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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Textstelle eine zentrale Rolle in der Novelle spielt. Weiterhin zeigt die Textstelle verschiedene Charakterzüge der Marquise, z.B. ihre Angst vor Verstoß und dem Verlust ihrer Eltern, aber auch ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein, wenn es um ihre Kinder geht. Auch zeigen sich Dinge die ihr wirklich wichtig sind, ihre Familie, aber besonders ihre Kinder. Dies wird durch Stilmittel wie Metaphern oder auch Antithesen deutlich. Auch die wechselnde Zeitgestaltung trägt dazu bei.
 
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Textstelle eine zentrale Rolle in der Novelle spielt. Weiterhin zeigt die Textstelle verschiedene Charakterzüge der Marquise, z.B. ihre Angst vor Verstoß und dem Verlust ihrer Eltern, aber auch ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein, wenn es um ihre Kinder geht. Auch zeigen sich Dinge die ihr wirklich wichtig sind, ihre Familie, aber besonders ihre Kinder. Dies wird durch Stilmittel wie Metaphern oder auch Antithesen deutlich. Auch die wechselnde Zeitgestaltung trägt dazu bei.
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== '''Maya''' ==
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Die Novelle „Die Marquise von O...“, die von Heinrich von Kleist geschrieben und erstmals 1808 in der Literaturzeitschrift Phöbus erschienen ist, thematisiert die Wichtigkeit des hohen Ansehens in der Gesellschaft.
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Als der Ort im südlichen Italien, in der die Marquise in ihrem Elternhaus lebt, zur Zeit des Zweiten Koalitionskrieges von russischen Truppen überfallen wird, wird sie von Soldaten verschleppt und fast von ihnen vergewaltigt, was jedoch von einem russischen Offizier, dem Grafen von F..., verhindert werden kann. Er verscheucht die Soldaten und rettet die Marquise, woraufhin sie in Ohnmacht fällt. Die Marquise möchte sich bei dem Grafen bedanken, erhält jedoch bald die Nachricht, dass der Graph in einem Gefecht gefallen sei. Kurz darauf kommt der Graf jedoch zum Elternhaus der Marquise und hält um ihre Hand an, woraufhin sie ihn um Bedenkzeit bittet. Der Marquise geht es im Verlauf dieser Ereignisse immer schlechter, sodass sie einen Arzt kommen lässt, der eine Schwangerschaft feststellt, dem jedoch kein Glaube geschenkt wird, sodass sie eine Hebamme kommen lässt, die der Feststellung des Arztes jedoch zustimmt. Daraufhin verbannt der Vater der Marquise sie aus seinem Haus und die Marquise, was im folgenden Textauszug thematisiert wird. Die Marquise erkennt die Unmöglichkeit, ihre Familie von ihrer Unschuld zu überzeugen sodass sie eine Aufforderung an den Vater ihres Kindes, sich bei ihr zu melden, in die Zeitung setzt. Als ihre Eltern dies sehen beschließt die Mutter der Marquise, die Marquise auf die Probe zu stellen, wodurch sie die Unschuld der Marquise bemerkt und diese wieder zurück ins Elternhaus ziehen darf. Bald darauf kündigt sich der Vater des Kindes der Marquise an und es wird der Entschluss getroffen, dass die Marquise diesen Mann heiraten soll, als jedoch der Graf von F... erscheint ist die Marquise so enttäuscht von ihm, dass eine Hochzeit gegen den Willen der Marquise stattfindet. Erst bei der Taufe des Kindes wird der Graf wieder eingeladen. Bei dieser schenkt er dem Kind sein Testament, wodurch er von nun an öfter eingeladen wird und nach einem Jahr eine zweite Hochzeit zwischen der Marquise und dem Grafen erfolgt.
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Der Textauszug beginnt mit einer Inversion „Kaum war die Hebamme aus dem Zimmer, als [der Marquise] ein Schreiben von der Mutter gebracht ward“ (Z.1). Durch diese Inversion wird das Adverb „kaum“ (Z.1) hervorgehoben und so wird deutlich, dass es sehr schnell ging bis die Entscheidung des Vaters, was nach der Feststellung einer unehelichen Schwangerschaft der Marquise zu tun ist, getroffen war. So wird zudem klar, dass es nur einen richtigen Weg für ihn gab, sodass er nicht lange überlegen musste.
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Seine Entscheidung ist, dass die Marquise „unter den […] Umständen […] sein Haus verlasse[n]“ (Z.2f.) solle. Zudem hofft er, „daß ihm Gott den Jammer ersparen werde, sie wieder zu sehen“ (Z.3f.). Dies zeigt die große Enttäuschung des Vaters und auch seine Wut gegenüber der Marquise. Vielleicht wird so jedoch auch klar, dass er die Marquise auf Grund seines Ansehens in der Gesellschaft wegschicken musste und ihm diese Entscheidung selber schwergefallen ist, weswegen er hofft, die Marquise nicht mehr sehen zu müssen und diese Worte deswegen so deutlich in den Brief an die Marquise schreibt.
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Das „verwischte Wort: diktiert“ (Z.5), dass in einer Ecke des Briefs steht, zeigt die Distanz, die jetzt zwischen der Marquise und ihren Eltern herrscht und macht deutlich, dass der Vater diese Zeilen nicht mal selber geschrieben hat, wodurch der Abschied sehr kalt und unpersönlich erscheint. So wird zudem deutlich, dass der Vater mit der Marquise nichts mehr zu tun haben möchte.
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Die Personifikation „Der Marquise stürzte der Schmerz aus den Augen“ (Z.5f.) zeigt die Trauer der Marquise und ihre Enttäuschung über den „Irrtum ihrer Eltern“ (Z.6) und darüber, dass der Vater ihr die Worte nicht selber sagen oder schreiben konnte. Jedoch verurteilt sie ihre Eltern nicht was deutlich wird, da sie sie als „vortreffliche Menschen“ (Z.7), die zur „Ungerechtigkeit […] verführt wurden“ (Z.7), bezeichnet.
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Sie „wankte nach den Gemächern ihres Vaters“ (Z.8), vor denen sie „sank, [da] [...] die Tür verschlossen“ (Z.8f.) war. Die Verben „wankte“ (Z.9) und „sank“ (Z.9) zeigen die Kraftlosigkeit und Verzweiflung der Marquise. Als ihr Bruder aus dem Zimmer trat rief die Marquise: „ ,mein liebster Bruder!' “ (Z.12), was ihre Unterordnung unter ihrem Bruder und ihre weiter bestehende, wenn auch sehr kleine, Hoffnung auf Vergebung zeigt. Als sie sich ins Zimmer gedrängt hatte rief sie zu ihrem Vater: „ ,mein teuerster Vater' “ (Z.13). Der Parallelismus und die Steigerung zeigen die Ehrfurcht der Marquise vor ihrem Vater und ihre Unterwürfigkeit unter ihm. Zudem wird die Angst deutlich, mit der sie um Verzeihung bittet.
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Der Vater jedoch „wandte ihr […] den Rücken zu, und eilte in sein Schlafgemach“ (Z.14), in dem das Schließen der Türe von dem „Jammern und Flehen“ (Z.15f.) der Marquise verhindert wurde. Dies zeigt die Unmöglichkeit der Vergebung des Vaters in dieser Situation und sein Streben nach Distanz zu der Marquise. Zudem wird auch das unermüdliche Bitten um Verzeihung der Marquise gegenüber ihrem Vater deutlich.
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Als ihr Vater „plötzlich nach“ (Z.16) gibt wirft die Marquise „sich ihm […] zu Füßen , und umfaßte zitternd sein Knie“ (Z.17f.). Dies zeigt die Unterordnung der Marquise unter ihren Vater und ihr Hoffen auf Verzeihung. Das Adjektiv „plötzlich“ (Z.16) lässt jedoch nicht darauf schließen, dass der Vater ihr unerwartet verzeiht, sondern es deutet eher auf eine bestimmte, jetzt bald erfolgende, Handlung des Vaters hin.
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Der Vater nimmt sich daraufhin eine Pistole und feuert einen Schuss ab, der „schmetternd in die Decke fuhr“ (Z.19). Danach ruft die Marquise „Herr meines Lebens!“ (Z.20), was die Wichtigkeit ihres Vaters für sie deutlich macht und zudem auf einen jetzt erfolgenden, endgültigen Abschied hinweist. Die Reaktion des Vaters zeigt vielleicht, dass er es nicht ertragen kann seine Tochter so zu sehen, jedoch weiß, dass es, aufgrund des Ansehens in der Gesellschaft, keinen anderen Weg für ihn gibt als seine Tochter wegzuschicken, weswegen er sich entscheidet, dass es besser ist wenn seine Tochter ihn hasst, damit sie dann freiwillig geht.
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Die Marquise „erhob sich leichenblaß von ihren Knien“ (Z.20), „eilte aus seinen Gemächern hinweg“ (Z.21f.), „zog ihre Kinder […] an, und ließ die Sachen  einpacken“ (Z.22f.). Dies zeigt ihre Fassungslosigkeit über die Reaktion des Vaters und dass dies für sie ausschlaggebend ist um nun wegzugehen. Sie ist erschrocken über seine Reaktion und hätte dies nicht erwartet. Zudem wird so ihre Enttäuschung über die Reaktion ihres Vaters deutlich.
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Als sie zur Abreise bereit war, überbrachte ihr Bruder einen Befehl ihres Vaters, dass sie die Kinder zurücklassen solle (vgl. Z.24ff.). Daraufhin antwortet die Marquise: „ ,Sag deinem unmenschlichen Vater, daß er kommen, und mich niederschießen, nicht aber mir meine Kinder entreißen könne' “ (Z.26f.). Das Possessivpronomen „deinem“ (Z.26) zeigt, dass ihre Enttäuschung über sein Verhalten so groß ist, dass sie ihn nicht mehr als ihren Vater bezeichnet. Dies wird von dem Adjektiv „unmenschlich“ (Z.26) verstärkt, dass nochmal die Grausamkeit und Kaltblütigkeit der Reaktion ihres Vaters und dem jetzt erteilten Befehl hervorhebt. Dass der Vater sie erst „niederschießen“ (Z.27) solle, bevor er ihr ihre „Kinder entreißen könne“ (Z.27) zeigt, ihre Wut und die Verachtung ihres Vaters.
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Danach fuhr sie, mit dem „Stolz der Unschuld gerüstet, […] ab“ (Z.28f.). Vor der Reaktion ihres Vaters hatte die um Verzeihung gebettelt und war unterwürfig, obwohl sie um ihre Unschuld wusste, da sie hoffte so im Haus der Eltern bleiben zu können. Jetzt ist ihr Wille wie erloschen und sie fährt ohne Wehmut im Bewusstsein über ihre Unschuld fort.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der anfängliche Wunsch der Marquise, weiterhin im Elternhaus bleiben zu können, wofür sie ihren Vater anflehte und sich, als wäre sie schuldig unter ihm nieder kniete, durch die Reaktion ihres Vaters in den Stolz, unschuldig zu sein, gewandelt hat, mit dem sie jetzt selbstbewusst das Elternhaus, zusammen mit ihren Kindern, verlässt. Zudem wird die Wichtigkeit des hohen Ansehens in der Gesellschaft klar, da der Vater dafür seine eigene Tochter, die ein uneheliches Kind erwartet, verstößt.

Version vom 2. Mai 2020, 15:39 Uhr

Analyse Textauszug Kleist, Die Marquise..."


Julia

Die Novelle “Die Marquise von O…”,von Heinrich von Kleist geschrieben und erstmals im Jahr 1808 veröffentlicht, thematisiert die Auswirkung von Krieg auf die Menschen, sowie die Gesellschaftsordnung.

Im vorliegenden Textauszug (Z. 396-417), wird die Marquise von ihren Eltern verstoßen. Zu diesem Verstoß kam es, da die Marquise während des Krieges von russischen Soldaten umzingelt wurde, welche sie vergewaltigen wollten. Allerdings kam dann der russische Offizier, Graf F… und rettete die Marquise aus dieser Situation. Diese wurde allerdings ohnmächtig und Graf F… vergewaltigte sie, ohne dass außer ihm jemand etwas davon mitbekam. Der Marquise ging es von Zeit zu Zeit schlechter und sie fühlte sich wieder wie in ihrer zweiten Schwangerschaft. Aufgrund der Beschwerden, wurde die Marquise von einem Arzt untersucht, welcher bei ihr eine Schwangerschaft feststellte. Die Marquise war erstaunt und entsetzt und schwor ihrer Mutter, dass sie nicht schwanger sein könne. Aufgrund dessen, rufen sie eine Hebamme, welche ebenfalls eine Schwangerschaft feststellt. Die Eltern der Marquise fühlen sich belogen und hintergangen und verstoßen sie. Dieser Verstoß hat eine große Auswirkung auf das weitere Leben der Marquise. Aus diesem Ereignis folgt, dass die Marquise gemeinsam mit ihren Kindern umzieht. Sie ist sehr einsam und aufgrund dessen versucht sie den Vater ihres Kindes durch einen Artikel in der Zeitung zu finden. Der Vater, Graf F…, meldet sich, was zu einer ungewollten Hochzeit, von Seiten der Marquise, mit einem gewissen Abstand zwischen den beiden führt. Das Verhältnis zu den Eltern der Marquise bessert sich und auch der Graf F… versucht ein guter Vater für das Kind zu sein. Dadurch, dass sich der Graf F… und die Marquise nun öfters sehen, verlieben sie sich nach der Zeit und heiraten am Ende erneut. Diese Textstelle ist also eine zentrale Stelle der Novelle, da wenn die Marquise nicht verstoßen worden wäre, sie niemals einsam gewesen wäre und somit nicht den Vater ihres Kindes/ ihre späteren Mann gefunden hätte.

Der Vater der Marquise, Herr von G…, ist so enttäuscht von ihr, dass er ihr nicht einmal persönlich erklärt, dass er möchte, dass sie auszieht, sondern ihr ein “Schreiben” (Z. 1) bringen lässt. Auch der Fakt, dass er das Schreiben bringen lässt, drückt seinen Ärger und seine Enttäuschung aus, da er sie nicht mehr sehen möchte. Dies wird auch dadurch ausgedrückt, dass er in seinem Schreiben schreibt, dass er “hoffe daß ihm Gott den Jammer ersparen werde, sie wieder zu sehen.” (Z. 3f) Herr von G… tut dies, da er nach dem Willen der Gesellschaft handelt. Die Gesellschaft sieht es als falsch an, schwanger aber ohne Vater und nicht verheiratet zu sein. Man findet eine Antithese, wenn man die Gefühle von Tochter und Vater betrachtet. Dadurch, dass “[d]er Brief inzwischen von Tränen benetzt” (Z.4f) war, wird deutlich, dass die Marquise zutiefst verletzt und traurig ist. Ihr Vater allerdings, scheint sehr emotionslos zu sein, da er sich weder verabschiedet, noch sich die Mühe gegeben hat, den Brief selbst zu schreiben, was man an dem Wort “diktiert” (Z. 5) erkennt. Trotz allem ist die Marquise nicht wütend auf ihre Eltern, was man daran erkennt, dass sie sie noch immer als “vortreffliche[...] Menschen” (Z. 7) bezeichnet. Als sie zu ihrer Mutter gehen will, diese allerdings bei ihrem Vater zu sein schien, sieht sie dort angekommen, dass die “Türe verschlossen” (Z. 9) ist. Dies könnte man als Metapher dafür interpretieren, dass ihre Eltern die Marquise aus ihrem Leben ausgeschlossen haben. Die Marquise gibt aber nicht auf und versucht weiter die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erlangen indem sie weiterhin vor der Türe klagt, dort niedersinkt und einige Zeit dort verbleibt (vgl. Z. 8ff). Als dann ihr Bruder aus der Türe heraustritt um ihr zu sagen, dass ihr Vater sie nicht sehen will, läuft sie trotzdem in das Zimmer hinein (vgl. Z.13). Dies zeigt, dass die Marquise sehr entschlossen ist und sich über die Entscheidung ihrer Eltern hinwegsetzt. Der Vater zeigt immer mehr seine Entschlossenheit sie zu ignorieren und “wandte ihr, bei ihrem Anblick den Rücken zu” (Z. 14). Er versucht ins Schlafzimmer zu fliehen, aber die Marquise blockiert die Türe, solange bis er nachgab (vgl. Z. 16). Das Nachgeben könnte man auch wieder als Metapher deuten, dafür dass der Vater sie eigentlich nicht ganz von ihr abwenden möchte, es aber aufgrund der Gesellschaft tun muss. Wieder kehrt er ihr den Rücken zu (vgl. Z. 17). Dies deutet darauf hin, dass er sie aufgrund der Enttäuschung nicht ansehen will oder darauf, dass er sie nicht ansehen möchte, weil es ihn selbst schmerzt. Die Ernsthaftigkeit des Vaters in dieser Angelegenheit und sein Dringendes Bedürfnis danach, dass sie geht, zeigt sich darin, dass er kein wenig Gnade mit seiner Tochter hat, obwohl sie sich ihm “zu Füßen” (Z. 18) fallen lässt, sondern sogar “ein[e] Pistol[e] [nahm] [...] und der Schuß schmetternd in die Decke fuhr” (Z. 18f) um sie dazu zu bringen, endlich zu gehen. Ab dort findet man eine Zeitraffung des Textes, also dass die erzählte Zeit länger ist, als die Erzählzeit, was die ganze Situation sehr hektisch wirken lässt. Diese Zeitraffung zeigt auch die Angst und den Schreck der Marquise. Dies zeigt ebenso das Verb “eilte” (Z. 20), sowie dass sie “leichenblaß” (Z. 20) war vor Schreck. Die ganze Situation ändert sich und die Marquise will so schnell es geht von dort weg. Dies wird dadurch deutlich, dass sie “ihre Kinder eilfertig an [zog]” (Z. 22). Als dann ihr Bruder kommt und ihr mitteilt, dass ihr Vater “die Zurücklassung und Überlieferung von ihr fordert[...]” (Z. 25f), steht das Verhalten der Marquise im Kontrast zu ihrem Verhalten zuvor. Zuvor war sie ängstlich, traurig und schwach, jetzt aber baut sie sich auf und bezeichnet den Kommandanten als “unmenschlichen Vater” (Z. 26). Auch dies steht im Kontrast zu dem vorigen Lob an ihre Eltern (vgl. Z. 7). Das Wohl ihrer Kinder zu wie ihre Nähe zu ihr ist ihr sehr wichtig, was dadurch ausgedrückt wird, da sie ihrem Bruder erklärt, dass ihr Vater sie niederschießen könne, ihr aber nicht ihre Kinder wegnehmen könne (vgl. Z. 26f). Die Marquise ist nun nicht mehr schwach sondern “mit dem ganzen Stolz der Unschuld gerüstet” (Z. 27). Ihren Bruder scheint sie damit eingeschüchtert zu haben, da sie mit ihren Kindern ging “ihne daß der Bruder gewagt hätte, sie anzuhalten” (Z. 28f).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Textstelle eine zentrale Rolle in der Novelle spielt. Weiterhin zeigt die Textstelle verschiedene Charakterzüge der Marquise, z.B. ihre Angst vor Verstoß und dem Verlust ihrer Eltern, aber auch ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein, wenn es um ihre Kinder geht. Auch zeigen sich Dinge die ihr wirklich wichtig sind, ihre Familie, aber besonders ihre Kinder. Dies wird durch Stilmittel wie Metaphern oder auch Antithesen deutlich. Auch die wechselnde Zeitgestaltung trägt dazu bei.


Maya

Die Novelle „Die Marquise von O...“, die von Heinrich von Kleist geschrieben und erstmals 1808 in der Literaturzeitschrift Phöbus erschienen ist, thematisiert die Wichtigkeit des hohen Ansehens in der Gesellschaft.

Als der Ort im südlichen Italien, in der die Marquise in ihrem Elternhaus lebt, zur Zeit des Zweiten Koalitionskrieges von russischen Truppen überfallen wird, wird sie von Soldaten verschleppt und fast von ihnen vergewaltigt, was jedoch von einem russischen Offizier, dem Grafen von F..., verhindert werden kann. Er verscheucht die Soldaten und rettet die Marquise, woraufhin sie in Ohnmacht fällt. Die Marquise möchte sich bei dem Grafen bedanken, erhält jedoch bald die Nachricht, dass der Graph in einem Gefecht gefallen sei. Kurz darauf kommt der Graf jedoch zum Elternhaus der Marquise und hält um ihre Hand an, woraufhin sie ihn um Bedenkzeit bittet. Der Marquise geht es im Verlauf dieser Ereignisse immer schlechter, sodass sie einen Arzt kommen lässt, der eine Schwangerschaft feststellt, dem jedoch kein Glaube geschenkt wird, sodass sie eine Hebamme kommen lässt, die der Feststellung des Arztes jedoch zustimmt. Daraufhin verbannt der Vater der Marquise sie aus seinem Haus und die Marquise, was im folgenden Textauszug thematisiert wird. Die Marquise erkennt die Unmöglichkeit, ihre Familie von ihrer Unschuld zu überzeugen sodass sie eine Aufforderung an den Vater ihres Kindes, sich bei ihr zu melden, in die Zeitung setzt. Als ihre Eltern dies sehen beschließt die Mutter der Marquise, die Marquise auf die Probe zu stellen, wodurch sie die Unschuld der Marquise bemerkt und diese wieder zurück ins Elternhaus ziehen darf. Bald darauf kündigt sich der Vater des Kindes der Marquise an und es wird der Entschluss getroffen, dass die Marquise diesen Mann heiraten soll, als jedoch der Graf von F... erscheint ist die Marquise so enttäuscht von ihm, dass eine Hochzeit gegen den Willen der Marquise stattfindet. Erst bei der Taufe des Kindes wird der Graf wieder eingeladen. Bei dieser schenkt er dem Kind sein Testament, wodurch er von nun an öfter eingeladen wird und nach einem Jahr eine zweite Hochzeit zwischen der Marquise und dem Grafen erfolgt.


Der Textauszug beginnt mit einer Inversion „Kaum war die Hebamme aus dem Zimmer, als [der Marquise] ein Schreiben von der Mutter gebracht ward“ (Z.1). Durch diese Inversion wird das Adverb „kaum“ (Z.1) hervorgehoben und so wird deutlich, dass es sehr schnell ging bis die Entscheidung des Vaters, was nach der Feststellung einer unehelichen Schwangerschaft der Marquise zu tun ist, getroffen war. So wird zudem klar, dass es nur einen richtigen Weg für ihn gab, sodass er nicht lange überlegen musste.

Seine Entscheidung ist, dass die Marquise „unter den […] Umständen […] sein Haus verlasse[n]“ (Z.2f.) solle. Zudem hofft er, „daß ihm Gott den Jammer ersparen werde, sie wieder zu sehen“ (Z.3f.). Dies zeigt die große Enttäuschung des Vaters und auch seine Wut gegenüber der Marquise. Vielleicht wird so jedoch auch klar, dass er die Marquise auf Grund seines Ansehens in der Gesellschaft wegschicken musste und ihm diese Entscheidung selber schwergefallen ist, weswegen er hofft, die Marquise nicht mehr sehen zu müssen und diese Worte deswegen so deutlich in den Brief an die Marquise schreibt.

Das „verwischte Wort: diktiert“ (Z.5), dass in einer Ecke des Briefs steht, zeigt die Distanz, die jetzt zwischen der Marquise und ihren Eltern herrscht und macht deutlich, dass der Vater diese Zeilen nicht mal selber geschrieben hat, wodurch der Abschied sehr kalt und unpersönlich erscheint. So wird zudem deutlich, dass der Vater mit der Marquise nichts mehr zu tun haben möchte. Die Personifikation „Der Marquise stürzte der Schmerz aus den Augen“ (Z.5f.) zeigt die Trauer der Marquise und ihre Enttäuschung über den „Irrtum ihrer Eltern“ (Z.6) und darüber, dass der Vater ihr die Worte nicht selber sagen oder schreiben konnte. Jedoch verurteilt sie ihre Eltern nicht was deutlich wird, da sie sie als „vortreffliche Menschen“ (Z.7), die zur „Ungerechtigkeit […] verführt wurden“ (Z.7), bezeichnet. Sie „wankte nach den Gemächern ihres Vaters“ (Z.8), vor denen sie „sank, [da] [...] die Tür verschlossen“ (Z.8f.) war. Die Verben „wankte“ (Z.9) und „sank“ (Z.9) zeigen die Kraftlosigkeit und Verzweiflung der Marquise. Als ihr Bruder aus dem Zimmer trat rief die Marquise: „ ,mein liebster Bruder!' “ (Z.12), was ihre Unterordnung unter ihrem Bruder und ihre weiter bestehende, wenn auch sehr kleine, Hoffnung auf Vergebung zeigt. Als sie sich ins Zimmer gedrängt hatte rief sie zu ihrem Vater: „ ,mein teuerster Vater' “ (Z.13). Der Parallelismus und die Steigerung zeigen die Ehrfurcht der Marquise vor ihrem Vater und ihre Unterwürfigkeit unter ihm. Zudem wird die Angst deutlich, mit der sie um Verzeihung bittet. Der Vater jedoch „wandte ihr […] den Rücken zu, und eilte in sein Schlafgemach“ (Z.14), in dem das Schließen der Türe von dem „Jammern und Flehen“ (Z.15f.) der Marquise verhindert wurde. Dies zeigt die Unmöglichkeit der Vergebung des Vaters in dieser Situation und sein Streben nach Distanz zu der Marquise. Zudem wird auch das unermüdliche Bitten um Verzeihung der Marquise gegenüber ihrem Vater deutlich. Als ihr Vater „plötzlich nach“ (Z.16) gibt wirft die Marquise „sich ihm […] zu Füßen , und umfaßte zitternd sein Knie“ (Z.17f.). Dies zeigt die Unterordnung der Marquise unter ihren Vater und ihr Hoffen auf Verzeihung. Das Adjektiv „plötzlich“ (Z.16) lässt jedoch nicht darauf schließen, dass der Vater ihr unerwartet verzeiht, sondern es deutet eher auf eine bestimmte, jetzt bald erfolgende, Handlung des Vaters hin. Der Vater nimmt sich daraufhin eine Pistole und feuert einen Schuss ab, der „schmetternd in die Decke fuhr“ (Z.19). Danach ruft die Marquise „Herr meines Lebens!“ (Z.20), was die Wichtigkeit ihres Vaters für sie deutlich macht und zudem auf einen jetzt erfolgenden, endgültigen Abschied hinweist. Die Reaktion des Vaters zeigt vielleicht, dass er es nicht ertragen kann seine Tochter so zu sehen, jedoch weiß, dass es, aufgrund des Ansehens in der Gesellschaft, keinen anderen Weg für ihn gibt als seine Tochter wegzuschicken, weswegen er sich entscheidet, dass es besser ist wenn seine Tochter ihn hasst, damit sie dann freiwillig geht. Die Marquise „erhob sich leichenblaß von ihren Knien“ (Z.20), „eilte aus seinen Gemächern hinweg“ (Z.21f.), „zog ihre Kinder […] an, und ließ die Sachen einpacken“ (Z.22f.). Dies zeigt ihre Fassungslosigkeit über die Reaktion des Vaters und dass dies für sie ausschlaggebend ist um nun wegzugehen. Sie ist erschrocken über seine Reaktion und hätte dies nicht erwartet. Zudem wird so ihre Enttäuschung über die Reaktion ihres Vaters deutlich. Als sie zur Abreise bereit war, überbrachte ihr Bruder einen Befehl ihres Vaters, dass sie die Kinder zurücklassen solle (vgl. Z.24ff.). Daraufhin antwortet die Marquise: „ ,Sag deinem unmenschlichen Vater, daß er kommen, und mich niederschießen, nicht aber mir meine Kinder entreißen könne' “ (Z.26f.). Das Possessivpronomen „deinem“ (Z.26) zeigt, dass ihre Enttäuschung über sein Verhalten so groß ist, dass sie ihn nicht mehr als ihren Vater bezeichnet. Dies wird von dem Adjektiv „unmenschlich“ (Z.26) verstärkt, dass nochmal die Grausamkeit und Kaltblütigkeit der Reaktion ihres Vaters und dem jetzt erteilten Befehl hervorhebt. Dass der Vater sie erst „niederschießen“ (Z.27) solle, bevor er ihr ihre „Kinder entreißen könne“ (Z.27) zeigt, ihre Wut und die Verachtung ihres Vaters. Danach fuhr sie, mit dem „Stolz der Unschuld gerüstet, […] ab“ (Z.28f.). Vor der Reaktion ihres Vaters hatte die um Verzeihung gebettelt und war unterwürfig, obwohl sie um ihre Unschuld wusste, da sie hoffte so im Haus der Eltern bleiben zu können. Jetzt ist ihr Wille wie erloschen und sie fährt ohne Wehmut im Bewusstsein über ihre Unschuld fort.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der anfängliche Wunsch der Marquise, weiterhin im Elternhaus bleiben zu können, wofür sie ihren Vater anflehte und sich, als wäre sie schuldig unter ihm nieder kniete, durch die Reaktion ihres Vaters in den Stolz, unschuldig zu sein, gewandelt hat, mit dem sie jetzt selbstbewusst das Elternhaus, zusammen mit ihren Kindern, verlässt. Zudem wird die Wichtigkeit des hohen Ansehens in der Gesellschaft klar, da der Vater dafür seine eigene Tochter, die ein uneheliches Kind erwartet, verstößt.