zwischen den beiden vorhanden ist. Die letzte Aussage ,,Frei/ Buhlt dein Kleidsaum/ Schlenkrig/ Drüber rüber!“ (V. 9 ff.) bestätigt dabei, dass die Frau Untreu ist, da nun aufgelöst wird, dass die Frau fremd geht. Dies wird deutlich durch das Adverb ,,frei“ (V.9), welches besonders betont wird, in dem es allein in einem Vers steht. In diesem Kontext wirkt das Adverb erniedrigend, da damit ausgedrückt wird, dass die Frau freizügig ist. Das es sich hierbei um eine Affäre handelt wird ebenfalls durch die Aussage ,,Schlenkrig/ Drüber rüber“ (ebd.) deutlich, wobei das Ausrufezeichen zum Schluss das Entsetzen des lyrischen Ichs zum Ausdruck bringt und den Kummer. Auch die Form des Gedichts unterstützt den Inhalt. Das Gedicht besteht aus 12 Versen, die zusammen eine Strophe bilden. Ein Reimschema gibt es nicht und ein einheitliches Metrum ist ebenfalls nicht vorhanden. Diese gebrochene Prosa verdeutlicht dabei die Zerrissenheit des lyrischen Ichs und die Tatsache, dass es aus seiner Vorstellung von seiner Frau herausgerissen wird und nun erkennen muss, dass die Frau untreu ist. Durch die Wörter ,,weint“ (ebd.), ,,eisen“ (ebd.), ,,Laubwelk“ (ebd.), ,,polternd“ (ebd.) und ,,bröckeln“ (ebd.) wird die beklemmende Situation in diesem Gedicht deutlich, wobei die Situation beschrieben wird und nicht bewertet, da das lyrische Ich schockiert und zerrissen ist.

Abschließend ist zusagen, dass durch das Beschreiben von Körperteilen und nie der direkten Nennung der Schuld der Frau, da die Situation beschrieben wird, wird der Frau ein Teil der Verantwortung für ihr Handeln abgenommen und dadurch wird auch deutlich, dass das lyrische Ich die Untreue nicht wahr haben will. Die Situation wirkt beklemmt, wobei dies durch die Wortwahl und auch durch den Neologismus ,,versargt“ verursacht wird. Die innere Zerrissenheit und der Schock des lyrischen Ich wird durch Metaphern und Antithese wie Paradoxon zum Ausdruck gebracht.


Nina

August Stramms Gedicht „Untreu“, veröffentlicht im Jahr 1915 in der Epoche des Expressionismus, thematisiert den Vertrauensbruch der Treue innerhalb einer Partnerschaft.

Schon im Titel des Gedichts lässt sich erahnen welche Thematik „Untreu“ behandelt. Zudem deutet der erste Vers „[d]ein Lächeln weint in meiner Brust“ (V.1) in Verknüpfung mit dem Titel gleich zu Anfang an, in welcher Situation sich das lyrische Ich befindet. So lässt sich die antithetische Personifikation „[d]ein Lächeln weint“ (ebd.) auf das Gefühl des lyrischen Ichs in dieser Situation zurückführen, das beim Anblick des Lachens seines Gegenübers Trauer empfindet. Aus dem Fakt, dass dieser Gegenüber ein „Kleid[…]“ (V.10) trägt, lässt sich schlussfolgern, dass es sich bei dem Gegenüber um eine Frau handelt, die die Freundin des lyrischen Ichs darstellt. Die Beschreibung des lyrischen Ichs, dass ihr Lächeln in seiner „Brust“ (ebd.) weine, zeigt, dass der Betrug seiner Freundin ihn verletzt, da die Brust nahe dem Herzen liegt, und dieses das Symbol für Liebe ist. Zudem verdeutlicht die antithetische Gegenüberstellung von „[l]ächeln“ (ebd.) und „wein[en]“ (ebd.), dass die Freundin des lyrischen Ichs in diesem Moment wo sie das lyrische Ich sieht Spaß hat, während das lyrische Ich verletzt ist. Auch dies deutet daraufhin, dass das lyrische Ich sie gerade erwischt, wie sie ihn betrügt. Der nächste Vers, der ebenfalls eine bildliche Sprache enthält, ist eine weitere Andeutung darauf. Vor allem die „glutverbissnen Lippen“ (V.2) deutet daraufhin, da die „[G]lut“ (ebd.) aufgrund ihrer Hitze für Leidenschaft steht, und die „Lippen“ (ebd.) ebendies verstärken. Im Kontrast dazu steht das Verb „eisen“ (V.2), das den Gegensatz zu der Leidenschaft bildet. Dies ist darauf zurückzuführen, wie das lyrische Ich die Situation wahrnimmt, für das der Betrug ein großer Vertrauensbruch und das Ende der Beziehung bedeutet. Zudem verdeutlicht das Verb „eisen“ (ebd.) Kälte, was eine weitere emotionale Reaktion des lyrischen Ichs darstellt. Der Ausruf „Im Atem wittert Laubwelk!“ (V.3), der inhaltlich widersprüchlich ist, ist eine weitere Beschreibung dessen, wie das lyrische Ich die Frau in diesem Moment wahrnimmt. Das Verb „witter[n]“ (V.3) deutet an, dass die Freundin gerade bemerkt, dass sie beim fremdgehen gesehen wird. Durch den Neologismus „Laubwelk“ (V.3), der Herbst assoziiert, wird Vergänglichkeit in Bezug auf die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und der Fremdgeherin angedeutet. Die Interpunktion in dritten Vers untermauert zudem den Aspekt, dass die Frau erst in diesem Moment bemerkt, dass sie erwischt wurde. Zudem stützt sie das Entsetzen des lyrischen Ichs über den Betrug. Mit „[d]ein Blick versargt“ (V.4) wird die Reaktion der Frau deutlicher, die gerade dem lyrischen Ich in die Augen schaut und ihn somit bemerkt. Der Neologismus „versarg[en]“ (ebd.) verdeutlicht durch die Verbindung mit einem Sarg den Tod beziehungsweise auch das Ende von etwas. In diesem Kontext handelt es sich nicht nur um das Ende ihrer Beziehung, sondern auch um das Ende des Vertrauens des lyrischen Ichs gegenüber der Frau. Auffällig ist ebenfalls, dass das lyrische Ich die Frau in den ersten vier Versen genau beobachtet und somit auch detailliert beschreibt. Dies verdeutlicht, wie prägend dies für es ist und wie sehr dieser Betrug das lyrische Ich verletzt. Auffällig sind ebenfalls die Anzahl der Personifikation in den ersten vier Versen: „[d]ein Lächeln weint“ (V.1), „glutverbissne Lippen eisen“ (V.2), „Im Atme wittert Laubwelk[…]“ (V.3) und „Dein Blick versargt“ (V.4). Dies zeigt, dass das lyrische Ich nicht die Frau als Person für den Betrug schuldig machen möchte, was ein Zeichen dafür ist, dass es die Realität verdrängen möchte. Zudem verdeutlichen Wörter wie „eisen“ (ebd.), „Laubwelk“ (ebd.) und „versarg[en]“ (ebd.) das Ende ihrer Beziehung und dem Vertrauen des lyrischen Ichs. Es ist zudem noch festzuhalten, dass das lyrische Ich in den ersten vier Versen die Frau beobachtet und sie ihn bemerkt.

Der nächste Sinnabschnitt (V.5-8) behandelt die Reaktion der Frau darauf. Mit dem alleinstehendem „Und“ (V.5) wird die Hoffnung des lyrischen Ichs, dass er sich täuscht oder das es sich nur um ein Missverständnis handelt verdeutlicht. Das „Und“ (ebd.) steht allein und offen und hat die Wirkung einer Frage. Damit wird verdeutlicht, dass das lyrische Ich auf eine Erklärung wartet. Jedoch wird mit „[h]astet polternd Worte drauf“ (V.6) deutlich, dass die Freundin sich unüberlegt entschuldigt und dass sie keine richtige Erklärung für den Betrug hat. Dies wird vor allem deutlich durch das Verb „haste[n]“ (ebd.) und das Adjektiv „polternd“ (ebd.).


Nina H.

Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „Untreu“, welcher von August Stramm verfasst und im Jahre 1915 veröffentlicht wurde, handelt es sich um ein expressionistisches Gedicht. Thematisiert wird der Zerfall menschlicher Beziehungen aufgrund von Treulosigkeit.

Bereits der Titel „Untreu“ deutet auf die zentrale Thematik des Gedichtes, den Betrug in einer Partnerschaft, hin. Bei der untreuen Person handelt es sich dabei um eine Frau, was an dem Substantiv „Kleidsaum“ (V. 10) zu erkennen ist. Das lyrische Ich spricht in dem vorliegenden Gedicht aus der Perspektive des betrogenen Partners dieser Frau. Das Gedicht setzt mit der Aussage „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V. 1) ein. Die Tatsache, dass er erläutert, das „Lächeln“ seiner Frau, weine, hebt hervor, dass er ihren Betrug auf jenes Lächeln bezieht und dieses für die Untreue seiner Frau verantwortlich macht. Diese Personifikation schreibt dem Lächeln die Schuld an dem Betrug zu, was ebenfalls andeutet, dass das lyrische Ich den Gedanken an die Untreue seiner Frau gewissermaßen verdrängt. Dadurch werden zudem die verletzten Gefühle des lyrischen Ichs sowie seine Niedergeschlagenheit zum Ausdruck gebracht. Die niedergeschlagenen und verletzten Gefühle des lyrischen Ichs werden vor allem dadurch betont, dass das Lächeln in der „Brust“ (ebd.) des lyrischen Ichs weint. Diese symbolisiert das menschliche Herz, was sich in der Brust befindet und für die Gefühle des Menschen und die Liebe steht. Aufgrund dessen „weint“ (ebd.) das Lächeln auch an dieser Stelle, was den seelischen Schmerz des lyrischen Ichs vor Augen führt. Das Paradoxon, dass das „Lächeln weint“ (ebd.) verdeutlicht dabei die Verwirrung und den Schock des lyrischen Ichs aufgrund der Situation, welcher auch durch das fehlende Reimschema und Metrum . Zudem ist an dieser Stelle gewissermaßen ein Kontrast zwischen den Gefühlen der Frau und denen des lyrischen Ichs zu erkennen, da die Frau mit ihrem Liebhaber glücklich ist, während das lyrische Ich von dem Schmerz über diese Tatsache erfüllt ist. Des Weiteren wird besonders durch das Possessivpronomen „Dein“ (ebd.) angedeutet, dass das lyrische Ich seine Frau direkt anspricht, was sehr persönlich wirkt und dem Leser seine verletzten Gefühle näher bringt, was in gewisser Weise dessen Empathie für das lyrische Ich auslöst. Anschließend folgt die Äußerung des lyrischen Ichs, dass die „glutverbissnen Lippen eisen“ (V. 2). Der Neologismus „glutverbissnen“ (ebd.) steht dabei für die Leidenschaft der Frau, was insbesondere durch das Substantiv Glut, welches in diesen Neologismus einbezogen wurde untermauert wird, da die Glut für das Feuer steht, welches heiß ist. Die Glut könnte jedoch auch für das Ende der Leidenschaft stehen, welches eingesetzt ist, als die Frau mit ihrem Liebhaber von dem lyrischen Ich entdeckt worden ist, da die Glut erst dann zu erkennen ist, wenn das Feuer bereits erloschen ist. Die Tatsache, dass die Lippen „eisen“ (ebd.) deutet ebenfalls auf einen Kontrast hin, da mit Eisen Kälte assoziiert wird, welche im Gegensatz zu der Glut beziehungsweise Hitze steht. Außerdem wird die Schuld der Frau auch hier wieder auf eines ihrer Körperteile, ihre „Lippen“ (ebd.) übertragen, was im weiteren Verlauf des Gedichts einige weitere Male geschieht (vgl. „Atem“ (V. 3), „Blick“ (V. 4), „Hände“ (V. 8), „Kleidsaum“ (V. 10)). Daraufhin folgt die Aussage „Im Atem wittert Laubwelk“ (V. 3). Der Neologismus „Laubwelk“ (ebd.) ist aus dem Substantiv Laub und dem Verb verwelken zusammengesetzt. Beide Wörter stehen in einem Zusammenhang mit dem Herbst, da Laub und verwelkte Blumen Tod sind, während sie im Frühling und Sommer einmal lebendig waren. Somit wird die Vergänglichkeit zum Ausdruck gebracht, welche sich hier zum einen auf das Ende der leidenschaftlichen Situation vor der Beendung durch das lyrische Ich und zum anderen auf das bevorstehende Ende der Beziehung der Frau und des lyrischen Ichs aufgrund der Untreue und dem Betrug bezieht. Das Ausrufezeichen am Ende dieser Aussage untermauert dabei das Ende der Beziehung des lyrischen Ichs und seiner Frau. Die Metapher des Todes, die die Vergänglichkeit hervorhebt, wird auch in der darauf folgenden Aussage „Dein Blick versargt“ (V. 4) durch den Neologismus „versargt“ (ebd.) aufgegriffen. Dies deutet auf den regungslosen und starren Blick der Frau hin, da sie von dem lyrischen ich mit ihrem Liebhaber erwischt wurde und ihr möglicherweise die Folgen ihrer Affäre bewusst werden. Dadurch wird die insgesamt beklemmende und unangenehme Situation verstärkt dargestellt, da sowohl das lyrische Ich als auch seine Frau entsetzt und schockiert sind. Die Frau des lyrischen Ichs „[h]astet polternd Worte drauf“ (V. 6) und versucht sich dadurch zu rechtfertigen. Die Tatsache, dass sie dies sehr hektisch tut und übereilt und unüberlegt Worte wählt, wird durch das Verb „hasten“ (ebd.) und das Adjektiv „polternd“ (ebd.) zum Ausdruck gebracht. Der Versuch, sich zu rechtfertigen scheint aus diesem Grund nicht zu funktionieren, da sie in diesem Moment nicht die richtigen Worte auswählt, um das lyrische Ich zu beruhigen. Bei der Betrachtung der Syntax fällt an dieser Stelle auf, dass dich das Verb „hasten“ (ebd.) nicht auf die Handlung der Frau des lyrischen Ichs, sondern auf ihren „Blick“ (ebd.) bezieht. Demnach personifiziert das lyrische Ich diesen und schreibt wiederholt einem Teil des Körpers seiner Frau ihre Schuld zu, um den Gedanken, dass sie ihm untreu gewesen ist, zu verdrängen. Im Anschluss daran folgt die Aussage „Vergessen / Bröckeln nach die Hände“ (V. 7 f.). Dies lässt sich auf den Schock der Frau des lyrischen Ichs beziehen, da sie aufgrund der Situation nicht daran gedacht hat, die Hände von ihrem Liebhaber zu lösen. Dies lässt sich erneut darauf beziehen, dass sie aufgrund des Entsetzens, dass sie von dem lyrischen Ich mit ihrem Liebhaber erwischt wurde, regungslos gewesen ist, was zudem wiederholt die beklemmende Situation untermauert. Dadurch, dass das Adverb „[v]ergessen“ (ebd.) alleine in einem Vers steht, wird dieses und die Situation des Schocks besonders betont. Die Tatsache, dass ihre Hände „[b]röckeln“ (ebd.) führt vor Augen, dass sie jene nur langsam von ihrem Liebhaber löst, was auf ihre Resignation hindeuten könnte, da ihr bewusst ist, dass sie nicht mehr rückgängig machen kann, was geschehen ist und sich den Folgen bezogen auf das Ende der Beziehung mit dem lyrischen Ich bewusst ist. Auf der anderen Seite könnte dies auch verdeutlichen, dass sie erst langsam versteht, dass sie von ihrem Mann erwischt wurde, was ihr vorher möglicherweise aufgrund des Schocks gar nicht bewusst geworden ist. Das Ausrufezeichen am Ende dieser Aussage betont erneut den Schock aufgrund der Situation sowohl des lyrischen Ichs als auch seiner Frau. Abschließend folgt die Äußerung des lyrischen Ichs „Frei / Buhlt dein Kleidsaum / Schlenkrig / Drüber rüber!“ (V. 9 ff.). Besonders das Adjektiv „[f]rei“ (ebd.) verdeutlicht, dass die Frau aufgrund des Betrugs mit ihrem Liebhaber möglicherweise teilweise entkleidet ist, als sie von ihrem Mann entdeckt wird, da der frei buhlende „Kleidsaum“ (ebd.) darauf hindeutet, dass sie entblößt ist, was zu der unangenehmen und beklemmenden Situation beiträgt. Diese Situation wird zudem dadurch betont, dass das Adjektiv alleine in dem Vers steht, wodurch dieses hervorgehoben wird. Die Freizügigkeit und Entblößung der Frau wird außerdem durch die weitere Beschreibung des „Kleidsaum[es]“ (ebd.) betont, da dieser eine „[s]chlenkrig[e]“ (ebd.) Bewegung macht, welche ebenfalls durch die Aussage „Drüber rüber“ (ebd.) beschrieben wird. Das Ausrufezeichen am Ende dieser Aussage betont nochmals den Schock und die Niedergeschlagenheit des lyrischen Ichs aufgrund des Betrugs seiner Frau, welcher hier letztlich eindeutig klar wird. An dieser Stelle sind außerdem die Enjambements beziehungsweise die Versbrechungen auffällig, welche sich durch das gesamte Gedicht hindurchziehen und die Verzweiflung und das nahende Ende der Beziehung des lyrischen Ichs mit seiner Frau zum Ausdruck bringen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich aufgrund der Untreue seiner Frau niedergeschlagen und verzweifelt ist, jedoch versucht die Schuld von ihr abzuweisen, um den Gedanken zu verdrängen, dass es von ihr betrogen wurde. Insgesamt wird die Verzweiflung und der Schmerz des lyrischen Ichs durch die gebrochene Prosa und die Neologismen sowie die allgemeine unangenehme und beklemmende Situation hervorgehoben.


Janette

Das Gedicht „Untreu“ von August Stramm aus dem Jahr 1915 aus der Epoche des Expressionismus thematisiert die Vergänglichkeit einer Beziehung, welche durch einen Betrug in die Brüche geht.

An Hand des Titels „Untreu“ lässt sich erkennen, dass das Gedicht ein Liebesgedicht ist und dass dort ein Betrug vorliegt. Somit handelt es sich bei der Thematik um eine gescheiterte Beziehung und deren Vergänglichkeit.

Das Gedicht setzte ein mit: „Dein Lächeln weint in meiner Brust“ (V.1). Das Possessivpronomen „[d]ein“ (ebd.) verdeutlicht, dass das lyrische Ich eine Anrede an eine bestimmte Person hält. Somit handelt es sich hierbei um die Person die den Betrug begannen hat, da durch die Personifikation „Lächeln weint“ (ebd.) eine zuvor als schön empfundene Geste mit etwas negativen Verbunden wird. Das lyrische Ich verbindet somit mit dem Lächeln Verletzungen, da es „in [s]einer Brust“ (ebd.) geschieht. Dem ist hinzu zu fügen, dass sich in der Brust das Herz befindet, somit ist dieses im metaphorischen Sinne gebrochen und es fühlt Trauer. Da die Lippen „gluverbissen“ (V. 2) seien, weist dieser Neologismus darauf hin, dass bevor die der Betrug erfolgte, die Küsse des Fremdgängers als heiß empfunden wurden und somit von der Seite des lyrischen Ichs mit Leidenschaft verbunden waren. Allerdings lässt die Personifikation dass die „Lippen eisen“ (V. 2) darauf schließen, dass die zuvor erwähnte Leidenschaft erlischt. Ebenfalls kann es darauf hindeuten, dass der Partner gerade auf frischer Tat ertappt wurde. Dafür spricht ebenfalls „glut[...]“ (ebd.) und „eisen“ (ebd.), da diese beiden Begriffe antithetisch gegenüber stehen. Somit liegt eine rasche Veränderung der Lippen vor, was für ein überraschendes Auftreten des lyrischen Ichs spricht. Weitergehend behauptet das lyrische Ich es „wittert Laubwelk!“ (V. 3). Somit ist zusagen, dass das lyrische Ich aufgebracht ist, da dessen Atem nicht mehr wie gewöhnlich ist, sondern eher stockend. Der darauffolgende Neologismus „Laubwelk“ (ebd.) assoziiert den Herbst und somit zugleich die Vergänglichkeit des Beziehung. Das das Laub schon welk sei (vgl. V. 3), kann dies mit dem Tod in Verbindung gesetzt werden.Somit kann dies mit dem Bruch der Beziehung assoziiert werden. Auch dass ihr „Blick versargt“ (V. 4) kann mit dem Ende der Beziehung in Verbindung gebracht werden. Der Neologismus „versargt“ (ebd.) lässt sich von Sarg ableiten. Aus diesem Grund ist die Beziehung für das lyrischen Ich gestorben, da es kein Vertrauen durch den Betrug in seinen Partner hat. Auffallend an den ersten vier Versen ist, dass das lyrische Ich die Dinge detailliert beschreibt, was durch das genutzte Metrum des Trochäus unterstützt wird. Zudem lässt sich vermuten, dass das lyrische Ich keine Reaktion zeigt, da dieses nicht mit der Tat des Partners gerechnet hat, sondern völlig überrascht gewesen ist. Weitergehend steht die Konjunktion „Und“ (V. 5) alleine in dem Vers. Somit herrscht eine Pause die den Schock des lyrischen Ichs untermauern, welcher danach von den „polternden Worten“ (V. 6) überrannt wird. Durch das Verb „hastet“ (V. 6) ist anzumerken, dass der Partner versucht dem lyrischen Ich die Situation zu erklären, diese Worte aber nicht überlegt sind und übereilt gewählt. Da diese „poltern“ (ebd.) lässt sich hinzufügen, dass das lyrische Ich durch den Schock die Worte gar nicht aufnehmen kann und es überfordert ist. Diese Überforderung löst den Wunsch in dem lyrischen Ich aus zu „Vergessen“ (V. 5). Auch dieses Verb ist alleinstehend in dem Vers, somit ist der Wunsch die Situation zu vergessen sehr groß. An dem Verb „bröckeln“ (V. 7) wird deutlich, dass die Situation langsam von dem lyrischen Ich verarbeitet wird und der Zerfall der Beziehung auch ihm deutlich wird was durch die Interpunktion des Ausrufezeichens (vgl. V. 6) betont wird.