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Kleine Aster

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G. Benn, Kleine Aster

Inhaltsverzeichnis

Anna

Das Gedicht „Kleine Aster“ stammt von dem deutschen Dichter und Mediziner Gottfried Benn und wurde 1912 in Berlin zusammen mit fünf weiteren Gedichten in dem Werk „Morgue“ veröffentlicht. Es thematisiert die Entindividualisierung des Menschen zur Zeit der Industrialisierung und lässt sich in die Epoche des Expressionismus einordnen.

Das Gedicht handelt von einer Obduktion, während welcher eine Blume im Mund der Leiche entdeckt und in diese eingenäht wird.

Das einzige, was man über die Leiche erfährt ist, dass der Mann „Bierfahrer“ (V. 1) ist, heutzutage würde man LKW-Fahrer sagen, der Bier transportiert. Schon zu Beginn stellt Benn einen Bezug zum Elendsalkoholismus des 20. Jahrhunderts her, da von „Bier[...]“ (ebd.) und dem Pejorativ „ersoffen“ (V. 1) die Rede ist. Letzteres beschreibt zwar die Todesursache des Fahrers –er ist ertrunken-, lässt sich jedoch auch mit Alkoholkonsum assoziieren. Für viele Menschen stellte der Alkohol zu dieser Zeit einen guten Weg zur Flucht vor der Realität dar, welche von Pauperismus, Schmutz und Arbeit geprägt war. Diese realistische Darstellung der Probleme der Industrialisierung war ein typisches Merkmal des Expressionismus, man wollte weg von der verklärten Darstellung einer Idealwelt und sich mit der Anonymität der Wirklichkeit auseinandersetzen. Diese wird in diesem Gedicht besonders dadurch deutlich, dass die eben genannten Aspekte die einzig genannten über die Person sind. Daraus, dass er unsensibel beschrieben auf die Autopsieoberfläche „gestemmt“ (V. 1) wird, lässt sich noch schließen, dass er ein korpulenter und schwerer Mann sein muss, mehr wird über ihn jedoch nicht gesagt. Diese Entpersonifizierung war ein wichtiger Bestandteil der Industrialisierung, in welcher der Mensch vornehmlich als Arbeitskraft und Produkt, nicht als bedeutsames Individuum gesehen wurde. Das Pronomen „irgendjemand“ (V. 2) deutet ebenfalls auf diese Anonymität hin. Es geht hier also nicht mehr, wie in der Romantik, um das Individuum und seine Bedürfnisse, sondern um die objektive Darstellung eines Vorgangs und die Beliebigkeit eines einzelnen Lebens.

Der Leiche wurde eine „dunkelhelllila Aster“ (V. 2) in den Mund gelegt. „Dunkelhelllila“ (ebd.) stellt hierbei sowohl ein Oxymoron oder ein Paradoxon, als auch einen Neologismus dar, welcher die Gegensätze hell und dunkel betont. Farben hatten im Expressionismus eine zentrale Funktion: über ihre Symbolhaftigkeit wurden Gefühle und Emotionen ausgedrückt. Die Farbe Lila im vorliegenden Gedicht steht für Leidenschaft, aber auch für Gegensätzlichkeit, da Lila aus den beiden Grundfarben Rot und Blau besteht. Die „dunkelhelllila Aster“ (ebd.) steht also metaphorisch für die Natur und Leidenschaft, für das Leben, welche nicht gerade Begriffe waren, welche die industrielle Phase prägten.

Nun wird das lyrische Ich zum ersten Mal erwähnt: In Vers 3 tritt es als Pathologe auf, welcher den ebengenannten Leichnam autopsiert. Dieser Vorgang wird wie ein Routinevorgang vollkommen nüchtern beschrieben und fortan nur noch einzelne Teile des Menschen genannt, wie „Zähne“ (V. 3), „Zunge und Gaumen“ (V. 7) und „Gehirn“ (V. 9). Diese emotionslose Beschreibung schafft eine kalte und nüchterne Atmosphäre in diesem Gedicht, welche im Gegensatz zu seinem Titel steht. „Kleine Aster“ (Titel) ist eine Verniedlichung der Blume, was eher auf ein harmonisches und romantisches Gedicht vermuten lässt.

Letztendlich legt das lyrische Ich die Aster „in die Brusthöhle“ (V. 10), sprich zum Herzen der Leiche. Die genannte „Holzwolle“ (V. 11) füllt den Innenraum des Ertrunkenen und dient dazu das Wasser aufzusaugen. Dies wird metaphorisch als „Vase“ (V. 13) bezeichnet, in welcher die Blume nun liegt. Das lyrische Ich versucht, obwohl es weiß, dass die Blume dadurch, dass sie gepflückt wurde sterben wird, die Aster am Leben zu erhalten, indem sie sich satt trinken solle (vgl. V. 13). Diese Personifikation betont die Wichtigkeit der Aster in diesem Gedicht ebenso wie das Ausrufezeichen am Ende der letzten beiden Sätze (vgl. V. 13, 15). Dass der Mensch als Vase dient lässt ihn von einem Wesen zu einem Gegenstand, einem Objekt werden, welcher lediglich einem bestimmten Zwecke dient. Die letzten fünf Verse können so gedeutet werden, dass erst im Tod wieder eine Verbindung zwischen Mensch und Natur hergestellt wird, vielleicht durch den Akt der Beerdigung, da diese Verbindung in der Industrialisierung vollkommen verloren ging. Es wird deutlich, dass das lyrische Ich diese Verbindung gern wiederherstellen würde, da es einerseits die Blume in die Nähe des Herzens legt, und andererseits versucht sie am Leben zu erhalten.

Dass dieses Gedicht von wenigen sprachlichen Mitteln bestimmt ist, ist der Epoche des Expressionismus zu schulden, da man sich von der Zeit der Romantik distanzieren wollte. Klarheit, Realismus und Anonymität standen jetzt im Fokus und Hauptthematiken waren der Tod, Krieg und die Stadt. Ebenfalls typisch war eine einfache und klare Form des Gedichtes, wie auch hier zu erkennen. Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 15 Versen, welche sowohl kein regelmäßiges Reimschema, als auch Metrum aufweisen, daher auch keine regelmäßigen Kadenzen enthalten. So trostlos wie die Form ist auch die Thematik, durch welche Benn persönliche Berufserfahrungen verarbeitet haben könnte, da ihn Tod und Medizin in seinem Beruf als Arzt an der Berliner Charité tagtäglich begleiteten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht „Kleine Aster“ sowohl thematisch, als auch formal die Zeit der Industrialisierung und die damit verbundene Epoche des Expressionismus wiederspiegelt. Die Entindividualisierung des Menschen und die Sicht auf ihn als Objekt oder Produkt bestimmt Benns Werk genauso, wie die verlorene Verbindung zwischen Mensch und Natur in einer Welt, die von Verarmung, Dreck und Arbeit geprägt war. Die kühle und distanzierte Atmosphäre, in welcher lediglich die Farbe Lila heraussticht, unterstreicht diese.

Vivien

Das Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn wurde 1912 veröffentlicht, gehört zu der Epoche des Expressionismus und thematisiert die Entmenschlichung nach dem Tod.

In dem Expressionismus wird sich vor allen Dingen mit der Problematik der Industrialisierung, der Entfremdung mit sich selbst und mit dem Tod und Zerfall beschäftigt. Die Expressionisten haben meist ein sozialkritisches und antinationalistisches Denken, was sie in ihren Werken zum Ausdruck bringen.

Vom Titel her könnte man annehmen, dass es sich um ein harmonisches Gedicht über die Natur handelt, doch schon ab dem ersten Vers wird der Leser mit dem Tod eines Menschen konfrontiert. Ein „ersoffener Bierfahrer“(V.1) wird auf den „Tisch gestemmt“(V.1). Der Bierfahrer, welcher von Beruf Bier auf einem Wagen transportieren muss, ist gestorben wird nun auf dem Obdunktionstisch behandelt. Da er als „ersoffen“(V.1) beschrieben wird, handelt es sich um eine Wasserleiche, doch der Grund für den Tod ist unbekannt und wird im Verlauf des Gedichtes auch nicht erläutert. Zudem hat das Verb einen schroffen Unterton und ist umgangssprachlich, woran man erkennen kann, dass das Lyrische Ich gefühlskalt ist und sich nicht wirklich für den Mann als Individuum interessiert.

Das Lyrische Ich geht seinem Beruf als Pathologe nach, was später noch deutlicher wird, wenn es seine Vorgehensweise beim Obduzieren beschreibt. Zunächst findet es eine „dunkelhelllila Aster“(V.2), welche dem Mann zwischen den Zähnen klemmt. Hierbei ist „dunkelhelllila“(ebd.) ein Paradoxon, da sie nicht beide Farbnuancen auf einem haben kann. Ab dem dritten Vers wird dann die Vorgehensweise des Lyrischen Ich beschrieben, da mehrmals das Personalpronomen „ich“(V.4,8,10) erwähnt wird und bedeutet, dass das Lyrische Ich aktiv etwas tut. Es schneidet also mit einem „langen Messer“(V.6) die „Zune und den Gaumen“(V.7) heraus. Durch das Adjektiv „lang“(ebd.) wird nochmals deutlich, dass es grob zu der Leiche ist und ohne jegliche Vorsicht vorgeht. Das er ohne Vorsicht vorgeht wird auch deutlich, als es die Aster ausversehen anstoßt (vgl. V.8.) und sie dadurch in das „nebenliegende Gehirn“(V.9) gleitet. In diesen Versen wird hauptsächlich eine medizinische Sprache verwendet, wodurch die Arbeit des lyrischen Ichs sehr realistisch dargestellt wird.

Das die Blume für das Lyrische Ich von Bedeutung steht, wird klar, als es diese in die „Brusthöhle“(V.10) des Mannes legt. Hier wird zum ersten mal eine sanfte Seite des lyrischen Ichs deutlich, weshalb die Blume und der Mensch einen Gegensatz bilden, da die Blume einen höheren Wert für das Lyrische Ich hat, als der Mensch. Das Lyrische ich legt die Aster zwischen die „Holzwolle“(V.11) , als eine Art geschützter Raum, da sie dort noch etwas Wasser erlangen kann, da die Wolle sich mit Wasser vollsaugt. Die Blume ist also nun in der Brust des anonymen Mannes, welcher von einem andern zugenäht wird (vgl. V.12). Danach folgt der erste Ausruf des Lyrischen Ichs welcher lautet: „Trink dich satt in deiner Vase“(V.13). Durch die Verwendung des Reflexivpronomens „dich“(ebd.) wird ein engerer Bezug zwischen Blume und Lyrischen Ich aufgebaut als zwischen dem Mann und ihm, da dieser keinmal direkt angesprochen wird. Zudem wird die Blume hier personifiziert und die „Vase“(ebd.) dient als Metapher für den menschlichen Körper. Da die Blume von ihren Wurzeln getrennt wurde, bedeutet dies, dass auch sie verkümmern wird. Das Lyrische Ich versucht nur den Tod der Blume weiter hinaus zu zögern. Zum Schluss folgt die Verabschiedung der Alster, bei der das Lyrische Ich betont, dass die Blume sanft ruhen solle (vgl. V.14), was erneut auf ihren Zerfall hindeutet. Durch den Ausruf, „kleine Aster!“(V.15) im letzten Vers wir deutlich, dass die Blume dem Lyrischen Ich viel bedeutet und dass es Mitleid mit ihr hat. Darauf verweist das Adjektiv „klein“(ebd.), was bedeutet, dass sie hilflos ist und ihr nichts anderes übrigbleibt als zu verkümmern, da sie von ihren Wurzeln getrennt wurde. Das Gedicht hat kein Metrum und auch kein einheitliches Reimschema, was darauf verweist, dass in dem Gedicht der Obduktionsvorgang einer Leiche realistisch und ohne Euphemismen dargestellt wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Gottfried Benn in seinem Gedicht, den Verlauf einer Obduktion beschreibt. Hierbei bleibt die Leiche anonym und das Lyrische Ich kann dieser auch keine Gefühle entgegenbringen, weshalb diese Entmenschlicht wird. Die Aster wird personifiziert und ihr somit einen höheren Wert zugesprochen. Zudem ist die Sprache im Gedicht einfach und verständlich, da der Beruf des Pathologen realistisch dargestellt wird. Sie ist aber auch schroff und neutral an einigen Stellen, was daran liegt, dass das Lyrische Ich den Menschen nicht als Individuum sondern als Arbeitsgegenstand sieht.


Corinna

Das vorliegende Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn wurde 1912 veröffentlicht und gehört somit zur Epoche des Expressionismus gehört, thematisiert die Irrelevanz der Individualität der Menschen zu dieser Zeit.

Das Gedicht kann in zwei Strophen gegliedert werden. Die erste Strophe erstreckt sich über die ersten drei Verse und die zweite über die darauffolgenden zwölf Verse. Das Gedicht hat weder ein Reimschema noch ein Metrum und ist somit eine rhythmische Prosa. Dies zeigt, dass der Fokus im Gedicht auf dem Inhalt liegt und die äußere Form nebensächlich ist.

Die erste Strophe (V.1-3) beschreibt den Zustand des Todes eines Menschen. Dieser tote Mensch wird im Folgenden als ein „ersoffener Bierfahrer“ (V. 1) genauer beschrieben. Das Verb „ersoffener“ (ebd.) ist eine Herabwürdigung des Menschen. Dies wird zusätzlich davon unterstützt, dass er „auf den Tisch gestemmt“ (ebd.) wurde. Es besteht also kein Bezug des lyrischen Ichs zu dem Toten, da er ihn wie ein Objekt behandelt und beschreibt. Die Entindividualisierung des Toten wird durch das Pronomen „Irgendjemand“ (V.2) hervorgehoben, da die Irrelevanz des Verhaltens gegenüber der Leiche verstärkt wird. Jemand hat dem Toten eine „dunkelhelllila Aster zwischen die Zähne geklemmt“ (V.2f.). Die Farbe „dunkelhelllila“ (V. 2) ist dabei eine Antithese und ein Paradoxon, da sich dunkel und hell in einer Farbe vermischen. Die „Aster“ (ebd.) steht metaphorisch für die Vergänglichkeit, da sie meist im Herbst blühen. Mit dem Punkt in Vers drei wird die Beschreibung des Toten abgeschlossen.

Im zweiten Vers wird zunächst die Obduktion sehr detailliert beschrieben (vgl. V. 4-7). Die Enjambements unterstützen die realitätsnahe Darstellung zusätzlich. Die Aster steht im ganzen Gedicht besonders im Fokus, da die Obduktion des Toten ohne eine Gefühlsregung des lyrischen Ichs zu verlaufen scheint, doch als die Aster „in das nebenliegende Gehirn“ (V. 9) gleitet, scheint sich das lyrische Ich Gedanken zu machen die Aster berührt zu haben (vgl. V.8). Die Aster wird sozusagen von dem lyrischen Ich „versorgt“, da er die Blume in die „Brusthöhle“ (V.10) des Menschen, „zwischen die Holzwolle“ (V. 11), welche zum aufsaugen des Wassers dient und erneut eine Entwürdigung des Menschen darstellt, legt.

Die Aster wird im Folgenden in dem Menschen eingenäht. Die Ellipse „als man zunähte“ (V. 12), in welcher das Pronomen „ihn“ fehlt, beschreibt erneut die Irrelevanz des individuellen Menschen. Der Ausruf „Trink dich satt in deiner Vase!“ (V. 13) stellt erneut die Aster in den Fokus und gibt ihr einen höheren Stellenwert als dem Menschen, der in diesem Fall zur „Vase“(ebd.), also zu einem Objekt herabgestuft wird. Die Relevanz der Aster wird in den letzten zwei Versen durch das Mitgefühl des lyrischen Ichs gegenüber der Blume ausgedrückt. Der Ausruf „Ruhe sanft, kleine Aster!“ (V.14f.), zeigt das Wissen des lyrischen Ichs, dass auch die Blume in dem toten Körper des Menschen verenden wird. Das Diminutiv „kleine“ (V. 15) drückt das Mitgefühl des lyrischen Ichs gegenüber der Blume besonders aus und gibt dieser einen höheren Stellenwert als der Mensch ihn hatte, da er wie ein Objekt behandelt wird.

Das Gedicht zeigt, dass der Mensch als Individuum in der Epoche des Expressionismus aus dem Fokus tritt und die Individuellen Gedanken an Wichtigkeit verlieren. Der Tod tritt in diesem Gedicht als Motiv der Epoche ins Zentrum, dadurch soll der Wunsch nach einer neuen Welt betont werden.


Svenja R

Das Gedicht ,,Kleins Aster" von Gottfried Benn geschrieben und im Jahr 1912 in der Epoche des Expressionismus veröffentlicht, thematisiert Tod, Hoffnungslosigkeit und Morbidität.

Das Gedicht hat eine Strophe mit 15 Versen und lässt sich in drei Sinnabschnitte unterteilen. Im ersten Sinnabschnitt (V.1-3) wird die Ankunft der Leiche beschrieben, wobei die Leiche des ,,Bierfahrers"(V.1), wie ein Gegenstand behandelt wird, was durch das Verb ,,stemmen" (vgl. V.1) verdeutlicht wird, da die Leiche ohne Feingefühl behandelt wird und wie ein Gegenstand ,,auf den Tisch gestemmt [wird]" (V.1). Das lyrische Ich hat keine persönliche Bindung oder emotionale Bindung zu dem Toten. Ebenfalls zeigt das Adjektiv ,,ersoffen" (vgl. V.1), dass der Tote anonym ist, schon fast austauschbar für das lyrische Ich, da die Leiche nur der Grund für das notwendige Übel der Arbeit ist. Durch das Indifinitpronom ,,Irgendeiner" (V.2) wird deutlich, dass für das lyrische Ich allgemein die Menschen nicht als Individuum gesehen werden, sondern sie an Bedeutung für das lyrische Ich verlieren. Der Neologismus ,,dunkellhelllila" (V.2) verbunden mit der ,,Aster" (V.2) verdeutlicht den Tod und Vergänglichkeit, da die Aster eine kältefeste Blume ist, die oft als Friedhofsblume genutzt wird. Andererseits verdeutlicht der Neologismus, der gleichzeitig ein Paradoxon ist, einen Kontrast von hell und dunkel, der auf den toten Bierfahrer und die Aster bezogen ist, wobei ein Gegensatz zwischen Leben und Tod hergestellt wird. Mit der Alliteration ,,zwischen [den] Zähnen" (V.3) wir die ,,dunkellhelllila Aster" (V.2) betont und zeigt, dass die Aster im Mittelpunkt steht.

Der zweite Abschnitt (V. 4-12) beschreibt die Obduktion der Leiche. Das lyrische Ich beschreibt, wie es die Leiche aufschneidet, was das Personalpronomen ,,ich"(V.4) verdeutlich. Durch die Erwähnungen der Körperteile des Toten, wie die ,,Haut" (V.4), die das lyrische Ich mit einem ,,langen Messer"(V.5) aufschneidet und die ,,Zunge und Gaumen" (V.6), die es herausschnitt, verdeutlicht, dass das lyrische Ich die Leiche nur auf ihre Einzelteile reduziert und keine Gefühle gegenüber des Toten zeigt, was ebenfalls durch das Adjektiv ,,lang" (V.5) vor dem Nomen ,,Messer" (V.5) verdeutlicht wird und eine Übertreibung zeigt. Die Entmenschlichung der Leiche wird erneut deutlich mit der Erwähnung des ,,nebenliegende[n] Gehirn" (V.8), da das lyrische Ich keine Emotionen gegenüber des Toten zeigt und das wichtige Bestandteil des Körpers, da Gehirn, behandelt als ob es unwichtig ist. Im Gegensatz zum Toten behandelt das lyrische Ich die ,,Aster" (V.2), wie etwas zerbrechliches, da es sich Sorgen macht, um die Blume als es sie ,,angestoßen" (V.8) hat und es in das Gehirn gefallen ist. Die ,,kleine Aster" (V.0) entlockt dem lyrischen Ich Gefühle. Das lyrische Ich umsorgt die Blume, da es die Aster in die Brusthöhle in eine Art Bett aus Holzwolle einbettet. Die Holzwolle kann gut Wasser aufnehmen, weshalb das lyrische Ich sie als eine Art Vase für die Blume benutzt. Das lyrische Ich umsorgt die Blume, aber entwürdigt gleichermaßen die Leiche, da der Tote als Gegenstand benutzt wird. Mit der Ellipse ,, [...] als man zunähte" (V.12) wird unterstrichen, dass der letzte Rest an Individualität des Toten verloren geht, da er nicht mehr erwähnt wird und nur als ,,Vase" (V.13) für die Blume genutzt wird. Ebenfalls wird durch die Ellipse ein gewisser Grad an Sadismus gezeigt, da die Blume in der Leiche eingeschlossen wir und wie der ,,Bierfahrer" (V.1) ertrinken wird im Bauch der Leiche.

Im dritten Sinnabschnitt (V.13-15) verabschiedet das lyrische Ich die ,,kleine Aster" (V.15). Das lyrische Ih spricht die kleine Aster direkt an, was durch den Wechsel in die Zeitform des Präsens und mit Hilfe des Ausrufs ,,Kleine Aster!" (V.15) betont wird. Das lyrische Ich vermenschlicht die Blume, was anhand des Satzes ,,Trinke dich satt in deiner Vase!" (V.13), welcher durch das Ausrufezeichen betont wird, erkennbar ist. Durch die Verabschiedung ,,Ruhe sanft" (V.14) wird veranschaulicht, dass die Aster dem lyrischen Ich Gefühle entlockt, weshalb es durch die ,,Vase" (V.13) versucht den Tod der Blumer heraus zu zögern, obwohl es dem lyrischen Ich klar ist, dass die Blume keine Überlebenschance mehr hatte, sobald sie aus der Erde gezogen wurde. Mit dem Deminutiv ,,kleine Aster" (V.15) , welcher den Titel wiederholt, werden die menschlichen Gefühle des lyrischen Ichs für die Blume klar, da das lyrische Ich nur für sie die Gefühle entwickelt hat und der Mensch für das Lyrische ich keine Bedeutung mehr hat.

Mit dem Symbol der Aster wird im Gedicht die Natursehnsucht des lyrischen Ichs unterstrichen, da in der Zeit des Expressionismus die Menschen aufgrund der Verstädterung leiden und sich mehr Natur wünschen. Das Gedicht weist kein eindeutiges Reimschema oder Metrum vor, was untypisch für die Zeit des Expressionismus ist, da man durch ein festes Reimschema und Metrum den turbulenten Inhalt zu bändigen versucht hat, jedoch steht bei diesem Gedicht die Verständlichkeit des Inhalts über der künstlerischen Leistung.

Die Enjambements (V.4-9) im zweiten Abschnitt zeigen ,dass es für das lyrische eine reine Routinearbeit ist den Leichnam zu sezieren, wobei die folgenden Enjambements (V.10-12) nach dem Punkt (V.9), aus der Routinearbeit heraustreten und betonen, dass die Routine zerstört wird durch die Blume, für die das lyrische Ich Gefühle empfindet.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch das Symbol der Aster sowie die Entmenschlichung des Toten die Motive des Expressionismus verdeutlicht werden. Das Motiv der Vorliebe für das negative Extrem wird durch die realistisch dargestellte Obduktion betont und das Merkmal des Ich-Zerfalls, was im Expressionismus besonders durch die Industrialisierung und Verstädterung wuchs, wird im Gedicht mit der Entmenschlichung der Leiche unterstrichen, wobei die Natursehnsucht auch ein Thema ist, da durch den Gegensatz von Leben und Tod, also der Kontrast von der Leiche und der dunkelhelllila Aster die Blume hervorgehoben wird und dem lyrischen Ich Gefühle entlockt, da es sich nach Natur sehnt.

Fabian

Das Gedicht „Kleine Aster“, von Gottfried Benn in der Epoche des Expressionismus geschrieben, ist 1912 veröffentlicht worden und thematisiert die Entwürdigung des Menschen.

Der Titel „Kleine Aster“ (V. 0) trägt den Namen einer Blume, was annehmen lässt, dass das Gedicht von Natur handelt, was jedoch in den ersten drei Versen direkt wieder relativiert wird.

Auch wenn das Gedicht nur aus einer Strophe mit 15 Versen besteht, kann man es in drei Sinnabschnitte einteilen. Der erste Sinnabschnitt umfasst die ersten drei Verse und handelt von der Leiche, die im Laufe des Gedichts seziert wird. Bei der Leiche handelt es sich um einen „ersoffene[n] Bierfahrer“ (V. 1). Das Adjektiv „ersoffe[n]“ (ebd.) ist umgangssprachlich und zeugt hier von fehlender Empathie. Es macht aber auch deutlich, dass hier die Situation und der Tod nicht beschönigt werden. Der Fakt, dass die Leiche „auf den Tisch gestemmt“ (ebd.) wurde, zeigt, dass Im Umgang mit der Leiche das Feingefühl oder auch der notwendige Respekt fehlt. Außerdem verdeutlicht die Verwendung des Passivs, dass die Leiche wehrlos den Launen der Untersuchenden ausgesetzt ist. Der tote Mensch wird hier entwürdigt und gedemütigt, auch weil ihm „irgendeiner […] eine dunkelhelllila Aster / zwischen die Zähne geklemmt“ (V. 2f.) hat. Das Indefinitpronomen „irgendeiner“ (ebd.) vermittelt die Anonymität, die zwischen den Menschen in der Zeit des Expressionismus geherrscht hat und könnte somit die fehlende Empathie begründen. Das Farbadjektiv „dunkelhelllila“ (ebd.) ist ein Paradoxon, welches einen Kontrast zwischen hell und dunkel herstellt, der möglicherweise den Kontrast zwischen der lebenden Blume und dem toten Menschen veranschaulichen soll.

Bereits nach den ersten drei Zeilen wird deutlich, dass dieses Gedicht sich dem Expressionismus zuordnen lässt. Allein das Farbadjektiv „dunkelhelllila“ (ebd.) weist darauf in zweierlei Hinsicht hin, da für den Expressionismus sowohl Wortneuschöpfungen als auch Farbsymbolik typisch waren. Typisch war es auch etwas Unschönes mit etwas Ästhetischem in Verbindung zu bringen, was hier durch die Verbindung der Leiche mit der Aster der Fall ist.

Im zweiten Sinnabschnitt (V. 4 bis V. 12) wird der Seziervorgang, den das lyrische Ich vornimmt, beschrieben. Die Brutalität und Hässlichkeit der Realität wird in der detaillierten und humorlosen Beschreibung des Vorgangs deutlich. Das lyrische ich schneidet ohne die Erwähnung irgendwelcher Emotionen „mit einem langen Messer / Zunge und Gaumen“ (V. 6 f.) heraus. Das „lang[e] Messer“ (ebd.) kann zeigen, dass das lyrische Ich unvorsichtig vorgeht, was auch deutlich wird als es die Aster angestoßen hat, sodass sie in das Gehirn geglitten ist (vgl. V. 8 f.). Diese Vorfälle scheinen das lyrische Ich nicht zu bewegen, was wieder das fehlende Mitgefühl und den fehlenden Respekt gegenüber Toten zeigt. Wenig von dem Missgeschick beeindruckt packte das lyrische Ich dem Leichnam die Aster in die Brusthöhle (vgl. V. 10). Das Verb „pack[en]“ (ebd.) zeigt hier wieder den unvorsichtigen und auch respektlosen Umgang des lyrischen Ichs. Es kommt einem vor als würde das lyrische Ich mit dem Leichnam spielen, da es ohne irgendwelche Sorgen an dem Leichnam herumschneidet und ihm auch die Blume im Körper platziert „als man zunähte“ (V.12). Dass hier nur einzelne Körperteile wie „Zunge und Gaumen“ (V. 7) angesprochen werden zeigt, dass der Mensch hier nur noch als Objekt angesehen wird.

Hier aber auch allgemein wirkt das Gedicht weniger wie ein Gedicht, sondern eher wie eine bloße kalte Darstellung der Vorgehensweise des lyrischen Ichs, nicht nur weil es an Emotionen fehlt, sondern auch wegen des Mangels an sprachlichen Mitteln und auch wegen der einfach gehaltenen Form, die kein regelmäßiges Metrum oder Reimschema aufweist. Bereits im ersten Vers des Gedichtes wird durch die Nutzung des Präteritums deutlich, dass es sich eher um eine Erzählung handelt, was zusätzlich dadurch unterstützt wird, dass es sich um einen ganzen Satz handelt, der mit einem Punkt beendet wird (vgl. V. 1).Die Emotionslosigkeit des lyrischen Ichs wird im zweiten Sinnabschnitt durch Enjambements verdeutlicht, die zeigen, dass das lyrische Ich aufgrund der Routine keine Hemmungen im Umgang mit der Leiche hat.

Im letzten Sinnabschnitt (V. 13 bis V. 15) wendet sich das lyrische Ich direkt der Aster zu. Das wird durch das Personalpronomen „dich“ (V. 13) in Verbindung mit dem Imperativ „Trinke“ (ebd.) deutlich. Das lyrische Ich sorgt sich mehr um die Pflanze als um den toten Menschen und will sogar, dass sie sich von ihm ernährt, wodurch dieser wieder einmal entwürdigt und die geringe Bedeutung des Menschen deutlich wird. Der Mensch wird hier als Gegenstand angesehen, der einen Nutzen für die Aster haben, ihr nämlich als „Vase“ (ebd.) dienen soll. Dass die Aster hier eine größere Bedeutung als die Leiche hat wird nochmal verdeutlicht, als das lyrische Ich der Aster wünscht, dass sie sanft ruhe (vgl. V. 14) anstatt dem toten Bierfahrer zu wünschen, dass er in Frieden ruhe. Dabei wird auch die Zuneigung, die das lyrische Ich für die Blume verspürt, erkennbar.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht einen emotionslosen und rücksichtslosen Umgang mit einem toten Menschen darstellt. Hier hat eine Pflanze eine größere Bedeutung als der Mensch, was zeigt als wie wertlos der Mensch angesehen wird. Die Emotionslosigkeit wird durch umgangssprachliche Ausrücke und fehlende sprachliche Mittel unterstützt. Die Form des Gedichts, die kein regelmäßiges Reimschema oder Metrum aufweist, lässt das Gedicht mehr wie einen Bericht wirken, was, unterstützt durch die Enjambements, die Emotionslosigkeit noch einmal unterstreicht.

M.G.

Das expressionistische Gedicht „Kleine Aster“ von Gottfried Benn wurde 1912 als Teil einer Gedichtsreihe von fünf Gedichten veröffentlicht und beinhaltet eine detaillierte Beschreibung einer Obduktion.

Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 15 Versen. Es lässt sich aber in drei Abschnitte einteilen. Der erste Abschnitt erstreckt sich von V. 1 – 3. Der Titel ,,Kleine Aster" deutet zunächst auf ein harmonisches Naturgedicht hin, was im weiteren Verlauf aber wiederlegt wird. Das lyrische Ich beschreibt, wie ein neuer Leichnam in die Obduktion gebracht wird. Der neue Leichnam ist von einem „ersoffene[m] Bierfahrer“ (V. 1). Das Adjektiv „ersoffen“ (ebd.) deutet abwertend auf die Todesursache hin. Der Fahrer ist ertrunken. Der beschriebene Prozess spielt sich in der Vergangenheit ab, was durch die Formulierung „wurde […] gestemmt“ (V. 1) deutlich wird. Mit dem Verb „stemmen“ (ebd.) wird das Gewicht des Fahrers angedeutet. Es handelt sich hierbei um keinen leichten Mann. Im Mund des Leichnams befindet sich eine „dunkelhelllila Aster“ (V. 2). Dieser Neologismus stellt gleichzeitig auch ein Paradoxon dar. Entweder ist die Blume dunkel- oder helllila. Beides gleichzeitig ist aber unmöglich, wodurch diese Besonderheit der Blume deutlich wird.. Das Enjambement (V. 2, 3) beschreibt diesen Prozess des In-den-Mund-Klemmens. Der erste und dritte Vers reimt sich.

Im zweiten Abschnitt (V. 4 bis 12) beschreibt das lyrische Ich den Vorgang des Sezierens. Dabei schnitt das lyrische Ich von der Brust aus bis zum Schädel (vgl. V. 4 ff.), wo es auf „sie“ (V. 8) gestoßen ist. Das Personalpronomen „sie“ (ebd.) steht für die Aster, die sich im Mund des Leichnams befunden hat. Das lyrische Ich beschreibt diesen Prozess eher als einen maschinellen Vorgang und geht dabei kaum mehr auf den Bierfahrer ein. Es entsteht das Gefühl einer Entpersonalisierung. Diese Beschreibung deutet auf die wirtschaftliche Lage der Menschen hin. Durch die Industrialisierung in Deutschland haben die Menschen vermehrt in Fabriken an Maschinen gearbeitet. Persönlichkeit war dabei hinten angestellt. So geht dann auch die Persönlichkeit in der Autopsie verloren. Das lyrische Ich behandelt an Stelle des Leichnams, die Blume im Mund wie eine Person (vgl. V. 10). Es packt diese „in die Brusthöhle“ (V. 10), die dadurch wie eine Art Vase erscheint. Dort zwischen dem Obduktionsmaterial (vgl. V. 11) kann die Blume zur Ruhe kommen.

Im letzten Abschnitt des Gedichts (V. 13 – 15) richtet sich das lyrische Ich an die Aster, als würde es mit einer Person sprechen. Mit Hilfe von Imperativen fordert das lyrische Ich die Blume auf, sich satt zu trinken (vgl. V. 13). Dieser Vers wird mit der Bezeichnung der Brusthöhle als Vase weitergeführt und schließlich mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen. Die Aster soll trinken, denn im nächsten Vers entsteht eine Andeutung auf ihren Tod. „Ruhe sanft“ (V. 14) ist diese Andeutung, die durch das Schließen der Brusthöhle schließlich bewahrheitet wird. Als letzten Vers wird der Titel „kleine Aster“ (V. 15) wiederholt. Auch dieser Vers endet mit einem Ausrufezeichen, was den Wünschen des lyrischen Ichs Nachdruck verleiht.

Durch die Beschreibung des Prozesses einer Autopsie wird die Distanzierung der Menschen verdeutlicht. Durch die Industrialisierung gingen die Menschen in Fabriken arbeiten. Tagtäglich waren sie mit Maschinen beschäftigt, wobei das Zwischenmenschliche verloren ging. Der nüchterne Umgang mit dem Tod steht kontrastär zur vorrangegangenen Zeitepoche der Romantik.


Linda

Das Gedicht „Kleine Aster“, von Gottfried Benn geschrieben und 1912 in der Epoche des Expressionismus veröffentlicht, thematisiert den Tod und die damit verbundene Entmenschlichung.

Zu Beginn des Gedichts wird ein „ersoffener Bierfahrer […] auf den Tisch gestemmt“(V.1). Bei dem „Bierfahrer“(V.1) handelt es sich offensichtlich um eine Leiche, die im Wasser ertrunken und dabei gestorben ist. Vermutlich hat er von Beruf Bier transportiert, wobei ein Unfall passiert ist und er gestorben ist.

Schon das Wort „ersoffen“(V.1) ist umgangssprachlich formuliert und wirkt der Leiche gegenüber abwertend, wodurch schon zu Beginn des Gedichts eine gewisse Emotionslosigkeit ausgedrückt wird. Diese Emotionslosigkeit wird auch durch das Verb „gestemmt“(V.1) vermittelt, wodurch die Würde des Menschen verletzt wird da das lyrische Ich entwürdigend mit dem Körper des Mannes umgeht.

Der „Bierfahrer“(V.1) hatte eine „dunkelhellila Aster zwischen den Zähnen“(V.2f.), die ihm „Irgendeiner [..] zwischen die Zähne geklemmt“(V.2f.) hat. Auch das Indefinitpronomen „Irgendeiner“(V.2) verleiht der Sache einen unbedeutende Rolle und eine Anonymität da das lyrische Ich nicht weiß, wie die Aster in den Mund der Leiche gekommen ist. In Vers zwei wird zudem die Passivform im Präteritum verwendet, was deutlich macht, dass der Mann aufgrund seines Tods keinen Einfluss mehr auf das Geschehen nehmen kann und nichts tun kann, wenn ihm "Irgendeiner"(V.2) eine Blume zwischen die Zähne klemmt.

Außerdem rückt der Begriff der „dunkelhellila Aster“(V.2) in den Vordergrund, welcher zum einen ein Neologismus ist, zum anderen aber auch den Kontrast zwischen „dunkel“(V.2) und „hell“(V.2) darstellt. Durch diesen Kontrast kann man genauso den Kontrast zwischen Leben und Tod sehen, welcher in der Aster verbunden wird, wodurch ausgesagt wird, dass auch der Tod zum Leben gehört.

Die Farbe lila steht symbolisch für den Tod, aber auch für etwas spirituelles und göttliches. Da die Aster im Herbst blüht steht auch sie für die Vergänglichkeit, doch trotzdem steht sie als Pflanze, also als Lebewesen auch gleichzeitig für das Leben, wodurch eine Verbindung zwischen Leben und Tod hergestellt wird, da der Tod auch zum Leben dazugehört. Durch die Blume die im Mund der Leiche steckt, bekommt also auch der Tod noch eine Verbindung zum Leben.

In den nächsten Versen nimmt der Autor eine ausladende und detaillierte Beschreibung der Obduktion des Leichnams vor, was ebenfalls typisch für den Expressionismus ist. Das lyrische Ich schneidet nämlich „mit einem langen Messer Zunge und Gaumen“(V.6f.) von der „Brust aus unter der Haut“(V.4f.) heraus und sticht dabei die Aster an, sodass sie „in das nebenliegende Gehirn“(V.9) gleitet.

Die Beschreibung ist kalt und nüchtern ausgeführt, sodass es den Eindruck erweckt, das lyrische Ich spüre keine Emotionen bei seinem Tun und verspürt keine Verbindung zu der Leiche. Das lyrische Ich nimmt die Aster anschließend aus dem Gehirn heraus und legt sie der Leiche „in die Brusthöhle, zwischen die Holzwolle“(V.10f.) , sodass diese nah am Herzen liegt.

An das Ende des Gedichts setzt der Autor zwei Ausrufe, wodurch der Inhalt noch einmal besonders hervorgerufen wird und einen Abschluss bildet. Die Aster soll sich in ihrer „Vase“(V.13) satt trinken und „sanft ruhen“(vgl. V.14f.). Dadurch wird zum einen deutlich, dass der Körper der Leiche nicht mehr lebt, da er mit einer „Vase“(V.13), also einem leblosen Gegenstand, verglichen wird, aber andererseits bekommt er eine gewisse Lebendigkeit zum Ausdruck, da sich die Aster, als Lebewesen, darin befindet und daraus trinken soll.

Zudem zeigt das lyrische Ich hier zum ersten mal Gefühle, da es sagt die "kleine Aster"(V.15) solle "sanft"(V.14) ruhen. Auch dass es sie als "klein"(V.15) bezeichnet und sie dadurch verniedlicht, zeigt dass ihr diese etwas bedeutet, was außerdem durch die Personifikation verdeutlicht wird.

Die Emotionslosigkeit und Kälte die sich durch das gesamte Gedicht zieht, spiegelt sich auch in der Form des Gedicht wieder. Man kann weder ein Reimschema, noch ein Metrum oder die Kadenzen bestimmen, was dem Gedicht eine gewisse Kühle gibt.

Zusammenfassend fällt in dem Gedicht besonders die emotionslose und kalte Atmosphäre auf. Diese wird durch die Wortwahl aber auch die Form und die wenige Nutzung sprachlicher Mittel vermittelt. Erst am Ende des Gedichts zeigt das lyrische Ich seine Gefühle vorsichtig. Viele der Merkmale sind aber auch typisch für die Epoche des Expressionismus und waren zur Zeit der Industrialisierung üblich.

JB

Das Gedicht die „kleine Aster“ ist 1912 veröffentlicht worden im Rahmen eines Gedichtbandes „Morgue und andere Gedichte“ von Gottfried Benn und thematisiert die Entmenschlichung der Toten.

Der Titel weist auf ein Naturmotiv die „Aster“(V.0), eine Blume, hin. Diese trägt ein harmonisches Bild mit sich, verdeutlicht durch die Verniedlichung „kleine“(V.0). Das Gedicht ist im Präteritum geschrieben, erkennbar anhand der Konjugation „wurde“(V.1). Also behandelt das Gedicht einen abgeschlossenen Vorgang. Es handelt sich um eine Obduktion einer anderen Art. Es handelt sich um eine männliche Leiche die auf den Obduktionstisch gelegt wird. Bei dieser Leiche handelt es sich um einen „Bierfahrer“(V.1), also einen Mann der mithilfe von einer Karre oder Kutsche Bier ausliefert. Seine Todesursache ist ertrinken(vgl.V.1). Die umgangssprachliche Formulierung „[ersoffen]“(V.1), weist nicht nur auf das Ertrinken hin sondern auch darauf, dass dieser Mann vermutlich Alkoholiker, wie man den gesundheitlichen Zustand dieses Mannes heutzutage beschreiben würde, ist und der Alkoholkonsum auch der Grund für seinen Unfall ist. Die aufwändige Arbeit, diesen Mann auf den Obduktionstisch zu bringen, scheint sehr anstrengend zu sein, denn er muss „gestemmt“(V.1) werden. Diese Anstrengung kann entweder auf die zierliche Figur der hebenden Person zurückführen oder auf die sehr korpulente Körpermasse des Mannes hinweisen. Eine Person hat diesem Mann eine Blume zwischen die Zähne gesteckt(vgl.V2). Zunächst deutet der Vers darauf hin, dass einer die Leiche gefunden hat oder den Unfall beobachtet hat und den Bierfahrer angefasst hat. Das Besondere an dieser Blume ist, dass jene eine Aster ist. Normalerweise eine Friedhofsblume, was bedeutet, dass jener unbekannte bereits seinen Tod festgestellt hat und ihm mit dieser Blume gekennzeichnet hat oder wenn der Bierfahrer noch am Leben war, der unbekannte seinen Tod voraus gesagt hat. Diese Zwiespältigkeit spiegelt sich auch bei der näheren Beschreibung der dieser „dunkelhelllila“(V.2) Blume. Dieses Paradoxon zeigt die Widersinnigkeit der Blume. Die Alliteration „zwischen die Zähne“(V.2) verstärkt die Bedeutung der Aster und wie Abstumpfend die Leiche behandelt wurde. Im dem Folgendem Vers tritt das lyrische Ich in Erscheinung gegenüber der vorherigen herrschenden Unbekanntheit des Individuums. Mit dem Perspektivwechsel zum lyrischen Ich beginnt die Obduktion der Leiche. Ein routinierter Vorgang mit Medizinischer Terminologie. Das lyrische Ich beginnt mit einem Brustschnitt, nahe dem Herzen. Die Betonung auf die Länge des Messers(vgl.V.6) und die zusätzliche Information, dass dies „unter der Haut“(V.7) stattfindet während des Prozesses „Zunge und Gaumen“(V.7) zu entnehmen, zeigt die Genauigkeit in der Arbeit des lyrischen Ich und eine Gewisse Distanz zu dem Toten, denn es werden keine Gefühle wie etwa Mitleid oder sonstiges thematisiert, als es seine Arbeit beginnt. Das lyrische Ich sieht den Menschen in den Versen vier bis sieben als ein Objekt seiner Arbeit und entmenschlicht den Toten dadurch. Das lyrische Ich nimmt ihm die menschliche Würde und generalisiert ihn, dies zeigt die routinierte Arbeitshaltung und die Distanz zu den Toten bzw. gegenüber dem Tod. In diesen Versen werden viele Enjambements benutzt, diese weisen auf die Länge dieser Prozedur hin und die Wichtigkeit aller einzelnen Schritte. Die Vermutung des lyrischen Ichs die Aster „angestoßen [zu] haben“(V. 8), wodurch diese „in das nebenliegende Gehirn“(V.10) „glitt“(V.9), zwingt das lyrische Ich die Aster in die „Brusthöhle/ zwischen die Holzwolle“(V. 11f.) zu positionieren. Dieser Vorgang weist auf die nahe Vergänglichkeit der Aster hin, da diese wohl in der Holzwolle kaum Flüssigkeit für sein Überleben dem Körper entziehen kann. Gleichzeitig weist die Positionierung nahe dem Herzen, dass der Tod geographisch gesehen dem Bierfahrer näher kommt. Durch die Holzwolle wird der Brustkorb des Toten nicht einsacken und die Blume kann ihre Form beibehalten. Eine vorübergehende ewiglich wirkende Existenz der Blume. Doch der Vorgang des „[zunähens]“(V.13) überlässt das lyrische Ich einer hier Endindividualisierten Person, verdeutlicht durch das Personalpronomen „man“(V.12). Die Wiederholung in den letzten Versen(vgl.VV.13-15) fordert die Blume auf sich „satt“(V. 13) zu trinken und sich auszuruhen(vgl.V.15). Der Schwerpunkt des Gedichts liegt seit dem zweiten Vers auf der Aster, obwohl es um die Obduktion des Toten geht spielt die Aster wohl eine sehr wichtige Rolle . Besonders hervorgehoben am Ende noch einmal durch die Personifikation in „Trinke dich satt in deiner Vase“(V. 13), der Leichnam gehört in diesem Falle nicht mehr dem Toten selbst, da der Körper nun der Blume als eine „Vase“(V.13) dient und als Ort der „Ruhe“(V.14). Ein Ort wo kein Leben mehr herrscht, eine Totenstille inzwischen der Holzwolle. Kein Gefäß pumpt mehr Blut und der Tod ist letztendlich bewiesen durch das Wörtchen „Ruhe“(V.14). Die Wiederholung zum Schluss der „Kleine[n] Aster“(V. Titel, 15) erinnert an die Bedeutungsvolle Blume und die Kraft des Todes in ihr.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Expressionismus besonders durch das Merkmal der Aster stark hervorgehoben wird. Auch die Verallgemeinerung des Menschen zum Beginn und Ende des Gedichts weißt ein Merkmal dieser Epoche auf. Die Distanz innerhalb der Obduktion zu dem Menschen ist schon an der Grenze der Würde des Menschen, diese wird durchgehend ignoriert in diesem Gedicht. Auch die Unstimmigkeiten im Metrum und Reimschema verweisen auf die Unklarheit im Expressionismus. Die wenigen sprachlichen Mittel lassen das Gedicht eher zum Prosa erscheinen.

Sophie

Das Gedicht "Kleine Aster", von Gottfried Benn geschrieben und 1912 in der Epoche Expressionismus veröffentlicht, thematisiert die Entwürdigung einer Leiche.

Das Gedicht lässt sich in drei Sinnabschnitte einteilen.

Der Titel "Kleine Aster" (Titel) gibt den Anschein, dass das Gedicht die friedliche Natur beschreiben könnte. Die "Aster" (ebd.) ist eine sternförmige Pflanze, die auch als Pflanze der Hoffnung angesehen wird, da viele Menschen zu den Sternen ihre Wünsche und Hoffnungen äußern. Durch das Adjektiv "klein" (ebd.) wird diese Blume noch verniedlicht. Somit steht der Titel im Kontrast zum Gedicht.

Der erste Sinnabschnitt (V. 1-3) macht deutlich, dass das Gedicht eine Leiche thematisiert. Diese Leiche, die als "ersoffener Bierfahrer" (V.1) beschrieben wird, wird durch diese umgangssprachliche Beschreibung abgewertet. Das Adjektiv "ersoffen"(ebd.) deutet zunächst auf die Todesursache hin; die Leiche ist also ertrunken. Jedoch kann man dieses Adjektiv auch mit Alkohol in Verbindung bringen. Das würde bedeuten, dass sie Leiche alkoholisiert war. Dadurch, dass die Menschen in der Epoche Expressionismus unzufrieden waren aufgrund der Entmenschlichung, war Alkohol ein Mittel, um diese Situation zu vergessen. Des Weiterem wird über die Leiche nichts weiteres bekannt, was die Anonymität und das Desinteresse des lyrischen Ichs verdeutlicht. Die Anonymität ist außerdem ein weiteres Merkmal der Epoche Expressionismus. Jene wird auch durch die Beschreibung "Irgendeiner" (V.2) deutlich gemacht. Dem lyrischen Ich ist also egal, wer der Leiche "eine dunkelhelllila Aster zwischen die Zähne geklemmt (V.2 f.) hat. Das lässt das lyrische Ich gleichgültig und und emotionslos wirken, denn obwohl es sich um eine Leiche, also einem toten Menschen handelt, verhält sich das lyrische Ich so, als würde es sich nur um einen Gegenstand handeln. Außerdem ist das Adjektiv "dunkelhelllila" (V.2) ein Paradoxon. Das Dunkle steht für etwas Negatives, in diesem Fall für den Tod, während das Helle für den Gegensatz, also für das Leben steht. In dem sonst reimlosen Gedicht sind insgesamt zwei Reime vorhanden. Der Reim der Partizipien "gestemmt"(V.1) und "geklemmt"(V.3) betont diese. Durch diese Partizipien wird die Leiche erneut entwürdigt, da diese Wörter darauf schließen lassen, dass die Menschen, die dies getan haben, nur grob mit der toten Person umgehen. Erneut wird also deutlich, dass die Menschen in dieser Epoche nicht wie ein individueller Mensch behandelt wird, sondern dieser nur als Arbeiter in der Zeit der Industrialisierung angesehen wurde, was der Grund dafür ist, dass der Beruf das einzige ist, was man über die Leiche erfährt.

Der zweite Sinnabschnitt (V.3-12) handelt von ausführlichen Beschreibungen des lyrischen Ichs während der Obduktion. Diese Beschreibungen sind sehr nüchtern und emotionslos formuliert. Zum Beispiel hat das lyrische Ich der Leiche "mit einem langen Messer Zunge und Gaumen" (V.6 f.) herausgeschnitten. Dadurch wirkt der Sprecher brutal, da es etwas derart grausames beschreibt, als hätte die tote Person keine Menschenwürde. Außerdem führt es zu dem Anschein, als wäre das lyrische Ich von Sadismus geprägt. Diese nüchternen Beschreibungen werden von der Form des Gedichts unterstrichen. Das Gedicht ist einfach gestaltet, hat kein Metrum und kein Reimschema und beinhaltet fünf Enjambements. Dadurch wird der Inhalt nicht durch die Form verschönert und wirkt sogar wie ein Bericht über die Obduktion. Auch der parataktische Satzbau führt zu dieser Wirkung, da aufgrund der Nebensätze ausführliche Beschreibungen vorhanden sind. Die Nomen "Brust" (V.4), "Haut" (V.5), "Zunge" (V.7), "Gaumen" (ebd.), "Gehirn" (V.9) und "Brusthöhle" (V.10) stammen aus dem Wortfeld des menschlichen Körpers. Diese unterstreichen nochmal die Beschreibungen vom Sezieren und von der Obduktion, da sich diese Handlungen mit dem menschlichen Körper beschäftigen. Auch das Nomen "Holzwolle" (V.11) ist wichtig bei der Obduktion, da damit das Wasser aus dem "ersoffene[n] Bierfahrer" (V.1) aufgesaugt wird. Schließlich wird die Aster "zwischen die Holzwolle" (V.11) gelegt.

Der letzte Sinnabschnitt (V.13-15) thematisiert erneut die Aster. Die Personifikation (vgl.V.13) meint, dass die Aster, dadurch, dass sie "zwischen die Holzwolle" (V.11) getan wurde, nun in der Lage ist, das dort aufgesaugte Wasser aufzunehmen. Dadurch, dass die Leiche mit einer "Vase"(V.13) verglichen wird, findet erneut eine Entmenschlichung statt, da die Leiche nun nur noch die Funktion einer Vase, also eines Gegenstandes hat. Schließlich steht der Ausruf "Ruhe sanft, kleine Aster" (V.14 f.) erneut im Kontrast zum restlichen Gedicht. Die genutzten Wörter wirken liebevoll. Also steht die Leiche im Kontrast zu der Aster. Denn während das lyrische Ich die Leiche grob behandelt und sogar entwürdigt, geht es mit der Aster behutsam um und sorgt dafür, dass es weiter überlebensnotwendiges Wasser aufnehmen kann, auch wenn es klar ist, dass die Blume nicht überleben kann. Zuletzt steht die Aster im Gegensatz zu der Leiche noch im Mittelpunkt.

Zusammmenfassend lässt sich also sagen, dass das sadistische lyrische Ich die Vorgänge während der Obduktion einer Leiche nüchtern beschreibt. Auch die Form verdeutlicht, dass dieses Gedicht wie ein Bericht wirkt aufgrund von Enjambements und der einfachen Gestaltung. Die Leiche wird durch die Handlungen des lyrischen Ichs entmenschlicht, wohingegen das lyrische Ich behutsam mit der Blume Aster umgeht.

Sophie, deine Analyse ist dir gut gelungen: Sie enthält sowohl inhaltlich als auch sprachlich-formal zutreffende Detailergebnisse. Du hättest von der Leiche und dem Umgang mit ihr abstrahieren können auf das Individuum, das entwürdigend und inhuman dargestellt wird. Auch dies ist ein Merkmal der Epoche des Expressionismus.

Irina

Das Gedicht ,,Kleine Aster”, welches von Gottfried Benn verfasst und 1912 in der Epoche des Expressionismus veröffentlicht wurde, handelt von der Entmenschlichung nach dem Tod.

Während des Expressionismus werden vor allem Gefühle wie Isolation, Tod, Zerstörung, Industrialisierung, Anonymität und Zerrissenheit thematisiert.

Bereits zu Beginn des Gedichts, welches aus einer Strophe und 15 Versen besteht, wird der Leser mit dem Tod eines ,,ersoffene[n] Bierfahrer” (V. 1) konfrontiert. Das Verb ,,ersoffener” (ebd.) ist umgangssprachlich und deutet daraufhin, dass der Fahrer auf Grund einer hohen Menge an Alkohol gestorben ist. Dies zeigt, dass er vor der Realität flüchten wollte, was zur Zeit des Expressionismus nicht unüblich war. Das Verb ,,gestemmt” (V. 1) zeigt, dass es sich um eine korpulente Person handelt, die auf den Tisch gelegt wird. Die emotionslosen Bezeichnungen wie ,,ersoffener” (ebd.) und ,,gestemmt” (ebd.) zeigen das fehlende Mitgefühl des lyrischen-Ichs, aber auch die unbedeutende Rolle des Menschen.

Eine unbekannte Person (vgl. V. 2) hat ihm ,,eine dunkelhelllila Aster zwischen die Zähne geklemmt” (V. 2 f.). Das Pronomen ,,irgendeiner” (V. 2) ist ein Merkmal des Expressionismus, da es eine Anonymität ausstrahlt. Die Farbe der Aster ist eine Antithese, aber auch ein Kontrast, welcher für den Tod und das Leben stehen könnte.

Bei der Obduktion, welche detailliert beschrieben wird (vgl. V. 4-7) zeigt das lyrische-Ich keinerlei Empathie, wodurch eine kühle Atmosphäre entsteht.

Während der Obduktion scheint das lyrische-Ich sehr unaufmerksam zu sein, da es die Aster anstößt, wodurch sie in das Gehirn gelangt (vgl. V. 8 f.). Daraufhin legt er die Aster zwischen die Holzwolle, die sich in der Brusthöhle der Leiche befindet (vgl. V. 10 f.). Die Holzwolle zieht sich mit Wasser zusammen, wodurch es zunächst scheint, als würde sich das lyrische- Ich um die Aster kümmern, da sie dadurch eine Art Vase hat. Der Mensch wird zum Objekt/Gegenstand der Natur, also entmenschlicht, was zur Zeit des Expressionismus typisch ist. Jedoch wird die Leiche daraufhin zugenäht, weshalb die Aster und der Bierfahrer das gleiche Schicksal teilen, da der Tod der Aster vorhersehbar ist. Die kleine Aster stirbt durch die Leiche, da sie keinen Sauerstoff mehr erhält. Zur Zeit des Expressionismus fehlt die Natur auf Grund der Verstädterung. Es wird deutlich, dass auch das lyrische-Ich sich nach der Natur sehnt.

Die Blume wird vermenschlicht, da das lyrische-Ich direkt zu ihr spricht (vgl. V. 13 ff) und zeigt Gefühle, da er sich am Ende des Gedichts von ihr verabschiedet (V. 14). Die Leiche spielt für das lyrische-Ich keine Rolle, wodurch verdeutlicht wird, wie hoch die Sehnsucht der Natur zu dieser Zeit ist.

Das Gedicht weist kein eindeutiges Reimschema oder Metrum auf, was untypisch für diese Zeit ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Menschen zur Zeit des Expressionismus sehr gelitten haben. Sie versuchten vor der Realität zu flüchten und sehnten sich nach der Natur, die auf Grund der Verstädterung vernichtet wurde. Die Natur spielt eine größere Rolle als die Menschen.



MJEsch

Das expressionistische Gedicht „Kleine Aster“ aus dem Jahre 1912 wurde von Gottfried Benn geschrieben und thematisiert die Belanglosigkeit des Menschen.

Das Gedicht „Kleine Aster“ beschreibt eine menschenherabwürdigende Autopsie, in der der Mensch unwichtiger dargestellt wird, als eine kleine Blume, die vorhanden ist. Dabei ist klar zu erkennen, dass es sich hierbei um ein Gedicht aus der Epoche des Expressionismus handelt, da das ganze Gedicht eine Wirkung des „Alles-ist-schlecht“ zeigt bzw. das negative Bild verkörpert, dass alles grau und dunkel sei, ohne irgendwo Hoffnung aufblitzen lassen zu können. Die expressionistischen Gedichte entstanden zur der Zeit der Industrialisierung, wobei viele Menschen ihre Arbeitsplätze verloren und diese Zeit wird in Gedichten deswegen als deprimierendes, hoffnungsloses niederschmetterndes Zeitalter dargestellt/ präsentiert.

Zuerst ist zu erkennen, dass dieses Gedicht kein erkennbares Metrum, Reimschema oder Rhythmus besitzt. Ebenso ist keine Harmonie in der Silbenanzahl pro Vers zu finden, sowie keine Regenmäßigkeit der Kadenzen. Alles wirkt wirr und unstrukturiert ohne jeglichen Halt und Form. Das lässt sich auf den Expressionismus zurückzuführen, da die Menschen ebenfalls keinen Halt zu dieser Zeit besitzen und Planlos sind. Wegen den fehlenden Merkmalen des Gedichtes könnte man das Gedicht als Prosaähnlich definieren, da es eher einer Geschichte bzw. Erzählung gleicht, statt eines Gedichtes. Trotz der unstrukturierten Art und Weise der Verse, sind die Verslängen auffällig. Sie wirken wie eine Aufzeichnung eines Herzschlages, dass auf die Industrialisierung hinweist, wegen der maschineller Auffassung und der Herzschlag steht für Vergängliches, da auch bereits im Gedicht der Tot immer wieder aufzufinden ist. Die Zeit des Gedichtes ist in der Vergangenheit geschrieben, hauptsächlich im Präteritum. Der Titel „Kleine Aster“, drückt auch negative Emotionen aus, wegen dem Adjektiv „klein“, ein Symbol für Schwäche und Hilflosigkeit. Das Gedicht besteht nur aus einer einzigen Strophe mit 15 Versen. Sie sorgt bereits in ihrer Darstellung mit ihren fünfzehn Versen, die nacheinander aneinander gereiht für deprimierender Atmosphäre, sowie auch Elemente des Fabriklebens, wo alles monoton hintereinander, wie vom Fließband kommend, dargestellt wird. Trotzdem kann man die Verse der Strophe in vier Sinnabschnitte eingliedern.

Der erste Sinnabschnitt (V. 1-3) ist die Schilderung, also die Erklärung, was geschehen ist. Es wird beschrieben, dass jemand gestorben ist und nun zur Autopsie gebracht wurde. Der erste Vers ist ein vollständiger Satz der erklärt, dass ein „Bierfahrer“(V.1) ertrunken ist und „auf den Tisch“ gelegt wird. Dabei werden entwürdigende und umgangssprachige Verben genutzt. Das aktive Partizip Perfekt „ersoffen“(ebd.) und das in passiv Präteritum geschriebene Verb „stemmen“(ebd.) sorgen dafür, dass der Tote unverschämt behandelt wird, also ein wenig wie Abschaum behandelt wird. Im Prinzip wird der Tote entwürdigt und das Menschsein beschmutzt. Das menschliche Leben hat in diesem Gedicht keine Bedeutung. Es verdeutlicht eine kalte/gefühllose Stimmung. Der nächste Vers beschreibt eine Auffälligkeit an dem Toten. Denn dem Ertrunkenem wurde „eine dunkellila Aster/ zwischen die Zähne geklemmt“(V.2f.). Das Indefinitpronomen „Irgendeiner“(V.2) ist ein weiteres Merkmal des Expressionismus. Denn es äußert eine gewisse Anonymität, wieder eine Anspielung auf das alles bedeutungslos ist. Diese anonyme Person hat beschlossen aktiv in den fortwährenden Kreislauf des Lebens und Sterbens einzugreifen und hat dem Toten etwas gegeben. Da dieser jedoch tot ist, ist für ihn die Handlung des Unbekannten bedeutungslos, aber für Außenstehende wirkt es als eine Art Verabschiedung. Denn wenn jemand stirbt, ist es üblicher Weise brauch dem Toten Blumen zu schenken, bzw. auf ihn oder Sarg zu legen. Dabei ist diese „Aster“(ebd.) ausgerechnet „dunkelhelllila“(ebd.). Die Farbe Violett wird umgangssprachlich „lila“ genannt, dabei werden Violett und lila verschiedene Bedeutungen zugeschrieben. Violett ist die Farbe der Macht, Leidenschaft, des Unmoralischem und die Farbe des Todes, während Lila die Farbe der Spiritualität, des Geistes und Intelligenz ist. In diesem Gedicht trägt jedoch die Farbe Lila die Bedeutung von Violett: Die Farbe des Todes. Vermutlich wurde die Wortwahl „Lila“ gewählt, um den Widerhall der umgangssprachlichen Worte zu betonen. Dabei wird die Farbe mit einem paradoxen hell-dunkel-Kontrast beschrieben, indem die Farbe zugleich „dunkel-„ und auch „-hell“ (ebd.) ist. „[Z]wischen die Zähne [klemmen]“(V.3) ist ein Akt der Gewalt. Worauf zuschließen lässt, dass es keine normale Verabschiedung sein sollte, sondern eine Misshandlung der Menschenwürde präsentieren soll. Das spielt darauf an, dass zu jener Zeit selbst eine normale kulturelle Geste moralisch Fragwürdig ausgeführt werden kann.

Der zweite Sinnabschnitt (V.4-9) ist die Zerteilung bzw. die Forschung am Toten, indem ihm Organe entnommen werden. Die Vorgehensweise ist jedoch sehr fragwürdig und dementsprechend besonders auffallend. Denn das lyrische Ich, was zum ersten Mal nun auftaucht im Gedicht durch das Personalpronomen „ich“ (V.4) an der „Brust“ (ebd.) beginnend mit „einem langen Messer“ (V.6) die „Zunge und Gaumen“ (V.7) herausschneidet. Denn eine Autopsie wird normalerweise mit einem Skalpell durchgeführt, eine Klinge, die genau das Gegenteil von einem riesen Messer ist. Dabei ist es irritierend, dass das lyrische Ich die Zunge und den Gaumen (im Mund befindliche Körperteile) von der Brust heraus abschneidet. Das definiert nochmal die Grausamkeit gegenüber einem Menschen. Es ähnelt an Folter und als würde das Lyrische Ich kein bisschen zurückschrecken, dass die Leiche danach sehr entstellt aussehen wird. Damit wird nochmal das Belanglose, bzw. keine Wertigkeit im Leben dargestellt zur Zeit der Industrialisierung. Im nächsten Vers wird wieder die Blume angesprochen, die die Aufmerksamkeit des Lyrischen Ichs auf sich zieht, mehr als seine Aufmerksamkeit auf den gerade untersuchenden Toten. Die Aster fiel wegen einer vermutlichen Bewegung in „das nebenliegende Gehirn“(V.9). Das Gehirn verdeutlicht die Endgültigkeit des Todes, da ohne das Gehirn der Mensch auf jeden Fall nicht mehr leben kann und jenes wurde bereits aus dem Körper entfernt.

Der dritte Sinnabschnitt (V.10-12) könnte man zusammenfassend den Komfort der Aster nennen, da das Lyrische Ich beschließt, sich auf unnatürlich schlechter Weise, um die Blume zu kümmern. Es setzt die kleine Aster in die ausgeräumte „Brusthöhle“(V.10) umhüllt von „Holzwolle“(V.11). Der leere Körper, der mit etwas anderem Ausgestopft wird, dient somit als eine Art Vase für die Blume. Da der Körper ausgestopft wird, bedeutet das, dass die Organe behalten werden und keinen Wert auf die Rechte des Menschen gelegt werden, besonders nicht mehr nach ihrem Tod. Es weißt auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Zuletzt näht das Lyrische Ich den Toten, ohne Organe, ausgestopft, mit der Aster wie eine Puppe zu. Der letzte Sinnabschnitt (V.13-15) ist ein Aufruf und zugleich ein Abschied. Nachdem die Leiche präpariert ist und auch die Blume versorgt ist, Spricht das Lyrische Ich direkt zur Aster, das am Akkusativ Personalpronomen „dich“(V.13) zuerkennen ist, indem es die Blume auffordert sich satt zu trinken, also solange zu gedeihen, wie ihr noch vergönnt ist (Vgl. V.13). „Ruhe sanft, / kleine Aster!“(V. 14f.) ist der Abschied, da die Blume bereits gepflückt ist und auch nicht mehr lange zu leben hat, aber durch den mit Wasser getränkten Körper noch die Chance hat, ein wenig weiter zu leben. Die Aster ist eine Metapher bis zum Schluss des Gedichtes für die Vergänglichkeit des Lebens. Ein Hauptmerkmal des Expressionismus´.

Zum Schluss lässt sich erkennen, dass durch die Industrialisierung die Epoche des Expressionismus´ entstand und dabei die Menschen eine sehr Negative Sicht auf die Welt haben, wobei im Mittelpunkt ihrer Gedanken die Vergänglichkeit des Daseins steht. Das Gedicht „Kleine Aster“ greift genau diese Sicht der Vergänglichkeit auf mit den weiteren negativen Sichten der Würdelosigkeit, Rücksichtslosigkeit und der Grausamkeit. Dies alles bezogen auf den Tod anhand einer Darstellung eines Toten.

Lara

Das Gedicht „Kleine Aster“ wurde von Gottfried Benn verfasst und im Jahr 1912, während der Epoche des Expressionismus veröffentlicht. Das Gedicht thematisiert die Wertigkeit eines Menschen zu dieser Zeit im Vergleich zur Wertigkeit einer Pflanze.

Die Epoche des Expressionismus war durch das Ausdrücken eigener Gefühle geprägt, sowie durch die Entindividualisierung der Menschen. Weitere zentrale Merkmale dieser Epoche sind beispielsweise die gewollte Thematisierung von Gefahr, Krankheit oder dem Tod. Gottfried Benn arbeitete in einem Leichenhaus, weshalb er vermutlich von eigenen pathologischen Erfahrungen berichtet. Dabei bricht er das Tabu zeitgenössischer Wertvorstellungen, wie beispielsweise die Unantastbarkeit der Menschenwürde.

Das vorliegende Gedicht besteht aus nur einer Strophe mit insgesamt 15 Versen. Es ist kein eindeutiges Metrum, als auch kein eindeutiges Reimschema vorhanden. Nur in den Versen 1 und 3 befindet sich ein Kreuzreim, sowie sich in den Versen 7 und 8 ein Paarreim befindet. Generell lässt sich zudem sagen, dass das Gedicht sehr einfach aufgebaut ist.

Zu Beginn des Gedichtes wird die Öffnung von einem „ersoffene[n] Bierfahrer“ (V. 1) beschrieben. Daraus lässt sich schließen, dass der Tote im Voraus ertrunken sein muss. Durch den unbestimmten Artikel „[e]in“ (V. 1) wird zudem deutlich gemacht, dass nicht genauer auf den Toten eingegangen wird, also dass er in diesem Gedicht nicht im Vordergrund steht. Dies ist ein typisches Merkmal des Expressionismus, da die Menschen zu dieser Zeit entindividualisiert wurden. Zudem deutet das Verb „ers[au]fen[…]“ (V. 1) auf eine tierische Eigenschaft hin, wodurch der „Bierfahrer“ (V. 1) erneut entmenschlicht wird. Im weiteren Verlauf der Obduktion wird der Tote „auf den Tisch gestemmt“ (V. 1). Diese Situation spiegelt wenig Feingefühl des Arztes, sowie einen groben Umgang mit dem Toten wieder. Für den Arzt ist eine solche Situation jedoch Alltag, da er täglich mit Leichen zu tun hat. Schließlich fällt dem Arzt auf, dass dem Toten „zwischen die Zähne“ (V. 3) eine „dunkelhelllila Aster“ (V. 2) gesteckt wurde. Das Verb „dunkelhelllila“ (V. 2) stellt ein Paradoxon dar, da die Adjektive dunkel und hell gegensätzlich sind. Mithilfe dieses Gegensatzes wird die Aufmerksamkeit von dem Toten abgewendet und auf die Aster gelenkt. Diese Aufmerksamkeit wird zudem durch die Alliteration „zwischen die Zähne“ (V. 3) verstärkt. Gleichzeitig gilt die „Aster“ (V. 2) als Friedhofsblume und deutet einerseits auf den Tod des Mannes hin, andererseits aber auch auf den bald folgenden Tod der „Aster“ (ebd.) selbst. Im Bezug auf die Entindividualisierung der Menschen lässt sich hier ein weiteres Beispiel finden, da davon die Rede ist, dass „Irgendeiner“ (V. 2) dem „Bierfahrer“ (V. 1) die Aster in den Mund gesteckt hat. Durch den nächsten Vers tritt nun auch das lyrische Ich in Erscheinung. Im weiteren Verlauf des Gedichtes wird nun die Obduktion des Toten ganz genau und detailliert beschrieben. Das lyrische Ich schneidet „mit einem langen Messer Zunge und Gaumen“ (V. 6 f.) heraus. Die Beschreibung dieses Vorgangs erstreckt sich von Vers 4 bis zu Vers 9, über 6 Verse hinweg, wodurch viele Enjambements zum Vorschein kommen. Diese Enjambements heben noch einmal die Zusammengehörigkeit des Satzes hervor. Das lyrische Ich vermutet, die „Aster“ (V. 1) angestoßen zu haben, da sie „in das nebenliegende Gehirn“ (V. 9) rutschte. Schließlich legt das lyrische Ich dem „Bierfahrer“ (V. 1) die „Aster“ (V. 2) „in die Brusthöhle zwischen die Holzwolle“ (V. 10 f.). Währenddessen wird der Tote bereits wieder „zu[ge]näht“ (V. 12). Die Leichen wurden früher nach der Obduktion mit „Holzwolle“ (V. 11) ausgestopft, damit der Brustkorb nicht einsackte. Das Pronomen „man“ (V. 12) deutet zudem erneut auf die Entindividualisierung hin. Die Blume wird von nun an also weich gelagert. Im Gegensatz dazu wird der „Bierfahrer“ (V. 1) überhaupt nicht mehr wahrgenommen, bzw. wird sich nicht mehr um ihn gekümmert. Auch in den letzten drei Versen liegt die Aufmerksamkeit auf der „Aster“ (V. 2). Zuvor wurde dauerhaft in der Vergangenheit geschrieben, ab nun wird jedoch im Präsens fortgefahren. Des Weiteren wird die „Aster“ (ebd.) nun direkt angesprochen indem das lyrische Ich sagt: „Trinke dich satt in deiner Vase!“ (V. 13). Mit „Vase“ (V. 13) ist der „Bierfahrer“ (V. 1) gemeint. Er wird nun nicht mehr als Mensch, sondern nur noch als Sache dargestellt. Der „Bierfahrer“ (ebd.) ist eigentlich nur noch Mittel zum Zweck. Schlussendlich verabschiedet sich das lyrische Ich von der „Aster“ (V. 1), indem es sagt: „Ruhe sanft, kleine Aster“ (V. 14 f.), da das lyrische Ich weiß, dass die Aster im Körper des Toten auch nicht überleben kann und letztendlich selbst sterben wird. Somit zeigt das lyrische Ich Gefühle und seine emotionale Seite. Jedoch empfindet das lyrische Ich nur für die Aster Gefühle, der Mensch verliert dabei vollständig an Bedeutung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht viele typische Merkmale des Expressionismus enthält, wie beispielsweise die Entindividualisierung der Menschen. Es wird zudem deutlich, dass zu einer solchen Zeit mehr Wert auf eine Aster gelegt wurde, als auf einen Menschen.

Svenja

Das Gedicht ,,Kleine Aster”, welches von Gottfried Benn verfasst und 1912 in der Epoche des Expressionismus veröffentlicht wurde, handelt von der Entmenschlichung nach dem Tod.

Der Sprecher beschreibt die Obduktion eines „ersoffenen Bierfahrers“ (V.1). Der Tote ist also ertrunken. Das Verb „ersoffen“ (V.1) könnte aber auch dafür stehen, dass der Fahrer betrunken war und deswegen gestorben ist. Dies zeigt, dass er vor der Realität flüchten wollte, was zur Zeit des Expressionismus nicht unüblich war. Das Verb ,,gestemmt” (V. 1) zeigt, dass es sich um eine korpulente beziehungsweise kröftigere Person handelt, die unvorsichtig auf den Tisch gelegt wird. Das Pronomen „irgendeiner“ (V.2)ist ein Merkmal des Expressionismus, da es eine Anonymität ausstrahlt. Diese Person hat ihm ,,eine dunkelhelllila Aster zwischen die Zähne geklemmt” (V. 2 f.). Dieser Kontrast von hell und dunkel ist eine Antithese, die für den Tod und das Leben steht. Danach seziert das lyrische Ich den Körper Bierfahrers. Die Brutalität und Hässlichkeit der Realität wird in der detaillierten und gefühlslosen Beschreibung des Vorgangs deutlich. Dass er ohne Vorsicht vorgeht wird deutlich, als es die Aster ausversehen anstößt (vgl. V.8.) und sie dadurch in das „nebenliegende Gehirn“(V.9) gleitet. Daraufhin legt es die Aster zwischen die Holzwolle, die es in die Brusthöhle der Leiche gelegt hat (vgl. V. 10 f.). Da die Holzwolle Wasser aufsaugt scheint es so, als würde das lyrische Ich sich um die Aster kümmern wollen, da sie dadurch eine Art Vase hat. Der Mensch wird zum Gegenstand der Natur, also entmenschlicht, was zur Zeit des Expressionismus typisch ist. Dass die Aster hier eine größere Bedeutung als die Leiche, wird verdeutlicht, als das lyrische Ich der Aster wünscht, dass sie sanft ruhe (vgl. V. 14), anstatt dem toten Bierfahrer zu wünschen, dass er in Frieden ruhe. Da der Körper wieder zugenäht wird, ist auch der Tod der Aster vorhersehbar und wird sterben, genauso wie der Bierfahrer. Das lyrische Ich zögert somit den Tod der Aster heraus.

Zusammenfassend kann man sagen,dass zur Zeit des Expressionismus die Natur auf Grund der Verstädterung fehlt. Tagtäglich waren die Menschen mit Maschinen beschäftigt, wobei das Zwischenmenschliche verloren ging. Das Gedicht weist kein eindeutiges Reimschema oder Metrum auf. Dies zeigt, dass der Fokus im Gedicht auf dem Inhalt liegt und die äußere Form nebensächlich ist.


JR

Das Gedicht „kleiner Aster“ welches von Gottfried Benn verfasst und im Jahr 1912 veröffentlicht wurde, thematisiert die Gleichschaltung aller Menschen nach dem Tod.

Das Gedicht lässt sich in die Epoche des Expressionismus einordnen. Die Epoche des Expressionismus beinhaltet ungefähr den Zeitraum von 1905 bis 1925. Die Epochenbezeichnung des Expressionismus hat ihren Ursprung in der lateinischen Sprache und bedeutet wörtlich in etwa „ausdrücken“. Die Epoche gilt als Zeit der Ausdruckskunst, in der die innere Wirklichkeit der Außenwelt gezeigt werden sollte. Häufig aufgegriffene Gefühle im Expressionismus sind zum Beispiel die Isolation, der Tod oder eine Überreizung. Die Menschen litten zu der Zeit unter der fortschreitenden Industrialisierung und vor allem junge Menschen sehnten sich nach einer neuen Welt mit neuen gesellschaftlichen Ordnungen. Die Zeit wird ebenfalls durch einen Generationenkonflikt geprägt. Die verwendete Sprach des Expressionismus kann teils unvollständig wirken.

Auch das Gedicht „kleiner Aster“ ist wie im Expressionismus sehr realitätsgetreu bzw. ungeschönt geschrieben. Zum Beispiel wird der „ersoffene(…) Bierfahrer auf den Tisch gestemmt“ (V.1) .Das Adjektiv ersoffen (vgl. V. 1) wirkt sehr schroff und versucht nicht den Tod des Menschen schöner darzustellen. Die Tatsache das der Leichnam auf den Tisch gestemmt wird (vgl.V.1) zeugt von einem groben Umgang. Die Leiche hat einen „dunkelhelllila(nen) Aster“ (V.2) zwischen den Zähnen (vgl.V.3). Das Paradoxon „dunkelhelllila“(V.2) stellt den Kontrast zwischen hell und dunkel dar, welches ebenfalls den Kontrast zwischen Leben und Tod darstellen könnte. Weiterhin wird die Leiche obduziert wobei „Zunge und Gaumen“ (V.7) der Leiche mit einem „langen Messer“(V.6)entfernt werden. Auch die Obduktion des Bierfahrers wird ungeschönt und realistisch beschrieben. Der dabei ins „nebenliegende Gehirn“ (V.9) verrutsche Aster wird vom lyrischen Ich in die „Brusthöhle“(V.10) gelegt und vor dem zunähen der Leiche in der Holzwolle positioniert (vgl. V 11f). Das Gedicht endet mit zwei Imperativen, die sich an den Aster richten. Er solle sich satt trinken und sanft ruhen (vgl.V 13ff), was eine Personifikation des Asters mit sich bringt.

Sowohl das unregelmäßige Reimschema als auch das unregelmäßige Metrum verdeutlichen die Darstellung der kalten Realität. Beides wird nicht angeglichen um keinen künstlich harmonischen Schein zu wecken.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Gedicht nicht viele sprachliche Mittel enthält, was zur Darstellung der klaren Realität passt. Da viele sprachliche Mittel die Realität anders darstellen oder Interpretationsräume lassen.

Kolja

Das expressionistische Gedicht „Kleine Aster“, welches von Gottfried Benn verfasst und 1912 veröffentlicht wurde, thematisiert die Verdinglichung des Menschen. Das Gedicht besteht einzig und allein aus einer Strophe mit 15 Versen. Inhaltlich geht es um etwas wie eine Autopsie, bei der ein verstorbener Mensch genau auf Hinweise untersucht wird, die auf einen Mord schließen könnten. In diesem Gedicht handelt es sich bei dem Menschen um einen „ersoffene[n] Bierfahrer“(V. 1), was bedeuten könnte, dass es sich um jemanden handeln könnte, der wegen Trunkenheit am Steuer in einen See oder generell in ein Gewässer gestürzt ist und dadurch ertrunken ist. Zudem befindet sich eine „dunkelhellila Aster“(V.2) in seinem Mund, was eine Blume ist. Bei dem Gedicht ist weder ein Reimschema, noch ein klares Metrum zu erkennen. Es wird jedoch deutlich, dass das lyrische Ich eine ruhige Art hat, da es zu dem angesprochenen Du, welches hier die Blume ist, „Ruhe sanft“(V. 14) sagt. Dies steht im Kontrast zu der unregelmäßigen und unruhigen Form des Gedichtes. Die „dunkelhellila Aster“(V. 2) steht zudem antithetisch zum Inhalt des Gedichtes. Sie ist ein Lebewesen, welches ruhig und sanft ist, während der Inhalt des Gedichtes größtenteils eher finster und unmenschlich gehalten ist. Typisch für den Expressionismus war es, Menschen zu verdinglichen oder zu entmenschlichen. Dies wird in dem Gedicht durch die Metapher der „Vase“(V. 13) deutlich, welche für den leblosen Körper des Menschen steht. Unterdessen wird die Aster, also die Blume, personifiziert durch den Ausdruck „Trinke dich satt“(ebd.), was zeigt, dass das lyrische Ich nahezu emphatisch gegenüber der Blume wirkt und fast schon distanziert gegenüber dem Menschen ist, beziehungsweise nimmt es dem Menschen gegenüber eine neutrale Stellung ein. Dadurch wird deutlich, dass die Blume mehr im Fokus steht als der Mensch. Hierzu kann man sagen, dass das Gedicht von dem Autor als ein Abbild seiner Zeit, beziehungsweise als ein Spiegel der Wirklichkeit verfasst wurde, da eben genau diese Verdinglichung und Distanzierung zum Menschen auftritt. Dies verweist auf die soziale Lage des Lyrischen Ich. Abschließend ist zu sagen, dass das Gedicht vom Autor als eher gesellschaftskritisch verfasst wurde. Es verweist auf die Distanzierung zum Menschlichen indem es den Mensch als einen Gegenstand darstellt.


Linus

Das von „Gottfried Benn“ verfasste Gedicht „kleine Aster“ ist 1912 zur Epoche des Expressionismus veröffentlicht worden und thematisiert einen kuriosen Mord und die Respektlosigkeit mit Menschen nach dem Tod.

Zuerst sei gesagt das beim ersten Lesen vor allem auffällt mit welcher Umgangssprache das Gedicht geschreiben wurde, da es sich bei der Leiche, um die es im Gedicht geht, um einen „ersoffene[m] Bierfahrer“ (V. 1) handelt. Das Adjektiv „ersoffen“ (V.1) deutet abwertend auf die Todesursache hin. Der Fahrer ist anscheinend „ersoffen“(ebd.), man weiß aber nicht woran. Des weiteren hatte der Fahrer eine „dunkelhellila Aster zwischen den Zähnen“(V.2f.), die ihm „Irgendeiner [..] zwischen die Zähne geklemmt“(V.2f.) hat. Der Begriff „Irgendeiner“(V.2) lässt die ganze Sache unwichtig und nebensächlich wirken. Der Kontrast in den Wörtern „dunkelhellila Aster“(V.2) zwischen „dunkel“(V.2) und „hell“(V.2) .Durch diesen Kontrast kann man genauso den Kontrast zwischen Leben und Tod sehen, welcher in der Aster verbunden wird, wodurch ausgesagt wird, dass auch der Tod zum Leben gehört. Des Weiteren wird die Leiche obduziert wobei „Zunge und Gaumen“ (V.7) der Leiche mit einem „langen Messer“(V.6)entfernt werden. Auch die Obduktion des Bierfahrers wird ungeschönt und realistisch beschrieben (vgl. V. 6ff.).Die Aster steht im ganzen Gedicht besonders im Fokus, da die Obduktion des Toten ohne eine Gefühlsregung des lyrischen Ichs zu verlaufen scheint, doch als die Aster „in das nebenliegende Gehirn“ (V. 9) gleitet, scheint sich das lyrische Ich Gedanken zu machen die Aster berührt zu haben (vgl. V.8).Das lyrische Ich behandelt an Stelle des Leichnams, die Blume im Mund wichtiger als die eigentliche Person welche gestorben ist (vgl. V. 10). Es packt diese „in die Brusthöhle“ (V. 10), die dadurch wie eine Art Vase erscheint. Dort zwischen dem Obduktionsmaterial (vgl. V. 11) kann die Blume zur Ruhe kommen. Danach folgt der erste Ausruf des Lyrischen Ichs welcher lautet: „Trink dich satt in deiner Vase“(V.13). Durch die Verwendung des Reflexivpronomens „dich“(ebd.) wird ein engerer Bezug zwischen Blume und Lyrischen Ich aufgebaut als zwischen dem Mann und ihm, da dieser keinmal direkt angesprochen wird. Zudem wird die Blume hier personifiziert und die „Vase“(ebd.) dient als Metapher für den menschlichen Körper.

Zusammenfassend kann man also sagen , dass das lyrische Ich sich viel mehr auf die Alster bezieht und sie als wichtiger als den Mord an der eigentlichen Person erachtet, außerdem ist das Gedicht durch die Umgangssprache sehr realistisch und es gibt dementsprechend nicht viele Sprachliche Mittel.


Simon

Das Gedicht „Die kleine Aster“ wurde von Gottfried Benn geschrieben und ist 1912 veröffentlicht worden. Zeitlich lässt es sich so in die Epoche des Expressionismus einordnen.

Thema des Gedichtes ist der Tod und die Kritisierung der Unantastbarkeit des Menschen.

Das Gedicht besteht aus 15 aufeinanderfolgenden Versen, die nicht kenntlich durch Auslassungen getrennt sind. Der erste Sinnabschnitt erstreckt sich von Vers 1 bis Vers 3. Hier wird zunächst das durch den Titel erzeugte Bild des Themas, der „Kleine[n] Aster“, welcher gewisse Parallelen zur Blauen Blume aufweist, hart entgegengewirkt. Unmittelbar in der ersten Zeile wird von dem Tod eines „Bierfahrers“ (V.1) berichtet, der wohl ertrunken ist. Ein Bierfahrer war in der damaligen Zeit eine Art Spediteur, der Bier von einem Ort zu einem anderen Ort transportiert hat. Das Gedicht scheint sich also mit dem Tod auseinander zu setzen und passt damit direkt in die Epoche des Expressionismus hinein, wo der Tod als eines der Hauptmerkmale vorzufinden war. Im Gegensatz zu dem hier thematisierten Tod handelt es sich bei der eben angesprochenen Aster jedoch um eine Blume, die selbst im Winter blüht und im Zeitalter des Expressionismus ein Symbol für die Unvergänglichkeit oder die Unsterblichkeit aufgrund ihrer naturellen Gegebenheiten war. Die Verwendung der Umgangssprache, beispielsweise bei der Beschreibung des Todes des Bierfahrers, der – so wörtlich - „ersoffen“ (V.1) sein soll, deutet hier auf den fehlenden Wert des einzelnen Individuums hin, gleichzeitig war diese teils platte Formulierung ebenfalls ein Merkmal des Expressionismus. Inhaltlich befinden wir uns also bei einer Obduktion, da die Leiche „auf den Tisch gestemmt“ (V.1) und dort untersucht wird, anstatt nur den tatsächlichen Tod zu diagnostizieren und anschließend den Leichnam zu bestatten. In Vers tritt dann die Metapher der Aster in den Vordergrund. Die Symbolik der Aster wurde oben bereits beschrieben, sie ist ein Merkmal der Epoche, ebenso wie die Anonymität. Diese wird hier deutlich, da niemand bestimmtes, sondern nur „Irgendeiner“ (V.2) den Leichnam auf den Obduktionstisch legt. Der Autor lässt also genaue Personenvorstellungen aus den Köpfen des Lesers heraus und sorgt so für eine gewisse Distanz des Lesers zu dem Text, da dieser nur um den ungefähren Sachverhalt weiß und nichts über Details erfährt, welche ein gestärktes Interesse oder Empathie bei dem Leser oder dem Adressaten erzeugen könnten. Farblich wird die Aster als „dunkelhelllila“ (ebd.) beschrieben, was sich sprachlich als Paradoxon einstufen lässt, schließlich kann eine Farbe nicht dunkel und doch gleichzeitig hell sein. Interpretieren könnte man das auch auf den Unterschied zwischen Leben, also der im übertragenen Sinne unsterblichen Aster, und dem Tod, hier dem ertrunkenen Bierfahrer, sehen.

Der zweite Sinnabschnitt erstreckt sich von Zeile 4 bis Zeile 12 und behandelt die nun stattfindende Obduktion des Leichnams. Hier wird erneut die fehlende Empathie der Mitmenschen mit dem ertrunkenen Bierfahrer deutlich: trotz seines Todes wird nicht pfleglich mit ihm umgegangen. So wird beispielsweise mit einem „langen Messer“ (V. 6) der Körper des Leichnams „von der Brust aus“ (V.4) aufgeschnitten, eine Vorhergehensweise, die bei einer heute üblichen Obduktion komplett ausgeschlossen ist. Niemand kann genau mit einem langen Messer an einem Körper herumarbeiten, egal ob tot oder lebendig, ohne irgendetwas falsch zu machen. So muss es dem schneidendem, hier dem lyrischen Ich, herzlich egal sein, ob seine Vorgehensweise irgendeinem schaden könnte oder irgendjemand Einwände gegen eine solche Obduktion erheben könnte. Das lyrische Ich schneidet anschließend noch die „Zunge und [den] Gaumen“ (V.7) aus dem Körper heraus, und trifft dabei die Aster, welche in das Gehirn hineingelangt. Diese lieblose Beschreibung, unterstützt durch die Wortwahl und den formalen Aufbau, machen dem Leser erneut die fehlende Empathie des lyrischen Ichs deutlich und stärken so die Einordnung des Gedichts in die Epoche des Expressionismus, welche also nicht nur zeitlich, sondern auch auf inhaltlicher Ebene voll zutrifft. So wird auch nachfolgend das Bild auf das lyrische Ich nicht besser: Da es die verrutschte Aster einfach die Brusthöhle „packte“ (V.10) und der Rest des wahrscheinlich vorher leeren Brustkorbes mit „Holzwolle“ (V.11), einem zur Füllung üblichen Stoff, aufgefüllt wurde, zeigt auch hier wieder die Hemmungslosigkeit des lyrischen Ichs im Umgang mit der Leiche. Anschließend wird der Brustkorb zugenäht. Hier kommt, wie auch schon zuvor, durch die unbestimmte Form einer Person die Anonymität der handelnden Personen zum tragen, da nicht klar ist, wer denn jetzt genau den Bauch zugenäht hat.

Der dritte Sinnabschnitt erstreckt sich von Vers 13 bis Vers 15. Er thematisiert das Schicksal der Aster in dem Leichnam. Der Sinnabschnitt ist durch das erneute Auftauchen der Aster wieder metaphorisch zu verstehen. Im übertragenen Sinne kommen hier alle zuvor thematisierten Merkmale oder Symbole der Epoche des Expressionismus zusammen. Die für die Unsterblichkeit stehende Blume wird in den für die Vergänglichkeit stehenden Leichnam eingenäht und ist so von außen nicht mehr sichtbar. Im übertragenen Sinne bedeutet dies also die äußere Wahrnehmung des Todes und die Nichtbeachtung der Unsterblichkeit, da die Aster nach außen hin nicht mehr durch den Leichnam hindurch sichtbar ist.

Zusammenfassend kann man also sagen, das das Gedicht die wesentlichen Inhaltlichen Merkmale der Epoche des Expressionismus gut verdeutlicht, da wichtige Merkmale wie der Tod – In Form des Leichnams - , der Anonymität durch Wortwahl und inhaltliche Darstellung sowie der Entwürdigung des Menschen durch den Vorgang und das Praktizieren der Obduktion dem Leser klar verständlich gemacht wurde.


Sven

Das Gedicht, „Kleine Aster“, von Gottfried Benn, wurde 1912 in der Epoche des Expressionismus veröffentlicht und thematisiert eine detaillierte Beschreibung einer Obduktion.

Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 15 Versen. Außerdem lässt es sich in drei Sinnabschnitte teilen.

Der erste umfasst die Verse eins bis drei, in denen „[e]in ersoffener Bierfahrer“ (V.1) auf den Obduktionstisch gelegt „wurde“(V.1).

Wie am letzten Zitat zu erkennen ist, ist im ersten Sinnabschnitt das Tempus Präteritum, welcher also die Vergangenheit darstellt. Die Todesursache des Leichnams ist das Ertrinken.

Es lässt sich in Vers zwei ein Paradoxon finden, in der die Rede von einer „dunkelhelllila“ Aster ist. Außerdem reimen sich Vers eins und drei.


Im zweiten Sinnabschnitt, von Vers vier bis 12, beginnt die Obduktion, während der, das lyrische ich den Leichnam „mit einem langen Messer“ (V.6) aufschneidet und diesem „Zunge und Gaumen herausschnitt“ (V. 7).

Im dritten und letztem Abschnitt sieht das lyrische Ich den Leichnam als eine Vase für die Aster an und fordert diese auf zu „[t]rinke[n]“ (V.13).

Joshua

Das expressionistische Gedicht „Kleine Aster“, von Gottfried Benn, veröffentlicht 1912, thematisiert die Entwürdigung des Menschen.

Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 15 Versen, hat ein unregelmäßiges Reimschema und Metrum und lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern. Der erste Sinnabschnitt erstreckt sich von dem ersten bis zum dritten Vers und beschreibt einen ertrunkenen Bierfahrer, dem man eine Aster zwischen die Zähne geklemmt hat. Wenn "[e]in ersoffener Bierfahrer [...] auf den Tisch gestemmt [wurde]" (V.1), wird dieser Mensch entwürdigt und man verhält sich pietätlos. Die Verben "stemmen" und "ersoffen" (ebd.) unterstreichen diese Entwürdigung durch ihren harten und abwertenden Klang. Das Individuum ist nicht von Bedeutung und rückt in den Hintergrund, was durch das Indefinitpronomen "[e]in" (V.1) verdeutlicht wird. Die Unbedeutsamkeit des Individuums wird auch im zweiten und dirtten Vers deutlich, denn "[i]rgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster zwischen die Zähne geklemmt" (V. 2f.) Die Pronomen "irgendeiner" und "eine" (ebd.) beschreiben keine bestimmte Person, sondern eine Fremden ohne Identität. Diese Identitätslosigkeit war im Expressionismus typisch und lag an der Entfremdung der Menschen durch die Industrialisierung, Außerdem sollten die Menschen nur noch als Werkzeug dienen und die Selbstverwirklichung kam nicht zur Geltung.

Der zweite Sinnabschnitt erstreckt sich vom vierten bis zum zwölften Vers und er beschreibt die Obduktion des "ersoffene[n] Bierfahrer[s]" (V.1). Es wird wiederum der unangebrachte Umgang mit der Leiche deutlich. Es werden "mit einem langen Messer / Zunge und Gaumen heraus[geschnitten]" (V.6f.). Diese unvorsichtige Vorgehensweise und das "lange Messer" (ebd.) zeigen deutlich die fehlende Empathie des lyrischen Ichs. Außerdem interessiert es das Lyrische Ich gar nicht, dass es "sie angestoßen [hat] (V.8) und die Aster "in das nebenliegende Gehirn [glitt]" (V.9). Es kommt einem vor als würde das lyrische Ich mit dem Leichnam spielen, da es ohne irgendwelche Sorgen an dem Leichnam herum schneidet und ihm auch die Blume im Körper platziert „als man zunähte“ (V.12). Dass hier nur einzelne Körperteile wie „Zunge und Gaumen“ (V. 7) angesprochen werden zeigt, dass der Mensch hier nur noch als Objekt angesehen wird.

Im dritten Sinnabschnitt, der sich von Vers 13-15 erstreckt, wird die Aster personifiziert und gerät in den Mittelpunkt. Die Personifikation "Trinke dich satt in deiner Vase !" (V.13) ist ein liebevoller Ausruf und wird durch die Interpunktion untermauert. Die "Vase" (V.13) ist hier ein Synonym für die "Brusthöhle" (V. 10) und zeigt, dass der Körper nur noch einem Zweck dient, er wird somit zum Objekt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht einen würdelosen Umgang mit einem Menschen zeigt, der am Ende nur noch als Objekt dient. Die Vernachlässigung des Individuums spiegelt die Zeit des Expressionismus wider, wo die Menschen durch die Industrialisierung sich selbst entfremdet haben und nur noch dem Zweck dienten. Desweiteren wird eine Sehnsucht nach einem Ende dieser Zustände deutlich, welches der Tod ist.