Achtung:

Dieses Wiki, das alte(!) Projektwiki (projektwiki.zum.de)
wird demnächst gelöscht.

Bitte sichere Deine Inhalte zeitnah,
wenn Du sie weiter verwenden möchtest.


Gerne kannst Du natürlich weiterarbeiten

im neuen Projektwiki (projekte.zum.de).

Fricke

Aus Projektwiki - ein Wiki mit Schülern für Schüler.
Wechseln zu: Navigation, Suche

Fricke: Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung

Analyse eines Sachtextes

Ziel der Analyse ist die Darstellung der Textaussagen auf inhaltlicher, formaler sowie sprachlicher Ebene, d. h. die Beantwortung der Fragen:

1. Was sagt der Text aus, wie lauten seine Textintentionen?

2. Was trägt sein Aufbau zum Verständnis bei?

3. Welche Sprache wird verwendet, was bedeutet diese für das Textverständnis?

Vorbereitung: Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, ggf. in SA gliedern)

Verschriftlichung

1. Einleitung

Themasatz (enthält Textart, z. B. Reportage, Kommentar, wissenschaftlicher Sachtext, Rezension, usw.), Titel, Autor, Quelle, Entstehungszeit (ev. Kontext der Epoche), Thema

2. Hauptteil (inhaltliche, formale und sprachliche Analyse)

Aufbau des Textes: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Themen/Funktionen Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird ausgesagt, was bedeutet das?), formal und sprachlich (Gedankenfolge, Wie wird es ausgesagt? Z. B. durch sprachliche Mittel, als These, Argument, Wertung, Verwendung von Zitaten?, Wortwahl, Was bedeutet diese sprachliche Form der Aussage für das Textverständnis?) wechselseitige Beziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form korrekte Zitierweise

3. Schluss

Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse, ggf. persönliche Einschätzung


MGeller

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, 1929 in Berlin, in der Epoche der „Neuen Sachlichkeit“ verfasst, bezieht sich auf die Deutung der Aktion der Marquise von O…, 1808 von Heinrich von Kleist verfasst.

Der Text lässt sich in sechs Sinnabschnitte unterteilen.

Im ersten Abschnitt (Z. 1 – 11) wird die Situation der Marquise von O… beleuchtet. Durch ihre Schwangerschaft muss die Marquise sich „erstmalig heftig der Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) widersetzen. Bereits mit den beiden Nomen „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“ (Z. 1) wird die zwiespältige Situation der Marquise deutlich. Der Autor ruft dem Leser die Problematik ins Gedächtnis, auf die er im weiteren Verlauf eingehen möchte.

Im nächsten Abschnitt (Z. 12 – 20) geht es um die Deutung der Aktion der Marquise. Der Autor deutet jene wie „eine Rückbesinnung auf Gott“ (Z. 13f.). Einerseits ist sie unschuldig und rein (vgl. Z. 15f.), da sie den Vater des Kindes wirklich nicht kennt. Andererseits ist „sie verloren“ (Z. 20), da sie eigentlich von ihren Eltern voll und ganz abhängig ist, in materieller und finanzieller Sicht.

Im dritten Abschnitt (Z. 21 – 30) beleuchtet Fricke noch einmal die problematische, aussichtslose Lage der Marquise und ihrer Kinder. Eigentlich ist es „das höchste Glück […], die Gewissheit, Mutter zu sein“ (Z. 21ff.). Allerdings ist es im Fall der Marquise nicht ganz unproblematisch. Durch diese Darstellung wird dem Leser die missliche Lage der Marquise nah gebracht. Jede „moralisch rettende Erklärung der Wirklichkeit liegt völlig außerhalb […] der Möglichkeit“ (Z. 26ff.). Die Marquise kann sich mit keiner Erklärung aus ihrer Lage befreien.

Im vierten Abschnitt (Z. 31 – 47) thematisiert der Autor seine detaillierte Deutung der Marquise und ihrer Reaktion in dieser Situation. Der Autor bezeichnet das, was die Eltern davon abhält der Marquise zu glauben, als einen „teuflischen Dämon[en]“ (Z. 32), der die Eltern beeinflusst und davon abhält, das Richtige zu denken (vgl. Z. 32ff.). Durch diese Metapher wird deutlich, dass die Marquise keine Unterstützung von ihren Eltern erhält. Als der Marquise dies selbst bewusst wird, bricht „eine Kraft hervor“ (Z. 38), die sie mächtig macht, sich und ihre Kinder zu retten. Sie kann sich nichts vorwerfen und vereint ihre Reinheit mit dem Glauben (vgl. Z. 42ff.), der sie dann von ihrer Familie abspaltet. Dies anfängliche aussichtslose Lage der Marquise sorgt nun für eine Rettung ihrer Kinder und ihr selbst, welche der Autor als verborgene Kräfte deutet.

Im vorletzten Abschnitt (Z. 49 – 68) charakterisiert der Autor das Verhalten der Marquise. Nach einer kurzen Einleitung erfolgt eine rhetorische Frage (vgl. Z. 52f.). Mit dem parallelen Satzanfang „Hier“ (Z. 54, 57) wird die Frage beantwortet. Die Marquise wird ebenso wie Kleist als ein „heroische[r] Mensch[…]“ Z. 50f.) bezeichnet. „[H]eroisch“ (ebd.), weil die Marquise etwas unternimmt, was Frauen zu dieser Zeit nicht gemacht haben. Frauen haben sich nicht der Autorität eines Mannes wiedersetzt. Die Marquise steht ihrem „Schicksal Auge in Auge gegenüber […]“ (Z. 59). Sie muss einen Weg finden, dieses zu verändern.

Im letzten Absatz (Z. 69 -78) werden die zuvor genannten Punkte noch einmal wiederholt und gefestigt. Der Autor beschreibt die Umänderung der Marquise als „Frömmigkeit“ (Z. 70) hinzu „heroische[r] Haltung“ (Z. 72), die durch ihre Umwandlung eine Rettung von sich und von ihren Kindern herbeiführt. Sie ist trotzdem bereit, sich dem Teufel zu unterwerfen, der ihre eigentlich netten Eltern zu einer schlechten Meinung überzeugt hat (vgl. Z. 76f.)

Zusammenfassend beschreibt der Autor also die heldenhafte Handlung der Marquise, um den Leser von ihrer Sinneswandlung zu überzeugen.