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Lämmert-Text: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf der Basis der hier vorliegenden Analyse kommt man zu dem Ergebnis, dass Eberhart Lämmert, durch eine vielschichtige Argumentation wie ebenso durch die hypotaktische Syntax, die Bedeutsamkeit von wörtlicher Rede in Erzählungen betont, welche laut ihm die Charakterzüge der einzelnen Charaktere wiederspiegelt.
 
Auf der Basis der hier vorliegenden Analyse kommt man zu dem Ergebnis, dass Eberhart Lämmert, durch eine vielschichtige Argumentation wie ebenso durch die hypotaktische Syntax, die Bedeutsamkeit von wörtlicher Rede in Erzählungen betont, welche laut ihm die Charakterzüge der einzelnen Charaktere wiederspiegelt.
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== Sarah ==
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Der vorliegende Textauszug (S. 204-207) „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ aus Eberhart Lämmerts wissenschaftlichem Sachbuch „Bauformen des Erzählens“, welches 1993 veröffentlicht wurde, thematisiert die Notwendigkeit direkter Rede in Bezug auf die Darstellung von Figurencharakteristiken und -konstellationen.
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Der Text setzt mit einer These Lämmerts ein, in welcher er besagt, dass sich „Erzählungen, die auf Charakterdarstellung angelegt sind“(Z. 1), die also von den im Erzählten agierenden Personen lebt, „durch ihren besonders großen Redeanteil von der fabulierenden Epik absondern“(Z. 1 f. ).  Hierin bezieht er sich im Allgemeinen auf epische Textformen, die jedoch, eben nicht wie die der „fabulierenden Epik“(ebd. ) fantasievoll, sondern realistisch dargestellt werden. Eben dies sei, so Lämmert, der Fall, da besonders häufig mit wörtlicher Rede gearbeitet werden. Somit stellt er einleitend seine These, dass Charakterdarstellungen durch einen hohen Redeanteil gekennzeichnet seien, auf und unterstreicht diese durch den Vergleich dieser mit eher fantasievolleren Texten.
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Im folgenden Abschnitt setzt er diese These gewissermaßen fort, bzw. geht erneut auf argumentative Art und Weise auf diese ein. Besonders spricht hier direkt zu Beginn des zweiten Absatzes das Adverb „Freilich“(Z. 4) für eine gewisse Eigenüberzeugung des Autors, wie aber auch von der Absicht, den Leser von der Richtigkeit seiner Aussagen zu überzeugen. Diese oder ähnliche Wortwahlen setzen sich so in seiner gesamten Argumentation fort, sodass die Behauptungen unanzweifelbar wirken.
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In diesem Abschnitt setzt Lämmert in diesem Zusammenhang, wie bereits erwähnt, an seine anfängliche Behauptung an, indem er diese gewissermaßen entkräftend näher erläutert. So sei „die Quantität der Rede“(Z. 4) relativ unbedeutend für die „Art und Subtilität der Personencharakterisierung“(Z. 4 f. ), womit er Sprache und Inhalt über die Masse der Rede stellt und somit ausdrückt, dass nicht die Menge allein entscheidend für das Gelingen eines Charakters sei. Somit sei die Rede funktional zwar einerseits Mittel der „individuelle[n] Personencharakteristik“(Z. 6), jedoch andererseits zugleich auch Mittel „zur Dokumentierung allgemein-typischer Seelenhaltungen“(Z. 5 f. ). Durch die Gegenüberstellung von Gesamtheit oder Gesellschaft und einem einzelnen Individuum, wird deutlich, dass der Autor die verschiedensten Möglichkeiten abstreitet, was sein Reden plausibler macht. Andererseits bringt er jedoch hierin durchaus auch zum Ausdruck, dass ein gewisser Teil Gesellschaft stets in den Figuren und deren Agieren mitspielt und somit der hierin geschaffene Gegensatz gewissermaßen auch eine Art Abhängigkeit der beiden Redenutzungen voneinander darstellt. Somit ist ein hoher Redeanteil im Dokumentieren allgemeiner Dinge notwendig, da eben diese wiederum auf das Individuum Einfluss nehmen.
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Im darauf folgenden dritten Abschnitt, stellt Lämmert eine zweite, für sein Argumentieren essenzielle, These auf. Diese nennt er zu Beginn des Abschnittes mit der Aussage, „der Redereichtum einer Erzählung [lasse] an sich nur eine allgemeine Feststellung zu, in der sich […] alle […] Dichtungen verschiedenster Epochen begegnen“(Z. 8 f. ). Besonders fällt hierin auf, dass Lämmert nur „eine“(ebd. ) Feststellung, nämlich die seine, die er darauf folgend nennt, für die einzig richtige und existierende hält. Diese laute „Die Vorstellung menschlicher Reaktion dominiert bei ihnen gegenüber der Kundgabe bloßer Aktionen und Begebenheiten“(Z. 9 ff. ). So werde in einer Erzählung, die viel direkte Rede enthält, erwartet, dass Reaktionen präsentiert werden und die Erzählung eben nicht nur aus reinen Aktionen ohne Gegenstück basieren. Somit sei gegenseitiges Reagieren der Figuren epochenübergreifend das, was Erzählungen und besonders die darin enthaltenen Charaktere ausmacht.
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Um diese Behauptung jedoch erneut auf jegliche Weisen abzuwägen, entkräftet Lämmert seine These im nächsten Satz, repetierend durch das einleitende Adverb „Freilich“(Z. 11) erneut indirekt, jedoch nicht vollständig. So sei „die Hervorkehrung menschlicher Reaktionen nicht schlechthin als das Mittel […], schicksalhafte Bezüge zwischen Mensch und Welt dichterisch auszudrücken“(Z. 11 ff. ), zu verstehen. Das wiederum heißt, dass nicht die wörtliche Rede und die dadurch entstehende Interaktion allein für die Deutung und das Entstehen von notwendigen Zusammenhängen in Erzählungen zuständig ist, sodass viele weitere erzählerische Gestaltungsmittel Einfluss auf einzelne Personen und deren Beziehung zur Umwelt nehmen. So seien es „die Art und Weise“(Z. 13), also besonders der Ausdruck und das „wie“, die ausschlaggebend für diese „Bezüge“(Z. 12) seien. Um diese Aussage zu stärken, nennt Lämmert im Folgenden das Beispiel der „aktionsgedrängte[n] und redearme[n] Kleist-Novellen“(Z. 14), welche ohne viel wörtliche Rede auf eine „metapsychische Weise Tragik oder auch Komik des Menschenschicksals“(Z. 15 f. ). Somit sei hierin nicht die Interaktion und besonders die Reaktion von Bedeutung, sondern viel eher „der Vollzug des Handelns und Leidens selbst“(Z. 16), da dieser das Erfassen des Seins auf transzendenter Ebene beantworte, ohne viel Rede zu gebrauchen. In diesem Zusammenhang sei es jedoch aus diesem Grund einfacher, „die Welt der Dichtung wiederzugeben“(Z. 18), während „wir bei redereichen Erzählungen […] in Verlegenheit geraten“(Z. 17), wenn man diese wiedergebe.
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Hierin wird dabei zum Ausdruck gebracht, dass redereiche Texte schwer wiedergegeben werden können, da diese den eigentlichen Sinn in der Rede selbst enthalten und somit durch Wiedergabe verfälscht werden könnten, sodass gewissermaßen das poetische und personen- charakteristische verloren ginge. Besonders wird die Argumentation Lämmerts hierin durch das Personalpronomen „wir“(ebd. ) gestützt, welches den Lesern eine gewisse Zugehörigkeit zu Lämmerts Denkweise, wie auch Anteilnahme am Text eröffnet. Somit überträgt Lämmert seine Ansichten über die Wichtigkeit der Rede auf den Leser.
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Der daran anschließende und somit letzte Abschnitt des Auszugs befasst sich zu Anfang mit der „Brechung der Außenwelt“(Z. 21) durch „das Medium der Person“(Z. 20). Laut Lämmert dient eben diese „dem Erzähler […] zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“(Z. 21 f. ). In diesem Kontext intendiert er die Person selbst, die eben agiere und reagiere, als Objekt, das die Umwelt so beeinflusse und präge, dass anhand dieser Charaktereigenschaften zum Ausdruck kommen könnten. Jedoch sei dabei nicht jede Rede von der Bedeutung, die Außenwelt zu beeinflussen (vgl Z. 22 f. ). Vielmehr sei „die Gesamtkonstellation der Gespräche“(Z. 23) von Bedeutung. Betrachte man so „die besondere Haltung eines jeden Sprechers […] in Querschnitten durch einzelne Erzählphasen als auch im Längsschnitt, im Wandel von Phase zu Phase“(Z. 24 ff. ), also im Verlauf des Gesamtgeschehens und im Übergang, so ließen sich anhand dessen Einfluss, wie auch Bedeutung der Rede einzelner Personen in Bezug auf das Gesamtwerk, wie aber auch in Teilpassagen festmachen.
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Auch hierin wird wiederum mit einer leichten Entkräftigung der Aussage, wie auch in beiden hervorgehenden, gearbeitet, was die Plausibilität der Aussage unterstreicht.
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Zusammenfassend argumentiert Lämmert mit einem durchgängig konstantem Argumentationsschema, indem er stets zu Anfang eine These anführt und diese wie folgt erläutert und abwägt, sodass mögliche Missverständnisse und das Verfechten  von Gegenargumenten vermieden wird. So bringt er letztlich deutlich zum Ausdruck, dass direkte Rede für ihn ein entscheidender Faktor für die Figurencharakteristik sowie Einfluss nehmend auf die Umwelt  ist. Nach ihm stecke in der Rede viel mehr, als in reiner Aktion, welche meist der bloßen Dokumentierung diene und einfach wiederzugeben sei.

Version vom 23. April 2018, 17:19 Uhr

Die Rede als Mittel der Personengestaltung, aus: Eberhart Lämmert, Bauformen des Erzählens. Stuttgart 1993. S. 204-207

Analyse eines Sachtextes

Ziel der Analyse ist die Darstellung der Textaussagen auf inhaltlicher, formaler sowie sprachlicher Ebene, d. h. die Beantwortung der Fragen:

1. Was sagt der Text aus, wie lauten seine Textintentionen? 2. Was trägt sein Aufbau zum Verständnis bei? 3. Welche Sprache wird verwendet, was bedeutet diese für das Textverständnis?

Vorbereitung: Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, in SA gliedern)

Verschriftlichung

1. Einleitung

Themasatz (enthält Textart, z. B. Reportage, Kommentar, wissenschaftlicher Sachtext, Rezension, usw.), Titel, Autor, Quelle, Entstehungszeit (ev. Kontext der Epoche), Thema

2. Hauptteil (inhaltliche, formale und sprachliche Analyse)

Aufbau des Textes: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Themen/Funktionen Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird ausgesagt, was bedeutet das?), formal und sprachlich (Gedankenfolge, Wie wird es ausgesagt? Z. B. durch sprachliche Mittel, als These, Argument, Wertung, Verwendung von Zitaten?, Wortwahl, Was bedeutet diese sprachliche Form der Aussage für das Textverständnis?) wechselseitige Beziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form korrekte Zitierweise

3. Schluss


Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse, ggf. persönliche Einschätzung

Carina

Die Analyse ist noch nicht vollendet.

Der vorliegende Textauszug „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ aus dem Werk „Bauformen des Erzählens“ verfasst von Eberhart Lämmert in dem Jahre 1993, thematisiert die erkennbaren Charakterzüge einer Person mithilfe von wörtlicher Rede.

Der Textauszug setzt mit den Worten „Es ist kein Zufall“ (Z.1) ein, welche seine fortlaufende These anklingen lassen. Schon zu Beginn des Auszuges wird, mithilfe des Pronomens „jene Erzählungen“ (Z.1), einen Bezug zu Heinrich Kleists Novellen, ggf. die Marquise von O…, geschaffen. Eberhart Lämmert definiert seine These, indem er davon ausgeht, dass Erzählungen von Personen und deren Leben „sich eben durch ihren besonders großen Redeanteil von der „fabulierenden“ Epik absondern“ (Z.1f.), in einem schon zu Beginn erkennbaren hypotaktischen Syntax, um seiner These, zu der Bedeutsamkeit wörtlicher Rede, mehr Nachdruck zu verleihen, wie ebenso seine erklärende Rolle zu verdeutlichen. Mithilfe des Verbes „absondern“ (Z.2), hebt der Autor die gute Darstellung einzelner Charaktere aufgrund von wörtlicher Rede, gegenüber von fantasievollem Erzählen, hervor.

In dem zweiten Textabschnitt bezieht sich Eberhart Lämmert auf die Funktion von wörtlicher Rede in Texten. Dort heißt es zu Beginn „Freilich“ (Z.3), was zum Ausdruck bringt, dass man seine These nicht anzweifeln kann. Der Autor ist der Meinung, dass die Menge des Gesagten nichts über den Charakter der handelnden Figuren aussagen kann (vgl. Z3f.). Diese Textpassage steht jedoch im Kontrast zu seiner These, da es dort heißt „eben durch ihren besonders großen Redeanteil…“ (Z.1f.). So lässt sich ein Fehler in Eberhart Lämmerts Gedankenführung erkennen. Weiter argumentiert der Autor, dass „die Rede […] ebenso zur Dokumentierung allgemein-typischer Seelenhaltungen des Menschen wie zu individueller Personencharakteristik genutzt werden [kann]“ (Z.4f.). Die Textpassage akzentuiert, dass er der Meinung ist, das wörtliche Rede nicht nur die einzelnen Personen besser charakterisieren lässt, sondern auch die allgemeine Gesellschaft.

Der dritte Textabschnitt des Auszuges untermauert, dass Eberhart Lämmert der Auffassung ist, dass seine These auf alle Literaturepochen zutrifft (vgl. Z. 8f.). Des Weiteren definiert er die verallgemeinerte Behauptung „die Vorstellung menschlicher Reaktion dominiert bei ihnen gegenüber der Kundgabe bloßer Aktionen und Begebenheiten“ (Z.9ff.). Dies meint, dass die Präsentation menschlicher Reaktion durch wörtliche Rede den Reaktionen durch Handlungen überlegen ist, sie jedoch nicht „schlechthin als das Mittel verstanden werden [kann], schicksalshafte Bezüge zwischen Mensch und Welt dichterisch auszudrücken“ (Z.11f.).

Eberhart Lämmert führt seine Argumentation an einem Beispiel von „gewisse[n] aktionsgedränte[n] und redearme[n] Kleist-Novellen“ (Z.14) fort. Durch die Adjektive „aktionsgedrängt“ (ebd.) und „redearm“ (ebd.) wird eine gewisse Kritik an den Novellen von dem Autor Heinrich Kleist projiziert, da sie Lämmert als zu handlungsspezifisch und mit zu wenig wörtlicher Rede dargestellt sind. Der Autor ist der Meinung, dass „in derartigen Werken […] der Vollzug des Handelns und Leidens selbst das Entscheidende [ist], während wir bei redereichen Erzählungen immer wieder in Verlegenheit geraten, wenn wir durch die Wiedergabe des Handlungsablaufs die „Welt“ der Dichtung wiederzugeben versuchen“ (Z.16ff.). Durch die Benutzung des Personalpronomens „wir“ (Z.17) wird eine vertraute Atmosphäre, sowie ein Gefühl von Zugehörigkeit entfacht, da sich der Autor hier mit den Lesern gleichstellt und sie in seine Argumentation mit einbezieht. Jedoch wird der Leser dadurch in seiner eigenen Auffassung beeinflusst, da der Autor ihnen nicht die Möglichkeit gibt sich eine eigene Meinung bilden zu können.

Der vierte bzw. der letzte zu analysierende Abschnitt, betont die Wichtigkeit der wörtlichen Rede zu einer realistischen Darstellung eines Charakters (vgl. Z.20f.). Laut dem Autor, soll jene dem Leser ein besseres Identifikationsangebot bieten, welches von Eberhart Lämmert als „Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“ (Z.21f.) definiert ist. Durch die Textpassage „Das geschieht freilich nicht durch jedes Gespräch im gleichem Maße“ (Z.22) relativiert er diese Aussage jedoch, da er der Auffassung ist, dass jedes Gespräch individuell und von anderer Bedeutung ist. Um diese Bedeutung zu erfassen, ist es laut Eberhart Lämmert von hoher Bedeutsamkeit die einzelnen Phasen bzw. Übergänge im Gesamtkontext zu betrachtet, welche durch den „Wandel von Phase zu Phase bestimmt werden“ (Z.25f.).

Auf der Basis der hier vorliegenden Analyse kommt man zu dem Ergebnis, dass Eberhart Lämmert, durch eine vielschichtige Argumentation wie ebenso durch die hypotaktische Syntax, die Bedeutsamkeit von wörtlicher Rede in Erzählungen betont, welche laut ihm die Charakterzüge der einzelnen Charaktere wiederspiegelt.


Sarah

Der vorliegende Textauszug (S. 204-207) „Die Rede als Mittel der Personengestaltung“ aus Eberhart Lämmerts wissenschaftlichem Sachbuch „Bauformen des Erzählens“, welches 1993 veröffentlicht wurde, thematisiert die Notwendigkeit direkter Rede in Bezug auf die Darstellung von Figurencharakteristiken und -konstellationen.


Der Text setzt mit einer These Lämmerts ein, in welcher er besagt, dass sich „Erzählungen, die auf Charakterdarstellung angelegt sind“(Z. 1), die also von den im Erzählten agierenden Personen lebt, „durch ihren besonders großen Redeanteil von der fabulierenden Epik absondern“(Z. 1 f. ). Hierin bezieht er sich im Allgemeinen auf epische Textformen, die jedoch, eben nicht wie die der „fabulierenden Epik“(ebd. ) fantasievoll, sondern realistisch dargestellt werden. Eben dies sei, so Lämmert, der Fall, da besonders häufig mit wörtlicher Rede gearbeitet werden. Somit stellt er einleitend seine These, dass Charakterdarstellungen durch einen hohen Redeanteil gekennzeichnet seien, auf und unterstreicht diese durch den Vergleich dieser mit eher fantasievolleren Texten.

Im folgenden Abschnitt setzt er diese These gewissermaßen fort, bzw. geht erneut auf argumentative Art und Weise auf diese ein. Besonders spricht hier direkt zu Beginn des zweiten Absatzes das Adverb „Freilich“(Z. 4) für eine gewisse Eigenüberzeugung des Autors, wie aber auch von der Absicht, den Leser von der Richtigkeit seiner Aussagen zu überzeugen. Diese oder ähnliche Wortwahlen setzen sich so in seiner gesamten Argumentation fort, sodass die Behauptungen unanzweifelbar wirken. In diesem Abschnitt setzt Lämmert in diesem Zusammenhang, wie bereits erwähnt, an seine anfängliche Behauptung an, indem er diese gewissermaßen entkräftend näher erläutert. So sei „die Quantität der Rede“(Z. 4) relativ unbedeutend für die „Art und Subtilität der Personencharakterisierung“(Z. 4 f. ), womit er Sprache und Inhalt über die Masse der Rede stellt und somit ausdrückt, dass nicht die Menge allein entscheidend für das Gelingen eines Charakters sei. Somit sei die Rede funktional zwar einerseits Mittel der „individuelle[n] Personencharakteristik“(Z. 6), jedoch andererseits zugleich auch Mittel „zur Dokumentierung allgemein-typischer Seelenhaltungen“(Z. 5 f. ). Durch die Gegenüberstellung von Gesamtheit oder Gesellschaft und einem einzelnen Individuum, wird deutlich, dass der Autor die verschiedensten Möglichkeiten abstreitet, was sein Reden plausibler macht. Andererseits bringt er jedoch hierin durchaus auch zum Ausdruck, dass ein gewisser Teil Gesellschaft stets in den Figuren und deren Agieren mitspielt und somit der hierin geschaffene Gegensatz gewissermaßen auch eine Art Abhängigkeit der beiden Redenutzungen voneinander darstellt. Somit ist ein hoher Redeanteil im Dokumentieren allgemeiner Dinge notwendig, da eben diese wiederum auf das Individuum Einfluss nehmen.

Im darauf folgenden dritten Abschnitt, stellt Lämmert eine zweite, für sein Argumentieren essenzielle, These auf. Diese nennt er zu Beginn des Abschnittes mit der Aussage, „der Redereichtum einer Erzählung [lasse] an sich nur eine allgemeine Feststellung zu, in der sich […] alle […] Dichtungen verschiedenster Epochen begegnen“(Z. 8 f. ). Besonders fällt hierin auf, dass Lämmert nur „eine“(ebd. ) Feststellung, nämlich die seine, die er darauf folgend nennt, für die einzig richtige und existierende hält. Diese laute „Die Vorstellung menschlicher Reaktion dominiert bei ihnen gegenüber der Kundgabe bloßer Aktionen und Begebenheiten“(Z. 9 ff. ). So werde in einer Erzählung, die viel direkte Rede enthält, erwartet, dass Reaktionen präsentiert werden und die Erzählung eben nicht nur aus reinen Aktionen ohne Gegenstück basieren. Somit sei gegenseitiges Reagieren der Figuren epochenübergreifend das, was Erzählungen und besonders die darin enthaltenen Charaktere ausmacht. Um diese Behauptung jedoch erneut auf jegliche Weisen abzuwägen, entkräftet Lämmert seine These im nächsten Satz, repetierend durch das einleitende Adverb „Freilich“(Z. 11) erneut indirekt, jedoch nicht vollständig. So sei „die Hervorkehrung menschlicher Reaktionen nicht schlechthin als das Mittel […], schicksalhafte Bezüge zwischen Mensch und Welt dichterisch auszudrücken“(Z. 11 ff. ), zu verstehen. Das wiederum heißt, dass nicht die wörtliche Rede und die dadurch entstehende Interaktion allein für die Deutung und das Entstehen von notwendigen Zusammenhängen in Erzählungen zuständig ist, sodass viele weitere erzählerische Gestaltungsmittel Einfluss auf einzelne Personen und deren Beziehung zur Umwelt nehmen. So seien es „die Art und Weise“(Z. 13), also besonders der Ausdruck und das „wie“, die ausschlaggebend für diese „Bezüge“(Z. 12) seien. Um diese Aussage zu stärken, nennt Lämmert im Folgenden das Beispiel der „aktionsgedrängte[n] und redearme[n] Kleist-Novellen“(Z. 14), welche ohne viel wörtliche Rede auf eine „metapsychische Weise Tragik oder auch Komik des Menschenschicksals“(Z. 15 f. ). Somit sei hierin nicht die Interaktion und besonders die Reaktion von Bedeutung, sondern viel eher „der Vollzug des Handelns und Leidens selbst“(Z. 16), da dieser das Erfassen des Seins auf transzendenter Ebene beantworte, ohne viel Rede zu gebrauchen. In diesem Zusammenhang sei es jedoch aus diesem Grund einfacher, „die Welt der Dichtung wiederzugeben“(Z. 18), während „wir bei redereichen Erzählungen […] in Verlegenheit geraten“(Z. 17), wenn man diese wiedergebe. Hierin wird dabei zum Ausdruck gebracht, dass redereiche Texte schwer wiedergegeben werden können, da diese den eigentlichen Sinn in der Rede selbst enthalten und somit durch Wiedergabe verfälscht werden könnten, sodass gewissermaßen das poetische und personen- charakteristische verloren ginge. Besonders wird die Argumentation Lämmerts hierin durch das Personalpronomen „wir“(ebd. ) gestützt, welches den Lesern eine gewisse Zugehörigkeit zu Lämmerts Denkweise, wie auch Anteilnahme am Text eröffnet. Somit überträgt Lämmert seine Ansichten über die Wichtigkeit der Rede auf den Leser.

Der daran anschließende und somit letzte Abschnitt des Auszugs befasst sich zu Anfang mit der „Brechung der Außenwelt“(Z. 21) durch „das Medium der Person“(Z. 20). Laut Lämmert dient eben diese „dem Erzähler […] zur Anreicherung eines typischen oder individuellen Charakterbildes“(Z. 21 f. ). In diesem Kontext intendiert er die Person selbst, die eben agiere und reagiere, als Objekt, das die Umwelt so beeinflusse und präge, dass anhand dieser Charaktereigenschaften zum Ausdruck kommen könnten. Jedoch sei dabei nicht jede Rede von der Bedeutung, die Außenwelt zu beeinflussen (vgl Z. 22 f. ). Vielmehr sei „die Gesamtkonstellation der Gespräche“(Z. 23) von Bedeutung. Betrachte man so „die besondere Haltung eines jeden Sprechers […] in Querschnitten durch einzelne Erzählphasen als auch im Längsschnitt, im Wandel von Phase zu Phase“(Z. 24 ff. ), also im Verlauf des Gesamtgeschehens und im Übergang, so ließen sich anhand dessen Einfluss, wie auch Bedeutung der Rede einzelner Personen in Bezug auf das Gesamtwerk, wie aber auch in Teilpassagen festmachen. Auch hierin wird wiederum mit einer leichten Entkräftigung der Aussage, wie auch in beiden hervorgehenden, gearbeitet, was die Plausibilität der Aussage unterstreicht.


Zusammenfassend argumentiert Lämmert mit einem durchgängig konstantem Argumentationsschema, indem er stets zu Anfang eine These anführt und diese wie folgt erläutert und abwägt, sodass mögliche Missverständnisse und das Verfechten von Gegenargumenten vermieden wird. So bringt er letztlich deutlich zum Ausdruck, dass direkte Rede für ihn ein entscheidender Faktor für die Figurencharakteristik sowie Einfluss nehmend auf die Umwelt ist. Nach ihm stecke in der Rede viel mehr, als in reiner Aktion, welche meist der bloßen Dokumentierung diene und einfach wiederzugeben sei.