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Vogt, "Auktoriale Erzählsituation"
Inhaltsverzeichnis |
Sarah
Der Auszug „Auktoriale Erzählsituation“(S. 30-32) aus Jochen Vogts wissenschaftlichen Sachbuch „Aspekte erzählender Prosa“, welches 1979 in Opladen veröffentlicht wurde, thematisiert die Mittel eines Autors zur Schaffung eines auktorialen Erzählers.
Der Sachtext beginnt mit einer Aussage, die anfangs ohne Zusammenhang zu sein scheint, sich jedoch im Verlauf als Romanbeginn entpuppt. So setzt Vogt mit „Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen, - nicht um seinetwillen (denn der Leser wird einen einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Menschen in ihm kennenlernen)“(Z. 1 ff. ) ein, was, wie auch die darauf folgenden Sätze aus „Der Zauberberg“ von Mann stammt. Hierin wird zunächst ohne weitere Erläuterung, welche jedoch im Anschluss folgt, eine Erzählung angesprochen, die vom sogenannten „Hans Castorp“(ebd. ) handelt. Da der Erzähler dieser Geschichte jedoch im Gegenteil dazu, von sich allein als Erzähler dieser Geschichte zu sprechen, mit dem Personalpronomen „wir“(Z. 1) bezüglich der erzählenden Person einsetzt, wird eine gewisse Nähe deutlich, die der Autor dadurch vom Erzähler zum Leser schafft. So nennt er in Bezug auf die darauf folgende antithetische Weiterführung der Aussage: „sondern um der Geschichte willen, die uns in hohem Grade erzählenswert scheint“(Z. 3 f. ) den Charakter des Hans Castorps. Eben die funktionale Nutzung dieser Art Einwand des Erzählers ist letztlich Grund für den Leser, dies als erzähltechnisches Mittel festzumachen, welches Vogt innerhalb seiner späteren Aussagen intendiert. Zu eben dieser Anmerkung passen auch insbesondere die folgenden, in Klammern gesetzten, Anmerkungen, welche den Text sehr direkt und lesernah wirken lassen. Mit eben einer solchen Anmerkung führt der Erzähler so auch seine eben zuletzt angeführte Aussage mit den lindernden Worten „(wobei zu Hans Castorps Gunsten denn doch erinnert werden sollte, dass es seine Geschichte ist, und dass nicht jedem jede Geschichte passiert)“(Z. 4 f. ) fort, indem er diese zur Bekräftigung der Plausibilität seiner Aussagen nutzt, jedoch dabei völlig von der eigentlich Handlung und somit der Figur des Romans abschweift. Dies bezüglich erzählt der Erzähler allein die Funktion einer Geschichte und verallgemeinert diese dadurch insgeheim. So diene die Geschichte einer Person sowie die Person selbst in Erzählungen letztlich nur der Erzählung selbst und nicht der Person. Es sei schlichtweg eine Erinnerung an eben diese Person.
Im folgenden geht er dann anhand äußerst bildlicher Sprache, die Mann als Autor insgesamt sehr zu Nutzen weiß, erneut auf die zu Beginn genannte Geschichte ein. So sei diese „sehr lange her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen“(Z. 5 ff. ). Mann, oder eher der Erzähler, unterstreicht hierin besonders das Alter der Geschichte anhand der Metapher „historischem Edelrost“(ebd. ), durch welches er zu seiner nächsten These überleitet, indem er durch die Notwendigkeit der „tiefsten Vergangenheit“(Z. 7) als Erzählzeit eine Art hyperbolische Zugehörigkeit ausdrückt, die zugleich im Superlativ deutlich wird. So nutzt er innerhalb seiner Argumentation erzähltechnische Mittel, die zum Verständnis des Lesers beitragen und durch Sprache und Form die Aussage enthalten. Die wäre hier, die Intention der Zeitform des Präteritums als einzig richtige Erzählzeit. Dies führt er mit der Antithese von „Nachteil“(Z. 8) und „Vorteil“(Z. 8) fort, wobei er die Notwendigkeit des Präteritums als Vorteil ansieht, was in der Aussage „denn Geschichten müssen vergangen sein, und je vergangener […], desto besser“(Z. 8 f. ) deutlich wird. Besonders positiv sei das Präteritum, so der Erzähler, für „den raunenden Beschwörer des Imperfekts“(Z. 10), womit er metaphorisch den allgemeinen Erzähler oder indirekt sich selbst meint, der den Imperfekt nutzt, sowie für die Geschichte selbst (vgl. Z. 10). Dass er diesen Nutzen dabei als positiv akzentuiert, erklärt sich in seiner Zusammenführung von „je vergangener […], desto besser“(Z. 9).
Insgesamt werden innerhalb dieses Textbeispiels viele Anmerkungen des Erzählers erkennbar, in welchen er von Geschichten und deren Merkmalen spricht sowie seine Meinung zu diesen Merkmalen äußert.
Auf diesen äußerst von Anmerkungen geprägten und metaphorischen Sinnabschnitt folgt ein eher sachlicher Sinnabschnitt, welchen Vogt mit einer Bezugnahme auf den obigen Ausschnitt aus „Thomas Manns Roman ‚Der Zauberberg‘ von 1924“(Z. 12) einleitet. Dabei zeuge „Schon der erste Satz […] von einer völlig anderen Erzählsituation“. Diese These erläutert er wie folgt näher: „Die Spuren des Erzähltwerdens sind in diesem Text so zahlreich und deutlich, dass man versucht sein könnte, ‚die Anwesenheit eines persönlichen, sich in Einmengungen und Kommentaren zum Erzählten kundgebenden Erzählers‘ zu behaupten“(Z. 13 ff. ). Hierin spricht Vogt von Anmerkungen des Erzählers in der Geschichte selbst, welche von einem Erzähler zeugen, der dem Leser nah erscheint. Rückschauend auf den ersten Abschnitt, hat so auch Vogt dies genutzt, um dem Leser Nähe zu vermitteln. Somit erläutert er hierin die Erzählstrategien eines Autors zur Verkörperung eines auktorialen Erzählers, auf welchen sich der Sachtext bezieht, anhand von eigener Nutzung dieser sowie Verwendung eines Beispiels. So sei der eben benannte Erzähler „nicht als Handlungsfigur“(Z. 16) festzumachen, wirke jedoch wie eine agierende Person, die „sich nur durch die Erzählweise und etwa das Personalpronomen ‚wir‘ zu verraten scheint“(Z. 17 f. ). Eben die hier angesprochenen Faktoren wendet auch Mann innerhalb seiner metaphorischen Sprache sowie der Verwendung von Personalpronomen im ersten Sinnabschnitt an. Anhand der adversativen Konjunktion „sondern“(ebd. ) wird außerdem eine Distanz zwischen handelnden Personen und Erzähler deutlich, die Vogt hierin, wie auch seine restlichen Thesen des Textes, durch einen hypotaktischen Syntax zum Ausdruck bringt. Um daraufhin jedoch noch einmal einen Bezug zum Personalpronomen „wir“ herzustellen, verifiziert er seine These durch „Käte Hamburger“(Z. 18), welche „‚eingestreute Ich-Floskeln‘“(Z. 18 f. ) als „Kunstmittel des wahren Erzählers (= Autor)“(Z. 20) wahrnehme, da diese „den ‚Anschein‘ einer fiktiven Erzählerexistenz erwecken“(Z. 19 f. ). Somit schaffe ein Autor einer Erzählung durch die Verwendung von Personalpronomen eine gewisse Nähe von Erzähler zu Leser, die zugleich in der Personalisierung des eigentlich übersehenden Erzählers mitspielt.
Im gleichen Abschnitt, wobei hier ein neuer Sinnabschnitt anknüpft, geht Vogt auf den Komplex und das „Zusammenwirken zahlreicher solcher Kunstmittel“(Z. 21) ein. Aus diesen entstehe so letztlich „die ‚auktoriale Erzählsituation‘“(Z. 22) nach Stanzel, somit ein übersehender Erzähler, der übermächtig und allwissend sei (vgl. Z. 23). Zudem erzähle ein auktorialer Erzähler „souverän, d.h. er überblickt den gesamten zeitlichen Ablauf der Geschichte“(Z. 24 f. ), was von seiner Allwissenheit zeugt, die er zudem „in Rückwendungen und Vorausdeutungen“(Z. 25), was hier antithetisch gegenüberstehend erneut vom Zeitraum spricht, über den der Erzähler Bescheid weiß, zeigt. So nutze er Vorausdeutungen und Rückwendungen wie beispielsweise im zuvor angeführten Textbeispiel, welches Vogt im folgenden analysiert. So rede der Erzähler in eben diesem Beispiel des Romans „von Personen und Ereignissen, die erst noch zu erzählen sind“(Z. 26 f. ), somit Hans Castorp und dessen Leben. Akkumulierend geht Vogt darauf folgend so auch auf die, von Mann verwendeten, „Erzählereinmischungen, Anreden an den Leser, reflektierende Abschweifungen“(Z. 27 f. ) ein. Dabei habe der obige Text allein die „die epische Zeitangabe: ‚ Die Geschichte Hans Castorps… ist sehr lange her‘“(Z. 30) inne und bestehe sonst nur aus „erläuternden Einmischungen […], Bezugnahmen auf den Leser […] und schließlich […] eine[r] vom erzählten Geschehen sich lösende, allgemeingültige Erörterung“(Z. 30 ff. ). Eben diese Abschweifung weite so das Geschehen aus und können es „zu essayistischen Partien anschwellen“(Z. 36) lassen, sodass nebensächliche Unterthemen bis ins Detail ausdifferenziert würden. Besonders häufig werde als derartige Abweichung so, wie es anhand der vorliegenden Textstelle aus „Der Zauberberg“ deutlich wird, „das Problem des Erzählens selber“(Z. 37) thematisiert und als Mittel des Autors genommen, den Erzähler auszudrücken. So bezieht sich der Erzähler darin, wie oben analysiert, auf Tempus und Funktion der Geschichte, bevor er diese überhaupt zu erzählen beginnt.
Zusammenfassend stellt Vogt innerhalb seines Sachtextes anhand der allgemeinen Analyse eines Textauszugs aus Thomas Manns „Der Zauberberg“ die Mittel des Erzählens zur Schaffung eines Erzählers, der zugleich lesernah und allwissend ist, dar und intendiert so besonders Anmerkungen in Erzählungen sowie Personalpronomen als eben diese Mittel. Sprachlich sorgen dabei Hypotaxe, wie auch eine alltägliche Sprache zur detailgetreuen Erläuterung seiner Thesen sowie zum Verständnis des Lesers.
(Mögliche inhaltliche Fehler in Bezug auf Textauszug (Z. 1-10), da dieser anfänglich missverstanden wurde.)
Lorena
Bei dem vorliegenden Text mit dem Titel „Auktoriale Erzählsituation“, verfasst von Jochen Vogt und veröffentlicht im Jahr 1979 in Opladen, handelt es sich um einen Auszug aus dem Sachbuch „Aspekte erzählende Prosa“. Thematisiert wird die Bedeutung des auktorialen Erzählers.
Die zu analysierende Textstelle setzt mit der Äußerung „Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen“ (Z. 1) ein. Hans Castorp ist der Protagonist des Romans „Der Zauberberg“, verfasst von Thomas Mann und veröffentlicht im Jahre 1960 in Frankfurt am Main. Vogt beschreibt den Protagonisten aus Sicht des Lesers als einen „einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Mann“ (Z. 2). Jedoch steht nicht die Figur Hans Castorps im Fokus des Autors sondern die Geschichte, die seiner Ansicht nach „in hohem Grade erzählenswert scheint“ (Z. 3 f.). Über die Geschichte bzw. geschilderte Handlung an sich äußert sich der Autor wie folgt: „diese Geschichte ist sehr lang her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen“ (Z. 5 f.). Mit der Metapher „historische[r] Edelrost“ (Z. 6) verdeutlicht der Autor welchen Wert er der Geschichte zuschreibt, da die Handlung einer alten Zeit entstammt und dennoch von Bedeutung für die heutige Zeit ist. Diese Ansicht führt er weiter aus, indem er erläutert, dass „Geschichten […] vergangen sein [müssen], und je vergangener, könnte man sagen, desto besser für sie in ihrer Eigenschaft als Geschichten und für den Erzähler, den raunenden Beschwörer des Imperfekts“ (Z. 9 ff.). Vogt ist der Meinung, dass gute Geschichten alt oder zumindest alt geschrieben werden müssen. Er schreibt ebenso dem auktorialen Erzähler zu, dieser sei der „raunende[.] Beschwörer des Imperfekts“ (Z. 11), was verdeutlicht, dass der Autor der Meinung ist, dass eine Aufgabe des auktorialen Erzählers die Darstellung der Zeit ist. Dieser erste Abschnitt bildet die Einleitung sowie die erste These der Thematik und gibt dadurch bereits zu Beginn die Ansichten des Autors wieder. Ebenso ist auffällig, dass dieser Abschnitt kursiv gedruckt ist und sich somit vom restlichen Text abhebt.
Im zweiten Abschnitt bezieht sich Vogt auf den zuvor erwähnten Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Er beginnt den Roman zu analysieren mit der Aussage der erste Satz zeuge „von einer völlig anderen Erzählsituation“ (Z. 12 f.). Er geht zunächst nicht näher auf seine These ein, sondern erläutert die generelle Erzählstruktur des Textes. Diese bezeichnet der als „Die Spuren des Erzählenwerdens“ (Z. 13), welche seiner Ansicht nach in diesem Roman „zahlreich und deutlich ausgeprägt“ (Z. 14) sind. Um seine These zu belegen führt Vogt daraufhin ein Zitat aus dem Sachbuch „Typische Formen des Romans“, verfasst von F. K. Stanzel und veröffentlich im Jahre 1981 in Göttingen, an. Das Zitat schildert, dass der Erzähler durch Kommentare und wertende Beschreibungen den Anschein einer eigenen Persönlichkeit vermitteln kann. Im weiteren Verlauf knüpft Vogt an dieses Zitat an und zeigt auf, dass der „‘Erzähler‘ nicht als Handlungsfigur erscheint“ (Z. 16), sich aber stattdessen „durch die Erzählweise und […] das Personalpronomen ‚wir‘“ (Z. 17) zu erkennen gibt. Die verwendeten Personalpronomen sollen das Erscheinungsbild einer „fiktiven Erzählerexistenz“ (Z. 19) darstellen. Dieser fiktive Erzähler soll als „Kunstmittel des wahren Erzählers (=Autors)“ (Z. 20) dienen und diesen somit zum Teil der Handlung werden lassen. Den Rückbezug zum Roman stellt Vogt durch die zuvor erwähnte Erzählweise und die Personalpronomen her. Kunstmittel wie beispielsweise der fiktive Erzähler sollen laut dem Autor Teil dessen sein „was Stanzel als die ‚auktoriale Erzählsituation‘“ (Z. 21 f.) bezeichnet. Der Umstand, dass Vogt wiederholt eine Passage aus Stanzels Sachbuch zitiert, verdeutlicht, dass er den Leser mit einer zweiten fachlichen Meinung zu überzeugen versucht. In den nachfolgenden Zeilen benennt der Autor die Funktion des auktorialen Erzählers. Dieser ist in erster Linie durch „‘Allwissenheit‘“ (Z. 23) gekennzeichnet, welche er „beim personalen Erzählen weitgehend ‚unterschlägt‘“ (Z. 23), weiterhin zeichnen sich seine Worte durch Souveränität (vgl. Z. 24), sowie durch „Rückwendungen und Vorausdeutungen“ (Z. 25) und die Tatsache, dass er in der Lage ist „bereits von Personen und Ereignissen [zu sprechen], die erst noch zu erzählen sind“ (Z. 26 f.) aus. Weiterhin führt Vogt auf, dass „Dem Gang des Geschehens […] Erzählereinmischungen, Anreden an den Leser [und] reflektierende Abschweifungen beigefügt [werden]“ (Z. 27 f.).
Carina
Der vorliegende Auszug „auktoriale Erzählsituation“, welcher aus dem Werk „Aspekte erzählender Prosa“ von Jochen Vogt verfasst und in dem Jahre 1979 in Opladen veröffentlicht, entnommen wurde, behandelt das Thema der auktorialen Erzählweise.
Der Sachtext beginnt mit einem Auszug aus „Der Zauberberg“ welcher von Thomas Manns verfasst wurde. Zunächst steht der Auszug ohne jeglichen Zusammenhang. Allerdings wird, durch die Benutzung des Personalpronomens „wir“ (Z.1), der Leser schon anfangs in das Geschehen involviert, weshalb der Text sehr lesernah wirkt. Thomas Manns richtet seinen Text jedoch nicht an den Protagonisten Hans Castorps, sondern an die Funktionalität „wobei zu Hans Castorps Gunsten denn doch erinnert werden sollte, dass es seine Geschichte ist, und dass nicht jedem jede Geschichte passiert“ (Z.4f.).Diese sei laut Manns metaphorisch „mit historischem Edelrost überzogen“ (Z.6), was die Altertümlichkeit der Geschichte hervorhebt und diese es laut dem Autor notwendig macht, sie „unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen“ (Z.6f.). ). Um den Vorteil der Vergangenheit zu betonen benutzt er die Steigerung „und je vergangener […], desto besser für sie in ihrer Eigenschaft als Geschichten“ (Z.9f.). Diese Behauptung setzt er in der Antithese „kein Nachteil für eine Geschichte, sondern eher ein Vorteil“ (Z.8) fort, wobei er die Benutzung der Zeitform Präteritum als Vorteil für den Erzähler, welcher hier als „raunenden Beschwörer des Imperfekts“ (Z.10) bezeichnet wird, sowie für die Geschichte selbst sieht.
Zu Beginn seines Sachtextes greift Jochen Vogt das oben zitierte Textbeispiel aus „Der Zauberberg“, verfasst von Thomas Manns, auf, indem Vogt behauptet, dass jene „von einer völlig anderen Erzählsituation [zeugt]“ (Z.11ff.). Diese These belegt er daran, dass in dem Roman das Erzählen überwiegt. Zur Visualisierung seiner Behauptung, verwendet er ein Zitat von dem Autor Stanzel, welches er aus dem Werk „Typische Formen des Romans“ übernimmt (vgl. Z.13ff.). Das Zitat beschreibt, dass der Erzähler durch Kommentare als eine eigene Persönlichkeit wirken kann. Des Weiteren geht Jochen Vogt davon aus, dass „dieser ‚Erzähler‘ nicht als Handlungsfigur erscheint, sondern sich nur durch die Erzählweise und etwa durch das Personalpronomen „wir“ zu verraten scheint“ (Z.16ff.). Die Tatsache, dass er den Erzähler in Anführungszeichen setzt akzentuiert, dass ein auktorialer Erzähler kein typischer ist, da er in dem Geschehen keine agierende Person darstellt. Schon nach der Betrachtung des ersten Abschnittes, fällt die alltägliche Wortwahl des Autors auf, welche zu dem Verständnis seines Textes beiträgt. Des Weiteren erläutert Jochen Vogt das auktoriale Erzählverhalten an der Erkenntnis von der Fachperson Käte Hamburger, einer deutschen Professorin und Germanistin. Ihre Theorie ist, dass Kunstmittel des Autors „ „eingestreute Ich-Floskeln wie ich, wir unser Held u.a.“ nur den „Anschein“ einer fiktiven Erzählerexistzenz erwecken sollen“ (Z.18ff.). Durch die Benutzung des Pronomens „wir“ (Z.18) wird eine vertraute Atmosphäre, sowie ein Gefühl von Zugehörigkeit entfacht, da sich Jochen Vogt hier mit den Lesern gleichstellt und sie in seinen Sachtext mit einbezieht.
Jochen Vogt meint, dass das auktoriale Erzählen auf der Kooperation verschiedenster Kunstmittel basiert (vgl. Z.21f.). Ein wichtiges Merkmal sei dabei der Gebrauch von Allwissenheit durch den Erzähler, „die er etwa beim personalen Erzählen weitgehend ‚unterschlägt‘“ (Z.23). Des Weiteren geht Jochen Vogt davon aus, dass der Erzähler selbstsicher die Geschichte wiedergibt, wobei er nicht durch Rückwendungen und Vorausdeutungen die Handlung unterbricht (vgl. Z.24f.). Um diese Behauptung zu untermauern bezieht Vogt sich auf das Leitbeispiel „Der Zauberberg“. Er macht deutlich, dass in diesem Text der Erzähler „von Personen und Ereignissen [spricht], die erst noch zu erzählen sind“ (Z.26f.) und somit eine Vorausdeutung darstellt. In dem Zusammenhang mit dem Beispiel stellt der Protagonist Hans Castorps die noch zu schildernde Person dar. Um weitere Merkmale des auktorialen Erzählens aufzugreifen, benutzt Jochen Vogt die Akkumulation „Erzählereinmischungen, Anreden an den Leser, reflektierende Abschweifungen“(Z.27f.). Dabei bezieht er sich zur Visualisierung auf den oberen Text , indem er erläutert, dass „der Beispieltext […] als Geschehenskern im Grunde nur die epische Zeitgabe [enthält] […], die dann durch erläuternde Einmischungen […], Bezugnahmen auf den Leser […] und schließlich durch Abschweifungen, d.h. eine vom erzählten Geschehen sich lösende, allgemeingültige Erörterung […] sehr stark ausgeweitet wird“ (Z.28ff.). Diese Abschweifungen, die sich „bis zu regelrecht essayistischen Partien anschwellen“ (Z.35f.), können das Geschehen so ausweiten, dass jedes irrelevante Ereignis bis in das kleinste Detail beschrieben werde. Dabei sei das Problem des Erzählers, ein begehrtes auktoriales Mittel. Diese Aussage belegt er erneut an dem oberen Beispieltext, so heißt es in seinem Sachtext „wie auch hier“ (Z.37) und akzentuiert, dass sein Beispieltext adäquat auf sein Thema passt. Sprachlich auffällig ist in diesem Textabschnitt der von Jochen Vogt verwendete hypotaktische Syntax, um seine erklärende Rolle zu verdeutlichen sowie seinen komplexen Gedankengang detailliert darzustellen.
Des Weiteren sei die Dominanz des auktorialen Erzählens an der „Personenzeichnung, die sich der Innensicht bedient und somit […] Indizien der Fiktionalität liefert“ (Z.38ff.) festzumachen. Diese Behauptung schildert er an dem Leitbeispiel, was seinen Gedankengang verständnisvoll macht (vgl. Z.42ff.). Die Innensicht greift er nach der Anführung des Beispiels weiter auf, indem er sie sowie indirekte Rede als „zusätzliche Darstellungsformen auktorialen Erzählens“ (Z.47f.) bezeichnet. Diese seien so „wie ja auch die Einmischungen, Abschweifungen usw.“ (Z.47) wichtig für die Erzählung. Jochen Vogt greift somit essentielle Merkmale der auktorialen Erzählweise, welche er schon zuvor in seinem Sachtext geschildert hat nochmals auf, wodurch sein Text einprägsam wirkt. Im Gegensatz zu personalem Erzählen erläutert Jochen Vogt, dass sich der Leser zwischen der Distanz von Geschehen und Erzählen bewusst ist (vgl. Z.49ff.). Diese Behauptung erklärt er anhand des Leitbeispiels, bei welchem er zu dem Entschluss kommt, dass auch eingebaute ironische Passagen zu der Distanz beitragen können (vgl. Z54f.). Des Weiteren ist Jochen Vogt der Auffassung, dass „auktoriale Erzählhaltung weithin typisch für humoristische, aber auch für stark reflektorische Erzählprosa [ist]“ (Z.54f.). Da er diesen Entschluss aus dem Beispiel herausresultiert, akzentuiert dies, dass jenes geeignet für seinen Sachtext gewählt wurde und hebt eine gewisse Raffinesse des Autors hervor.
Sein letzter Textabschnitt wird mit der Erkenntnis „Allerdings wird die auktoriale Erzählhaltung innerhalb eines Werkes auch Elemente personalen Erzählens […] einschließen“ (Z.57f.) Dabei schränkt das gewählte Adverb „allerdings“(ebd.) seine Aussage zu der Bedeutsamkeit bzw. Funktionalität der auktorialen Erzählform ein, da nicht ein auktorialer Erzähler allein essentiell ist und nicht ohne personalen Erzählpassagen verwendet werden kann. Das Zusammenspiel von personalem und auktorialen Erzählen bezeichnet Vogt abschließen als „Idealtypen“ (Z.59).
Auf der Basis der hier vorliegenden Analyse kommt man zu dem Ergebnis, dass Jochen Vogt die Funktion und Merkmale des auktorialen Erzählens anhand des Leitbeispiels „Der Zauberberg“ von Thomas Manns erläutert. Dabei helfen alltägliche Sprache sowie der hypotaktischen Syntax zum Verständnis des detailgetreuen Textes bei.
Nina
Jochen Vogts Auszug „Auktoriale Erzählsituation“, aus seinem Roman „Aspekte erzählender Prosa“ aus dem Jahr 1979, behandelt die Bedeutung des auktorialen Erzählers sowie seine Merkmale.
Der erste Sinnabschnitt (Z.1-10) setzt mit dem Romananfang des von Thomas Manns geschriebenen Roman „Der Zauberberg“ von 1924 ein. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass der Textauszug neben „wir“ (Z.1), „die uns in hohem Grade erzählenswert scheint“ (Z.3f.) und „diese Geschichte ist sehr lange her“ (Z.5f.) weitere zahlreiche Merkmale des auktorialen Erzählverhaltens aufweisen. Dieser Abschnitt dient also als einleitendes Beispiel zur Veranschaulichung der Wirkung des auktorialen Erzählers.
Im folgenden Abschnitt legt Vogt die Merkmale mithilfe des Beispiels nochmals genauer dar. Das Adverb „schon“ (Z.12) aus der These „[s]chon der erste Satz aus Thomas Manns Roman ‘Der Zauberberg‘ von 1924 zeugt von einer völlig anderen Erzählsituation“ (Z.12f.) drückt aus, wie schnell am oben angeführten Beispiel zu erkennen ist, dass es sich um eine von gewöhnlichen Erzählformen unterscheidende Erzählart handelt, was wiederrum die Besonderheit der auktorialen Erzählers hervorhebt. Er behauptet damit, dass der auktoriale Erzähler eine, sich von anderen abhebende , Erzählsituation schafft, was durch die Steigerung „völlig andere[…]“ (ebd.) betont wird. Der Satzteil „die Spuren des Erzähltwerdens sind in diesem Text so zahlreich und deutlich ausgeprägt, dass man versucht sein könnte, ‘die Anwesenheit eines persönlichen, sich in Einmengungen und Kommentaren zum Erzählten kundgebenden Erzählers‘ zu behaupten […]“ (Z.13ff.) verdeutlicht zum einen, dass der Leser durch Merkmale wie „Kommentare[…]“ (ebd.) den Eindruck bekommt, der auktoriale Erzähler sei eine selbsthandelnde Figur im Geschehen. Zum anderen werden hierin die ersten beiden Merkmale des auktorialen Erzählers benannt, nämlich das Benennen der eigenen Meinung durch „Kommentare“ (ebd.) sowie das sich Einmischen in das Geschehen, erkennbar am Nomen „Einmengungen“ (ebd.). All dies wird unterstützt durch das Zitieren des Buches „Typische Formen des Romans“ aus dem Jahr 1981, dass von dem Literaturwissenschaftler Franz Karl Stanzel verfasst wurde. Das Zitieren eines Experten verleiht dem Sachtext Seriosität und Glaubhaftigkeit. Die Verwendung des „Personalpronomen[s] ‘wir‘“ (Z.17) ist ein weiteres Merkmal, dass den Erzähler „verr[ät]“ (Z.18), da es genauso vermuten lässt, der Erzähler sei mitten im Geschehen drin. Ironischerweise benutzt Vogt im darauffolgendem Satz ebenfalls das Personalpronomen „wir“ (Z.18) für die Verdeutlichung seiner These und als Beweis für das, was er zuvor anführte.
Darüber hinaus zitiert er wiederholt einen Literaturwissenschaftler, nämlich „Käte Hamburger“ (Z.18), die behauptet, dass „auch ‘eingestreute Ich-Floskeln wie ich wir, unser Held u. a.‘ nur den ‘Anschein‘ einer fiktiven Erzählerexistenz erwecken sollen, letztlich also Kunstmittel des wahren Erzählers (=Autors) sind“ (Z.18ff.). Den Eindruck zu haben der Erzähler sei dabei, ist also Mittel des künstlerischen Erzählens des Autors. Dass dieses Mittel vom Autor absichtlich verwendet wird, lässt das Zitat „‘eingestreute Ich-Floskeln‘“ (ebd.) vermuten. Anhand des Satzes „Aus dem Zusammenwirken zahlreicher solcher Kunstmittel entsteht, was Stanzel als die ‘auktoriale Erzählsituation‘ benannt hat“ (Z.21f.) lässt sich erkennen, dass ein Zusammenspiel dieser Merkmale von Nöten ist um von einer „‘auktoriale Erzählsituation‘“ (ebd.) reden zu können.