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Szene Kerker

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Lorena

Analyse V. 4580-4595 (Kerker)

Bei dem vorliegenden Textauszug handelt es sich um einen Teil der Szene „Kerker“ aus der Tragödie „Faust – Der Tragödie Erster Teil“, verfasst von Johann Wolfgang Goethe und veröffentlicht im Jahr 1808. Die Tragödie thematisiert die Suche nach dem Sinn des Lebens. Inhaltlich handelt der Textauszug von der bevorstehenden Hinrichtung Margaretes. Die Handlung veranschaulicht zudem den Wahnsinn, dem Margarete verfallen ist, nachdem Faust sie verlassen, ihre ganze Familie tot ist und sie ihr eigenes Kind ertränkt hat, sowie ihre Akzeptanz der Todesstrafe. Der Textauszug umfasst 15 Verse. Es liegen unterschiedliche Reimschemen vor, es gibt zwei umarmende Reime, ein Kreuzreim, sowie ein Paarreim und auch zwei reimlose Verse. Das Metrum wird durch drei- bis sechshebige Trochäen gekennzeichnet. Am Ende des Verses liegen sowohl klingende als auch stumme Kadenzen vor.

Der zu analysierende Text setzt ein mit „Tag! Ja es wird Tag! Der letzte Tag dringt herein“ (V. 4580). Die Textpassage ist in einem Trikolon aufgebaut, welches die Akzeptanz ihres Todes von Seiten Gretchens veranschaulicht, da sie am nächsten Tag dem Henker vorgeführt wird. Im weiteren Verlauf erklärt sie „Mein Hochzeitstag sollt es sein“ (V. 4581), was im Kontrast zur Realität steht, da der Hochzeitstag eigentlich der glücklichste Tag im Leben sein sollte und nicht der Tag der Hinrichtung. Dies ist daher auf den Wahnsinn, dem Gretchen verfallen ist zu beziehen. Gretchen fährt fort mit dem Ausruf „Weh meinem Kranze“ (V. 4583). Gemeint ist hierbei der Hochzeitskranz, welcher traditionell am Haus des Hochzeitspaares angebracht wurde um diesem Glück zubringen. Der Hochzeitskranz bildet somit ebenfalls eine Antithese zur Hinrichtung. Mit der Aussage „Es ist eben geschehen“ (V. 4584) wechselt Gretchen vom Hochzeitstag zum Todestag, was die Endgültigkeit dieses Tages und den Wahnsinn dem Gretchen verfallen ist wiederholt vor Augen führt. Im weiteren Verlauf verspricht sie Faust „Wir werden uns wiedersehen“ (V. 4585), womit sie ihm die Möglichkeit auf ein Treffen nach dem Tod in Aussicht stellt und sich somit vorläufig von ihm verabschiedet. Im Kontrast dazu steht der Zusatz „Aber nicht beim Tanze“ (V.4586). Der vorhin erwähnte Tanz ist in diesem Zusammenhang der Hochzeitstanz, der von dem frisch verheirateten Paar getanzt wird. Gretchen erklärt Faust somit indirekt, dass sie ihn nicht heiraten wird, zum einen nicht, weil sie am kommenden Tag getötet wird und zum anderen will sie ihn nicht heiraten oder generell mit ihm zusammen sein, da alles Schreckliche was ihr in der letzten Zeit geschehen ist mit Faust zusammenhängt. Im weiteren Verlauf beschreibt Gretchen „Die Menge drängt sich, man hört sie nicht“ (V.4587), womit sie nun final ihre Hinrichtung thematisiert. Die stumme Menge (vgl. V.4587) steht hier für das Publikum, das damals bei der Hinrichtung zugegen war. Selbst „Der Platz [und] die Gassen / Können sie nicht fassen“ (V. 4588 f.) veranschaulicht, dass zahlreiche Menschen bei einer Hinrichtung erscheinen und Gretchen dies nicht angenehm ist, da es normalerweise nicht ihrem Charakter entspricht sich auffällig in der Gesellschaft zu verhalten. Ihre Erzählung fährt fort mit „Die Glocke ruft, dass Stäbchen bricht“ (V. 4590). Bei einer Hinrichtung wurde in der Regel das Armesünderglöcklein geläutet und über dem Haupt des Hinzurichtenden zerbrach der Richter als Zeichen der endgültigen Verurteilung ein weißes Stäbchen, das er ihm dann vor die Füße warf. Gretchens Wahnsinn lässt sich nicht nur am stetigen Wechsel zwischen Hochzeits- und Todestag belegen sondern auch an der Textpassage „Wie sie mich binden und packen“ (V. 4591), da sie nach wie vor mit Faust im Kerker steht und niemand sie fesselt oder nach ihr greift. Sie berichtet zudem „Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt“ (V.4592). Der „Blutstuhl“ (ebd.) ist eine Metapher für den Stuhl der bei der Hinrichtung verwendet wird, was zusätzlich die wenigen Stunden verdeutlicht, die noch bis zum Todeszeitpunkt vergehen werden. Dies wird ebenso an der Aussage Gretchens „So zuckt nach jedem Nacken / Die Schärfe, die nach meinem zückt“ (V. 4593 f.) ausgedrückt. Die „Schärfe“ (ebd.) steht metaphorisch für die Hinrichtung oder eben die Waffe, die dafür verwendet wird. Der Umstand, dass die Schärfe „nach jedem Nacken [zuckt]“ (V. 4593), verdeutlicht, dass jeder an Gretchens Stelle stehen könnte und sich alle Anwesenden dessen bewusst sind. Die Textstelle endet mit dem Vergleich „Stumm liegt die Welt wie das Grab“ (V. 4595) welcher verdeutlicht, dass Gretchen ihre Hinrichtung vollends akzeptiert hat und sich nicht wiedersetzt. Zudem hebt sich dieser Vers auch formal von den übrigen ab, da dieser über kein Reimschema verfügt und somit die Endgültigkeit Gretchens Hinrichtung vor Augen führt. Die wechselnden Reimschemen, die unterschiedlich langen Trochäen und die verschiedenen Kadenzen verdeutlichen wiederholt den Wahnsinn dem Gretchen verfallen ist.

Zum Schluss ist festzuhalten, dass Gretchen, nach allem was vorgefallen ist, wahnsinnig geworden ist und ihre Hinrichtung akzeptiert hat, obwohl noch die Möglichkeit besteht mit Faust aus dem Kerker zu fliehen. Zentrale Sprachliche Mittel sind das Trikolon zu Beginn der Textstelle, welches die bevorstehende Hinrichtung ankündigt und die zahlreichen Metaphern und Traditionen, die in Bezug zur Hinrichtung stehen.



Carina

Freiwillige Analyse der Verse „4580-4595“

Das vorliegende Drama „Faust- Der Tragödie erster Teil“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst und erstmals in dem Jahre 1808 publiziert. Es thematisiert die Frage nach dem Menschen in seinen vielfältigen Lebensbezügen.

Der Dramenauszug „V. 4580-4595“ wurde aus der Szene „Kerker“ entnommen und behandelt Gretchens Vision ihrer Hinrichtung, sowie ihre aus den vorherigen Ereignissen, dem Tod ihrer Mutter und dem Mord an ihrem Kind, resultierende Verrücktheit.

Der Dramenauszug beginnt mit der sich steigernden Aussage Gretchens „Tag! Ja, es wird Tag! der letzte Tag dringt herein“ (V. 4580), wobei der „Tag“ (ebd.) eine Repetitio darstellt. Dies akzentuiert, dass Gretchen sich bewusst ist, dass der beginnende Tag ihr Letzter sein wird. In ihrem folgenden Ausruf „Mein Hochzeittag sollt es sein!“ (V.4581) wird deutlich, dass sich in ihren Gedanken Hinrichtungs- und Hochzeitstag vermischen und sie sich an Lieschen Worte am Brunnen erinnert, die ihr indirekt am Beispiel Bärbelchens zu verstehen gab, dass ihr als lebendiger Mutter der Hochzeitskranz zerrissen werden würde, da sie den Werte- und Moralvorstellungen bzw. Konventionen ihres kleinbürgerlichen Milieus nicht gerecht geworden ist. Ihre Erinnerung wird durch die Emphase „Weh meinem Kranze!“ (V. 4583) unterstützt, um ihrer Betonung Nachdruck zu verleihen. Zudem steht der "Hochzeittag (V. 4581) im Gegensatz zu der bevorstehenden Hinrichtung, da dieser ein positives Ereignis im Leben eines Menschen darstellt. Des Weiteren offenbart ihr Gedankengang ihre Verrücktheit, welche zudem von der Aussage „Sag niemand, daß du schon bei Gretchen warst“ (V. 4582) unterstützt wird. Ebenfalls wird ihre Verrücktheit durch die Form des Textes untermalt. Diese besteht aus drei Paareimen, einem Kreuzreim, sowie aus zwei reimlosen Versen. Diese Abwechslung der Reimschemen ratifiziert ihren Wahnsinn. Die folgende Textpassage „Es ist eben geschehn!“ (V.4584) akzentuiert, dass sich Gretchen ihren Schuldgefühlen hingibt und verabschiedet sich indirekt von Faust, indem sie sagt „Wir werden uns wiedersehn;/ Aber nicht beim Tanze.“ (V.4585 f.). Der Tanz steht hierbei als Metapher für ihren Hochzeitstanz und offenbart Faust somit, dass sie ihn nicht zum Mann nehmen wird, ihm aber entgegengesetzt indirekt ein Wiedersehen nach dem Tod anbietet. Die darauffolgende metaphorische Textpassage „Die Menge drängt sich, man hört sie nicht. / Der Platz, die Gassen/ Können sie nicht fassen“ (V. 4587 ff.) steht für das Volk und somit das Publikum der Hinrichtung. Gretchen malt sich aus, dass dieses von ihren Taten schockiert sein muss, da diese nicht den Moralvorstellungen ihres Volkes entsprechen (vgl. V. 4589). Die darauffolgende Aussage „Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht“ (V. 4590) akzentuiert Gretchens Erkenntnis, dass ihre Zeit der Hinrichtung gekommen ist, wobei die Personifikation „Die Glocke ruft“ (ebd.) ihre abgelaufene Lebenszeit verkörpert. In den daraus resultierenden Versen nimmt Gretchen in einer detaillierten Vision bzw. Wahnvorstellung ihr Leid vorweg (vgl. V.4591 ff.). Dies wird durch den Neologismus „Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt“ (V.4592), wie des Weiteren durch den Chiasmus „Schon zuckt nach jedem Nacken/ Die Schärfe, die nach meinem zückt“ (V. 4593 f.), untermalt. Hierbei stehen die Gegenstände „Glocke“ (V. 4590), „Stäbchen“ (ebd.) und „Blutstuhl“ (V. 4592) als Hinweise auf Rituale im Zusammenhang mit der Hinrichtung. Ihre Vision endet mit dem Vergleich „Stumm liegt die Welt wie das Grab!“ (V.4595), welcher den baldigen Tod und die daraus folgende Todesruhe hervorheben soll, wie ebenso Gretchens Empfinden keine Möglichkeit mehr zu sehen, dem Tod zu entkommen. Gretchen projiziert hierbei ihren eigenen Tod auf die ganze „Welt“ (ebd.) und akzentuiert somit, dass sie diesen der ganzen Menschheit zuschreibt, indem Gretchen ihre eigene Persönlichkeit zu der Gattung Mensch erweitert.

Basierend auf der Analyse, kommt man zu dem Ergebnis, dass Gretchen ihren Tod schon vor Augen hat und dies ihre, durch Gretchens übermächtiges Angstgefühl verursachte Verrücktheit, hervorhebt.