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Fricke

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Fricke: Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung

Analyse eines Sachtextes

Ziel der Analyse ist die Darstellung der Textaussagen auf inhaltlicher, formaler sowie sprachlicher Ebene, d. h. die Beantwortung der Fragen:

1. Was sagt der Text aus, wie lauten seine Textintentionen?

2. Was trägt sein Aufbau zum Verständnis bei?

3. Welche Sprache wird verwendet, was bedeutet diese für das Textverständnis?

Vorbereitung: Lesen und Bearbeiten des Textes (Wichtiges markieren, notieren, ggf. in SA gliedern)

Verschriftlichung

1. Einleitung

Themasatz (enthält Textart, z. B. Reportage, Kommentar, wissenschaftlicher Sachtext, Rezension, usw.), Titel, Autor, Quelle, Entstehungszeit (ev. Kontext der Epoche), Thema

2. Hauptteil (inhaltliche, formale und sprachliche Analyse)

Aufbau des Textes: Gliederung in Sinnabschnitte, deren Themen/Funktionen Darstellung und Deutung exemplarischer Textstellen inhaltlich (Was wird ausgesagt, was bedeutet das?), formal und sprachlich (Gedankenfolge, Wie wird es ausgesagt? Z. B. durch sprachliche Mittel, als These, Argument, Wertung, Verwendung von Zitaten?, Wortwahl, Was bedeutet diese sprachliche Form der Aussage für das Textverständnis?) wechselseitige Beziehungen zwischen Inhalt, Sprache und Form korrekte Zitierweise

3. Schluss

Reflektierte Schlussfolgerung: kurze Zusammenfassung der wesentlichen Analyseergebnisse, ggf. persönliche Einschätzung


Inhaltsverzeichnis

MGeller

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, 1929 in Berlin, in der Epoche der „Neuen Sachlichkeit“ verfasst, bezieht sich auf die Deutung der Aktion der Marquise von O…, 1808 von Heinrich von Kleist verfasst.

Der Text lässt sich in sechs Sinnabschnitte unterteilen.

Im ersten Abschnitt (Z. 1 – 11) wird die Situation der Marquise von O… beleuchtet. Durch ihre Schwangerschaft muss die Marquise sich „erstmalig heftig der Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) widersetzen. Bereits mit den beiden Nomen „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“ (Z. 1) wird die zwiespältige Situation der Marquise deutlich. Der Autor ruft dem Leser die Problematik ins Gedächtnis, auf die er im weiteren Verlauf eingehen möchte.

Im nächsten Abschnitt (Z. 12 – 20) geht es um die Deutung der Aktion der Marquise. Der Autor deutet jene wie „eine Rückbesinnung auf Gott“ (Z. 13f.). Einerseits ist sie unschuldig und rein (vgl. Z. 15f.), da sie den Vater des Kindes wirklich nicht kennt. Andererseits ist „sie verloren“ (Z. 20), da sie eigentlich von ihren Eltern voll und ganz abhängig ist, in materieller und finanzieller Sicht.

Im dritten Abschnitt (Z. 21 – 30) beleuchtet Fricke noch einmal die problematische, aussichtslose Lage der Marquise und ihrer Kinder. Eigentlich ist es „das höchste Glück […], die Gewissheit, Mutter zu sein“ (Z. 21ff.). Allerdings ist es im Fall der Marquise nicht ganz unproblematisch. Durch diese Darstellung wird dem Leser die missliche Lage der Marquise nah gebracht. Jede „moralisch rettende Erklärung der Wirklichkeit liegt völlig außerhalb […] der Möglichkeit“ (Z. 26ff.). Die Marquise kann sich mit keiner Erklärung aus ihrer Lage befreien.

Im vierten Abschnitt (Z. 31 – 47) thematisiert der Autor seine detaillierte Deutung der Marquise und ihrer Reaktion in dieser Situation. Der Autor bezeichnet das, was die Eltern davon abhält der Marquise zu glauben, als einen „teuflischen Dämon[en]“ (Z. 32), der die Eltern beeinflusst und davon abhält, das Richtige zu denken (vgl. Z. 32ff.). Durch diese Metapher wird deutlich, dass die Marquise keine Unterstützung von ihren Eltern erhält. Als der Marquise dies selbst bewusst wird, bricht „eine Kraft hervor“ (Z. 38), die sie mächtig macht, sich und ihre Kinder zu retten. Sie kann sich nichts vorwerfen und vereint ihre Reinheit mit dem Glauben (vgl. Z. 42ff.), der sie dann von ihrer Familie abspaltet. Dies anfängliche aussichtslose Lage der Marquise sorgt nun für eine Rettung ihrer Kinder und ihr selbst, welche der Autor als verborgene Kräfte deutet.

Im vorletzten Abschnitt (Z. 49 – 68) charakterisiert der Autor das Verhalten der Marquise. Nach einer kurzen Einleitung erfolgt eine rhetorische Frage (vgl. Z. 52f.). Mit dem parallelen Satzanfang „Hier“ (Z. 54, 57) wird die Frage beantwortet. Die Marquise wird ebenso wie Kleist als ein „heroische[r] Mensch[…]“ Z. 50f.) bezeichnet. „[H]eroisch“ (ebd.), weil die Marquise etwas unternimmt, was Frauen zu dieser Zeit nicht gemacht haben. Frauen haben sich nicht der Autorität eines Mannes wiedersetzt. Die Marquise steht ihrem „Schicksal Auge in Auge gegenüber […]“ (Z. 59). Sie muss einen Weg finden, dieses zu verändern.

Im letzten Absatz (Z. 69 -78) werden die zuvor genannten Punkte noch einmal wiederholt und gefestigt. Der Autor beschreibt die Umänderung der Marquise als „Frömmigkeit“ (Z. 70) hinzu „heroische[r] Haltung“ (Z. 72), die durch ihre Umwandlung eine Rettung von sich und von ihren Kindern herbeiführt. Sie ist trotzdem bereit, sich dem Teufel zu unterwerfen, der ihre eigentlich netten Eltern zu einer schlechten Meinung überzeugt hat (vgl. Z. 76f.)

Zusammenfassend beschreibt der Autor also die heldenhafte Handlung der Marquise, um den Leser von ihrer Sinneswandlung zu überzeugen.


Vivien

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung- Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, welcher 1929 veröffentlicht wurde und somit zur Epoche der Neuen Sachlichkeit gehört, thematisiert die Emanzipation am Bespiel der Figur „Marquise“ aus der Novelle „Die Marquise von O…“, welche 1808 von Kleist veröffentlicht wurde.

Zu Beginn fällt auf, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Emanzipation in der Novelle zu deuten, da der Titel „Zur Deutung einer Emanzipation“(Z.2) darauf schließen lässt, dass es mehrere Ansätze gibt. Zudem zeigt die Antithese „Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“(Z.1), dass die Marquise sich in einer schwierigen Lage befindet, welche im ersten Abschnitt geschildert wird. In diesem (Z.3-Z.11) wird die Situation, in der sich die Marquis, „ihre uneheliche Schwangerschaft“ (Z.3), befindet, geschildert. Sie widersetzt sich der „Autorität ihres Vaters“ (Z. 5) und verlässt ihre Familie. In diesem Abschnitt werden dazu Zitate aus der Novelle eingebracht, wie „ >> Stolz der Unschuld<<“ (Z.8). Zudem wird hier auch die eigene Meinung des Autors deutlich, da er viele Adjektive, wie „unwiderruflich“ (Z.3), „heftig“(Z.5) und „dramatisch“(Z.7) benutzt, um zu zeigen, dass die Situation aussichtslos für die Marquise scheint. Er bringt seine Meinung ebenfalls ein, wenn er die Marquise als „Heldin“(Z.4) beschreibt, da dies bedeutet, dass sie in seinen Augen etwas besonderes, wertschätzendes vollbracht hat.

Danach wird die Deutung des Autors dargestellt, da er sagt, dass die „Selbsterhebung als religiös motiviertes Geschehen“(Z.13) zu sehen ist. Diese These wird bis zum Ende des Textes an Hand von verschiedenem Bespielen erklärt.

Der nächste Abschnitt beginnt mit der wörtlichen Rede des Autors, welche sich ebenfalls bis zum letzten Satz durchzieht. Fricke nennt den Kontrast zwischen „Unschuld und Reinheit“(Z.15f.) und der realen „Wirklichkeit“(Z.17) und behauptet weiter, dass die Reinheit in dieser verloren gehen kann. Diese Aussage trifft auf die Marquise zu, da sie immer die Wahrheit sagt, da sie weder weiß, dass sie schwanger ist, noch, wer der Vater des Kindes sein könnte. Trotzdem wird sie von ihrer Familie ausgestoßen, da diese nur die uneheliche Schwangerschaft im Blick hat.

Im nächsten Abschnitt (Z.21-30) wird die Schwangerschaft der Marquise mit denen aus anderen Werken von Kleist verglichen, da die „Gewissheit“(Z.22) Mutter werden sonst nach Kleist das „höchste Glück“(Z.21) einer Frau ist, ist es im Fall der Marquise eine „Vernichtung“(Z.23) ihrer Existenz. Zudem zerstört jene das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Familie, sowie das zu sich selbst und schließlich auch zu Gott (vgl. Z.25f.), da es keine „moralisch rettende Erklärung“(Z.26f.) gibt. Dies bedeutet, dass die Marquise keine andere Wahl hat , als die Wirklichkeit hinzunehmen, da sie keine Erklärung aus ihrer Situation befreien würde.

Durch die Metapher, die ganze Wirklichkeit wird „zum Spiel eines teuflischen Dämons“(Z.32) verdeutlicht, das der Marquise großes Unrecht getan wird und dass sie es hinnehmen muss, weil sie sich nicht logisch rechtfertigen kann. Dieser Gedankengang wird erneut durch Adjektive, wie „brutal“(Z.34) aufgegriffen, da dieses das Ausstoßen beschreibt. Doch die Marquise lässt sich nicht erniedrigen, weil sie weiß, dass sie nicht gelogen hat und so bricht eine "Kraft"(Z.38) aus einer "geheimnisvollen Tiefe"(Z.37) hervor, welche stärker als die "furchtbare Wirklichkeit"(Z.35) ist. Dies ist der Moment ihrer Selbstbefreiung, da sie es schafft Stärke und Mut zu schöpfen, obwohl sich ihre Familie von ihr abgewendet hat. Die Marquise spürt eine "unzerstörbare Einheit mit sich selbst und mit Gott"(Z.42f.)und kann sich so selbst Kraft schenken, weil sie darauf vertraut, dass Gott bei ihr ist, weil sie immer die Wahrheit gesagt hat und keinen Schuldanteil an ihrer Situation hat. Durch den Kontrast der "furchtbaren Wirklichkeit"(Z.40) und der "unzerstörbaren Einheit"(Z.42)wird deutlich, dass sie eine besondere Leistung vollbracht hat und so wird der Anfangsbegriff der "Heldin"(Z.4) nochmals bekräftigt.

Im nächsten Abschnitt wir sich zu Beginn auf Boeckmann bezogen, welcher schon mehrere Studien über Kleist geführt hat. Dieser beschreibt Kleist als "heroischen Menschen"(Z.50f.), was bedeutet, dass diese Menschen ihr Schicksal hinnehmen, egal ob es ihnen schadet oder sie im Leben weiter bringt. Und diese Auffassung des Menschen lässt sich in der Figur der Marquise wieder finden, da sie all die Anschuldigungen hinnimmt und es ihr genügt, dass sie die Wahrheit kennt. Dass das Aufbringen dieser stärkenden Kraft nichts selbstverständliches ist, wird deutlich, da das Schicksal als "tödlich"(Z.54) beschrieben wird. Zudem bezieht sich Fricke erneut auf die Deutung, dass diese Kraft religiösen Ursprungs ist.

Im letzten Abschnitt wird nochmals erwähnt, dass die Marquise die "Tragik durch den Glauben"(Z.73f.) überwindet, wodurch das heroische Menschenbild gestärkt wird, da sie aktiv nichts tut, um ihr Schicksal zu verändern und es hinnimmt, weil es ihr genügt zu wissen, dass sie die Wahrheit sagt und sich so gegenüber Gott und ihren Eltern nicht schuldig macht. Dies tut sie, obwohl die Wirklichkeit mehr die Züge des "Teufels"(Z.76) als die "Gottes"(Z.77) trägt. Dadurch wird deutlich, wie stark die Marquise ist, weil sie ihr Schicksal hinnimmt uns auf Gott vertraut.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Fricke in diesem Text die Selbsterhebung der Marquise durch die Religion erklärt. Zudem sieht er das Handeln der Marquise als Heldentat an, da sie es schafft trotz der Ausgrenzung aus der Familie an Gott festzuhalten und schafft es so Stärke zu schöpfen. Um zu zeigen wie besonders und überragend ihre Leistung und ihre Stärke sind benutzt der Autor viel Adjektive, um einen klaren Kontrast zwischen Wirklichkeit und Reinheit zu darzustellen.

Irina

Der Sachtext ,,Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung- Zur Deutung einer Emanzipation”, welcher von Gerhard Fricke verfasst und 1929, also während der Epoche der neuen Sachlichkeit veröffentlicht wurde, handelt von der Selbstbestimmung der Marquise von O... aus der Novelle ,,Die Marquise von O...”, welche 1808 von Kleist veröffentlicht wurde.

In dem vorliegenden Textauszug wird zunächst einmal kurz die Problematik der Marquise erläutert. Aufgrund ihrer ,,uneheliche[n] Schwangerschaft” (Z.3) wird die Marquise von ihren ,,Eltern verstoßen” (Z.4). Sie ,,widersetzt […] sich erstmals heftig der Autorität ihres Vaters, der von ihr die Zurücklassung der beiden aus erster Ehe stammenden Kinder fordert” (Z.5ff). Diesen ,,Familienkonflikt” (Z.8) bezeichnet der Autor als ,,dramatisch[…]” (Z.7), was eine Wertung ist. Auch die Widersetzung der Marquise gegenüber ihrem Vater wertet Gerhard Fricke als ,,heftig” (ebd.). Dadurch verdeutlicht er die Willensstärke der Marquise und zeigt, dass ihr ihre Kinder am wertvollsten sind.

Der ,,Familienkonflikt weckt in ihr den >>Stolz der Unschuld<<” (Z.8) wodurch verdeutlicht wird, dass es ihr bewusst ist, dass sie keine Schuld trägt und das Verhalten ihrer Eltern nicht gerechtfertigt ist. Der Autor zeigt mit dem Vergleich, dass sie sich ,,wie an ihrer eigenen Hand, aus der ganzen Tiefe, in welche das Schicksal sie herabgestürzt hatte, empor” (Z. 9ff.) hebt, dass sie sich aus ihrer misslichen Lage befreit und weiterkämpft.

Fricke ,,deutet diesen menschlichen Akt der Selbsterhebung als religiös motiviertes Geschehen, als eine Rückbesinnung auf Gott” (Z.12 ff.), was bedeutet, dass der religiöse Glaube ihr Kraft schenkt. Des weiteren bezeichnet er das Verhalten der Marquise als ,,Selbsterhebung” (ebd.), was zeigt, dass ihr bewusst wird, wie besonders und wichtig sie als individuelle Person ist.

Die Marquise ist von ihrer Unschuld überzeugt, jedoch lässt sie die reale Wirklichkeit daran zweifeln und ihr reines Gewissen verschwindet durch die Einflüsse der Gesellschaft, insbesondere durch ihre Familie (vgl. Z. 15 ff.).

Fricke behauptet, dass das Mutter werden einer Frau ihr ,,höchstes Glück” (Z.21) ist, aber es für die Marquise die ,,Vernichtung [ihrer] Existenz” (Z.23 f.) bedeutet. Des weiteren stellt die Schwangerschaft ,,die Zerstörung des Verhältnisses […] zu den ihren wie ihres ewigen Verhältnisses zu sich selber und zu Gott” (Z. 24 ff.) dar, da keine ,,moralisch rettende Erklärung der Wirklichkeit” (Z. 26 f.) vorliegt. Dadurch wird die missliche Lage der Marquise verdeutlicht, da sie sich nicht aus dieser Situation befreien kann.

Die Marquise wird ungerecht behandelt, was die Metapher ,,Spiel eines teuflischen Dämons” (Z. 32) zeigt. Obwohl sie von ihrer Familie verstoßen wird (vgl. Z. 32 ff.), entwickelt sie eine ,,Kraft” (Z. 38), welche sich als ,,stärker […] als die ganze furchtbare Wirklichkeit [erweist]” (Z.39 f.). Dies stellt ihre Selbstbefreiung dar, da sie es trotz des Streites mit ihrer Familie schafft, sich eigenständig auf den Beinen zu halten, was eine gewisse Stärke beweist.

Sie entwickelt eine ,,unzerstörbare Einheit mit sich selbst und mit Gott” (Z.42 f.), da sie frei von Schuldgefühlen ist (vgl. Z. 43 f.). Diese Gewissheit, unschuldig zu sein, schenkt ihr Kraft (vgl. Z. 44).

Danach bezieht sich Fricke auf Boeckmann, welcher in mehreren Studien Kleist als ,,heroischen Menschen” (Z. 50 f.) erwähnt hat. Dies bedeutet, Kleist hat sein Schicksal hingenommen, wie die Marquise, welche aufgrund ihres reinen Gewissens den Konflikt mit ihrer Familie hinnimmt. Auch die Kraft, welche einen ,,religiösen Ursprung[…]” (Z. 63) hat, unterstützt sie dabei.

Auch in dem letzten Abschnitt bezieht sich Fricke auf das heroische Menschenbild, da die Marquise ,,die Tragik […] durch den Glauben [überwindet]” (Z. 73 f.). Sie nimmt ihr ,,Schicksal demütig” (Z. 75) an und unterwirft sich ,,gläubig einer Wirklichkeit […], die mehr des Teufels als Gottes Züge trägt” (Z. 75 ff.). Daran erkennt man die Stärke und Kraft der Marquise, da sie die Anschuldigungen ihrer Familie hinnimmt, weil sie auf Gott vertraut.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Fricke die Selbstbefreiung der Marquise mit dem Glauben an Gott begründet. Er schildert sie als heroischen Menschen, wodurch gezeigt wird, wie stark sie ist.


Fabian

Der vorliegende Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“ , von Gerhard Fricke in der Epoche der „Neuen Sachlichkeit“ verfasst und in seinem Werk „Gefühl und Schicksal bei Heinrich v. Kleist“ veröffentlicht, thematisiert eine Kraft religiösen Ursprungs, welche zur Emanzipation führt.

Zu Beginn des Sachtextes (Z. 3-11) wird die Situation aus „Die Marquise von O…“ von Heinrich von Kleist erläutert, auf welche Fricke sich im Folgenden bezieht. Er bezieht sich auf die Marquise, die, um den Ruf der Familie zu wahren, aufgrund ihrer unehelichen Schwangerschaft „von ihren Eltern verstoßen wird“ (Z. 4). Diese Szene ist entscheidend für die Novelle, da sich die Marquise weiterentwickelt und stärker wirkt, sodass „sie sich erstmals heftig der Autorität ihres Vaters [widersetzt]“ (Z. 5), welchem sie sich zuvor noch unterworfen hat. Diese Situation „weckt in ihr den ‚Stolz der Unschuld‘ “, was eine Personifikation ist, welche verbildlichen soll, dass in ihr ein Gefühl von Stolz ausgelöst wird, welches zuvor verborgen gewesen ist. Dieser Stolz „hebt sie ‚plötzlich, wie an ihrer eigenen Hand, aus der ganzen Tiefe […] empor‘ “ (Z. 9 ff.), was ebenfalls eine Personifikation ist, welche aussagt, dass diese Kraft sie aus einer schlechten Zeit, metaphorisch dargestellt durch die „Tiefe“ (Z. 10), befreit. Der Vergleich, dass dies „ ‚wie an ihrer eigenen Hand‘ “ (Z. 9), zeigt, dass sie selbstständig Kraft schöpft, sich der Situation zu stellen und sich dem Vater zu widersetzen. Dass „ ‚das Schicksal sie herabgestürzt hatte‘ “ (Z. 10) verdeutlicht noch einmal die Unschuld der Marquise und die Ungerechtigkeit, die sie durch den Ausschluss aus der Familie erfährt. In dieser Einordnung in das Thema werden Zitate aus „Die Marquise von O“ verwendet, um die Situation, die thematisiert wird, deutlich zu machen.

Der nächste Abschnitt (Z. 12-14) dient der Äußerung der These durch Fricke, welcher „diesen menschlichen Akt der Selbsterhebung als religiös motiviertes Geschehen“ (Z. 12f.) deutet.

Der folgende Paragraph (Z. 15-20) thematisiert das Verhältnis zwischen Unschuld und Reinheit und der Wirklichkeit., welche sich gegenüberstehen, wobei die Wirklichkeit zeigt, ob die Reinheit behalten werden kann oder verloren geht (vgl. Z. 18f.). Im Fall der Marquise „zeugt [sie] unwidersprechlich, dass sie verloren ist“ (Z. 19f.), da die Wirklichkeit zu sein scheint, dass die Marquise bewusst ein uneheliches Kind gezeugt hat, sodass diese ihre Unschuld und Reinheit verliert. Die Personifikation, dass die Wirklichkeit „zeugt“ (ebd.), stellt diese als Richter dar, welcher über die Reinheit urteilt.

Im nächsten Sinnabschnitt (Z. 21-30) werden die Folgen für ihre Beziehungen angesprochen. Zunächst bezeichnet Fricke das Mutter-werden als „das höchste Glück“ (Z. 21), was deutlich macht, dass es etwas besonders Schönes ist Mutter zu werden. Indem er das aber auch als „Bestimmung des Weibes“ (Z. 22) bezeichnet, wird auch das damalige Bild der Frau deutlich, deren Hauptaufgabe das Gebären von Kindern war. In diesem Fall bedeute die Schwangerschaft jedoch die „Vernichtung“ (Z. 23), was eine Antithese ist, die noch einmal verdeutlicht, was es für eine Schande gewesen ist, wenn man ein uneheliches Kind zur Welt bringen wird. Da jeder Erklärungsversuch unvorstellbar ist (vgl. Z. 26ff.), kommt es zur „Zerstörung des Verhältnisses der Marquise zu den Ihren“ (Z. 24f.), aber auch zur Zerstörung des Verhältnisses zu sich selbst und zu Gott (vgl. Z. 25f.). Religion scheint also zu der Zeit eine große Rolle gespielt zu haben.

Ein weiterer Abschnitt (Z. 31-47) behandelt die Reaktion der Marquise auf diese Situation und wie sie sich weiterentwickelt. Sie durchlebt eine schwere Zeit, in der alles wie das „Spiel eines teuflischen Dämons“ (Z. 32), eine Metapher dafür, dass sie Opfer einer bösen Macht ist, scheint. Von der „Gewalt der Tatsachen“ (Z. 34), was metaphorisch für die Eindeutigkeit steht, bezwungen, müssen sich die Eltern aus gesellschaftlichen Gründen von ihr abwenden. Die Wirklichkeit wird zur „vernichtenden Anklage“ (Z. 36), weil ihre Tat offensichtlich scheint, doch in dem Moment „bricht eine Kraft [aus ihr] hervor“ (Z. 37f.). Das Hervorbrechen zeigt die Stärke der Kraft, die „sich stärker erweist als die ganze furchtbare Wirklichkeit“ (Z.40). Die Marquise wirkt stärker, was Fricke darauf zurückführt, dass sie merkt, dass die „unzerstörbare Einheit mit sich und mit Gott [in ihr lebt]“ (Z. 42f.). Dieses Gefühl, durch den Glauben an Gott und an die eigene Unschuld „trägt [sie]“ (Z. 44) und zieht sie aus der Tiefe empor (vgl. Z.46f.). Diese Personifikationen dienen der Veranschaulichung davon, wie sehr ihr das Bewusstsein der eigenen Unschuld in dieser Situation hilft. Dass das, wie schon zuvor analysiert, „wie an ihrer eigenen Hand“ (Z. 46) geschieht, zeigt eben die Emanzipation und dass die Marquise selbstbewusster und entschlossener wird, sodass sie sich der Wirklichkeit widersetzt.

Der nächste Sinnabschnitt (Z.49-68) handelt von Kleist und der Entstehung der Kraft. Fricke bezeichnet Kleist als „einen heroischen Menschen“ (Z. 50f.), der „das heroische Zeitalter als die ideale Jugend der Menschheit“ (Z. 51f.) angesehen hat und bezieht sich dabei auf „Boeckmann“ (Z. 49) und dessen Studien. Diese Charakterisierung Kleists soll in „Die Marquise von O…“ deutlich werden, weil die Marquise sich „in völliger Einsamkeit [und] in tödlichem Widerspruch mit [ihrem] Schicksal“ (Z.54f.) aufrecht hält. Sie steht ihrem Schicksal „Auge in Auge“ (Z. 59) gegenüber, eine Metapher der Konfrontation und überwindet es, „ohne sich darüber erheben zu können“ (Z. 59f.). Sie kann dem Schicksal zwar nicht entkommen, zeigt aber dadurch Stärke, dass sie es annimmt, ohne es zu akzeptieren. Diese Kraft muss laut Fricke religiösen Ursprungs sein, weil sie so stark ist, dass sie durch Psychologie nicht erklärt werden kann (vgl. Z. 60ff.). Diese Kraft soll aus der „absolut-konkreten und absolut-substantiellen Einheit des Ich mit dem ewigen Soll seiner Existenz“ (Z.64f.) stammen. Damit ist die Überzeugung, nichts falsch gemacht zu haben, gemeint. Die Kraft wird als „weltüberwinden[d]“ (Z. 66) bezeichnet, was die Stärke noch einmal verdeutlicht.

Die Besonderheit des Gefühls, welches verbunden mit Kleist als „Kleistsch[e] Frömmigkeit“ (Z. 70) bezeichnet wird, wird im letzten Abschnitt (Z. 69-78) deutlich: Es überwindet „die Tragik […] durch den Glauben“ (Z. 74). Man ist also in der Lage durch den Glauben an Gott und sich selbst alle Probleme zu überwinden, was auch der Marquise gelingt. „[W]eil auch sie aus Gottes Hand kommt“ (Z. 77f.), eine Metapher dafür, dass er sie geschaffen hat, unterwirft sie sich im Glauben an Gott der Wirklichkeit, auch wenn sie „mehr des Teufels als Gottes Züge trägt“ (Z. 76f.). Obwohl das, was ihr passiert, sehr negativ für sie ist, glaubt sie an Gott und an ihre eigene Unschuld, was sie stark und stolz werden lässt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Kleist ein heroischer Mensch ist, der in „Die Marquise von O…“ die Emanzipation thematisiert. Die Marquise zeigt dabei die Entwicklung einer Kraft, die durch den Glauben an Gott und sich selbst erlangt werden kann. Durch diese Kraft ist der Mensch in der Lage mit Schicksalsschlägen umzugehen und über sich hinauszuwachsen. Es wird die Bedeutung des Glaubens im Leben zur damaligen Zeit deutlich und auch wie er Menschen verändern kann.

Kolja

Der Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“, welcher von Gerhard Fricke in Berlin im Jahre 1929 verfasst und im Jahre 1963 in Darmstadt neu gedruckt wurde, thematisiert die Deutung der Emanzipation anhand der Beispielfigur Marquise von O… aus der gleichnamigen Novelle. Der Sachtext lässt sich in folgende Sinnabschnitte gliedern: Der erste Abschnitt geht von Z. 1-11 und inhaltlich geht es um den äußerst groben Handlungsverlauf der Novelle. Die Marquise von O… wird grob zusammengefasst von ihren Eltern verstoßen aufgrund eines unehelichen Kindes und dabei wirkt sie stärker als je zuvor. Der zweite Sinnabschnitt (Z. 12- 20) thematisiert die darauf bezogene Deutung des Autors in Bezug auf das Verhalten und Handeln der Marquise. Der Autor stellt die „Unschuld“(Z. 15) und die „Reinheit“(Z. 16) in Bezug zueinander und zeigt somit zum einen die Unschuld insofern auf, da die Marquise wirklich nichts von einem Kind wusste und zum anderen somit auch die Reinheit der Marquise. In dem nächsten Sinnabschnitt, welcher von Zeile 21 bis 30 geht, zeigt Fricke erneut auf, wie sehr die Marquise in einer Situation steckt, die nicht gut für sie ist. Sie verliert laut Fricke nicht nur ihre Familie, sondern auch das „ewige Verhältnis [...] zu sich selber und zu Gott“(Z. 25f.). Dies zeigt dem Leser genau, in was für einer auswegslosen Lage sich die Marquise befindet.


  • ““*

Der vorletzte Sinnabschnitt (Z.49-68) zeigt nahezu eine Charakterisierung der Marquise von O….Der Autor beschreibt noch einmal ganz genau in was für einer Lage sie sich befindet und er geht hierbei auch auf den „religiösen Ursprung“(Z. 63) ein, welchen die Kraft der Marquise hat, mit der sie dies alles überwindet. In dem letzten Abschnitt (Z.69-78) geht Fricke auf das heroische Menschenbild ein. Die Marquise beweist „Frömmigkeit“(Z.70), da sie die Situation einfach so hinnimmt wie sie ist und nicht aktiv etwas dagegen unternimmt. Abschließend ist zu sagen, dass der Autor die Marquise als sehr starken Menschen darstellt, da sie mit dieser äußerst schwierigen Situation gut umgehen kann und beweist, dass sie ein heroischer Mensch ist. Zusätzlich ist zu sagen, dass der Autor die Stärke der Marquise mit dem Glauben verknüpft.


Linda

Der vorliegende Sachtext „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung-Zur Deutung einer Emanzipation“, von Gerhard Fricke geschrieben und 1929 veröffentlicht, thematisiert die Kraft zur Selbstbehauptung aus religiösem Ursprung.

Der Text bezieht sich dabei auf „Die Marquise von O…“ in der die Marquise unwissend schwanger und daraufhin von ihren Eltern verstoßen wird, sich jedoch aus eigener Kraft der Autorität ihres Vaters widersetzt.

Bereits in der Überschrift wird der Bezug zur Marquise von O.. deutlich. Es lautet „Fremdbestimmung“(Z.1), da die Marquise den Vater bisher ihren Vater über sich und ihre Kinder bestimmen lies, und es heißt „Selbstbestimmung da sie sich ihm zum ersten mal widersetzt und für sich selbst bestimmt.

Im ersten Abschnitt seines Textes erläutert Fricke den Bezug auf „Die Marquise von O…“ genauer. Er beschreibt die Marquise dabei als „Heldin“(Z.4), da sie von „den Eltern verstoßen wird“(Z.2) und sich „erstmals heftig der Autorität ihres Vaters“(Z.5) widersetzt. Bisher hatte sie sich immer unter ihren Vater gestellt und getan was er gesagt hat. Das Adverb „erstmals“(Z.5) hebt dies besonders hervor und unterstützt den Begriff der „Heldin“(Z.4) da die Marquise besonders viel Kraft aufwendet um sich dem Willen ihres Vaters zu widersetzen und für sich und ihre Kinder selbstständig entscheidet. Denn obwohl die Marquise bereits eine eigene Familie hat, hat sie bisher immer ihren Vater über diese entscheiden lassen. Der „Stolz der Unschuld“(Z.8) hebt die Marquise „wie an ihrer eigenen Hand, aus der Tiefe […] empor“(Z.9f.) und gibt ihr die Kraft sich gegen ihren Vater zu stellen, da sie sich ihrer Unschuld sicher ist und weiß, dass sie ihrem Vater die Wahrheit sagt.

Im zweiten Abschnitt erläutert Fricke die Situation der Marquise und ihr damit verbundenes Problem. Er deutet den „menschlichen Akt der Selbsterhebung“(Z.12f.), also die Kraft die die Marquise zur Autonomie aufbringt, als ein „religiös motiviertes Geschehen, als eine Rückbesinnung auf Gott“(Z.13f.). Die Marquise hat das Gefühl von „Unschuld und Reinheit“(Z.15f.) in der „realen Wirklichkeit des Daseins“ (Z.17) da sie nichts davon weiss das sie schwanger geworden ist und somit keine Schuld daran trägt. In „dieser Wirklichkeit allein kann die Reinheit behalten oder verloren werden“(z.18f.) und genau die Wirklichkeit zeige dass die Reinheit verloren ist, sagt Fricke, da die Wirklichkeit zeigt, dass die Marquise schwanger ist, sie aber keine Erklärung dafür findet und ihr somit niemand glaubt. Deshalb, sagt Fricke, habe sie die Reinheit verloren. Zudem erklärt er „die Gewissheit, Mutter zu sein“(Z.22f.) sei das „höchste Glück“ (Z.21) und „die erfüllte irdische Bestimmung des Weibes“(Z.21f.). Dieses Glück gilt jedoch in diesem Falle nicht für die Marquise, sondern bedeutet für sie „die Vernichtung der zeitlichen wie der absoluten Existenz“(Z.23f.) und zerstört die Verhältnisse der Marquise „zu sich selber und zu Gott“(Z.25f.). Durch die Unwissenheit von der Schwangerschaft entsteht ein familiärer Konflikt, da die Eltern glauben, die Marquise lüge, jedoch trifft sie keine Schuld. Doch dadurch entsteht auch der Konflikt mit ihr selbst, da sie sich die Umstände nicht erklären kann und zu zweifeln beginnt. Sie kann keine „moralisch rettende Erklärung der Wirklichkeit“(Z.26f.) finden und nur die Hebamme bestätigt die Schwangerschaft, wodurch nur die Wirklichkeit bewiesen wird, die Reinheit jedoch nicht weiter bestehen kann.

Im dritten Abschnitt seines Textes (Z.31-47) beschreibt der Autor die Kraft, die die Marquise zur Emanzipation aufwendet. Ihre Situation könnte nicht schlechter sein, denn ihre „Liebsten und Nächsten“(Z.33f.) haben sie verlassen und sich „schmähend und brutal“ (Z.34) von ihr abgewendet da sie glauben, sie würde lügen. Dadurch verliert „die Wirklichkeit ihren letzten Sinn“(Z.35) und stellt sich wie eine „vernichtende Anklage“(Z.36) gegen das innere Gefühl der Marquise, sodass man eigentlich glaubt, sie würde daran verzweifeln. Sie hingegen erweist sich jedoch als „stärker […] als die ganze furchtbare Wirklichkeit“(Z.39f.) und spürt wie etwas „[E]wig[es] und [U]nzerstörbar[es] in ihr lebt“(Z.41f.), denn sie trägt das Gefühl einer „unzerstörbaren Einheit mit sich selbst und mit Gott“(Z.42) welches sie „wie an ihrer eigenen Hand, aus der ganzen Tiefe, in welche das Schicksal sie herabgestürzt hatte, empor“(Z.45ff.) hebt. Die Marquise stellt sich das erste mal gegen die Autorität ihres Vaters und entscheidet sich gegen die Anweisung ihres Vaters. Es kostet sie viel Mut und Überwindung, wozu sie die Kraft aus ihrem Inneren nimmt.

Im nächsten Abschnitt erläutert Gerhard Fricke den Ursprung dieser Kraft indem er auf das „heroische Zeitalter als die ideale Jugend der Menschheit“(Z.51f.) eingeht. Denn die Marquise hält „in völliger Einsamkeit, in tödlichem Widerspruch mit dem Schicksal“(Z.54f.) stand und überwindet es. Die Wiederholung sie stehe ihrem Schicksal „Auge in Auge gegenüber“ (Z.59) verdeutlicht, wie ernst die Situation ist und zeigt noch einmal, dass die Marquise mehr Mut aufbringen muss als bei einer „idealistische[n] Schicksalsüberwindung“(Z.58) und betont wie wichtig der Schritt für die Marquise ist. Fricke sagt diese Kraft komme von „religiösem Ursprung“(Z.64), da sie zu stark ist um einer „psychologische Kategorie [wie] Trotz [oder] Selbstbehauptung“(Z.62) zuordnen zu können. Die Kraft stammt aus „der unmittelbaren, absolut-konkreten und absolut substantiellen Einheit des Ich mit dem ewigen Soll seiner Existenz“(Z.64f.) und der „weltüberwindenden Kraft des Gefühls, das hier das Credo quia absurdum gleich auf eine neue Stufe bringt“(Z.6ff.). Die Aneinanderreihung der Begriffe und auch der Fachbegriff legen einen Fokus auf den Satz und betonen die Stärke der Kraft, die die Marquise aufwendet um sich ihrem Vater zu widersetzen.

Im letzten Abschnitt des Textes (Z.69-78) wird dann ein Zusammenhang zum Glauben gezogen. Denn der „zweite, fast noch schwerere Schritt“(Z.71) ist die Überwindung zum Glaube. Die Marquise nimmt aus „der Kraft ihres reinen Gefühls ihr Schicksal demütig“(Z.74f.) an und unterwirft sich gläubig der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit wird mit zwei Metaphern beschrieben: sie ist mehr „des Teufels als [das sie] Gottes Züge trägt“(Z.76f.), das meint dass die Realität sehr hart und schwierig ist und nicht einfach oder leicht zu überwinden ist, sondern dass es viel Kraft kostet um sich mit ihr auseinander zu setzen. Doch die Marquise „bejaht diese Wirklichkeit“(Z.77), stellt sich ihr also stark gegenüber, da auch sie „aus Gottes Hand kommt“(Z.77f.). Vor allem im letzten Punkt wird deutlich woher die Marquise die Kraft nimmt, sich der Realität zu stellen und sich ihrem Vater zu widersetzen.

Formal sieht man, dass der Text in fünf Abschnitte aufgeteilt ist. Diese bauen aufeinander auf, sodass man nach und nach den Sinn des Textes verstehen kann.

Zusammenfassend beschreibt Gerhard Fricke in seinem Text anhand der Marquise von O.. woher die Kraft zur Emanzipation und zum selbstbestimmten Leben kommt. Die Marquise nimmt diese Kraft aus der Gewissheit ihrer Unschuld und vor allem aus dem Glauben, da sie sich durch diesen der Wirklichkeit stellt und sie annimmt wie sie ist.


Corinna

Der vorliegende Text „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung- Zur Deutung einer Emanzipation“ von Gerhard Fricke, welcher 1929 in Berlin veröffentlicht wurde und somit zur Epoche der neuen Sachlichkeit gehört ist ein Auszug aus dem Text „Gefühl und Schicksal bei Heinrich v. Kleist“ und thematisiert die Religion als Grundlage der Emanzipation.

Durch den Titel „Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“, welcher eine Antithese darstellt, wird bereits zu Beginn der in dem Sachtext behandelte Konflikt verdeutlicht. Dieses Thema wird wie im Folgende, wie durch den ersten Sinnabschnitt (vgl. Z.1-11) klar wird am Beispiel von Kleists Nouvelle „Die Marquise von O…“ verdeutlicht. Dazu wird zunächst das Kernthema der Nouvelle beschrieben. Fricke beschreibt dabei die Marquise als „die Heldin“ (Z.2) der Novelle und stellt somit seine Position zur Emanzipation dar. Er sieht die Marquise als Heldin und zeigt somit, dass er ihre Abschottung von der Familie als guten Schritt sieht. Er stellt den Inhalt vor. Die Marquise wiedersetzt sich „der Autorität ihres Vaters, der von ihr die Zurücklassung der beiden aus erster Ehe stammenden Kinder fordert“ und belegt dies mit Zitaten aus der Nouvelle.

Im darauffolgenden Abschnitt (vgl. Z. 12-14) stellt Fricke seine Kernthese vor. Er deute die Emanzipation „als eine Rückbesinnung auf Gott“ (Z. 14) und zeigt so, dass er die Religion als Grundlage der Selbstbefreiung sieht. Auffällig ist dass er dabei seine Deutung in der dritten Person Singular vorstellt und sich selbst mit seinem vollen Namen benennt. Dies könnte seine Meinung als eine Experten Meinung darstellen und seine Position deutlicher vorheben.

Im Folgenden beschreibt er den Wiederspruch zwischen der Realität und dass die Reinheit unabhängig vom eigenen Wissen, abhängig von der Wirklichkeit ist. Dies beschreibt die Situation der Marquise, da diese nur durch die Darstellung der Wirklichkeit ihre verlorene Reinheit erkennt. Sie ist also schwanger ohne es gewusst zu haben. Daraufhin stellt Fricke die eigentliche Meinung Kleists über die Rolle der Frau dar, indem er ihr höchstes Glück in der „Gewissheit, Mutter zu sein“ (Z. 22f.) verortet. Dies steht im Wiederspruch zur „Marquise von O…“ , da sie durch die Schwangerschaft ihr Verhältnis „zu den Ihren, […] zu sich selber und zu Gott“ (Z.25f.) zerstört und somit fast alles verliert. Jede sie in moralischer Hinsicht rettende Erklärung scheint außerhalb des Erklärbaren zu liegen somit kann nur die Bestätigung durch die Hebamme Klarheit bringen.

Fricke schließt aus den Zweifeln gegenüber der Reinheit der Marquise, dass daraus die Emanzipation unterstützt wird, bzw. der Kontakt zu Gott wieder hergestellt wird, sodass es zur Emanzipation kommt. Er beschreibt dabei zunächst, dass die Realität „zum Spiel eines teuflischen Dämons wird“ (Z. 32) und zeigt so erneut die Grundlage aus welcher die Selbstbefreiung gründet, nämlich die verzweifelte Lage der Marquise. Daraus entsteht die Erkenntnis der „unzerstörbare[n] Einheit mit sich selbst und mit Gott in der heiligen Gewissheit des reinen Gefühls“ (Z. 42f.). Dies Belegt er im Folgenden erneut mit Zitaten aus „Die Marquise von O…“.

Im nächsten Abschnitt (vgl. Z. 49-68) nimmt er Bezug auf „Boeckmann“ (Z. 49) dessen Meinung er als Unterstützung seiner Position darstellt. Dieser beschreibt Kleist als „heroischen Menschen“(Z.50f.) also als jemanden der sein Schicksal in der Art hinnimmt wie es kommt, wie es auch die Marquise tut. Das sich dies in der „Marquise von O…“ wiederspiegelt zeigt Fricke in einer rhetorischen Frage. Im Folgenden beschreibt er dann inwiefern die Emanzipation auf der Religion basiert, da es dieser für die „Selbstbehauptung“ (Z.62) bedarf.

Im letzten Abschnitt erklärt Fricke erneut den Bezug zum heroischen Bild von Kleist und fasst außerdem erneut die Verortung der Religion als Basis der Emanzipation mit einem Zitat aus der Nouvelle zusammen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Fricke mithilfe von anderen Experten, die seine Position unterstützen und zahlreicher Anlehnungen an die Nouvelle seine Position überzeugend darstellt. Die Religion scheint also eine wichtige Grundlage für die Selbstbefreiung zu sein.

Marcel

Der Sachtext ,,Zwischen Fremdbestimmung und Selbstbefreiung – Zur Deutung einer Emanzipation“, verfasst von Gerhard Fricke und 1929 veröffentlicht, ist eine Deutung des Schicksals der Marquise von O. , welches 1808 von Heinrich Kleist verfasst wurde. Der Text ist in Sechs Sinnabschnitte unterteilbar, welche sich vom Herausstellen der Situation der Marquise über die Erläuterung derer Problematik bis hin zur Reaktion der Marquise erstreckt.


Im ersten Abschnitt, welcher sich von Z. 1-11 erstreckt, wird die Situation der Marquise herausgestellt. Die Marquise muss sich ,,heftig der Autorität ihres Vaters“ (Z. 5), da dieser, nachdem er die Marquise verbannt hat aufgrund einer Unehelichen Schwangerschaft, von dieser die Aushändigung ihrer Kinder fordert, was die Marquise nicht hinnehmen kann, da sie unschuldig ist, was den ,,Stolz der Unschuld“ (Z. 8) in ihr weckt und sie sich über diese Forderung hinwegsetzt. Bereits die Überschrift ,,Fremdbestimmung und Selbstbefreiung“ (Z. 1) zeigen der Marquise zwiespältige Situation, bedingt durch die Gegensätzlichkeit der beiden Nomen, da sie nicht schuld an der jetzigen Situation ist und diese auch nicht ändern kann, aber dennoch die Konsequenzen dieser tragen muss.


Im zweiten Sinnabschnitt (Z. 12-20) wird das Handeln der Marquise näher erläutert. So beschreibt der Autor die ,,Selbsterhebung“ (Z. 13) der Marquise über die Forderung ihres Vaters als eine ,,Rückbesinnung auf Gott“ (Z. 14), da ihre Reinheit und Unschuld der Realität entgegenstehen. Dennoch ist diese Reinheit ,,verloren“ (Z. 19), da die Marquise von ihren Eltern abhängig ist und als Folge der Realität von diesen vor die Tür gesetzt wird.

Im dritten Sinnabschnitt (Z. 21-30) erläutert nun die oben genannten Folgen für die Marquise, welche sie durch die Schwangerschaft, welche Fricke als ,,das höchste Glück […] des Weibes“ (Z. 21 f.) ansieht, erleidet, da die Marquise wie bereits angesprochen vollkommen von ihren Eltern abhängig ist und nun von diesen Hinausgeworfen wird, was Fricke als ,,Vernichtung der […] absoluten Existenz“ (Z. 23 f.) bezeichnet, da die Marquise ohne ihre Eltern nichts hat und sich auch nicht zu helfen weiß dieses, erzwungene, Verlassen des Elterlichen Hauses zu verhindern, denn ,,jede sie moralisch rettende Erklärungen der Wirklichkeit liegt völlig außerhalb des Bereiches der Möglichkeit“ (Z. 26 ff.) liegt, da die Marquise sich die Situation zum jetzigen Zeitpunkt selbst nicht erklären kann.


Der vierte Sinnabschnitt (Z. 31-47) thematisiert die Reaktion der Marquise, als sie mit den gegebenen Umständen Konfrontiert wird. So wird die Wirklichkeit zum ,,Spiel eines Teuflischen Dämons“ (Z. 32), da sich nun alles und jeder gegen die Marquise zu stellen scheint, was eine Metapher dafür ist, wie die Marquise von allen im Stich gelassen wird und keine Chance auf Hilfe von außerhalb hat. Als die Marquise diese Erkenntnis gewinnt, bringt dies ,,eine Kraft hervor“ (Z. 38) mit welcher die Marquise dieser furchtbaren Wirklichkeit zu trotzen vermag. Diese Kraft macht sie stark genug sich und ihre Kinder vor ihren Eltern zu retten. Der Autor vermutet, dass diese Kraft in dem Moment entstand, als sich ihr Glaube an Gott mit ihrer Unschuld und Reinheit verband und so diese ,,unzerstörbare Einheit mit sich selbst und mit Gott“ (Z. 42 f.) schuf, welche ihr die Kraft gaben sich nun, zum Schutz ihrer selbst und ihrer Kinder nun endgültig von ihrer Familie abzuspalten.


Im fünften und vorletzten Sinnabschnitt (Z. 49-68) geht der Autor näher auf das Verhalten der Marquise ein und Deutet dies. So bezeichnet der Autor die Marquise, wie auch Kleist selbst, als heroisch. Heroisch in dem Sinne, dass die Marquise es gewagt hat sich über die Forderung ihres Vaters hinwegzusetzen, was zur damaligen Zeit absolut unüblich war, da die Frau dem Mann, Bruder oder auch Vater zu gehorchen hatte und sich diesen Forderungen nicht zu wiedersetzen hatte. Doch die neu gewonnene Kraft der Marquise befähigt sie dazu ihrem ,,Schicksal Auge um Auge gegenüberzustehen“ und so der ihr so furchtbar erscheinenden Realität zu trotzen. Weiterhin besitzt sie die Kraft sich ihrem Schicksal zu wiedersetzen und dieses zu überwinden, ohne sich aber über das Schicksal hinwegsetzen zu können, da sie immer noch an das Schicksal gebunden ist, da die Konsequenzen für sie unausweichlich sind.


Im sechsten und letzten Sinnabschnitt (Z. 69-78) wird auf die Haltung der Marquise eingegangen. So ist sie mittels der ihrer Frömmigkeit in der Lage ,,die Tragik überwindet durch den Glauben“ (Z. 73 f.), da sie weiß dass auch sie ,,aus Gottes Hand kommt“ (Z. 77 f.) und sie so bereit ist sich der Wirklichkeit zu unterwerfen, da ihr Glaube an Gott sie nicht verzweifeln ist und sie so bereit ist ,,ihr Schicksal demütig anzunehmen und sich gläubig einer Wirklichkeit zu unterwerfen, die mehr des Teufels als Gottes Züge trägt“ (Z. 75 ff.), da sie sich der Wirklichkeit mit ihren Konsequenzen nicht entziehen kann, ihr Vertrauen in Gott ihr aber die Kraft gibt diese Wirklichkeit anzunehmen und zu akzeptieren.


Alles in allem lässt sich sagen, dass Kleist mit der Marquise von O. die Emanzipation der Frau thematisiert. Der Glaube, welche zur damaligen Zeit sehr stark in den Menschen verankert war, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle, da er es ist, der die Menschen mit ihren Schicksalsschlägen umgehen lässt und ihnen hilft über ihren Schmerz und ihr Leid hinwegzukommen.

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